Was können Spiegelneurone erklären und was nicht?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Selbst - Objektivierung
Advertisements

Emotion und Motivation
Wahrnehmung Perzeption
Nachahmung/Imitation:
Was ist das eigentlich – unser Selbst? Daniel Hell
Das Stirnhirn Sitz unserer Persönlichkeit
Joachim Bauer Gehirnforscher, Psychologe
Grundlegende Erkenntnisleitungen der modernen Hirnforschung
Referat von Natalia & Derya PA LK 13/II (BU)
Dialogische Hörgeschädigtenpädagogik
Lernziele.
Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart
Parietal neglect and visual awareness
Dissoziation zwischen Wahrnehmung und Greifen nach Objekten
Texturwahrnehmung von Bela Julesz
Pattern sensitivity Campbell & Robson (1968).
Neuronale Grundlagen der Gestaltwahrnehmung
Form Analysis in Visual Cortex Rüdiger von der Heydt
Die Grundstruktur des Kopierens
An Ideomotor Approach to Imitation
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
George Herbert Mead Soziale Handlungen: das Verhalten eines Individuums stellt einen Reiz für ein anderes dar, um in einer bestimmten Weise wiederum auf.
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Social cognition, mental representation and theory of mind
Die Entwicklung von Konzepten
Klinische Bedeutung somatoformer Störungen
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
ACT.
Die Balance finden mit Triple P
Gliederung der Präsentation
das Individuum im Konnektivismus
7 b Ursachen und Behandlung Angst - Lernen
Der Spracherwerb des Kindes
D A N K E.
Worin zeigt sich kompetenzorientierter Religionsunterricht?
THE NEUROPHYSIOLOGY OF IMITATION AND INTERSUBJECTIVITY
Grunderfahrungen für den Schreib- und Leselernprozess
Thomas Hertig, Fachleiter J+S - Grundaudbildung Willisau 10 1 Emotionale Substanz.
(„Aktueller Vortrag“)
Körperorientierte Psychotherapie nach Ron Kurtz
Achtsamkeit Was darunter zu verstehen ist!
Lernen.
Soziales Lernen als Aufgabe der Jugendhilfe
Malcolm – 1. Teil Malcolm interpretiert Descartes mit Blick auf die Frage nach der Natur des Denkens (dem cogito) folgendermaßen: Jeder mentale oder bewusste.
Fragen und Einwände hinsichtlich der Möglichkeit einer Schöpfungsforschung Thomas Waschke
Die Wahrnehmung deines Geistes
Tiefenpsychologische Psychotherapie ist Arbeit an unbewussten emotionalen Strukturen Fallbeispiel: gezeigt wird, wie sich die Fixierung an einen spezifischen.
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
Tony Hofmann, Universität Würzburg
Geschmack entsteht im eigenen Kopf
Was meinen wir, wenn wir sagen, was wir denken? Was denken andere, wenn sie hören, was wir sagen, was wir denken? Mal‘ sehn!
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich Verstehen wir uns?
Emotionale Intelligenz
 Verbindung zw. Imitation, „Like me," und Verstehen Anderer Meinungen  Imitation of Novel Acts  "Like Me": nachgeahmt werden  Ziele und Absichten.
Richard Stockhammer, BMUKK Wien, Leiter der HS-Abteilung; innovative Projekte - in Partnerschaft mit W. Schley, IOS net-I 4 Seiten der Innovation Richard.
Das personale Selbst und das Gehirn
Was ist Literatur?.
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Hausaufgabe 1 Was ist Sozialpsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen, verwandten Disziplinen? Einführung
Theorien der Organisationsentwicklung
Radikaler Konstruktivismus
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Funktion und Aufbau des Auges
KONVERSATIONEN MIT MIR ÜBER LÖSUNGSORIENTIERTE THERAPIE: 1978 BIS HEUTE.
1 Proseminar : Modelling the Interaction of Attention and Emotion Gliederung : I. Einführung II. Aufmerksamkeit III. Die Kontrollmerkmale der Aufmerksamkeit.
Self-Regulation and Depletion of Limited Resources Does Self-Control resemble a muscle?
NMS ENTWICKLUNGSBEGLEITUNG BUNDESWEITES VERNETZUNGSTREFFEN APRIL 2009 Herzlich Willkommen!
Prototyping Berlin · Seite 2 Prototyping: Was und wozu Die Zukunft ausprobieren und erfahren durch „Machen“. Einen Mikrokosmos kreieren.
 Präsentation transkript:

Was können Spiegelneurone erklären und was nicht? Seminar: Imitationshandlungen Referentin: Johanna Hömberg

Literatur „Being like Me“: Self-Other Identity, Mirrow Neurons and Empathy (Vittorio Gallese) Mirrow Neurons and Imitation (Susan Jones)

Gliederung Definitorische Grundlagen Neuronale Grundlagen Self-other identity Empathie „Being like me“ Das Konzept über das Selbst Neuronale Grundlagen Spiegelneurone: Identifikation und Empathie Shared manifold hypothesis Was heißt das? Evidenz Diskussion Spiegelneurone: Imitation Kritik an Gallese Imitation bei Neugeborenen

Definitorische Grundlagen: Self-other identity und Empathie Identifikation mit einem anderen Individuums in einigen Aspekten als „wie ich“ Umfasst Handlungen, Gefühle, Affekte Empathie: ursprünglich „Einfühlung“ „sich mitlebend … versetzen“ Fähigkeit, andere zu verstehen, in denen wir ihnen Empfindungen, Emotionen und Gedanken zuschreiben weitergehend: den anderen als „wie ich“ empfinden durch die Ähnlichkeit zu ihm

Definitorische Grundlagen: Being like me „Being like me“ und Entwicklungspsychologie: Erkennen der anderen als „like me“ ist Startpunkt für Entwicklung der sozialen Kognition Babys nutzen das beobachtete Verhalten der Erwachsenen als Spiegel, um etwas über sich selbst in Erfahrung zu bringen Es ermöglicht Babys, etwas über andere zu erfahren Neugeborene interagieren indem sie Verhalten der anderen reproduzieren (Bsp: Gesichtsausdrücke)

Definitorische Grundlagen: Wie entsteht Konzept über das „Selbst“? Zunächst primitiver self-other space: Kein Bewusstsein über das Subjekt Sowohl leblose wie lebendige Objekte darin enthalten  “blended, shared space“ Sobald Bindung zu anderen aufgebaut sind, ändert sich dieser „space“ Erwachsenen-Konzept von „Gleichheit“ und „Unterschied“ wird erworben (self-other identity) Verständnis von sich selbst als eigenes Subjekt  „shared intersubjective space“ u.a. Spracherwerb führt zu weiterer Differenzierung dieses „space“

Neuronale Grundlagen F5 Areal im ventralen, premotorischen Kortex: Motorneurone Feuern nicht bei elementaren Bewegungen, sondern bei bestimmten Actions wie z.B. greifen, halten. Kodieren also das Verhältnis zwischen Organismus und Objekt Dieses Verhältnis enthält einen erwarteten Erfolg  es gibt sogar Neuronen, die nur bei erfolgreicher Handlung feuern. Visuomotorneurone Kanonische Neurone Spiegelneurone

Neuronale Grundlagen Kanonische Neurone Spiegelneurone Reagieren auf Repräsentation eines Objektes mit bestimmten Aussehen, welches eine bestimmte Handlung impliziert, ohne dass eine bestimmte Handlung erfolgt Spiegelneurone Feuern, wenn bestimmte Handlung beobachtet wird oder ausgeführt wird  repräsentieren Inhalt, der unabhängig von der „self-other“ Unterscheidung ist Feuern, egal ob Handlung gesehen, gehört oder ausgeführt wird  Semantischer Inhalt von Bedeutung, Modalität egal Eröffnen intersubjektiven Raum, der „we“-centric (wir-zentriert) ist:  der Akteur ist irrelevant

Spiegelneurone: Identifikation Bisher wurden nur Spiegelneurone und Handlung untersucht, jetzt auch Zusammenhang mit Gefühlen Spiegelneurone sind Ausgangspunkt für Erfahrung von Identifikation und Empathie Großer Unterschied zu anderen Verknüpfungen von Neuronen: Spiegelneurone verwischen Unterschied von „deins“ und „meins“ und zeigen uns damit, dass andere sind wie wir/wir sind wie die anderen Zur Wahrnehmung der Unterscheidung zwischen uns und anderen haben wir andere Systeme, Spiegelneurone ermöglichen Aufbau eines „shared space“, wo Interaktionen nach ihrem gemeinsamen impliziten semantischen Inhalt erkannt werden

Spiegelneurone: Identifikation und Empathie Einzigartig beim Menschen: affektive Dimension von interindividuellen Beziehungen  Empathie Mirrow system ist plausible neurale Basis für emotionales Verständnis und Empathie Empathie ermöglicht uns, eine bedeutsame Bindung zu anderen aufzubauen Ähnlichkeit zu anderen erfahren wir durch gemeinsame Gefühle, gleiches Körperschema, gleiche körperliche Gefühle wie Schmerz, etc. Konzeptuelles Werkzeug, um die Ähnlichkeit anderer wahrzunehmen, ist „shared manifold“

Shared manifold hypothesis shared manifold = gemeinsame Repräsentationsebene  macht es möglich, sich anderen ähnlich zu fühlen (konzeptuelles Werkzeug) wichtig für automatische intersubjektive Identifikation, auch für Gefühle  empathische Rolle dieses „shared manifold“ erworben durch mirrow system Operationalisiert auf drei Ebenen: 1. Phenomenologische Ebene Wir erfahren andere als „like us“, weil wir Handlungen, Gefühle und Emotionen mit ihnen teilen können 2. Funktionale Ebene Kohärenz und Regelhaftigkeit kann erkannt werden und Verhaltensvorhersage wird möglich. Erwerb von Self-other Identity 3. Subpersonale Ebene Implizites Verstehen der Gefühle anderer, kein bewusstes Beschäftigen mit dem Erkennen der Gefühle anderer

Evidenz für „shared manifold“ Spiegelmechanismen in schmerzassoziierten Neuronen Ergebnisse von Hutchison et al. 1999: Spiegelneuronen im anterioren Cingulären Kortex feuern, wenn eigene Hand gepiekst wird oder ein Nadelstich beobachtet wird Ergebnisse von Calder et al. 2000: Wenn die eigene Fähigkeit eine Emotion zu empfinden verlosen geht, können wir eben diese Emotion nicht in anderen entdecken Spiegelmechanismen bei Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke Ergebnisse von Carr et al. 2001: Gleiche Areale im Gehirn sind aktiv, wenn emotionale Gesichtsausdrücke imitiert oder beobachtet werden

Diskussion Lässt sich Empathie durch Spiegelneurone erklären?

Spiegelneuronen und Imitation Aussagen von Gallese: Spiegelneurone führen zu Identitätsgefühl Empathie Imitation bei Neugeborenen  Imitation bei Neugeborenen ist Verdienst der Spiegelneurone, da diese die gesehen „actions“ anderer „übersetzen“ in eigene „actions“

Kritik an Gallese Wie Imitation funktioniert ist nicht viel klarer geworden durch Entdeckung der Spiegelneurone Spiegelneurone haben nicht die Funktion, visuellen Input in motorischen Output zu übersetzen (Spiegelneurone reagieren auf Beobachtung und auf Handlung, aber nicht auf Beobachtung mit Handlung)

Imitation bei Neugeborenen Spiegelneurone bei Neugeborenen führen zu Imitation von z.B. Zungenbewegung Studie von Meltzoff and Moore, 1977 und 1983 Durchführung: Erwachsene zeigen Mundbewegung und Zungenbewegung: 4 in 20 Sekunden Babys haben 2,5 Minuten Zeit, um zu reproduzieren Ergebnisse „Zunge herausstrecken“: reproduzieren 0,5 in 20 Sekunden  „Mund öffnen“: reproduzieren weniger als 1/10 reproduzieren dann, wenn Model still hält

Imitation bei Neugeborenen Weitere Untersuchungen von Jones 1996 und 2001: Auch bei anderen Stimuli (farbige Lichter, Musik) reagieren Babys mit Herausstrecken der Zunge  das Herausstrecken der Zunge ist vielleicht nur ein Nebenprodukt von „arousal“ bei Babys

Imitation bei Neugeborenen Fazit Babys reproduzieren nicht eins-zu-eins, sondern weniger und unregelmäßig gehäufter Was Babys reproduzieren ist abhängig von der dargebotenen Bewegung Babys reproduzieren mit Verzögerung Ist das dann trotzdem Imitation?

Diskussion Wie viel kann das System Spiegelneurone erklären? Füllen wir Lücken in unseren Theorien mit den Spiegelneuronen und „überinterpretieren“ dabei die wahren Ergebnisse? Bsp: Imitationshandlungen bei Neugeborenen

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!