Die neue S3-Leitlinie Depression Antidepressiva Suizidalität

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 Präsentation transkript:

Die neue S3-Leitlinie Depression Antidepressiva Suizidalität 19. November 2014 Dr. Peter Schröder, Freiburg

Der „Zwei-Fragen-Test“ Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos? Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?

Der WHO-5-Fragebogen Alternativ bietet sich der WHO-5-Fragebogen an. S.o. Geht auch recht schnell, gute Hilfe zur Einschätzung, ob eine Depression vorliegt Ein Wert unter 13 Punkten spricht für ein schlechtes Wohlbefinden mit niedriger Lebensqualität und weist auf eine Depression hin. Weitere Abklärung und ggf. Vorstellung bei Psychiater/Psychologe nötig. 0-25 Punkte / unter 13 Punkten Depression möglich.

Diagnose nach ICD-10 Hauptsymptome Zusatzsymptome Depressive Episode Gedrückte, depressive Stimmung Interessenverlust, Freudlosigkeit Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit Depressive Episode Symptome > 2 Wochen und mittel- gradige schwere leichte = 3 + >= 4 = 2 = 3-4 Zusatzsymptome Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Suizidgedanken / -handlungen Schlafstörungen Verminderter Appetit somatische Symptome? psychotische ja nein monophasisch rezidivierend bipolar

Unipolare affektive Störungen: 1. Depressive Episode (F 32) (DSM: major depression) 2. Dysthymie, anhaltende chron. depressive Verstimmung (F 34) (DSM: dysthyme Störung) Leichte unterschwellige depressive Störungen (DSM: minor depression)

ANAMNESE: Wie schlafen Sie zur Zeit? Können sie zur Zeit eine Zeitung /ein Buch lesen / Fernsehen? Über was freuen Sie sich? Was ist Ihnen zur Zeit wichtig? Neigen sie zur Zeit zum Grübeln? Appetit zur Zeit? Gewichtsveränderungen? Wie ist zur Zeit Ihr sexuelles Leben? Suizidabklärung

Risikofaktoren für eine depressive Störung Frühere depressive Episoden Bipolare und/oder depressive Störungen in der Familiengeschichte Komorbide somatische Erkrankungen Substanzmissbrauch bzw. -abhängigkeit Aktuell belastende Lebensereignisse Mangel an sozialer Unterstützung Suizidversuche in der eigenen Vorgeschichte Suizide in der Familienanamnese Darauf sollten wir achten: Menschen mit den hier genannten Problemen sind a priori gefährdet, eine Depression zu erleiden.

Behandlungsalternativen Diagnose Depression Antidepressiva Psychotherapie Antidepressiva + Psychotherapie Aktives beobachtendes Abwarten Weitere Verfahren

Dauer der medik. Behandlung Bei Erstdiagnose nicht unter 4 Monaten Bei zweiter Episode nicht unter 6 Monaten Bei Wiederholung in der Regel >1 Jahr (Evid. B) Kombination mit Psychotherapie sinnvoll ab mittelschwerer Depression, bei schwerer Depression vorgeschrieben! (Evid. A)

(Psycho)therapie bei Depression (Jeder Doktor kann da was tun!) Sport, Bewegung Alltagsstruktur Ressourcen des Pat. finden und stärken Selbstvertrauen steigern GUTE Momente im Alltag finden Positive Prognose betonen Kurzfristige erreichbare Therapieziele setzen …

Nach Suizidgedanken immer fragen! Patienten haben dann einen Gesprächspartner! Sie erkennen eine lebensgefährliche Situation Suizidalität ist ein Notfall und erfordert Zeit Behandlungsvertrag (ggf. auch schriftlich) schließen: Patient soll kurzfristig wiederkommen, verspricht anzurufen, Notfallnummern! Andernfalls „sichere Unterbringung“ Wenn der Patient in der Lage ist, sich noch zu kontrollieren, bzw. eine Abmachung einzuhalten kann man eine Abmachung treffen und sich kurzfristig (innerhalb der Woche) wieder sehen. Schnittstelle: Hier muss der Psychiater im Boot sein. Es ist hilfreich, wenn der Patient weiß, an wen er sich wenden kann, wenn es ihm akut schlechter geht: Z.B. Psychiatrieambulanz oder Telefonseelsorge. 11 11

Erfragen von Risikomerkmalen „Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, nicht mehr leben zu wollen? Häufig?“ „Haben Sie auch daran denken müssen, ohne es zu wollen? D.h. mit anderen Worten: Haben sich Suizidgedanken aufgedrängt?“ „Konnten Sie diese Gedanken beiseite schieben?“ „Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie es tun würden?“ „Haben Sie Vorbereitungen getroffen?“ Ausdrücklich und konkret nach diesen Dingen fragen!

Erfragen von Risikomerkmalen (2) „Haben Sie schon mit jemandem über Ihre Suizidgedanken gesprochen?“ „Haben Sie jemals einen Suizidversuch unternommen?“ „Hat sich in Ihrer Familie oder Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis schon jemand das Leben genommen?“ „Umgekehrt: Gibt es etwas, was Sie zuverlässig davon abhält?“ Ausdrücklich und konkret nach diesen Dingen fragen!

Good Clinical Practice, Evid. B Bei jedem Patienten mit Depression sollte Suizidalität regelmäßig, bei jedem Patientenkontakt klinisch eingeschätzt und ggf. exploriert werden. Bei akuter Suizidgefahr und fehlender Absprachefähigkeit sollen die Patienten in psychiatrische Behandlung überwiesen werden. Bei suizidgefährdeten Patienten mit einer depressiven Episode sollte eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden, die zunächst auf die Suizidalität fokussiert (Empfehlungsgrad B)