Handlungstheoretische Ansätze

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Sozialisation, Erziehung
Advertisements

Agent based computational economics Das Konzept rationalen Verhaltens im Umfeld maschineller Akteure Spezielles Seminar Wirtschaftsinformatik SS2001 Frankfurt.
Einführung in die Organisationspsychologie
Emotion und Motivation
D. ZAMANTILI NAYIR – 8. SEMESTER
Klausur: Dienstag, Uhr pünktlich Hörsaal 3232 Leo 13.
Organisationstheorien
Definition des Wirtschaftens
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Tutorien Mo.12-14Zeljo BranovicIhne 22/E2 Mo.12-14Silke LodeIhne 22/UG2 Mo.12-14Simon SottsasOEI 301 Di.14-16Harald.
Prinzipal-Agenten Beziehungen
Referat von Natalia & Derya PA LK 13/II (BU)
Einführung.
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE 3.2- LM 8 - LO 9 Definitionen zu LM 8.
Eigenschaftstheorien der Motivation Christina Walther.
Max Weber.
Wohnstandortentscheidungen
Begründer Begriffsklärung Zentrale Untersuchungsgegenstände
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 PD. Dr. Joachim Renn 24. Okt. Dekomposition der Handlungseinheit (Motiv & Sinn der Handlung)
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr
Do. 19. Nov.: I.: Objektivität der Sozialwissenschaften
Do. 26. Nov.: II. Zur „Objektivität“ der „sozialen Tatsachen“
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Evolutorische Theorie
George Herbert Mead Soziale Handlungen: das Verhalten eines Individuums stellt einen Reiz für ein anderes dar, um in einer bestimmten Weise wiederum auf.
Soziale Interaktion und Alltagsleben
WAS WILL WISSENSCHAFT? - Sagen: Was WIE ist
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Definition: Anlage - Umwelt
Soziologische Handlungstheorien
Beurteilung der Wirksamkeit von Schulungen Dr. Barbara Moos
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
VL Trainings- und Bewegungswissenschaft 8
Rationales Entscheiden
GENDER MAINSTREAMING Die 4-R-Methode
©AHEAD executive consulting, 2007 STAY AHEAD! Auftragsorientierte Mitarbeiter- und Teamentwicklung für Mitarbeitende der Firma … AG.
Theorien, Methoden, Modelle und Praxis
Sozialisation und Lebensführung
Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 3. TOP-Seminar für Abteilungsleiter Moderne Staatsführung – Good Governance 31.1./
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
KULTUR TIM-99 Presented by : Carlos Zafrane Susi Andriani
Das ökonomische Modell des Wahlverhaltens
Konfliktmanagement Diese Vorlage kann als Ausgangspunkt für die Präsentation von Schulungsmaterialien in einer Gruppensitzung dienen. Abschnitte Abschnitte.
Konfliktlösung durch Konfrontation
BiTS Berlin Wintersemester 2014/2015
Von Unternehmen und Unternehmern
UNTERSUCHUNGSBEREICHE EPISCHE TEXTE. UNTERSUCHUNGSBEREICHE HANDLUNG.
Evaluationen sind nicht nur technische Vorgänge, sondern immer auch soziale Prozesse. Bei der Gestaltung von Evaluationen muss auf beides geachtet werden,
Agenten und Multi-Agenten-System
als soziologische Kategorie
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (6) Policy Lernen und Rational Choice VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 6. Stunde am 25. Mai 2008:
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Persönliche Assistenz
Gesellschaftsdefinition
Proseminar aus Sozialpsychologie
Gliederung des Vortrages
Einführung in die mediale Kommunikation
Präsentation Unternehmens- organisation.
Hausaufgabe 1 Was ist Sozialpsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen, verwandten Disziplinen? Einführung
Theorien der Organisationsentwicklung
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Übersichtsschaubilder
Kronebergs allgemeines Modell des Handelns
Dynamische Modelle der Segregation Isabelle Jost, Livia Caluori, Andrin Siegenthaler, Fränzi Stegmann Seminar Stadtsoziologie FS 12.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Verantwortung für Fehler: Über den richtigen Umgang Vortrag von Prof. Dr. Carmen Kaminsky Sozialphilosophie; FH-Köln.
C3: Strategische Interaktion und Anreize für nachhaltiges ökonomisches Handeln Page 1  Ziel: Untersuchung von Anreizproblemen, die nachhaltige Wertschöpfungsnetze.
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
Coaching für Führungskräfte. Ausgangspunkt Coaching – Wann ist es sinnvoll? Fast jeder kommt im Beruf in schwierige Situationen, die einen gelegentlich.
_ | | _.
 Präsentation transkript:

Handlungstheoretische Ansätze Vielzahl an Ansätzen Im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften von besonderer Bedeutung: Theorien Rationaler Wahl (Institutionenökonomie) Gemeinsame Grundlagen: Ausgangspunkt: Individuelles soziales Handeln Institutionen (und das „Handeln“ der Institutionen) lassen sich immer auf das Handeln von Akteuren zurückführen (erklären) Mischung aus Determination und Voluntarismus Makro - Mikro - Makro - Verknüpfung

Handeln, Handlung Verhaltensmodell Handlungsmodell Reiz Organismus Reaktion Handlungsmodell Ziel Sinn Reiz Organismus Reaktion

Merkmale des Handelns Handeln als ein - inneres oder äußeres - Tun, auch Unterlassung oder ein Dulden, wenn dies als Tun verstanden werden kann Bezugnahme auf Zielgerichtetheit und Intentionalität. Verbindung mit subjektiven Sinn --> Handeln ist motiviert. Offenheit der Reaktionsmöglichkeiten (Voluntarismus). Welche dieser Möglichkeiten Akteure wählen, hängt davon ab, wie sie die Situation wahrnehmen, welche Ziele sie mit ihrem Handeln verbinden und wie sie ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten einschätzen, dieses Ziel zu erreichen

Merkmale des sozialen Handelns Soziales Handeln: Handeln, welches vom gemeinten Sinn nach auf Andere bezogen und daran in seinem Ablauf orientiert ist (Max Weber) Die Handlung wird sich (positiv oder negativ) an Regeln und schon existenten Sinnangeboten orientieren, (Institutionen, Sozialisationsprozeß Die Übersetzung des Willens Einzelner in eine Handlung ist ebenfalls nicht beliebig : Physische Grenzen, Willensprobleme, Soziale Grenzen --> Die Mehrheit aller Handlungen wird damit – bei hinreichender Kenntnis der sozialen Situation und des Akteurs – in hohem Maße erwartbar. Der Zusammenhang von Reiz und Reaktion kann erschlossen werden, wenn die Ziele, die Intention oder Motive des Akteurs verstanden werden.

Merkmale des Akteurs Akteur (Handlender) ist primär der sozial kompetente Mensch Kulturelle Definition der Handlungsfähigkeit Organisationen als Akteure: Nur Abgeleitete Handlungsfähigkeit (Stellvertreter, Repräsentant) Frage der Zuständigkeitsregelung (intern) Frage der Zurechnung von Aktivitäten (extern)

Merkmale der Institution Institution als intersubjektiv wirksame und kulturell geltende Sinnzusammenhänge sehr diffuser und vielseitiger Begriff (von Brauch bis Organisation) Alle Insitutionen lassen sich letztlich auf Individuen und die Aggregation ihres sinhaften sozialen Handelns zurückführen Alle Insitutionen lassen sich durch Rückgriff auf individuelles handeln erklären (Bsp. Scheidung) Institutionen sind Voraussetzung von Handlungsfähigkeit (Bsp. Geld) Institutionen werden objektiviert Organisationen als spezifisch restringierte Institutionen

Makro - Mikro - Makromodell („Badewanne“) Makroebene Ausgangssituation Soziales Phänomen Logik der Logik der Situation Aggregation Logik der Selektion Akteur Handlung Mikroebene H. Esser

Logik der Situation Die Wahrnehmung der Umwelt ist keine 1:1 - Abbildung der Realität. Beeinflussung durch menschliche Grenzen der Wahrnungsfähigkeit verbundenen Sinn (Bezugsrahmen) --> Framingmodelle Schemata (typisierte Umgebungs- und Personenwahrnehmung Skripts (typisierte Handlungabläufe) entschlüsselt nach Hinweisen der Situation (cues) als Handlungsbündel Alltagsverständnis geprägt durch „Selbstverständlichkeiten“ Wahl des Handlungsziel und Interpretation der Situation passieren simultan

Logik der Selektion Der Handlung liegt eine Wahl, eine Entscheidung zu Grunde Handlungstheorien unterscheiden sich danach, welche Wahlmechanismen angenommen werden z.B: Webers Idealtypen des Handelns z.B: Unterscheidung zwischen rational-emotional z.B: Überlegung versus Routine „Modell der Moderne“: Handeln auf Basis rationale Wahl zweckorientiert eigennützig rechenhaft restringiert

Erwartungsnutzenmodelle Ziele des Handelns leiten sich aus Präferenzen ab Entwurf von Handlungsmöglichkeiten unter Knappheitsbedingungen. Ziel: höchstmöglicher subjektiver Nutzen Z.B: Wert-Erwartungstheorie (SEU): Handlungsalternativen werden bewertet: Bewertung der Zielsituation Bewertung der Wahrscheinlichkeit, mit einer Handlung das jeweilige Ziel zu erreichen Errechnung der Bedeutung der Handlung für das Ziel (SEU-Wert) Summierung der SEU-Werte für jede Handlung Wahl der Handlungsalternative mit dem hösten SEU-Wert BEISPIEL: VIE-Theorie von Vroom

Tauschrestriktionen Bedürfnisse des Menschen sind prinzipell unbegrenzt, die Mittel begrenzt --> Knappheit Grenzen der menschlichen Fähigkeiten Grenzen der Zeit(verwendung) Grenzen der Ressourcenverfügung --> Tauschnotwendigkeit Restriktionen in den Tauschumständen zeitliche und räumliche Distanz (Transaktionskosten) Organisatoische Regeln (Ressourcenverteilung, Verfügungsrechte) Nutzenkriterium für alle Tauschbeteiligten

Restriktionen der Handelnden Menschliche Denkfähigkeit (begrenzte Rationalität - H. Simon) Grenzen der Fertigkeiten, Gewohnheiten, Reflexe und Denkfähigkeit. Grenzen, durch Werte und Zielvorstellungen des Individuums Grenzen der Informationsverarbeitung: Grenzen des Wissens. Grenzen der Antizipation Grenzen der Auswahl der Verhaltensmöglichkeiten. Informationsbeschaffung, Grenznutzen zusätzlicher Information Brauchbare (Satisfycing) Lösungen (H. Simon) Rekursive Effekte (Doppelte Kontingenz) Willensschwäche (Acrasia) Unterschätzung des Gewinns, Überschätzung des Verlustes Überschätzung des zeitlich Naheliegenden und des Befristeten (Myopia)

Framingmodelle (Bezugsrahmen) Zusammenführung der Logik der Situation und der Selektion Modell von Lindenberg 1. Wahl eines Frames mit einem handlungsleitenden Ziel; 2. Wahl der besten Alternative innerhalb des Frames Weitere Einschränkung durch Überzeugungssysteme Modell von von Esser Selektion eines Models der Situation und des Handlungsmodus 2 Modi: Routine und Rationalität Kriterium: Eine Verbesserung durch Rationalität ist nicht zu erwarten --> Routine Modell von Vanberg Maximierung nicht über Einzelentscheidungen, sondern über längere Handlungszusammenhänge --> Unsichere Nutzenkalküle --> Berufung auf allgemeine Handlungsregeln

Logik der Aggregation Wie wirkenEinzelhandlungen zusammen? Bsp: Scheidungsrate Korrelation zwischen Verstädterung und Scheidungsrate (Makroebene) Aber: „Stadtbewohner“ ist ein sehr seltener Scheidungsgrund --> Drittvariablen (z.B: Konflikthäufigkeit, Alternativenangebot) unbeabsichtigte Handlungsfolgen / kontraintuitive Effekte Bsp: Verkehr-Umweltschädigung / Verkehrsstau Aggregationsregeln mathematishe Modelle (Summen, Durchschnitt) komplexe Modelle (singuläre Punkte, Dynamische Modelle) Labelling: Definition ist Ergebnis (Bsp. Verbrechen) Gewillkürte Aggregationsregeln (Wahlordnungen, Dienstweg, Arbeitsorganisation)

Organisation als Handlungssystem Mikroöknomie: Organisation als implizite oder explizite Netzwerke von Verträgen „legal fictions, which serve as a nexus for a set of contractual relationships among individuals“ Coleman: Organisation als Körperschaft Komplexes Herrschaftssystem Positionen, die von Personen eingenommen werden vom Prinzipal bewußt geschaffen, rational geplant Tausch von Rechten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer In der Folge wird das Colemansche Organisationsmodell dargestellt

Einfache Herrschaftsübertragung Agent Prinzipal Ressource n Kontroll- rechte Zwei Typen von Ressourcen Kontrolle über Güter Kontrolle über (eigene) Handlungen Herrschaft als das Recht, Handlungen eines anderen in bestimmten Bereichen zu kontrollieren konjunkte Herrschaft: freiwillige Übertragung des Kontrollrechts disjunkte Herrschaft: Tausch der Herrschaftsrechte gegen andre Vorteile Prinzipal Agent Ressourcen Kontroll- rechte

Einfache Herrschaftsübertragung Ressourcen Handlungen Prinzipal Agent Kontrollrechte Kontrolle Interesse

Einfache Herrschaftssysteme Bei Weitergabe oder Teilung des Rechts auf Kontrolle an weitere Personen --> Einfache Herrschaftssysteme (Stellvertreterproblem) Prinzipal Prinzipal Kontroll- Ressourcen rechte Ressourcen/ Kontroll- Kontrollrechte rechte Agent/ Prinzipal Ressourcen Stellvertreter Ressourcen Kontroll- rechte Agent Agent Verwaltersystem Lehens- und Verlagssystem

Komplexe Herrschaftssysteme - Organisation Erfindung der Position an Stelle einer Person als Stellvertreter Stellvertretung Position Kontroll- rechte Durchgriff srechte Prinzipal Ressourcen Stellvertreter Agent Ressource n Kontrollrecht e Organisation

Komplexe Herrschaftssysteme - Organisation Vorteil: Trennung von Person und Position (Nicht-Apropriation durch den Stellvertreter) Unabhängigkeit der Sozialstruktur von einzelnen Personen Realtive Unabhängiglkeit von unmittelbaren Nutzenkalkülen Notwendigkeit: Dauerhafte Regelung der Beziehung zwischen den Positionen Position, Organisation und Positionsinhaber Rechte und Pflichten der Positionsinhaber -> Notwendigkeit der Organisationsverfasung Transaktiosproblem!