Bedeutung für die betroffenen Frau Chancen und Therapiemöglichkeiten Vorzeitiges Ovarialversagen Bedeutung für die betroffenen Frau Chancen und Therapiemöglichkeiten Katharina Schiessl Klinik für Reproduktions-Endokrinologie ■ UniversitätsSpital Zürich
Definition Verlust der Eierstocksfunktion vor dem 40. Lebensjahr (endokrinologisch u. generativ) Englischer/internationaler Sprachraum: P premature O ovarian I insufficiency Betrifft 1-4 % der Frauen Andere Bezeichnungen: POF (primary ovarian failure), POD (primary ovarian dysfunction), Klimakterium präcox
Vorzeitige Wechseljahre Ursachen ? Turner-Syndrom Fragiles-X-Syndrom Syndrom des resistenten Ovars Gonadendysgenesie Genetik Autoimmunerkrankungen OP Myasthenia gravis Lupus Erythematodes Rheumatoide Arthritis Polyglanduläres AutoimmunSyndrom I, II Vorzeitige Wechseljahre Endometriose Ovarialtumoren Hohes Brustkrebsrisiko Autoimmuninsuffizienz, polyendokrine (Polyglanduläres Autoimmun-Syndrom; Schmidt-Carpenter-Syndrom) Bei der polyendokrinen Autoimmuninsuffizienz lassen sich mittlerweile zwei Typen voneinander abgrenzen: Typ 1: Diese Form beginnt schon im Kindesalter mit einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) und einer Infektion mit dem Pilz Candida albicans (Candidiasis). Später kommen ein Morbus Addison, eine Hashimoto-Thyreoidits, ein Diabetes mellitus Typ I und gegebenenfalss eine Ovarialinsuffizienz hinzu. Ausserhalb des endokrinen Organsystems können sich eine Vitiligo und eine perniziöse Anämie entwickeln. Typ 2: Hierbei handelt es sich um das eigentliche Schmidt-Carpenter-Syndrom. Die Erkrankung beginnt eher später und bevorzugt das weibliche Geschlecht. Die Patienten erkranken eher selten an einem Hyperparathyreoidismus. Eher im Vordergrund stehen die Addison-Krankheit, die Hashimoto-Thyreoiditis, der Typ I-Diabetes mellitus und ein Hypogonadismus. An extraendokrinen Erkrankungen können neben der Vitiligo und der perniziösen Anämie gelegentlich auch eine Sprue und eine Myasthenia gravis auftreten. Für diese Form der polyendokrinen Autoimmuninsuffizienz ist ein autosomal-dominanter Erbgang nachgewiesen. Blut- und Stoffwechselkrankheiten Krebstherapien Galaktosämie Hämochromatose 3
Pathophysiologie 10% schon primäre Amenorrhoe Follikelschwund Funktionsverlust Follikel Turner-Syndrom Einzelgenmutationen Umwelteinflüsse Rezeptordefekte Enzymdefekte Autoimmunerkrankungen vorzeitige Luteinisierung 10% schon primäre Amenorrhoe 90 % Ursache unbekannt bei primärer Ovarialinsuffizienz
Syndrome mit primärer 46XX-Ovarialinsuffizienz Nelson L. NEJM 2009;360(6):606-14
Gengesteuerte Follikulogenese und POI Auswahl von Genen, die primär bei der Follikulogenese und Follikelfunktion involviert sind und deren Mutationen zur POI führen Ledig, Wieacker. Medizinische Genetik 10.1007/s11825-011-0270-3 online publiziert Mai 2011
Syndromale Formen POI Ledig, Wieacker. Medizinische Genetik 10.1007/s11825-011-0270-3 online publiziert Mai 2011
Turner-Syndrom 45,X0
Weibliche Entwicklung: Turner Syndrom Klitoris, Labien, untere Vagina X X0 Östrogen Brust, Silhouette Primäre Amenorrhoe Fehlende Pubertät Herzfehler Kleinwuchs Pterygium colli Müllerschen Gänge Durch AMH Rückbildung des Ductus paramesonephricus (Müllersches Gangsystem), durch Testosteron Ausbildung des Ductus mesonephricus (Wollfsche gänge) SRY=sex determing region of Y Tuben, Uterus, obere Vagina
Gonadendysgenesie Uterus Streak Gonade Wechseljahre und Gesundheit – Schiessl 11/08
FMR1-Mutationen und Prämutation Mutation Xq27.3 Prämutation: erhöhte Menge an messenger-RNA wirkt toxisch auf Hirngewebe Normal: 7-52 CGG-repeats Prämutation: 60-200 repeats Vollmutation: mehrere hundert repeats Abbildungen: National Fragile X Foundation
FMR1-Mutationen und Prämutation Vollmutation: > 200 CGG repeats führt zu Fragilem X-Syndrom bei XY (mentale Retardierung, Autismus) Häufigkeit: ~1: 3000 Prämutation: 50-200 CGG repeats Primäres Ovarialversagen / vorzeitige Menopause Fragile X-associated Tremor/Ataxia Syndrom (FXTAS) www.fragilex.org Prämutation: erhöhte Menge an messenger-RNA wirkt toxisch auf Hirngewebe Von Lernschwäche bis geistiger Retardierung Ca. 20 % der Frauen bekommen vorzeitige WJ oder POI, nur bei Prämutation v.a. 80-100, nicht bei vollmutation. FXTAS bei Frauen über 50, ist schwächer ausgeprägt als bei Männern. Führt zu Demenz. Häufig Fehldiagnostiziert als Parkinson, Alzheimer usw.
Polyglanduläre Autoimmunsyndrome Typ 1 APECED (selten, ♀~♂,monogenetisch, autosomal rezessiv) Candidiasis (Kindesalter) Hypoparathyreoidismus (Kindesalter) Nebennierenrindeninsuffizienz (M. Addison) Typ 2 , APS-2, Schmidt-Carpenter-Syndrom (♀ > ♂, polygenetisch, familiär gehäuft ) NNR-Insuffizienz Autoimmunthyreoiditis Diabetes mellitus 1 POI Perniziöse Anämie Myasthenia Gravis
APECED - Syndrom Autoimmune Polyendokrinopathie – Candidiasis – ektodermale Dystrophie selten, autosomal rezessiv, Chr.21p22.3 Höhere Prävalenz: Iranische Juden, Finnland, Sardinien Beginn typischerweise Kindesalter Symptomatik: Candidiasis Hypoparathyreoidismus NNR-Insuffizienz Alopezie Hypogonadismus (♀>♂) Hepatitis Vitiligo Intestinale Dysfunktion Perniziöse Anämie Thyreopathie Diabetes mellitus Hypophysitis Vogel et al. Dt. Ärzteblatt 24.5.2002,99(21):A1428-34
Genetik Bei 6 % mit APECED-Syndrom keine Mutation nachweisbar Bei 9 % nur ein defektes Allel Keine schlüssige Genotyp-Phänotyp-Korrelation Auroimmun-Regulator (AIRE) Vogel et al. Dt. Ärzteblatt 24.5.2002,99(21):A1428-34
Polyglanduläre Autoimmunsyndrom Typ 2 Erstbeschreibung 1926 Schmidt, Neuklassifikation 1980 Neufeld et al. ♀ > ♂, häufiger als Typ 1 polygenetisch Beginn typischerweise 20.-30. LJ Starke Assoziation mit verschiedenen MHC (Major Histocompatibility Complex) –Klasse-2 und -3 Genen Haupthistokompatibilitätskomplex: Umfasst Gengruppe bei Wirbeltieren (ab Knorpelfischen), die Proteine kodieren, die welche für Immunerkennung und Gewebeverträglichkeit wichtig sind Genprodukt MHC-Proteinkomplexe: körpereigene Antigene auf der Oberfläche jeder Körperzelle, die die Zelle als zum Körper gehörig kennzeichnen (HLA-System) Erstbeschreibung 1926 Schmidt; Neuklassifikation Neufeld et al. 1980, heute offenere Def. Multifaktorielle genetische Ursache, starke Assoziation mit verschiedenen MHC-Klasse-2 und -3 Genen. Der Haupthistokompatibilitätskomplex (Abk. MHC von engl. Major Histocompatibility Complex) umfasst eine Gruppe von Genen bei Wirbeltieren, die Proteine codieren, welche für die Immunerkennung, die Gewebeverträglichkeit (Histokompatibilität) bei Transplantationen und die immunologische Individualität wichtig sind. MHC-Regionen finden sich in allen Wirbeltieren ab den Knorpelfischen (Haie, Rochen). Beim Menschen sind diese Gene auf dem kurzen Arm von Chromosom 6 zu finden. Die Genprodukte, die MHC-Proteinkomplexe, sind körpereigene Antigene auf der Oberfläche jeder Körperzelle, die immunologische Vorgänge regulieren. Diese Proteine kennzeichnen die Zellen als zum Körper gehörig und sind auf weißen Blutkörperchen (Leukozyten) leicht nachweisbar. Daher kommt auch die Bezeichnung HLA-System (Human Leucocyte Antigen) für das Regulationssystem der humanen Immunabwehr, dessen wichtigster Bestandteil der MHC ist. Unter anderem werden vom Haupthistokompatibilitätskomplex die MHC-Klasse-I- und MHC-Klasse-II-Proteinkomplexe codiert, die für die Funktion des Immunsystems eine zentrale Rolle spielen. Haupthistokompatibilitätskomplex: Damit Antigene von T-Lymphozyten erkannt werden können, müssen sie zuvor aufbereitet und auf die vom MHC codierten Klasse-I- und Klasse-II-Rezeptoren, auf der Zelloberfläche präsentiert werden. Dieses Phänomen nennt man MHC-Restriktion. Vogel et al. Dt. Ärzteblatt 24.5.2002,99(21):A1428-34
Polyglanduläre Autoimmunsyndrom Typ 2 Symptomatik: NNR-Insuffizienz Autoimmunthyreoiditis Diabetes mellitus 1 POI HVL-Insuffizienz Vitilogo Alopezie Perniziöse Anämie Zöliakie Myasthenia Gravis Diabetes insipidus Erstbeschreibung 1926 Schmidt; Neuklassifikation Neufeld et al. 1980, heute offenere Def. Multifaktorielle genetische Ursache, starke Assoziation mit verschiedenen MHC-Klasse-2 und -3 Genen. Der Haupthistokompatibilitätskomplex (Abk. MHC von engl. Major Histocompatibility Complex) umfasst eine Gruppe von Genen bei Wirbeltieren, die Proteine codieren, welche für die Immunerkennung, die Gewebeverträglichkeit (Histokompatibilität) bei Transplantationen und die immunologische Individualität wichtig sind. MHC-Regionen finden sich in allen Wirbeltieren ab den Knorpelfischen (Haie, Rochen). Beim Menschen sind diese Gene auf dem kurzen Arm von Chromosom 6 zu finden. Die Genprodukte, die MHC-Proteinkomplexe, sind körpereigene Antigene auf der Oberfläche jeder Körperzelle, die immunologische Vorgänge regulieren. Diese Proteine kennzeichnen die Zellen als zum Körper gehörig und sind auf weißen Blutkörperchen (Leukozyten) leicht nachweisbar. Daher kommt auch die Bezeichnung HLA-System (Human Leucocyte Antigen) für das Regulationssystem der humanen Immunabwehr, dessen wichtigster Bestandteil der MHC ist. Unter anderem werden vom Haupthistokompatibilitätskomplex die MHC-Klasse-I- und MHC-Klasse-II-Proteinkomplexe codiert, die für die Funktion des Immunsystems eine zentrale Rolle spielen. Haupthistokompatibilitätskomplex: Damit Antigene von T-Lymphozyten erkannt werden können, müssen sie zuvor aufbereitet und auf die vom MHC codierten Klasse-I- und Klasse-II-Rezeptoren, auf der Zelloberfläche präsentiert werden. Dieses Phänomen nennt man MHC-Restriktion. Vogel et al. Dt. Ärzteblatt 24.5.2002,99(21):A1428-34
Symptomatik und Diagnostik Hypoparathyreoidismus: Kribbelparästhesien, Muskelkrämpfe, PTH↓, Ca↓ NNR-Insuffizienz: Hyperpigmentation mit Fieber, Abdominalschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gelenkbeschwerden. Cortisol↓, ACTH↑, ACTH-Test neg., anti-CYPc21 Hypogonadismus: Gonadotropine, Oestradiol/ Testosteron↓, Libido- u. Potenzstörungen SD-Störungen: TSH, TPO-AK, TRAK-AK Diabetes mellitus: BZ, Hba1c, ant-ICA, -GAD, -IA2 Vogel et al. Dt. Ärzteblatt 24.5.2002,99(21):A1428-34
Empfehlungen Diagnostik Diagnostik nach 4 Monaten Zyklusstörung oder Amenorrhoe bei FSH >40 IU/l + E2 <50 pmol/l im Abstand 4 Monate Anti-Müller-Hormon Anamnese, Familienanamnese Inspektion, US: Ovarien darstellbar? Antrale Follikel? Karyotypisierung, FMR-1-Prämutation SD-Werte u. -Antikörper, Nü-BZ, NNR-AK(?) Osteodensitometrie Entspricht im wesentlichen den Empfehlungen der EMAS Hinweise für adrenale Insuffizienz: Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Salzverlust, verstärkte Hautpigmentierung
Vorzeitige Menopause: Folgen für den Knochen BMD bei Frauen mit: normalen Zyklen vorzeitiger Menopause Birkhäuser nach: (Ohta et al., Bone, Vol. 18, No. 3 March 1996: 227-231)
Vorzeitige Menopause und Osteoporose: Study of Women`s Health across the Nation SWAN Multizentrisch: 7 Orte USA Multiethnisch: Afroam. 27 %, Kaukas. 48 %, Hispanics 7 %, Chin.8%, Jap. 9% Kohortenstudie seit1996/97 Fragebögen, Interviews > 3300 Frauen 45-52 y ► Studium der Veränderungen von physischer und geistiger Gesundheit durch verschiedene Stadien der Wechseljahre In the beginning: 54 % premenopausal 46 % early perimenopause
Ursache oder Wirkung Hypothesen: Hormonelle Depletion durch Organversagen führt zu Folgekrankheiten Rocca et al. Womens Health 2009;5:39-48 POF ist Folge einer genetisch verankerten verfrühten Alterung, dies ist auch Ursache der damit einhergehenden Alterserkrankungen Snowdon et al. Am J Public Health 1989;79:709-14
POF und Knochen: Turner-Syndrom N= 45 Frauen TS (<30 % Mosaik) 35 Frauen POI (46 XX) HT: 50%OC 25 % CEE/P zyklisch o. kontinuierlich 25 % E2/P transdermal o. oral zyklisch Calcium: je 75 % der Frauen orale Medikation alle empfohlene tgl. Aufnahme Osteodensitometrie Turner-Syndrom trabekulär kortikal POF Untersuchung NIH Bethesda: Vorbefunde von anderen Untersuchern, dass Mödchen mit TS niedrigere BMD im Radius haben gegenüber „normalen“: Fragestellung, ob Effekt der Hormone oder der Genetik DXA scans of the forearm of a woman with TS (A) and POF (B). The areas of measurement of BMD are indicated by arrows on A. UD denotes UD-Rad, a site comprising predominantly trabecular bone. 1/3 denotes D-Rad1/3, a site comprising predominantly (>95%) cortical bone (see Subjects and Methods). The right side shows the BMD of a single study subject (white dot), plotted against age-specific reference BMD (lines). Index errechnet der Gesamt-Östrogenexposition (Eigenproduktion+OC+HT) Bakalov, V. K. et al. J Clin Endocrinol Metab 2003;88:5717-5722
POF und Knochen: Turner-Syndrom Betrifft vor allem TS nach GH-Therapie Vorbefunde von reduzierter BMD Hüfte bei normalem BMD WS bei TS Befund GH-Therapie unerwartet, auch vorsichtig zu interpretieren bei kleiner Zahl Z-score ist altersadapiert, >-1 ist altersentsprechend FIG. 2. Comparison of Z-scores of two forearm sites (D-Rad1/3, predominantly cortical bone, and UD-Rad, predominantly trabecular bone) between women with TS (hatched boxes) and women with POF (dark gray boxes) Turner-Patientinnen haben lebenslang ein 25 % erhöhtes Frakturrisiko, vor allem der langen Röhrenknochen Scheint spezifischer Effekt des genetischen Syndroms, nicht Hormondefizienz Bakalov et al. J Endocrin Metab 2003,88(12):5717-22; Bakalov, Bondy. Rev Endocr Metab Disord. 2008 Jun;9(2):145-51
Osteoporoserisiko bei vorzeitiger Menopause Je früher die Menopause, um so geringer die spätere Knochendichte Zusammenhang mit Frakturrisiko für POI nicht belegt, da keine Langzeitstudien vorliegen und Frakturraten altersabhängig sind Ovarektomie führt selbst nach MP zu erhöhtem Frakturrisiko
Menopausenalter und kardiovaskuläre Mortalität Cohort study Utrecht, Niederlande 12115 pmp Frauen 50-65 Jahre Beginn1974-77 Follow up 20 Jahre Mit jedem Jahr, das die Menopause später eintritt, sinkt das kardiovaskuläre Risiko um 2 % Der effekt sinkt mit zunehmendem Alter und ist mit 80 nicht mehr da, aber das liegt sicher dran, dass die anderen schon tot sind Interessant: unabhängig von kardiovaskulären risikofaktoren. Effekt nicht nachweisbar für Frauen nach he, akzentuiert für Frauen nach ovarektomie Unabhängig von anderen Risikofaktoren Van der Schouw. Lancet 1996;347:714-18
Langzeitfolgen beidseitiger Ovarektomie Mayo Clinic Cohort Study of Oophorectomy and Aging Bevölkerungsuntersuchung 1955-87 Olmstedt county, Minnesota N=4780 Frauen mit/ohne Ovarektomie Keine malignen Tumoren : Frauen, die in dieser Zeit in olmstedt county, MN, USA eine ein- oder beidseitige prophylaktische Ovarektomie hatten und Referenzgruppe. Over all war gesamtmortalität nicht erhöht, nur bei <45 Jahren Cognitive impairement/Demenz: nur erhöht, wenn keine Östrogensubstitutîon bis 50. LJ Parkinsonrisiko erhöht vor MP The effects of bilateral oophorectomy increased with younger age at the time of oophorectomy for several outcomes investigated by the Mayo Clinic Cohort Study of Oophorectomy and Aging Risk was expressed using hazard ratios and 95% confidence Shuster et al.Maturitas 2010;65:161-166
Langzeitfolgen beidseitiger Ovarektomie Altersabhängiges Überleben nach prophylaktischer beidseitiger Ovarektomie mit Vergleichsgruppe (einseitige oder keine Ovarektomie) Zu 1: Frauen, die in dieser Zeit in olmstedt county, MN, USA eine ein- oder beidseitige prophylaktische Ovarektomie hatten und Referenzgruppe. Over all war gesamtmortalität nicht erhöht, nur bei <45 Jahren Only referent women individually matched by year of birth to women who underwent oophorectomy are shown. *One woman had no follow-up information after index year Rocca et al. Lancet oncology 2006;7:821-8 Mayo Clinc Cohort Study of Oophorectomy and Aging
Langzeitfolgen beidseitiger Ovarektomie ohne Hormonersatztherapie Altersabhängiges Überleben nach prophylaktischer beidseitiger Ovarektomie mit Vergleichsgruppe (einseitige oder keine Ovarektomie) Zu 1: Frauen, die in dieser Zeit in olmstedt county, MN, USA eine ein- oder beidseitige prophylaktische Ovarektomie hatten und Referenzgruppe. Over all war gesamtmortalität nicht erhöht, nur bei <45 Jahren und noch mehr ohne HT Only referent women individually matched by year of birth to women who underwent oophorectomy are shown. *One woman had no follow-up information after index year Rocca et al. Lancet oncology 2006;7:821-8 Mayo Clinc Cohort Study of Oophorectomy and Aging
Hormontherapie und KHK Danish Nurse Cohort Study Ovarektomie keine Ovarektomie Prospektive Kohortenstudie seit 1993 N= 13.084 dänische Krankenschwestern >44y Daten von 1993-98 Auswertung Fragebögen u. Nationalregister Fälle/1000 ischämische Herzkrankheit Adapted by: Løkkegaard et al. Maturitas 2006;53:226-233
Menopause und Arteriosklerose INITIATION PROGRESSION COMPLICATED LESIONS Athrerosklerose ist eine chronische Entzündungsreaktion der Gefässwand, die sich durch Plaque-ruptur und thrombose zu einem akuten klinischen Ereignis wandeln kann. Phasen:1. Aktivierung/Beginn: Endotheliale Dysfunktion, Fettablagerungen 2. Progression : Atherosklerotische läsionen mit oder ohne Kalzifikation und Lumenverengung 3. Komplizierte läsionen: vulnerable atherosklerotische plaques zu thrombose führend IKeine positive Östrogenwirkung mehr, wenn etablierte plaques Matrometalloproteinasen destabilisieren plaques WHI participants Präklinisch: endotheliale Dysfunktion
Zyklus und Funktion Gefässendothel Endotheliale Dysfunktion ist assoziiert mit Natürlicher Menopause Ovarektomie > 40. LJ vorzeitiger Menopause Hypothalamischem Hypogonadismus Niedrigen Östrogenspiegeln im „regulären“ Zyklus Perimenstruell besteht bei prämenopausalen Frauen Erhöhte Bereitschaft für Koronarereignisse Bei instabiler Angina höchste Ischämierate vaskuläre endotheliale Dysfunktion ist signifikant erhöht bei Frauen mit niedrigem Östrogenspiegel Endothelfunktion als Index für CVD-risiko bzw. atherogenes Risiko, geht strukturellen Veränderungen voraus und ist noch reversibel; Messinstrumente heute hochauflösender US Oberarmarterie bzw. Hyperämie Hand nach induzierter Ischämie FMD-Flow mediated dilatation) CAD: coronary artery disease, angiographisch diagnostiziert Bairey-Merz et al 2003;J am Coll cardiol 41:413-19 Kalantaridou et al. Trends in Endocrinology & Metabolism 2006K17(3):101-9
Psychische Auswirkungen Vorzeitiges Ovarialversagen Psychische Auswirkungen
Gefühlswelt betroffener Frauen 100 Frauen mit POF Medianes Alter bei Diagnose 28 Jahre Telefoninterviews 3 Jahre nach Diagnosestellung Schock Angst Verwirrung Wut Leere Verlust am Boden zerstört Depression NIH: Befragung 100 Frauen POF mit medianem Alter 28 bei ED; Telefoninterviews median mit 33 (21-43) und 3 jahre nach Diagnosestellung Multiethnisch, aber v.a. Kaukasierinnen Verleugnung 71 % der Patientinnen waren unzufrieden mit der Art der Aufklärung Emotionale „Stress“ war um so höher, je unzufriedener mit der Beratung Wissbegier Erleichterung Groff et al. Fertil Steril 2005;83:1734-41
Aufklärungsgespräch Unzufriedenheit mit Aufklärung korreliert mit emotionalem Stresslevel Persönlich im Gespräch: kein Telefonat, keine email, keine Anrufbeantworternachricht Ausreichend Zeit Einfühlsam Expertise vorhanden Folgetermine 81 % der verheirateten diskutieren Diagnose zuerst mit ehemann, 80 % davon zufrieden mit seiner emotionalen Unterstützung Unverhei^ratete sprechen am ehesten mit mutter Groff et al. Fertil Steril 2005;83:1734-41
Folgen Verlust der Reproduktionsfähigkeit Fehlen der Geschlechtshormone Osteoporose Kardiovaskuläres Risiko Lebensqualität Sexualempfinden Mortalität Neurologische Erkrankungen (Parkinson, Demenz) erhöht Emotionale Belastung, sozialer Rückzug Viele Daten schlecht übertragbar, da nur kollektiv der Ovarektomierten 36
Psychosoziale Folgen Beeinträchtigung Selbstwertgefühl Veränderung von Beziehungen Beeinträchtigung Lebensqualität Veränderung Körperbild Gestörte Weiblichkeit Notiz: Gespräch mit einem Kollegen, der sich die Eierstöcke „verdorrt wie Rosinen“ vorstellte
Vorzeitige Menopause und Depression Cross sectional clinic-based study National Institutes of Health Clinical Research Center Bethesda, Maryland n=174 Frauen mit spontaner 46 XX-Ovarialinsuffizienz + 100 Frauen mit Turner-Syndrom Strukturierte Klinische Interviews DSM-IV Frauen mit POI haben eine höhere life-time-Prävalenz von Depression Depression folgt zeitlich den frühen Zeichen der Ovarialinsuffizienz Depression geht aber der Menopause häufig voraus Frauen mit Turner-Syndrom hatten eine niedrigere Prävalenz von Depression (36% versus 55%) Vielzahl von Studien bestätigt zusammenhang Depressionsrisiko und POI; hier geht es um das life-time-Risiko Prävalenz: wieviele einer bestimmten Gruppe sind erkrankt Schmidt et al. J clin Endocrinol Metab 2011,96(2)
Risikokalkulation bei POI Verschiedene Äthiologie Definition vorzeitige Menopause – POI Kurze Beobachtungszeiten der Kohorten Fragebogenerhebungen oder ad hoc-Datenerfassungen Wether different types of premature menopause or early menopause result in different long-term health consequences, remains unknown Shuster et al.Maturitas 2010;65:161-166
Fertilität 5-10 % Spontankonzeptionen: AC? Bei Kinderwunsch: Eizellspende Embryonenspende Adoption oder Pflegeelternschaft Rarität: Ovarialtransplantation Eineiige Zwillingsschwester mit normaler Ovarialfunktion
Hormonersatztherapie vorzeitige Menopause Keine Datenlage! Zyklisch oder kontinuierlich Oral oder transdermal Optimale Dosierung Oestradiol/Progesteron oder andere Ovulationshemmer Thromboembolierisiko Keine Daten zu Biphosphonaten, Phytoöstrogenen, Raloxifen u.a. zur Osteoporoseprävention Nach hormonsensitiven Tumoren Ovulationshemmer keine Daten zum Vergleich mit HT, aber HT ev. Besser für kardiovaskuläres Risiko, zumindest auch VTE Niedrig dosierte OVH ev. Zu niedrig für optimale Osteoporoseprophylaxe
Bedürfnisse der Patientinnen Kontinuität und Expertise Unterstützung bei emotionaler Verarbeitung Behutsame Aufklärung (71% unzufrieden) Selbsthilfegruppen (http://www.daisynetwork.org.uk/index.html) Therapeutische Begleitung Hohes Informationsbedürfnis Beratungsbedarf SpezialistInnen bezüglich Reproduktion/Antikonzeption Genetischer Ursachen und familiäre Verteilung Hormonelle Substitutionsbehandlung Langfristige Gesundheitsrisiken Ähnlich anderen von chronischer Krankheit betroffener; hoher Score an Depressionen A.A. Groff, S.N. Covington and L.R. Halverson et al., Assessing the emotional needs of women with spontaneous , Fertil Steril 83 (2005), pp. 1734–1741 zur Unzufriedenheit mit der Aufklärung
Gesundheitsvorsorge Bewegung, Ernährung Hormonersatztherapie Indikation: Menopause/Ovarialinsuffizienz < 40. LJ Dauer: bis zum durchschnittlichen „natürlichen“ Menopausenzeitpunkt Betreuung mit Berücksichtigung der individuellen Besonderheiten Spezialisten betreuen Wo es an Evidenzen fehlt, sind sich wenigstens die Eminenzen einig Es gibt keine Hinweise, dass Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko gegenüber normal menstruierenden Frauen erhöht! Die Daten und Bedenken bezüglich postmenopausaler Hormontherapie gelten für diese Gruppe nicht! Wechseljahre und Gesundheit – Schiessl 11/08
Schweizerische Menopausengesellschaft
Informationen www.POFsupport.org www.frauenaerzte-im-netz.de www.wunschkinder.net www.fragilex.org Wechseljahre und Gesundheit – Schiessl 11/08