Rehabilitation bei Muskelerkrankungen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Schule – und was dann? Informationstag zu beruflichen Perspektiven für Menschen mit Autismus in Thüringen am 22. September 2012 in Weinbergen/Höngeda Lars.
Advertisements

System der Rehabilitation in Deutschland
Das Kostenträgerübergreifende Persönliche Budget: eine neue Möglichkeit für Menschen mit Behinderung und ihre Familien.
Artikel der Charta Artikel1:
Die Wirkung des SGB IX auf die Rehabilitation in Deutschland.
Von der Hilfebedarfserhebung zur Teilhabeplanung
Handicapped …aber nicht jede Behinderung ist sichtbar
Arbeitnehmer(innen) / Arbeitsuchende / Arbeitslose „Ältere“
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie
Vom Abbau des Engagements bis zum Burnout
Eingliederungsleistungen nach dem SGB II
Gesetzliche Grundlagen der Maßnahmen zur Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben Judith Brune, WS
Behinderung und Männlichkeit
Behinderung – was ist das ?
R. Burtscher, SoSe 2008 Ausgewählte Aspekte beruflicher Integration SoSe 2008 Prof. Dr. R. Burtscher.
Auswirkungen des PfWG auf den Reha-Bereich Änderungen in den Gesetzen
Vorlesung Rehabilitation
Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche
Eingliederungsmanagement der B. Braun Melsungen AG
Lebenshilfe Eine Kultur des Helfens. Nutzerorientierung in der Behindertenhilfe Universität Witten-Herdecke 24. August 2007 Dr. Bernhard Conrads Bundesgeschäftsführer.
Sauerstofftherapie (LTOT) und Nichtinvasive Beatmung (NIV)
Zugänglich für alle? Das Ziel einer barrierefreien Gesellschaft
International Disability Alliance
Rehabilitation Teilhabe
Berufliche Rehabilitationsleistungen für behinderte Menschen
Einzelfallhilfe-Manufaktur e.V.
Selbstbestimmung und Teilhabe Medizinische und soziologische Sichtweisen Sandra Meyer-Moock Institut für Community Medicine Universitätsmedizin.
Struktur und Dienstleistungen des Integrationsfachdienstes Oberpfalz
Soziale Teilhabe für ältere pflegebedürftige behinderte Menschen
Medizinische Universität Wien, Abteilung für Rheumatologie
Zusammengestellt: Paul Kleimann Nach Vorlagen von
Cluster 2 – Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt
Besondere Bedürfnisse, Störungen, Erschwerungen, Behinderungen, sind relativ. Kann ein Klassifikationssystem Objektivität und Gerechtigkeit sicherstellen?
„Ein Handicap für ein Handicap“
Burnout Dr. Margot Peters FÄ f. Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin.
Inhaltsverzeichnis Hintergrund und Ziele der ICF Grundbegriffe der ICF
Ergotherapie in der Pädiatrie.
Förderdiagnostik - ICF-Schulisches Standortgespräch.
Anwaltschaft für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderung
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Prof. Dr. Christian Bernzen
Psychotherapie bei MS P. Calabrese.
Innovationsforum Magdeburg
der diakonischen Fachstellen für Suchthilfe im Raum Hannover
Inklusion/Exklusion von Menschen mit Behinderung
Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Barrieren der Inanspruchnahme von Hilfen und Leistungen der Behindertenhilfe in Deutschland Rechtliche Ansprüche und ihre Umsetzung aus Sicht des Landesbehindertenbeauftragten.
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
„Die rechtliche Dimension des Gesundheitsbegriffs“
…im täglichen Leben … für Menschen mit Behinderungen
Rehabilitation & Pflege.
„Hängen Gesundheit und Leistungs-fähigkeit unweigerlich zusammen?“
PARTicipation Basis Workshop Inklusion
Nachteilsausgleich /Dr. Greve/MK
Unser Leitbild: Kinder sind unser größter Schatz
Wie geht das? – Berufseinstieg mit Handicap
Eingliederungshilfe nach § 35a SGB VIII
WORKSHOP Fallstricke bei Reha-Verfahren: Zuständigkeit und Abgrenzung aus Sicht der Leistungsträger RAMONA FÖRTSCH Reha-Fachberatung Nürnberg, DRV Nordbayern.
ICF, Diagnostik und Reha-Management
Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Psychische Abweichung: Krankheit oder Störung? Vorlesung „Psychische Störungen“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser.
DEGEMED-Fachtagung Pflege und Sozialarbeit - Schnittstellen in der MedizinischenRehabilitation Kassel Verzahnung von Pflege und Sozialarbeit.
Amt für soziale Angelegenheiten Trier Das Schwerbehindertenrecht Gesetzliche Grundlage: Sozialgesetzbuch – Neuntes Buch (SGB IX)
Das Leben ist kein Code. Funktionale Gesundheit durch Teilhabe Das Konzept der Funktionalen Gesundheit und die ICF - Grundlagen und Anwendungen in der.
01 Grundlagen der Psychiatrie
Jobcenter Weimarer Land Erfurt – Erfahrungsaustausch Integrationsberater LAP der Region Mittelthüringen.
Das persönliche Budget ASG Treffen vom Vortrag Irene Goldschmidt Lebenshilfe Delmenhorst und Landkreis Oldenburg e.V.
W.J. Kainz 1 Mittagessen in Werkstätten für behinderte Menschen – eine Leistung der Eingliederungshilfe? Willi Johannes Kainz Richter am Bayerischen Landessozialgericht.
und biopsychosoziales Modell
ICF ICF = (International Classification of Functioning)
 Präsentation transkript:

Rehabilitation bei Muskelerkrankungen Priv. Doz. Dr. Matthias Spranger Neurologisches Rehabilitationszentrum Friedehorst, Bremen

Gliederung Philosophie der Rehabilitation Gesetzliche Grundlagen Beantragung einer Rehabilitation Inhalte der Rehabilitation

Paradigmenwechsel in der Rehabilitation Phase der „Fürsorge“ Phase der „Rehabedarfsermittlung“ Phase der „Zielsetzung der Teilhabe und Integrationsorientierung“

Paradigmenwechsel in der Rehabilitation Weg von der Fokussierung auf Defizite und Ressourcen des Patienten Hin zur Teilhabe / Wiedereingliederung unter Einbindung von Patient und Angehörigen Paradigmenwechsel erfordert Neuformulierung von Rehazielen: Weg von der Verbesserung einzelner Funktionen und Fähigkeiten Hin zu übergreifenden Zielen wie Selbstständigkeit, (Re-) Integration, Teilhabe

Paradigmenwechsel im Sozialstaat Ziel (alt): maximale Unterstützung Ziel (neu): keine Unterstützung notwendig

Gesetzliche Grundlagen

SGB IX § 1 Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft Behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen erhalten Leistungen nach diesem Buch ..., um ihre Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken. ...

Behinderungsbegriff SGB IX (§ 2) Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist.

Personenkreis des SGB IX (§ 4) Die Leistungen zur Teilhabe umfassen die notwendigen Sozialleistungen, um unabhängig von der Ursache der Behinderung die Behinderung abzuwenden, zu beseitigen, zu mindern, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder ihre Folgen zu mildern, Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, zu überwinden, zu mindern oder eine Verschlimmerung zu verhüten sowie den vorzeitigen Bezug anderer Sozialleistungen zu vermeiden oder laufende Sozialleistungen zu mindern, die Teilhabe am Arbeitsleben entsprechend den Neigungen und Fähigkeiten dauerhaft zu sichern oder die persönliche Entwicklung ganzheitlich zu fördern und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft sowie eine möglichst selbständige und selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen oder zu erleichtern.

Bio-psycho-soziales Modells der ICF Das Bio-psycho-soziales Modells der ICF Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD) Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Partizipation Umwelt- faktoren Personbezogene Faktoren

Definitionen Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen einschließlich der psychologischen Funktionen. Körperstrukturen sind Teile des Körpers, wie Organe, Gliedmaßen und ihre Teile. Eine Aktivität ist die Ausführung einer Aufgabe oder Handlung durch eine Person Partizipation (Teilhabe) ist das Einbezogensein einer Person in eine Lebenssituation bzw. einen Lebensbereich.

Leistung variiert mit den Umweltbedingungen Bedingungen X Bedingungen Y Bedingungen Z Leistung Wie? (Art der Durchführung) Wie viel? (Umfang) Wie schnell? (Intensität) Wie lange? (Dauer)

Funktionale Gesundheit und Kontextfaktoren Kontextfaktoren (Umwelt, personbezogene Faktoren) können sich auf die funktionale Gesundheit positiv auswirken (Förderfaktoren) negativ auswirken (Barrieren) Daher sind bei der Beurteilung der funktionalen Gesundheit einer Person stets ihre Kontextfaktoren zu berücksichtigen

Beantragung einer Rehabilitation

Arten der Rehabilitation Medizinische Rehabilitation bei Ansprüchen an die Rentenversicherung zur Sicherung der Arbeitsfähigkeit In Kostenträgerschaft der Krankenkassen zur Pflegeverhinderung Leistung zur Teilhabe: Belastungserprobung, Arbeitstraining Servicestellen

Rehabilitationsbedarf (Rehabilitationsrichtlinien) Reha ist indiziert bei voraussichtlich nicht nur vorübergehenden alltagsrelevanten Beeinträchtigungen von Aktivitäten oder bei drohenden, bzw. manifesten Beeinträchtigungen der Teilhabe an bedeutenden Lebensbereichen, wenn kurative Maßnahmen nicht mehr ausreichend sind und ein mehrdimensionaler interdisziplinärer Ansatz notwendig wird.

ICF in der Beantragung der Reha Aussagen über Rehabilitationsbedürftigkeit Rehabilitationsfähigkeit Rehabilitationsziele Rehabilitationsprognose

Inhalte der Rehabilitation

Ablauf Rehabilitation Diagnostik Zielformulierung Zielüberprüfung Therapie Reintegration

Sport - Empfehlungen - Schwimmen Fahrradfahren/Ergometer Reiten Wandern, Gehen Meditative fernöstliche Sportarten Aber keine Überbeanspruchung! Kontrolle durch CK-Bestimmung!

Sport - Evidenz - Keine großen Studien an homogenen Krankheitsbildern Kraftzuwachs durch gezieltes Muskeltraining möglich Ausdauer durch Ergometertraining zu verbessern Reagieren unterschiedliche Erkrankungen verschieden auf Belastung? Langzeiteffekte?

Vibrationstherapie Indikation Muskelaufbau Osteoporose

Mangelernährung Gewichtsverlust, Ermüdung Kraftverlust Verstopfung Zahnverlust Widerstandsfähigkeit der Haut sinkt: Druckgeschwüre Muskelabbau!!

Atemstörung - Symptome - Schlafstörungen (Alpträume, Durchschlaf-, Einschlafstörungen) morgendliche Kopfschmerzen Tachykardie, Tachypnoe, Beinödeme verstärkte Tagesmüdigkeit, Leistungsabfall Depressionen Rezidivierende Infekte

Atemstörung - Diagnostik - Lungenfunktionsprüfung: Vitalkapazität, totale Lungenkapazität Blutgasanalyse: Hyperkapnie Polysomnographie (Hypoventilation, CO2-Retention, Schlaffragmentierung, Schlafentzug)

Atemstörungen - Therapie - Physiotherapie Bronchialtoilette Nicht-invasive Beatmung: IPPV Maske Invasive Beatmung: Tracheostoma

Atemstörung - Indikation zur Beatmung - Keine lebensverlängernde sondern Lebensqualität-verbessernde Maßnahme Frühzeitige Aufklärung, um Entscheidung unter Druck zu vermeiden Abwägen der subjektiven Beschwerden VK < 50 %