Weltpolitische Entwicklungen seit 1989 Prof. Dr. Wichard Woyke Sommersemester 2007
Vorlesungsplan (Mi 10-12 Uhr) 04.04. Einführung und geschichtlicher Hintergrund 11.04. Die neuen Kriege/Interventionen 18.04. Internationaler Terrorismus als sicherheitspolitische Herausforderung 25.04. Weltreligionen (bes. Islam) und religiöser Fundamentalismus 02.05. keine Vorlesung (Prüfungen Cluj) 09.05. Atomstaaten und Proliferation 16.05. keine Vorlesung (Erasmus Warschau) 23.05. China als neuer Akteur der Weltpolitik 06.06. Indiens später Aufschwung 13.06. Regionalisierung/Dezentralisierung 20.06. Die Zukunft der NATO 27.06. keine Vorlesung (Prüfungen Lille) 04.07. Global Governance und die Vereinten Nationen 04.07. Macht und Gleichgewicht: Die Zukunft der v internationalen Beziehungen (12-14 Uhr) 10.07./11.07. Mdl. Prüfungen,,
Literatur Czempiel, Ernst-Otto: Weltpolitik im Umbruch. Die Pax Americana, der Terrorismus und die Zukunft der internationalen Beziehungen. Beck 2003. Ferdowsi, Mir A. (Hrsg.): Internationale Politik im 21. Jahrhundert. Fink/ UTB 2002. Fischer (Hrsg.): Der Fischer Weltalmanach 2007. Zahlen, Daten, Fakten. Fischer 2007. Gresh, Alain et al. (Hrsg.): Atlas der Globalisierung. Die neuen Daten und Fakten zur Lage der Welt. Le Monde diplomatique/ taz 2006. Hubel, Helmut: Weltpolitische Konflikte. Eine Einführung. Nomos 2005. Link, Werner: Die Neuordnung der Weltpolitik. Grundprobleme globaler Politik an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Beck 2001. Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch Internationale Politik. UTB 2006.
Ernst-Otto Czempiel: „warum die Welt nach vier langen Dekaden des Ost-West-Konflikts schon wieder vor Waffen klirrt“?
Weltgeschichte 9.11.1989: Fall der Mauer 1989: „Wende in Osteuropa“ 3.10.1990: Deutsche (Wieder)Vereinigung
Weltgeschichte ab 1990er: verstärkte Globalisierung 1990: Krieg gegen den Irak ab 1990: Chinas Aufstieg zur Wirtschaftsmacht 1991: Auflösung der Sowjetunion 1991-1999: Kriege in Jugoslawien um Unabhängigkeit der Teilstaaten Kroatien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina 1993: Vertrag über die EU (Maastricht) 1993: Internationale Intervention im somalischen Bürgerkrieg scheitert
Weltgeschichte 1994: Krieg in Ruanda 24.3.1999: NATO bombardiert ohne UN-Mandat Serbien und Kosovo 11.9.2001: Terroranschlag in den USA 7.10.2001: Beginn des Afghanistan-Kriegs 20.3.2003: Beginn des Irak-Kriegs (3.Golfkrieg) 2004: Osterweiterung der EU, 25 Mitgliedsstaaten
Umbruch seit 1989 Staatenwelt → Gesellschaftswelt In Staaten spielen Gesellschaften und im internationalen System gesellschaftliche Akteure eine viel größere Rolle als je zuvor 11.September dokumentiert auf grausame Weise wie sehr gesellschaftliche Akteure in internationale Politik eingedrungen sind Demonstrationen vor Gipfelkonferenzen der Großmächte Krieg in den Staaten (Bürgerkrieg)
11. September Alarmsignal Hat die Welt nicht verändert, sondern gezeigt wie sehr sie sich bereits verändert hat Politik hat sich nicht auf veränderte Lage eingestellt Erster Angriff auf USA seit fast 200 Jahren nicht von Staat, sondern von gesellschaftlicher Gruppierung
Bei der Eindämmung von Konflikten spielen Staaten und die von ihnen gebildeten Organisationen bzw. „Staatenverbünde“ weiter eine maßgebende Rolle Jedoch sind auch zunehmend nichtstaatliche Akteure engagiert
„Neue“ Weltpolitik Auf dem Wege zur Unipolarität? „Globalisierung“ scheint Lücke zu füllen Phänomene der Vernetzung von Finanzmärkten, Kommunikation und anderen transnationalen Problembereichen stellen jedoch keine primär politischen Aspekte dar Rahmenbedingungen weltpolitischen Handelns Jedoch Fragen nach „Krieg und Frieden“?
Joseph S. Nye Weltpolitik als ein „auf drei Ebenen gleichzeitig ablaufendes Schachspiel“: Das internationale System in den Kategorien militärischer Machtverteilung Die globalisierte Weltwirtschaft und die Regelungsbemühungen im Rahmen internationaler Regime und Institutionen Die grenzüberschreitenden, von nichtstaatlichen Akteuren geprägten Prozesse
7 Konflikttypen (Helmut Hubel) „chronische“ Konflikte, die aus Epochen des Kolonialismus und des Ost-West-Konfliktes herrühren „postsozialistische“ Konflikte im ehemaligen Jugoslawien und der früheren Sowjetunion Staatszerfall Humanitäre Katastrophen Transnationaler Terrorismus Verbreitung von Massenvernichtungswaffen Regimesturz mittels militärischer Intervention
Charakteristika des internationalen Systems heute Staatenwelt Machthierarchien IGOs/INGOs Prozesse von Krieg und Frieden Globalisierung Dezentralisierung/Regionalisierung Nord-Süd-Konflikt
Charakteristika des internationalen Systems heute Internationaler Terrorismus Bedeutungswandel militärischer Macht Demokratisierungsprozess Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigkeiten Widersprüchliche Entwicklungsprozesse
Herausforderungen internationalen Terrorismus; Rüstungsexport und Proliferation nuklearer und chemischer Waffen; Umweltgefahren; Bevölkerungsentwicklung; Ernährungsprobleme
Herausforderungen Energie- und Ressourcenprobleme, besonders der Zugang zu Wasser; Organisierte Kriminalität und Drogenhandel sowie übersteigerter Nationalismus und ideologischer Fundamentalismus failed states und failing states.
3 theoretische Grundansätze Realismus: Konflikt als Grundbedingung „des Politischen“; bietet Konflikttheorien sui generis; erfasst jedoch kaum nichtstaatliche Akteure Internationalismus: „eher implizite Konflikttheorie“; fragt vielmehr wie Konflikte mittels Kooperation eingehegt werden können Universalismus: geht Probleme von allgemein gültigen, weltumfassenden Prinzipien an; Spezifik von Konflikten geht in Allgemeingültigkeit verloren