VO BA7, C3: Politische Systeme im Vergleich

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Immer noch kein Frieden in Bosnien-Herzegowina ?
Advertisements

Herzlich Willkommen! zum Grundkurs II im WS 2010/
BM ‚Politische Systeme‘
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Das politische System der USA
Zusammenwirkung der Organe
Europa und Europäische Union - Grundlagen – 16. November 2006
Religion und Politik.
MOZAMBIQUE.
Australien. Regierung und Premierminister 2 3 Regierungsmitglieder aus Senat oder Unterhaus Mehrheit nur im Unterhaus notwendig Labor-Parlamentsklub.
Legitimität Wem gehört der Staat?.
The Crisis of Democracy
Das Wahlsystem der USA Von Michel Esser und Johannes Frings.
VO C3, e3 H. Gottweis - WiSe 2oo8/o9: (9) Politik in Nigeria VO C3, e3: Politische Systeme im Vergleich 12. Einheit am : Politik in.
VO C3 H. Gottweis - WiSe 2oo7/o8: (8) Politik in Nigeria VO C3: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft 8. Stunde am
Vergleich Staatsaufbau: China – Deutschland
VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse
Dr. Nicole Gallina Einführung in die Politikwissenschaft Sitzung vom
Dr. Nicole Gallina Einführung in die Politikwissenschaft Sitzung vom 28.9.
Religion in Staat und Gesellschaft Russlands
Religion in Staat und Gesellschaft der USA
1.5 Religion in Staat und Gesellschaft anderer Länder Mannschaft1,5 Tage Religion in Staat und Gesellschaft der USA.
Referat: Die Demokratisierung des Nahen Ostens Universität Münster Institut für Politikwissenschaft Hauptseminar: Amerikanische Außenpolitik im Schatten.
Deutschland Das Politische System
Die Bundesrepublik Deutschland
Demokratie und Entwicklung: Ghana auf guten Wegen?
Visuelle kultur PROTEST. visuelle kultur
LEGISLATIVE POLITICS aus: Hix, Simon (2005). The Political System of the European Union Klikovits Mara/Kia Vainiomäki.
DEUTSCHE POLITIK.
Verein zur Verbesserung der europäisch-afrikanischen Beziehungen.
Kriegsursachen im historischen Kontext Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
VO D6/G6: Einführung in die Politikfeldanalyse
VO D6/G6 H. Gottweis - SoSe 2oo7: (4) Klassische Policy-Modelle VO D6/G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 6. Stunde am 3. Mai 2007: Policy Lernen.
Dr. Nicole Gallina Einführung in die Politikwissenschaft Sitzung vom 7.12.
Inhaltsverzeichnis: Bundestag Bundesregierung Bundespräsident
Parlamentarische Demokratie in der BRD
Vergleich von Macht und Einfluss…
Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó Katholische Kirche und Katholiken: Österreich im europäischen Kontext (19. und 20. Jahrhundert)
VO C3 - WiSe 2oo7/o8: (11) Eine Zusammenfassung Schriftliche Prüfung 1. Prüfungstermin: Donnerstag, der 31. Januar :30 im HS I, NIG.
Einführung in die Politikfeldanalyse 2.Vorlesung Prof. Herbert Gottweis Sommersemester 2006 Studienassistent: Homepage:
VO C3: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft
VO C3: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft
VO C3 H. Gottweis - WiSe 2oo5/o6: (1) Allgemeine Einführung VO C3: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft 1. Stunde am : ALLGEMEINE.
Einführung in die Politikfeldanalyse 1.Vorlesung Prof. Herbert Gottweis Sommersemester 2006 Studienassistent: Homepage:
1 Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie Hauptseminar Die Afrikapolitik der EU in Theorie und Praxis Uwe Holtz 6. April 2006.
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (6) Policy Lernen und Rational Choice VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 6. Stunde am 25. Mai 2008:
9. Europäische Union a)Entwicklung b) Institutionen c) EU im Vergleich.
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (4) Klassische Policy-Modelle VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 4. Stunde am 17. April 2008: Klassische.
Osteuropäische Elitensysteme Dr. Nicole Gallina. Osteuropäische Präsidenten.
Thesen zur Diskussion an der
VO C3 H. Gottweis - WiSe 2oo7/o8: (1) Allgemeine Einführung VO C3: Politische Systeme im Vergleich 1. Stunde am : ALLGEMEINE EINFÜHRUNG.
Demokratiequalität Österreichs, unter Berücksichtigung des EU- Beitritts Gmeiner, Elik-Gülen, Süzgen.
Deutschland.
Konfliktforschung I: Kriegsursachen im historischen Kontext
Portugal By Tatjana Glamocanin.
TIBET „Das DACH der WELT“ © BRUNO BAUMANN Katharina Fischer.
Ursachen, Formen, Ziele Elisabeth, Jenny, Rosa
Das politische System in Brasilien
Afghanistan.
Dekolonisierung des britischen Kolonialreiches in West- und Ostafrika
Africa since 1960 A very short introduction. Contact Prof. Dr. Marc Frey (Contemporary History – History of International Relations) Open Office : Wednesday.
Bevölkerung: 50,5 Millionen Einwohner Religion: Christen: 75% (21% Evangelikale) Volksgruppen: 62 davon 10% unerreicht Südafrika.
Bevölkerung: 11,5 Millionen Einwohner Religion: Islam 53% | Christen: 38% (10% Evangelikale) Volksgruppen: 141 davon 51% unerreicht  80% der Bevölkerung.
Das politische System Österreichs Quelle: Bernauer T. et al.: Einführung in die Politikwissenschaft, Nomos, Baden-Baden,
Parlamentarische Demokratie
We are one – Jahresaktion 2017/ 2018
We are one – Jahresaktion 2017/ 18 „Ich lerne in Ruhe“ – YMCA Schulen
 Präsentation transkript:

VO BA7, C3: Politische Systeme im Vergleich 13. Einheit am 14.01.2009: Politik in Afrika/Nigeria. Univ. Prof. Herbert Gottweis Wintersemester 2oo8/o9 Kontakt: anna.roesch@univie.ac.at Website: homepage.univie.ac.at/herbert.gottweis

The Unfinished Continent? 800 Sprachen / 54 Staaten Vielfalt der Religionen (Animismus, Christentum, Islam) Politik gekennzeichnet von Überleben, große soziale Unterschiede, ständige Veränderung, brüchige Entwicklung „Genius Loci der postkolonialen Politik“ Chancen und Sackgassen eines Vergleiches : „Civic culture“ (Almond, 1963) „ sociopolitical space“ („Critical pedagogy“) (Fischer, 2009)

Jenseits der „Ersten Welt“ Demokratisierungsprozesse, v.a. in den 1990er Jahren (mit Grenzen) neoliberale „Strukturreformen“ Strukturzerfall: Unterminierung der vorhandenen staatlichen Strukturen von Außen (Stichwort „Globalisierung“) von Innen (ethnische Konflikte, Fundamentalismus)

NEOPATRIOMONIALISMUS Subform autoritärer Herrschaft, häufig mit gewissen demokratischen Elementen Abgrenzung von “Klassischem Patrimonialismus” Kennzeichen: Präsidentialimus Klientelismus Der Staat als Ressource Mobutu Sese Seko, Präsident von Zaire 1965-1997

„SPIELFORMEN“ Plebiszitäre Einparteiensysteme ~ permanente Mobilisierung der Bevölkerung, aber kein Wettbewerb um Macht ~ typisch für die erste Generation nach Unabhängigkeit militärische Oligarchie ~ kleine Gruppe von Militärs ~ Militärcoups in den siebziger und achtziger Jahren Kompetitives Einparteiensystem ~ eine Partei dominiert ~ andere Parteien sind nicht prinzipiell ausgeschlossen (werden aber kontrolliert)

„SPIELFORMEN“ Siedleroligarchie ~ Repressionssystem gegenüber Mehrheit, ~ für Minderheit gibt es Demokratie Mehrparteiensysteme ~ schwache Oppositionsparteien

Federal Republic of NIGERIA ~150 Millionen Einwohner (ca. 1/6 Bev. Afrikas) Christen 40%, Muslime 50%, indigene Religionen 10% ethnischer Pluralismus (größte Ethnien: Igbo, Yoruba, Hausa) Unabhängigkeit seit 1960 Export: Öl (95%), Kakao

GESCHICHTE I PRÄKOLONIALE ZEIT: Norden: Hausa Stadtstaaten im (11./12. Jh.) -> islam. Einfluss (15. Jh.) Südwesten: Yoruba und Bini Königtümer (12. u. 13. Jh.) Südosten: Igbo

GESCHICHTE II BERLINER KONFERENZ (1884/5) Aufteilung Afrikas in Einflusszonen Royal Niger Company – Royal Charter für Handel Gründung der Protektorate Lagos, Nord- und Südnigeria (1900) einheitliche Administration ab 1914 Norden: „indirect rule“ Süden: westliche Eliten 1. Oktober 1960: Niverai

POLITISCHES SYSTEM Zunächst: Westminister System Seit 1979: Präsidiale Bundesrepublik Serie von Putschen Föderalismus => 3 Säulen: Föderale Regierung 36 Staaten und ein Bundesterritorium über 750 regionale Einheiten Parlament in Abuja

PRÄSIDENT NATIONAL ASSEMBLY SUPREME COURT Veto (von 2/3 Mehrheit beider Häuser überstimmbar) PRÄSIDENT Staatsoberhaupt Regierungschef Oberbefehl über das Heer Gesetzesinitiative beider Häuser, Beglaubigung durch Präsident Ernennung der Richter NATIONAL ASSEMBLY SUPREME COURT SENAT 109 Sitze (3 Sitze pro Staat und 1 Sitz für Bundesterr. Abuja) REPRÄSEN- TANTENHAUS 360 Sitze (Ein-Mandats-Wahlkreise) Wahl auf 4 Jahre (Eine Wiederwahl möglich) Wahl 4 Jahre Wahl 4 Jahre WAHLBERECHTIGTE BEVÖLKERUNG

PRÄSIDENT aktuell: Umaru Yar'Adua Nachfolger von Olusegun Obasanjo (1999-2007) seit 29.Mai 2007 In von Gewalt und Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahlen im April 2007 mit 69,82% der Stimmen zum Präsidenten gewählt Bestätigung der Rechtmäßigkeit der Wahlen dr. den Obersten Gerichtshof im Februar 2008 Schwerpunkt: Bekämpfung der Korruption O. Obasanjo U. Yar'Adua

CHIEF EXECUTIVES 1960 – 1979 Dates Name Title Cause of Depature 1960-1966 T. Baleba Prime Minister Coup (killed) 1963-1966 N. Azikiwe President (appointed) Coup (removed) 1966 A. Ironsi Military Head of State 1966-1975 Y. Gowon 1975-1976 M. Muhammed 1976-1979 O. Obasanjo Handed Power to civilian government

CHIEF EXECUTIVES 1979 – present Dates Name Title Cause of Depature 1979-1983 S. Shagari President Coup (removed) 1983-1985 M. Buhari Military Head of State 1985-1993 I. Babángida Forced out of office 1993 E. Shonekan Interim Head of State (appointed) 1993–1998 S. Abacha Prov. Ruling Council Died in office 1998–1999 A. Abubakar Handed Power to civilian government 1999-2007 O. Obasanjo two terms since May 2007 U. Yar‘Adua Incumbent

House of Representatives and Senate: April 29, 2007 (50.0/49.2 %) People's Democratic Party (centrist) 54.5 223 53.7 76 All Nigeria People's Party (conservative) 27.4 96 27.9 27 Alliance for Democracy (progressive) 8.8 34 9.7 6 United Nigeria People's Party 2.8 2 2.7 - National Democtratic Party 1.9 1 1.6 All Progressives Grand Alliance 1.5 People‘s Redemption Party 0.8 0.7 vacant 360 109 Quelle: Independent National Electoral Commission

Problemfelder religiös und ethnisch motivierte Zwischenfälle insbes. Spannungen Muslime <-> Christen Forderung nach Yoruba Staat Ethnische Spannungen: ~ Igbos: Gefühl als Bürger 2. Klasse ~ Biafra Krieg: 2001 Oputa Panel nach Modell d. südafrikan. Truth Commission ungleicher Anteil an Ölreserven Korruption und Missmanagement

Ad 1.) Spannungen Muslime <-> Christen Einführung der Schari‘a ab 2000 in den 12 nördl. Staaten Miss World Wahlen 2002 International kritisierte Fälle von Steinigung mutmaßlicher EhebrecherInnen 28./29. November 2008: Blutige Unruhen zw. Muslimen und Christen in der Stadt Jos; Gerüchte über eine angebliche Wahlfälschung bei Kommunalwahlen fordern über 400 Tote und tausende Flüchtlinge November 2002, Zeitungsleser in der nördl. Stadt Kaduna [Quelle: „Ein fragiles Konstrukt“, Online-Ausgabe DerStandard, Zugriff am 10.12.2007]

Ad 4.) Ungleicher Anteil an Ölreserven: Ölreichtum als Segen und Fluch? Nigeria ist Afrikas führender Erdölproduzent und Nr. 8 weltweit Trotz des Erdölreichtums lebt mehr als die Hälfte der Bev. in absoluter Armut Zahlreiche Unfälle bzw. Sabotageakte und Entführungen durch separatistische Gruppen wie die MEND („Ölkrieg“) Dezember 2006: Inferno im Stadtviertel Abule Egba/Lagos fordert ca. 260 Tote (siehe Bild. r.u.) Dezember 2007: 45 Tote bei Unfall in Lagos September 2008: Kämpfe zw. Movement for the Emancipation of the Niger Delta (MEND) und dem Militär Zwei brit. Erdölarbeiter werden entführt

DEMOKRATIE & „PERFORMANCE“ Ist Nigeria Demokratie oder nicht? „PERFORMANCE“: Extraktive Performance Distributive Performance Regulative Performance Gesamtbild

FAZIT Ein plastisches Verständnis von State building Neue Akteure in der postnationalen Politik - Dynamik und Unberechenbarkeit politischer Prozesses Neue Problemfelder: Zerstörung der Natur, Kapitalmobilität Weltweit verschiedenste Regierungsformen: Kultur- bzw. strukturorientierte Regulation Neue Herausforderungen für Vergleichende Politikwissenschaft

African news and information for a global audience Literatur Nigeria Literaturauswahl: Brunner, Markus (2002): The Unfinished State. Demokratie und Ethnizität in Nigeria. Hamburger Beiträge zur Afrika-Kunde 71. Hamburg: Institut für Afrika-Kunde. Chazan, Naomi et al. (Hg.) (1999): Politics and Society in Contemporary Africa. Boulder: Lynne Rienner Publishers. Internet: http://allafrica.com/ African news and information for a global audience

Die Prüfung Der 1.Prüfungstermin für die schriftliche Prüfung der VO Politische Systeme im Vergleich findet im HS I am Donnerstag, den 28.01.2010, von 10 - 11:30 s.t. statt! Die Prüfungsanmeldung erfolgt über das univis Anmeldesystem;   -> https://univis.univie.ac.at/ Es ist unbedingt nötig, sich wieder rechtzeitig abzumelden, sofern Sie den Prüfungstermin nicht wahrnehmen können. Eine Abmeldung ist bis 23:59 Uhr des Vortages der Prüfung möglich. Weitere Prüfungstermine: voraussichtl. 1. Märzwoche, letzte Aprilwoche und 1. Juniwoche 2009 Alle Informationen auf der Homepage von Prof. Herbert Gottweis; http://homepage.univie.ac.at/herbert.gottweis