Verflechtungen am Vorabend der Proto-Globalisierung

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Verflechtungen am Vorabend der Proto-Globalisierung 070533 VO Vorlesung Mittelalter 2 „Japan in Asien“: Verflechtungen am Vorabend der Proto-Globalisierung Birgit Magdalena Tremml 09.06.2011

Übersicht Politische und wirtschaftliche Entwicklungen – Macro und Meso-Ebenen Maritime Verflechtungen - Tributhandel vs. Privathandel Kontakte mit dem Westen

Vorbemerkungen: hist. Forschung Regionale Unterschiede in der Quellenlage Unterschiedliche Entwicklung Hoher Entwicklungsstand Westliche Geschichtsschreibung Globalgeschichtlicher Ansatz über „comparisons and connections“ Periodisierung – ostasiatisches Mittelalter? Bewusstsein schaffen für Kontroversen, Narrative, Diskurse

Zahlen, Daten, Fakten: China Tang-Dynastie 唐 (618-907) Song-Dynastie 宋 (960-1279) Präsenz im ostchin. Meer (hochseetaugliche Schiffe), Handel und diplomatischer Austausch mit Korea und Japan Yuan-Dynastie 元 (1271-1368) internationale Beziehungen, weitere Handelsmissionen nach Südostasien, Gewürzhandel; temporäre Handelssperren Ming-Dynastie 明 (1368-1644) ambivalente Einstellung zur See  ab 1433: „maritime Sperre“ = passive Präsenz: Ausbau des Tributhandels und Ausbau diplomatischer Beziehungen innerhalb des „chinesischen Systems“

China unter Mongolenherrschaft 1211 Dschingis Khan / Mongolei 1234: Khublai Khan schlägt die Südlichen Song  Grdg der Yuan-Dynastie 1272 – Pax Mongolica („connections“/ Transfer) Rigides Gesellschaftssystem: Landesbevölkerung in vier Klassen: juristische, fiskal. Diskriminierung; religiöse Toleranz landesweites Transportnetz (Pferde) und Papiergeld (1236) Tributforderungen vs. Mongolensturm; Feldzüge nach Korea (1231; 1270) und Japan (1274; 1281) Machtverlust nach Qubilai Khan Sicht von außen: Politische und wirtschaftliche Einigung – Blüte des Fernhandels (Marco Polo); maritimer Handel mit Südostasien / Indik Sicht von innen: Fremdherrschaft der „nördlichen Barbaren“, Periode des Niedergangs? Despotismus, Bevölkerungsrückgang, Hunger  Rebellion (“Rote Turban”)

Marco Polos Reise

Ming China (1368-1644) 1368 Zhu Yuangzang (Hongwu) begründet Ming-Dynastie Landvermessung f. Grundsteuer; Verbot des profitorient. Privathandels Yongle-Kaiser (r. 1403-1424) / Beijing – Sicherung der ndl. Provinzen und Grenzen Milit. Offensive gegen Nordosten und Vietnam Ausbau der Großen Mauer (Mongoleneinfälle weit ins 16. Jh)

Zivilisationen und Religionen Agrarische Gesellschaft, starker Bevölkerungswachstum, Tributhandel mit Nachbarstaaten Konfuz. Staatsideologie: Reich der Mitte vs. Barbaren: Ming halten sich streng daran  „autark, agrarisch, anti-ausländisches“ Bild in der Historiographie Außenpolitisch: Sicherung der Grenzen (Mongolengefahr im Norden; Piraten im Süden) Einfluss der Eunuchen Kontinuität und Brüche zur Yuan-Zeit

Neokonfuzianische Staatsräson Stärkung des Konfuzianismus nach Vertreibung der Mongolen (5 Tugenden, 3 Pflichten) Gleichheit und Stabilität Förderung der Landwirtschaft / Enteignungen reicher Schichten Neo-konfuzianische Gesellschaftshierarchie System scheitert ab Mitte des 15. Jh: Großgrundbesitz, illegaler Privathandel; Widersprüche im System (z. B. Handelssteuern; ineffiziente Organisation der Arbeitsdienste); Notwendigkeit Steuern in Geldform einzuheben; Silbermangel; Landflucht; Inflation Maritime Sperre

Außenpolitik nach 1435 Chinesische Weltsystem: Reich der Mitte vs. Barbarische Staaten: China als kosmologisches Zentrum Verknüpfung von Handel und Diplomatie: China moralisch, ideologisch und militärische Protektionsmacht; Investitur und gegenseitige Herrschaftslegitimation, ‚internationale‘ Anerkennung Staatliche Kontrolle: Konfuzianismus mit seiner traditionell negativen Einstellung zu Handel und Profit und der Bevorzugung des Agrarsektors wird zur wichtigen Stütze der Ming-Herrschaft Verbot des privaten Außenhandels: maritime Zonen Chinas entwickeln sich zu illegalen Handelszentren Anreiz für loyale Vasallen?

Außenbeziehungen – Sino-zentrisches Weltbild Staatliches Monopol auf Tributhandel (gong)  Verbot des Privathandels (shang) 1371 - 1567 Seeverbot / Maritime Sperre Strenges Reglement der Tributbeziehungen (Häufigkeit, Route, Eintrittspunkte, 160 versch. Waren) Tributmissionen sollten aus höchstens 150 Personen bestehen Sehr kostspielig für den Kaiserhof (Versorgung) Superintendentur für Außenhandel (Übersee: Hangzhou, Ningbo, Quanzhou) Ministerium für Riten; Zertifikate und Vasallenbriefe

Tributhandelspartner / Sinozentrische Weltordnung Südöstliche Barbaren (18) Korea, Japan, Ryukyu, Annam, Siam, Cambodia, Java Südöstliche Barbaren (44) Sulu, Malakka und Sri Lanka Nördliche Barbaren (8) Nordöstliche Barbaren Jurchen Westliche Barbaren I (58) westlich von Lanzhou – heutiges China Westliche Barbaren II (14) Region um Tibet Institutionalisierte Tributbeziehungen unterliegen strengem Reglement

Ablauf der Tributmission Zeremonie des zweiseitigen Austausch: formaler Tribut der Tributdelegation an den Kaiser, “Geschenke” des imperialen Zentrums als Gegenleistung; Hamashita: „kommerzieller Austausch“ Lizenzierter Handel in der Beijing Assembly Hall für eine begrenzte Zahl an Händler, die die Tributmission begleiten durften (Pharmazeutika, Hörner, seltene Tiere, Perlen) Grenzhandel der ausländischen Händler (Zahl festgelegt) und chinesischer Kaufleute in den festgelegten Grenzorten bzw. Häfen (Handwerk, Rohstoffe) Handelsbüros zur Überwachung der Transaktionen zuständig (offizielle Tributgüter / privaten Waren: 60 % an das maritime Handelsbüro) Strenges Protokoll: Regelverstoß führt zu Zurückweisung

Japan aus maritimer Perspektive

Inselstaat im Osten

Zahlen, Daten, Fakten: Japan Heian 平安-Zeit (794-1185) Kamakura 鎌倉 Shogunat (1185-1333) Ashikaga 足利 / Muromachi 室町 Shogunat (1336-1573) sengoku (1477-1603) / Azuchi-Momoyama (1568-1603) Edo 江戸 / Tokugawa 徳川 Shogunat (1603-1868) Etablierung einer „nationalen Identität“ trotz Heterogenität und Hybridität Wellen von Autonomiebestrebungen (ikki) Entwicklung abgeschlossen von der Außenwelt??? Enorme Bevölkerungsdichte

Japan: 12.-16. Jahrhundert 日本 (nihon) Ab 8. Jh: komplexer Staat im Westen nach chin. Vorbild stützt sich auf Hofaristokratie Zentralstaatl. Entwicklungen: Ende der alten ritsuryô-Ordnung (Taika-Reform / Taihô-Kodex) Kulturelle und wirtschaftliche Integration; politische Sonderentwicklung Kaum Angriffe von außen – rivalisierende Eliten im Inneren Dualismus zwischen Kriegerklasse (meist) im O und Kaiserhof im W; lokalen und zentralen Belangen; maritimen und territorialen Interessen; Shinto und Buddhismus Aufstieg einer neuen Kriegerklasse (Samurai)  bakufu / Bildungsschicht – enge Verbindungen zum tennô Umschwung ab 1280; 1336-1392: Schisma – landesweite Kämpfe zw. Truppen von 2 Kaisern

Kamakura bakufu Machtverschiebungen vom tennô zu Familienclans ab dem 9. Jh / Regenten (Fujiwara) schwächen die Zentralmacht (Kloster-Gouvernment) Shogun „generallisimo“ and der Spitze – Verbindungen zum Kaiserhof (Endphase höfischer Macht) Erstarken der Kriegerklasse - Gempei-Krieg 1156: Minamoto vs. Taira 1185: Kamakura Shogunat (Minamoto Yoritomo; 1192 Shogun) / Hôjô Vasallen in der Provinz (shugo) – Ausdehnung der Macht; Kaiser bleiben zeremonielle Funktionen Tennô Go-Daigo: 1333-36 Kemmu Restauration: Prinz Morinaga von Ashikaga Takeuji entmachtet

Ashikaga bakufu Zunehmende internationale Beeinflussung Ashikaga Yoshimitsu (3.) – beendet Schisma Militärgouverneure (daimyô) in den Provinzen: gerichtsherrliche und fiskalische Rechte Ab 1467: Zeit der „kämpfenden Provinzen“ – Machtkämpfe und Rivalitäten zwischen Territorialfürsten (blutige Konkurrenz um politische Führung) Frage der Staatlichkeit Feudalismus-These Machtportal-These Zweistaaten-These Mehrstaaten-These

Japans Außenbeziehungen Traditionell ambivalentes Verhältnis zu China Unterwerfungsforderungen der Mongolen (1266; korean. Vorbild); Bündnisse mit Ainu (ab 1308) 1274/1281 Riesige mongolisch-koreanische Streitmacht scheitert vor N-Kyûshû 1394 diplomatische Beziehungen mit Korea Ashikaga Yoshimitsu: „König von Japan” 1404 (Monopol über China-Handel) – Teil der sinozentr. Weltordnung „Japanisches Meer“ als Kontaktzone mit Korea, China Identitätsbildungsprozesse über Außenbeziehungen; „Andersartigkeit“ / Sonderentwicklung 1523/1549 Bruch mit China

Mongoleninvasion 1274/1281

Angriff der Mongolen: Globale und nationale Bedeutung Götterwind (kamikaze) – Feindbild Mongolen stärkt die bakufu-Regierung in Kamakura

Sengoku-Periode Interregnum: sengoku (1477-1600) Autonomiebestrebungen lokaler Fürsten Beendigung des „Bürgerkrieges“und anschließende Reichseinigung durch Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu Ab 1600: bakuhan (bis 1867) – “zentralisierter Feudalismus” Außenpolitische Neupositionierung – Orientierung weg von China, offensive Außenpolitik in SOA, Anstieg der Kontakte zu Europäern Rezentralisierung Edo-Periode: Regierungskoalition der daimyo unter der Führung der Tokugawa - neue territoriale und administrative Kontrolle

II. Maritime Entwicklungen

I. Maritime Zonen im chinesischen Meer

Akteure im maritimen Südostasien um 1500 Südchina: Fujian, Guangdong; wakô; muslimische Händler Inselwelt: Sulu, Brunei, Luzon / muslimische Händler aus dem Westen; Molukken Ostseite der Halbinsel: Dai Viet (Champa 1471) Ayutthaya (Siam) / chin. Händler Westseite der Halbinsel: Malacca, Sumatra, Java / Malay-Händler

Maritimes Südostasien Dai Viet / Annam / Champa / Siam = Reich von Ayutthaya (1351) / Sulu, Brunei, Molukken / Malacca / Sumatra, Java / Molukken / Ryûkyû Meer als verbindendes Element zwischen den Zivilisationen Zwischen 1350 und 1400 blieb China im Hintergrund und übte Anziehung auf SOA aus; Aufstieg des Ryûkyû-Netzwerkes; wichtige Rolle Javas Impulse aus dem Indischen Ozean: Malabar-Häfen; Handel mit Gujaratis: gute Kontakte zum arabischen Handelsnetz; Islamische Händler Folgende Orte profitierten von der steigenden maritimen Aktivität: Malacca, Samudera-Pasai und einige nordjavanische Häfen, ferner Kalikut, Cochin, vielleicht sogar Hormuz und Aden im Indischen Ozean bzw. der Arabischen See Einfluss von außen: Buddhismus / Hinduismus / Islam

Handel im chinesischen Meer Piraten: wokou-wakô-waegu Ryûkyû : Bindeglied zw. Japan und China; Handelsnetzwerk bis nach Südostasien Ab 1380: als Zwischenhändler wichtigste Tributhandelspartner Chinas nach maritimen Handelsverbot 1429 Königreich Ryûkyû Pferde, Schwefel, Hölzer, Pfeffer, Zinn nach China Keramik, Seide nach Japan Ansteigen des privaten Überseehandels an den Peripherien (Hakata; Sakai) Chinesische Protokolonien: Integration Südostasiens in den illegalen chin. Seehandel

Staatl. Flottenexpeditionen 1405-1433 Staatliche Initiative – unter Beteilung einer Vielzahl von Küstenbewohnern und großem finanziellen Aufwand Bau der Flotte in den Werften von Nanjing und Fujian; Prestigefahrten mit “Schatzschiffen” Bekannteste Admiräle: Zheng He, Wang Jinghong Zhèng Hé (鄭和):1372 als Ma He, muslimische Familie aus Yunnan. Tritt bereits mit 10 Jahren in den Dienst der Ming, mit 13 wird er dem Haushalt des Prinzen Yan (Yong-le), der bald den Bau einer imperialen Flotte verordnet, zugeteilt. Militärische Verdienste, Kenntnisse des Arabischen und Persischen

Warum? Herrschaftslegitimation Stärkung der Position in Asien, Suche nach Verbündeten gegen die Mongolen Import von Luxusgegenständen / Anschaffung von Pferden Vernichtung der Piraten (unwahrscheinlich) Pro Flotte bis zu 300 Schiffe und 27. 000 Mann, Versorgungsdepots in Südostasien (Malakka) Unmittelbare Folgen: Tributmissionen steigen an Spärliche Quellenlage  Mythenbildung Aktuelle Brisanz: Darstellung der historischen Überlegenheit Chinas zur See

Staatl. Flottenexpeditionen 1405-1433 dongyang 東洋 / xiyang 西洋 1 und 3 Westlicher Indik, Arabische See 4 bis zum Persischen Golf 5 und 7 Ostküste Afrikas 6 Südostasien

1418/1763 Karte: Fälschung aus dem 21. Jh?

Gründe für maritime Sperre nach 1435 Keine technologischer Rückständigkeit! Schwierigkeiten bei der Finanzierung; unprofitabel Militärische Zusammenstöße mit Vietnam, Burma Wahrung der nationalen Sicherheit, Verteidigung der kontinentalen Grenzen (Mongolengefahr) Zentralisierungsmaßnahmen bremsen maritime Politik (Fertigstellung des Grand Canal) Verlegung der Hauptstadt nach Beijing 1419, Hof verliert Interesse am Süden Staatl.Monopol auf Außenhandel  passive maritime Präsenz

Paradoxa und Kontroversen Passive vs. aktive maritime Politik: die Bedeutung der staatlichen Flottenexpeditionen für Ming-China Kurze maritime Blüte? Relevanz für chinesische und Weltgeschichte? Zheng He und Amerika Chinesische Diaspora in Südostasien Debatten über technische Überlegenheit Hegemonialansprüche

Schatzschiff vs. Santa Maria

“Anti-maritime Politik” wakô (wokou)- Piraten? – illegaler Handel und Schmuggel blühen Verbot privater Unternehmungen – muslimische Händler profitieren von Semi-Vakuum nach 1525 zwei- und mehrmastige Schiffe verboten Illegale maritime Unternehmungen in Fujian (Yüeh-kang), Kanton, Haicheng Lockerung der maritimen Sperre 1567 / „Single Whip“ Veränderung des Außenhandels durch Ankunft der Europäer – tw. Legalisierung vormals illegaler Unternehmungen (Superintendentur übernimmt Steueraufsicht)

Frühe wakô Begriffsdefinitionen 14./15. Jh im ostchinesischen Meer – Stützpunkte auf Inseln: Tsushima, Iki, Cheju, Kyûshû (Peripherie) Flexible, militärisch überlegene Bündnisse Schwache Zentralmacht in China, Korea, Japan Privathandel Diplomatische Initiativen der Ming scheitern in den 1370ern Ende des 14. Jh greift die koreanische Yi-Dynastie durch Angriffe vor allem auf Korea; 1419 Chôson-Heer stürmt Tsushima; ostchinesische Küste Unterdrückung durch Ashikaga Yoshimitsu – Kontrollierter Seehandel im 15. Jh

Späte wakô Reaktion auf Handelssperre mit China Multiethnische Netwerke (10 % Japanischer Abstammung; Großteil Chinesen) Geographische Ausdehnung nach Südostasien Waffenhandel (Tanegashima) Navigatorische Defizite / Kooperationen Niederlassungen mit Führungsanspruch (Pagasinan) Nihonmachi in Taiwan, Thailand, Vietnam, Philippinen (nicht in Macau) Zentralisierungsmaßnahmen unter Hideyoshi und Ieyasu; Verbot der Piraterie (bahan 1588), maritime Gesetze Negative Bild von Außenwahrnehmung geprägt

III. Kontakte mit Europa

Die Ankunft der Europäer Kapumsegelung 1498 (“Maritime Revolution”) 1511: Portuguiesen erobern Melaka 1543/49: Erste Kontakte mit Japan 1557: Macau 1521/1565/1571: Philippines / Gründung Manilas 1560s: China lockert das Seehandelsverbot 1600: Holländer und Briten erreichen Ostsien 1619 Batavia 1624: Ende der spanisch-japanischen Beziehungen 1641: Holländer erobern Melaka / Niedergang der Portuguiesen in Asien

Macao / Ao-men (澳門) 1557-1999 Port. Misserfolge in China Aufenthaltsgenehmigung durch Lokalbehörde (Konkurrenz zw. Guangdong und Fujian) Goa / Gewürzhandel Jesuitenmission Jährliches Schiff nach Nagasaki (1580): 70% Silber im 17. Jh (bis 1637) Zugang zu japanischem Silber ermöglicht Engagement in China – Schwerpunkt der Carreira im 17. Jh Ausgangspunkt für China- und Japanmission (Jesuitenseminar, Druckerpresse) Konkurrenz zu Manila

Die Philippinen 1520/21: Magellan  “San Lazaro”-Inseln für kastilischen König; 1542 „Philippinen“ (Villalobos) 1565 “Eroberung” der Philippinen, Kolonisierung (Miguel López de Legazpi) Rückreiseroute (tornaviaje) nach Mexiko (Andrés de Urdaneta) Sonderfall in frühnzl. Südostasien: Kolonisierung und Missionierung des Hinterlandes (Territorialmodell) Versuche sich auf Molukken zu etablieren; reger Handelskontakt zu Japan und China (amerikanisches Silber; Zwischenhandel); Geopolitische Unternehmungen bis ins 17. Jh: Cambodia und Bruney, 1626-42: Taiwan (Isla Hermosa)

Erste Europäer in Japan 1542 Mendez Pinto in Tanegashima 1549 Erste Jesuiten (Francisco Xaver) - Nagasaki Ab Ende 1580 regelmäßige Kontakte zw. Manila und Kyûshû 1600 Ankunft des ersten holländischen Handelsschiffes 1603 Britisches Handelsschiff

Entwicklung des jap. Außenhandels Japanisches Meer (Inlandssee): Äquivalent zum Mittelmeer Handelssperre mit Ming-China  Neuorientierung; Kontakte zu Europäern Kyûshû – Ryûkyû – Südostasien / wakô (Privat- und Geheimhandel) Anstieg der japanischen Silberproduktion Portugiesen: Nagasaki (1570) – Macao (Zwischenhandel, pancada) Kontrolle des Fernhandels durch Rotsiegellizenzen (shuinjô) Nach 1600: Versuch, maritimen Handel zu zentralisieren Aktiver Handel im chin. Meer: nihonmachi Japanische Ansiedlungen in Manila, Hoi An, Ayutthaya (nicht Macau!) 47

Japan und die südlichen Barbaren Ab 1570: Japans Eintritt in eine globale Welt Integration in den globalen Handel Technologietransfer Christliche Mission Neues Weltverständnis Nachhaltiger Einfluss? Japanzentrismus Neues politisches System ab 1603

Ende der Beziehungen Holländische Konkurrenz (Handel ohne Christianisierung); Propaganda gegen Kastilier; Sonderstellung nach 1639 Interessenskonflikte Japan-Kastilien Gefahr durch steigende Christianisierung (aggressive Missionspolitik); antichristliche Gesetze, Japan: Land der Götter; fehlende Unterstützung bei Flottenbau Reich der Mitte japanischen Stils Maritime Sperre (kaikin) - 1633 Nach 1639 „sakoku“: Verbot der Ausreise; Abbruch aller Beziehungen zum Ausland (Ausnahme: Holländer, Chinesen; Korea, Ryûkyû; Siam); Verbot des Christentums; Japanische Christen fliehen nach Manila

Die Holländer in Japan nach 1639 Handelsfaktoreien der H, P, E auf Hirado (bis 1633) Gute Beziehungen zum bakufu 1634 Grdg. von Deshima (Portugiesen bis1639), Holländer 1641-1854: rigide Gesetze; jährl. Delegation nach Edo Nach 1639: Versorgung mit Produkten aus SOA/China von Batavia aus Informationstransfer (rangaku)

Entwicklungen Sonderwegsdebatten Mythos Samurai Geographie Ideologie Kultur Institutionen Mythos Samurai Feudalismus als ‚functional equivalent‘ Abschließung