Gesundheitsschutz und Prävention am Arbeitsplatz

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 Präsentation transkript:

Gesundheitsschutz und Prävention am Arbeitsplatz Science-D@y 2008 in Hannover am 30.10.2008 Kooperationsstelle Hochschulen & Gewerkschaften Elke Ahlers, WSI in der Hans-Böckler-Stiftung

Volkswirtschaftlichen Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen (2006) in Deutschland 401.000.000 Ausfalltage wegen Krankheit Die für den Produktionsausfall entstandenen Kosten werden auf 36 Mrd. € geschätzt (Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)

Krankenstand 2006 so niedrig wie nie?! Aber… Unter den Erwerbstätigen gibt es immer weniger ältere Menschen Viele Industriearbeitsplätze mit traditionell krankmachenden Arbeitsbedingungen wurden ins Ausland verlagert Ergebnisorientiertes Arbeiten (z.B. im Rahmen von Zielvereinbarungen oder flachen Hierarchien und hoher Eigenverantwortung) führt zur „Selbstausbeutung“ Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren Krankenstand erfasst nur einen geringen Teil der tatsächlichen Verluste nach USA – Analysen macht der sog. sickness presenteesm (Anwesendheit auf der Arbeit trotz Krankheit!) 64% der tatsächlichen Motivations- und Leistungsverluste eines Unternehmens aus

Definition psychischer Belastungen: Die DIN EN ISO 10075-1 definiert psychische Belastungen als die von außen auf die Psyche einwirkenden Faktoren. Diese ergeben sich aus den Arbeitsbedingungen, bspw.: der Arbeitsaufgabe (Art und Umfang der Tätigkeit) der Arbeitsumgebung (z. B. Lärm) der Arbeitsorganisation (z. B. Arbeitszeit, Arbeitsabläufe) den sozialen Komponenten (z. B. Führungsstil, Betriebsklima) den Arbeitsmitteln (z. B. Software)

Entwicklung von Arbeitsbedingungen Psychische Belastungen sind flächendeckend gestiegen: in allen Branchen, in allen Betriebsgrößen (in den Dienstleistungen etwas stärker als im gewerblichen Bereich). Körperliche Belastungen haben sich uneinheitlich entwickelt: Teils gestiegen (34%), teils gesunken (29%), teils konstant geblieben (37%).

Die Bedeutung von Gesundheit unter veränderten sozioökonomischen Rahmenbedingungen

„Globalisierung und der Strukturwandel in Richtung wissensintensiver Dienstleistungsberufe erhöhen in vielen Fällen den Zeitdruck, die Komplexität der Arbeit und die Verantwortung der Beschäftigten. Das Tempo des sozioökonomischen Wandels hat dadurch zugenommen. Sicherheit und Berechenbarkeit der Markt- und Arbeitsverhältnisse haben dadurch spürbar abgenommen. Die ökonomischen Veränderungen und anhaltenden Restrukturierungsprozesse in den Unternehmen führen häufig zu einer Intensivierung der Arbeit und einer Verstärkung von Unsicherheit, Ängsten, Misstrauen und Hilflosigkeitsgefühlen sowie Angst vor Arbeitslosigkeit unter den Beschäftigten mit möglichen Auswirkungen auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit und damit auf die Produktivität der Unternehmen und die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen (Rantanen 2001,…)

Rahmenbedingungen zum Thema Betriebliche Gesundheit Demographieentwicklung: „alternde“ Gesellschaft (…Ressourcen der Arbeitskraft erhalten) Prekäre Beschäftigung (…Ängste und Unsicherheiten berücksichtigen) Globalisierungspolitik und veränderte Managementkonzepte (…Subjektivierung von Arbeit berücksichtigen)

Prozessorientierter Gesundheitsbegriff: in der Fähigkeit, langfristige Ziele zu bilden in der Fähigkeit, stabil-flexibel mit sich verändernden Umweltbedingungen umzugehen und in der Fähigkeit, körperliche Prozesse und Handlungen aufeinander abzustimmen (Quelle: Ducki und Greiner (1992, S. 188))

3. Ansätze und Möglichkeiten zukunftsweisender (betrieblicher) Gesundheitspolitik

Gesetzliche Möglichkeiten: Gefährdungsbeurteilung nach §5 Arbeitsschutzgesetz Arbeitgeber sind demnach verpflichtet, jeden Arbeitsplatz durch eine Beurteilung auf seine krankmachenden Arbeitsbedingungen (und Ressourcen) zu untersuchen. Das gilt sowohl für körperliche als auch für psychische Überlastungen. Dieses gesetzliche Instrumentarium dient dem Schutz der Beschäftigten vor Belastungen, die durch den herkömmlichen, technisch-orientiertem Arbeitsschutz nicht abgedeckt waren.

Umsetzungsstand von Gefährdungsbeurteilungen

Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt … die betriebliche Gesundheitsförderung nimmt neben dem konventionellen Arbeitsschutz eine wachsende Rolle ein …von der Risiko- zur Ressourcendiagnostik !!!

Quelle: Prof. Dr. Peter Richter, TU Dresden

Warum fällt es so schwer, moderne Ansätze des betrieblichen Gesundheitsschutzes in der Praxis umzusetzen? Die Besonderheit der psychischen Belastungen Der (unzureichende) Entwicklungsstand des betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Betrieben

Psychische Belastungen Psychische Belastungen - längst auch ein Thema der motivierten Leistungsträger Psychische Belastung betreffen unmittelbar Fragen der betrieblichen Arbeits- und Leistungspolitik (Arbeitszeit, Leistungsanforderungen, Termine, Budgets, Zielvorgaben…) Psychische Belastungen werden individualisiert und sind schwierig zu thematisieren Wahrnehmung als „Selbst-Belastung“ durch mangelhafte Selbstorganisation Gestaltungsfatalismus: „Ändert sich ja doch nichts“ Partizipationsüberdruss: “Nicht noch ein Projekt / eine Befragung / einen Termin…“ Permanente Reorganisationen im Betrieb und Unsicherheit bei den Beschäftigten – erschweren das Thema zusätzlich

Wie ist heute der Entwicklungsstand des betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Unternehmen? Einerseits wachsende Sensibilität für psychische und soziale Belastungen… aber auch: kaum Ansätze eines Gesundheitsmanagements schleppende, konfliktreiche, z.T. unzureichende Umsetzung von Gefährdungsbeurteilungen Probleme der Verstetigung

Ausblick: Ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement muss als langfristiges (auch betriebspolitisches) Projekt angelegt sein Schaffung von Thematisierungsformen und Verständigungsmöglichkeiten

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Weitere Informationen auch unter: http://www.pargema.de/ (BMBF-Projekt: Partizipatives Gesundheitsmanagement)