Armut hat ein Kindergesicht

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 Präsentation transkript:

Armut hat ein Kindergesicht Kampagne Eintrittskarte Zukunft SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Armut hat ein Kindergesicht

(Vortragstitel) (Name des Referenten) Definition – Armut 3/25/2017 Seite 2 Armut … … ist immer zu erst Einkommensarmut … eine Lebenslage, die die Spielräume einschränkt … führt zur Unterversorgung … führt zu sozialer Ausgrenzung … hat ein spezifisches Kindergesicht. Arm ist in Deutschland wer ... … weniger als 50% bis 60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens (nach Haushaltsgröße gewichtet) zur Verfügung hat (EU-Definition). ... wer Anspruch auf Sozialhilfe/Sozialgeld hat.

(Vortragstitel) (Name des Referenten) Kinder ... arme Kinder ... 3/25/2017 Seite 3 In Deutschland leben etwa ... 12,2 Mio. Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren über rd. 1,9 Mio. (= jedes/r 6. bis 7.) beziehen Sozialgeld (Stand Juni 2007) Dem größten Armutsrisiko sind die jüngsten Altersgruppe ausgesetzt (d.h. Kindern von 0 bis unter 6 J. bzw. von 6 bis unter 10 J.) ca. 6 Mio. unter 25-Jährige mit Migrationshintergrund = 27,2 % (Knapp die Hälfte davon besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit und ist nicht selbst zugewandert) 32,5 % der unter 6-Jährigen davon wurden mehr als 90 % in Deutschland geboren 29,2 % der 6- bis unter 10-Jährigen davon wurden mehr als 80 % in Deutschland geboren Quellen: Statistisches Bundesamt: versch. Jahrgänge; Bundesagentur für Arbeit 2006, HBS-Impulse 8/2007

Kinderarmut in Deutschland: Mit dem Anstieg der geringfügigen Beschäftigung ist auch die Zahl der Kinder in Armut gestiegen. Die Regelleistungen nach Hartz IV decken ihren Bedarf nicht ab. Die Zahl der Kinder in Armut hat sich seit 2005 auf 3 Millionen verdoppelt. Materiell arme Kinder: leben häufig in isolierten Wohnvierteln bleiben ohne gute Schulausbildung, haben keine Unterstützung bei den Hausaufgaben haben schlechtere Ausbildungschancen

Kinderarmut in Niedersachsen: 200.000 bis 220.000 Kinder gelten materiell als arm Lt. Nds. Landesamt für Statistik war im Juni 2007 jedes 6. Kind auf Hartz IV-Leistungen angewiesen - das sind 16,2 % aller Kinder in Niedersachsen - Je nach Region und Wohnort reicht die Spannweite von 9,8 % bis 30,2 %

Beispiele - Armut/Verwahrlosung Zwischen 5.000 und 8.000 niedersächsische Kinder im Vorschulalter: kommen hungrig und/oder ungepflegt in ihre Betreuungseinrichtung nehmen aus finanziellen Gründen nicht an den Mahlzeiten der Betreuungseinrichtungen teil besitzen keine den Witterungsverhältnissen angepasste Kleidung

Zentrale Ursachen und Risiken: (Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 8 Zentrale Ursachen und Risiken: Erwerbsprobleme, z.B. (Langzeit-)Erwerbslosigkeit Niedrigeinkommen Working poor Hartz IV-Bezug Soziale Probleme, z.B. Überschuldung Trennung/Scheidung Behinderung/Krankheit Multiproblemlage -Migration -Allein erziehend -Bildung -Sozialraum -„Kinderreiche Familie“

Hartz IV für Kinder – Ansprüche gem. SGB II - Teil 1 (Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 9 Hartz IV für Kinder – Ansprüche gem. SGB II - Teil 1 Eck-Regelleistung = 207 € im Monat Ernährung Ernährung und Getränke = 2,71 € pro Tag 1,06 € je Mittag-/Abendessen, 0,59 € für Frühstück Verzehr außer Haus (z.B. Cafe, McDonald usw.) = 4,90 € pro Monat Bekleidung Kleidung = 14,73 € pro Monat Schuhe = 4,55 € pro Monat Freizeit Sport-/Freizeitveranstaltungen = 3,76 € pro Monat Quelle: Roth, Rainer: Ein Hartz für Kinder, Frankfurt am Main, März 2007; unter http://www.tacheles-sozialhilfe.de/aktuelles/2007/Broschuere-Kinderregelsaetze.pdf

Hartz IV für Kinder – Ansprüche gem. SGB II - Teil 2 (Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 10 Hartz IV für Kinder – Ansprüche gem. SGB II - Teil 2 Eck-Regelleistung = 207 € im Monat Schulkosten Nicht Teil der Berechnung, weil Eck-Hartz IV-Empfänger/-in ein über 25 j. Erwachsener ist, der i.d. R. keine Schulkosten mehr hat. Schreibwaren und Bücher Schreibwaren = 1,63 € pro Monat Bücher/Zeitschriften = 3,28 € pro Monat Fahrtkosten Fahrrad plus Zubehör = 1,00 € pro Monat ÖPNV = 8,50 € pro Monat Tatsächlicher Bedarf = min. 300 € Existenzminimum 2005 = 304 € Quelle: Roth, Rainer: Ein Hartz für Kinder, Frankfurt am Main, März 2007; unter http://www.tacheles-sozialhilfe.de/aktuelles/2007/Broschuere-Kinderregelsaetze.pdf

Lebenslage/-dynamik am Beispiel Bildungskarriere (Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 11 Lebenslage/-dynamik am Beispiel Bildungskarriere Der Zusammenhang von Sozialer Herkunft und Bildungschancen ist schon im KiTa-System angelegt und verfestigt sich im Schulsystem weiter. Bei armen Kindern im Vergleich zu nicht armen Kindern ... ist ein früher und zeitlich umfassender KiTa-Besuch seltener sind zu frühe Einschulungen oder Rückstellungen häufiger sind Klassenwiederholungen häufiger sind die Durchschnittsnoten am Ende der Grundschule schlechter ist der Wechsel ins Gymnasium seltener, der Wechsel in Förder- und Hauptschulen jedoch häufiger

(Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 12 Inanspruchnahme des Kindergarten ab 3 Jahren – 2004 nach Familientyp und Erwerbstätigkeit (in %) Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus – nach Konsortium Bildungsberichterstattung 2006: 39.

(Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 13 Was fördert das Aufwachsen von Kindern im Wohlergehen? Zu den Schutzfaktoren zählen u.a.: Individuelle Faktoren, z.B Kognitive Ressourcen Selbstsicherheit, Selbstachtung Individuelle soziale Kompetenzen Interesse und Aufmerksamkeit Familiale Faktoren, z.B. Stabile und gute emotionale Beziehung zu Eltern in den ersten Jahren Positives Familienklima Regelm. gemeins. Familienaktivitäten Kindzentrierter Alltag Frühe Eigenverantwortung, aber Eltern als „moralische Instanz“ Problemlösungskompetenz der Eltern Gefühl der Eltern, ihre (Armuts-)Situation zu bewältigen Berufstätigkeit der Eltern Außerfamiliale Faktoren, z.B. Unterstützung durch Dritte (Familie, Freunde, Nachbarschaft) Erholungsräume für Kinder + Eltern Vertraute Institutionen/Fachkräfte, die professionelle Hilfen eröffnen Möglichkeit zum Erproben, Lernen und zur personalen Entwicklung von Kompetenzen (Vereine, Jugendhilfe) Früher KiTa-Besuch Gelingende schulische Integration Schulische Förderung und Erfolge Gelingende soziale Integration in Peers Keine Armut der Familie Ein ausreichendes Einkommen Keine Überschuldung

(Vortragstitel) (Name des Referenten) 3/25/2017 Seite 14 Strukturelle Präventionsansätze zur Gesamtgestaltung der Lebensbedingungen von Kindern und Familien Arbeitsmarktpolitik Niedriglohn – Mindestlohn Niedrigeinkommen – Teilzeit, Minijobs, gering Qualifizierte Harzt IV - Regelungen Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer Familienfreundliche Unternehmen Flexible und verlässliche Betreuung Familien(sicherungs)modell Geschechtsspezifische Rollenaufteilung und Absicherung Staatliche(r) Familienförderung / Familienlastenausgleich Ehegatten- vs. Familiensplitting Rechte und Schutz von Kindern Eigenständige Grundsicherung Rechtsanspruch auf Hilfe bei Bedürftigkeit, auf Bildung, auf Gesundheit Kindeswohlsicherung Kindergelderhöhung und Ausbau der Infrastruktur für Kinder Kindergeld orientiert an tatsächlichen Kinderkosten Tageseinrichtungen für Kinder – Rechtsanspruch (ganztags, kostenfrei usw.) Schulen (ganztags, Bildungserfolg, Breiten- und/oder Begabtenförderung)

Armutsbekämpfung – Vorschläge SPD Gerechte Bildungschancen: durchlässiges Schulsystem längeres gemeinsames Lernen individuelle Förderung flächendeckender Ausbau der Ganztagsschulen Lernmittelfreiheit Beitragsfreier Kindergarten Ausbau der frühkindlichen Bildungsangebote

Armutsbekämpfung – Vorschläge SPD (II) 2. Bedarfsgerechte Transferleistungen für Kinder - Höhe der Regelleistungen - Sonderbedarfe berücksichtigen (Einschulung, Klassenfahrten, usw.) 3. Ausreichendes Familieneinkommen - Tariflöhne/Mindestlöhne - Missbrauch bei geringfügiger Beschäftigung

Armutsbekämpfung - Vorschläge SPD (III) 4.Emotionale Armut der Kinder: Erziehungskompetenz der Eltern stärken aufsuchende Hilfen für Eltern und Kinder (Jugendhilfe ist nur noch Reparaturbetrieb), Eltern - Kindzentren (Familienzentren) Ganztagsbetreuungsangebote Soziale Kontakte und soziale Kompetenzen fördern Gesunde Ernährung sicherstellen Medienverwahrlosung bekämpfen

Armutsbekämpfung - Vorschläge SPD (IV) 5. Materielle, strukturelle und finanzielle Unterstützung für Familien - Kindergeld/Kinderzuschläge - Kinderbetreuung Kinder sind in Deutschland neben der Arbeitslosigkeit mit das höchste Armutsrisiko für Familien !!! 6. Endlich Armutsbericht für Niedersachsen vorlegen und mit allen Bündnispartnern der Armutskonferenz Handlungsschritte abstimmen! Die CDU/FDP- Landesregierung verleugnet das Problem seit ihrem Amtsantritt !