Das Gedächtnis der Shoah als mémoire croisée unterschiedlicher politischen Systeme.

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Das Gedächtnis der Shoah als mémoire croisée unterschiedlicher politischen Systeme

Methodologische Anmerkungen Geschichtspolitik ist ein Mittel der politischen Legitimation. Sie dient dazu, politische Ziele mit Hilfe historischer Erzählungen auch moralisch zu rechtfertigen. Diese Erzählungen bestimmen die Rolle, den Platz und die Aufgaben der auf der Bühne der Geschichtspolitik auftretenden Personen und Gruppen. Individuelle Erinnerung funktioniert genau umgekehrt, sie ist Teil und Motor der Selbstrepräsentation, bzw. der persönlichen Identität. Sie dient dazu, das Selbst zu stabilisieren und sie mit den kollektiven Identitäten zu harmonisieren. Das kollektive Gedächtnis versucht einen Ausgleich der immerwährenden Diskrepanz zwischen der Geschichtspolitik und der individuellen Erinnerung, die immer segmentiert und fragmentiert gespeichert und aufgerufen wird.

Die Dynamik des kollektiven Gedächtnisses ‹―› Ausgleich von Spannungen ‹―› Individuelle Erinnerungen (Fragmenten, individuelle Werten in der Lebensgeschichte) Kollektives Gedächtnis (Gemeinsame Mythen, Ritualen und Gewohnheiten) Gesichtspolitik (Gemeinsame Narrativen, Ideologien in den politischen Programmen)

Aspekten der Analyse I. Opferperspektiven II. Gedächtnis des Nationalsozialismus und Kommunismus in West-West und Ost-Ost Relationen III. Globale versus nationale Gedächnisse IV. Das europäische Gedächtnis des Holocaust und der Vertreibung V. Die letzten Zusammenstöße zwischen kommunikativen und kulturellen Gedächtnissen

MeilensteineÖsterreichUngarn 1945, Rote ArmeeBefreiung – Niederlage Neubeginn, Figl-Rede: 7 Jahre Hitlerbarbarei; Österreich: das erste Opfer des Nationalsozialismus Beginn der Gedächtnisindustrie: Ausstellung „Niemals vergessen“ Gerichtsverfahren und Säuberungen Integrierung der vertriebenen Volksdeutschen 1) Opferthese; 2) letzter Kollaborateur des Nationalsozialismus Heiße Debatte und Pogrome Gerichtsverfahren und Säuberungen Vertreibung der Ungardeutschen Bruch I, 1947/48Integrationspolitik gegenüber den ehemaligen Nazis Erinnerung an die Opfer, „Antifa“ (Juden vergessen) Externalisierung des Nationalsoz. „Antifa“ (Juden vergessen) Externalisierung des Nationalsoz. Bruch II.1979 TV-Serie „Holocaust“: Österreichs Anteil an der Endlösung in der Öffentlichkeit wird thematisiert 1986 Waldheim-Debatte: Erosion der Opferthese „Wir sind alle unschuldige Täter“ Sporadisches Erscheinen des Themenbereiches Holocaust Mitte 80er Jahre: Erinnerungen der Juden als Opfer wird in der zweiten Öffentlichkeit thematisiert 1984 Holocaust-Tagung an der Akademie

MeilensteineÖsterreichUngarn Nach der WendeHöhepunkt des Täterdiskurses: Mitverantwortungsthese Wiedergutmachung Musealisierung Etablierung in die europäische Erinnerungskultur Debatte über die Beneš-Dekrete Diskriminierung und Marginali- sierung des Rechtsradikalismus (FPÖ, Haider) Höhepunkt der Opferdiskurse (Memoiren, Gedenktage) Halbherzige Wiedergutmachung Heiße Debatte über Musealisierung (Auschwitz-Ausstellung, Haus des Terrors, Holocaust Museum) Konkurrierende Opfergruppen – konkurrierende Erinnerungen: 2000 Holocaust-Gedenktag; 2001 Gedenktag für die Opfer der kommunistischen Herrschaft Debatte über die Beneš-Dekrete Keine Diskriminierung und Marginalisierung des Rechts- radikalismus (MIÉP, manche FIDESZ Politiker AktuellEröffnung des Mauthausen Memorials Eröffnung des Holocaust Museums Enthüllung und baldige Beschädigung des Mahnmals am Donaukai in Budapest