Die Geschwisterbeziehung als Sozialisationsbedingung

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Für dich: Weil wir Freunde sind Osterbuch, 16.Aug. 2009
 Präsentation transkript:

Die Geschwisterbeziehung als Sozialisationsbedingung Lena Sönnichsen Sabine Ballerstein

Inhalt 1. Geschichte der Geschwisterforschung 2. Die Geschwisterbeziehung 2.1 Merkmale der Geschwisterbeziehung 2.2 Arten der Geschwisterbeziehung 2.3 Bestimmende Faktoren 3. Geburtenrangplatz und Geschwisterzahl 3.1 Geburtenrangplatz 3.2 Geschwisterzahl

Inhalt 4.Das Geschlecht der Geschwister 5.Der Altersabstand zwischen Geschwistern  6.Veränderungen der Geschwisterbeziehungen im Laufe des Lebens 7. Abschlussbemerkung

Francine Klagsbrun über Geschwisterbeziehungen „Geschwisterbeziehungen reichen in die ersten vorsprachlichen Tage der Kindheit zurück und bestehen oft bis ins hohe Alter. Sie sind die dauerhaftesten aller Bindungen. Eltern sterben, Freunde verschwinden, Ehen lösen sich auf. Aber Geschwister können sich nicht scheiden lassen, und selbst wenn sie 20 Jahre nicht mehr miteinander sprechen, bilden Blutsbande und gemeinsame Geschichte ein unauflösliches Band“ (Klagsbrun, 1993)

1.Geschichte der Geschwisterforschung Alfred Adler: mögliche Verbindung zwischen Geburtsranglatz und Eigenschaften eines Menschen Grundstein für Untersuchung struktureller, „vordergründiger“ Variablen wie Geburtsrangplatz, Geschwisterzahl oder Geschlecht

Geschichte der Geschwisterforschung seit ca. 25 Jahren: Focus auf Betrachtung unterschwelliger Prozesse der Geschwisterbeziehung (z. B. Bindungsverhalten) Geschwisterbez. als bedeutender Faktor für den Lebensverlauf Interkulturelle Geschwisterforschung

Geschichte der Geschwisterforschung Familien mit Geschwisterkindern immer seltener (Stat. Bundesamt 1999): 51,1% Einzelkinder 37,5% ein Geschwisterteil 8,7% zwei Geschwister 2,3% drei oder mehr Wie wichtig sind Geschwister für Entwicklung?

2. Die Geschwisterbeziehung Ein 13-jähriger wird von seinem straffällig gewordenen Bruder brutal geschlagen, beklagt sich aber nicht bei seinen Eltern. Auf die Frage (...), warum er sich nicht wehrt oder mit den Eltern spricht, sagt er, der ältere Bruder sei sein Idol, sein Held.

Die Geschwisterbeziehung Drei Schwestern schieben immer wieder die Entscheidung hinaus, die altersschwache Mutter in ein Pflegeheim zu geben. Die Älteste und die Jüngste erwarten, dass die Mittlere, die von der Mutter immer vorgezogen wurde, die Entscheidung trifft und dass sie (...) die Pflege zahlt, obwohl die beiden anderen viel mehr Geld haben. Die Gesundheit der Mutter verschlechtert sich immer mehr, während die Töchter die Entscheidung herauszögern. (Bank & Kahn, 1989)

2.1 Merkmale der Geschwisterbeziehung Beziehungen sind keine statischen Gebilde, sie sind wandelbar und haben eine Entstehungsgeschichte trotzdem: einige relativ stabile Merkmale, die sie von anderen Beziehungsgefügen unterscheiden (vgl. KASTEN, 2004)

Merkmale der Geschwisterbeziehung 1. Die Geschwisterbeziehung ist die längste, d.h. zeitlich ausgedehnteste Beziehung im Leben eines Menschen 2. G. besitzen etwas Schicksalhaftes, weil man sie sich nicht aussuchen kann, sondern in sie hineingeboren wird. 3. G. können nicht beendet werden, sie wirken fort, auch wenn sich die Geschwister getrennt haben oder keine Kontakte mehr stattfinden.

Merkmale der Geschwisterbeziehung 4. In unserem Kulturkreis gibt es keine gesellschaftlich kodifizierten Regeln, die auf den Ablauf und die Gestaltung von G. Einfluss nehmen (legislativ bzw. religiös verankerte Prozeduren und Rituale, z.B. Recht des Erstgeborenen). 5. Zwischen Geschwistern existieren mehr oder weniger ausgeprägte, ungeschriebene Verpflichtungen, die sich in solidarischem, Anteil nehmendem, hilfsbereitem und hilfreichem Verhalten manifestieren können.

Merkmale der Geschwisterbeziehung    6. Durch das „Aufwachsen in einem Nest“ können G. durch ein Höchstmaß an Intimität charakterisiert sein, dass in keiner anderen Sozialbeziehung erreicht wird. 7. Typische für die meisten G. ist eine tiefwurzelnde (oftmals uneingestandene) emotionale Ambivalenz, d.h. das gleichzeitige Vorhandensein von intensiven positiven und negativen Gefühlen.

Merkmale der Geschwisterbeziehung „Nähe“ zwischen Geschwistern durch unterschiedliche Konstrukte operrationalisiert (z. B. affection, closeness oder intimacy) in zwei Richtungen erfasst: subjektive Variablen („Emotionalität“ oder „innere Wahrnehmung“) Erfassung intrapsychischer Zustand externe, soziodemographische und physikalische Variablen (Kontakthäufigkeit, geographische Distanz oder Kinderzahl)

Merkmale der Geschwisterbeziehung „Rivalität“ oder „Distanz“: in zwei Richtungen erfasst: Erfassung konkreter Verhaltensweisen Variablen wie Neid- und Eifersuchtsimpulse u. a. durch Selbst- und Fremdeinschätzungen

2.2 Arten der Geschwisterbeziehung Stephen P. Bank und Michael D. Kahn: „Ähnlichkeit“ und „Differenz“ in acht verschiedenen Hauptidentifikationsmustern zwischen Geschwistern herausgearbeitet

Arten der Geschwisterbeziehung in drei Gruppen gefasst: enge Identifikation mit viel Ähnlichkeits- und wenig Differenzgefühlen; Teilidentifikation, mit Ähnlichkeiten in manchen Bereichen, Differenzen in anderen geringe Identifikation, d.h., die Geschwister empfinden sich als sehr different und wenig ähnlich

2.2.1 Enge Identifikation Bei der engen Identifikation unterscheiden sie drei Prozesse: Zwillingsbildung das Verschmelzen die Idealisierung

Enge Identifikation 1. Zwillingsbildung: „Wir sind gleich. Es gibt keinen Unterschied.“ Geschwisterteil kann zum Teil des eigenen Selbst werden, ohne das man nicht mehr existieren kann. Eine wechselseitige Abhängigkeit entsteht.

Enge Identifikation 2. Verschmelzen: „Ich weiß nicht genau, wer ich bin. Vielleicht kann ich Du sein.“ Man möchte seine eigene Identität erkennen und leben, ist aber nicht in der Lage dazu und braucht den anderen zu Definition seiner. Nicht ganz so symbiotisch wie Zwillingsbildung Beispiel, wie Elternverhalten unterstützend wirkt S. 85

Enge Identifikation 3. Idealisierung: „Ich bewundere dich so sehr, dass ich sein möchte wie Du.“ hochbewertete Eigenschaften des Geschwisterteils werden imitiert (Übernahme ins eigene Verhaltensrepertoire) meist von jüngeren Geschwistern gezeigt (einseitiger als vorherige) überdauert nur in Fällen kritischer Lebensereignisse wie z. B. Tod eines Elternteils die frühe Adoleszenz

2.2.2 Teilidentifikationsprozesse enge Identifikationsmuster relativ selten, häufiger Teilidentifikationsprozesse: das Gefühl der Ähnlichkeit geht mit der Erkenntnis einher, dass Unterschiede bestehen und wünschenswert sind

Teilidentifikationsprozesse Loyale Akzeptanz Konstruktive Dialektik Destruktive Dialektik

Teilidentifikationsprozesse 1. Loyale Akzeptanz: „Wir sind uns in vieler Hinsicht ähnlich. Wir werden uns immer brauchen und füreinander sorgen, trotz aller Verschiedenheit.“ gegenseitige Verschiedenheit wird akzeptiert, aber auch Gemeinsamkeiten geschätzt erstrebenswerte Form der Beziehung, kann allerdings auch zu Abhängigkeiten und späteren Krisen führen

Teilidentifikationsprozesse 2. Konstruktive Dialektik: „Wir sind ähnlich, aber auch verschieden. Das ist eine Herausforderung und gibt uns beiden die Gelegenheit zu wachsen.“ Geschwister fordern sich im Streben nach Individualität ständig heraus. Konkurrenz wird dabei durch gegenseitige Achtung und Respekt vor dem anderen abgemildert

Teilidentifikationsprozesse Bank und Kahn: „Ideal der Geschwisterbeziehung“ stark durch ein adäquates Verhalten der Eltern in Konfliktsituationen und deren emotionale Zugänglichkeit mitgestaltet

Teilidentifikationsprozesse 3. Destruktive Dialektik „Wir sind in vieler Hinsicht sehr verschieden. Wir mögen uns nicht besonders, aber irgendwie brauchen wir uns.“ Geschwister unterscheiden sich stark voneinander, sind aber andererseits extrem voneinander abhängig Beispiel S. 95

Teilidentifikationsprozesse Geschwisterteil als Projektionsfläche der eigenen negativen Emotionen, aber gleichzeitig einziger Bezugspunkt, da die Eltern bei der Herausbildung dieser Art der Beziehung häufig emotional nicht verfügbar sind

2.2.3 Geringe Identifikation Bei Teilidentifikation besteht gewisse Form der Abhängigkeit (ob angemessen oder nicht). Bei geringer Identifikation herrschen extreme Entfremdung und sehr geringe Ähnlichkeiten vor.

Geringe Identifikation Zwei Arten: Polarisierte Ablehnung De-Identifizierung

Geringe Identifikation 1. Polarisierte Ablehnung : „Du bist ganz anders als ich. Ich will nicht von Dir abhängig sein und nie so werden wie Du.“ Häufig eines der Geschwister der dominantere Part und verachtet das Verhalten des ihm unterlegenen und vice versa

Geringe Identifikation Verhaltensweisen werden aufrechterhalten, um anders als das verhasse Geschwisterteil zu sein. Sehr starre Beziehung, äußerst schwierig zu verändern.

Geringe Identifikation 2. De-Identifizierung: „Wir sind absolut verschieden. Ich brauche Dich nicht, ich mag dich nicht, und es ist mir egal, ob ich Dich je wiedersehe oder nicht.“ Häufig ist diese Art der Beziehung einseitig, wenn sich z. B. das eine Kind stark benachteiligt fühlt und sich somit auf irgendeine Weise vom anderen abgrenzen muss

Geringe Identifikation Geschwister entfernen sich stark voneinander bei späteren Begegnungen herrschen häufig Wutausbrüche und Hass, aber auch Fluchtgedanken vor

Zusammenfassung Enge sowie geringe Identifikationsmuster führen eher zu statischen Beziehungen Veränderungen schwierig Teilidentifikation flexibler Weiterentwicklung möglich

2.3 Faktoren Elternverhalten Kritische Lebensereignisse („Traumata“) Strukturelle Variablen (Altersunterschied, Geschlecht) Persönlichkeitsstruktur Kultur

3. Geburtenrangplatz und Geschwisterzahl Trennung dieser Variablen schwierig, aber aus methodischen Gründen sinnvoll

3.1 Geburtenrangplatz Ergebnisse einiger Studien: Erstgeborene: ängstlich, „Enthronungstrauma“, intelligent(er als Geschwister) Mittlere: delinquent, wenig beachtet durch Eltern Letztgeborene: verwöhnt, ansprüchlich, unreif

Geburtenrangplatz C. Ernst & J. Angst (1983): Geschwisterposition habe mit gefundenen Ergebnissen wenig bis gar nichts zu tun, es seien die mit der Geschwisterposition mehr oder weniger verbundenen „sozialen, ökologischen, ökonomischen, zwischenmenschlichen und individuellen Verhältnisse“, die Persönlichkeitseigenschaften bestimmen Beispiel Sandwichposition

3.2 Geschwisterzahl Kinder mit vielen Geschwistern: häufig aus Familien der oberen und unteren sozialen Schichten spätgeborene häufiger ungünstigen Einflüssen während Schwangerschaft, Geburt und früher Kindheit ausgesetzt schulische und berufliche Laufbahn sowie normkonformes Verhalten wird durch eine große Geschwisterzahl negativ beeinflusst (aber: weitere Faktoren wie z. B. soziale Schicht)

Geschwisterzahl Kinder mit vielen Geschwistern: große Geschwisterreihen schützen scheinbar vor neurotischen und psychotischen Erkrankungen

Geschwisterzahl Einzelkinder: gelten als verwöhnt und egozentrisch Ergebnisse nicht nur bedingt durch Einfluss fehlender Geschwister, sondern weitere Faktoren ausschlaggebend (finanzielle Situation, Paarbeziehung Eltern etc.)

Geschwisterzahl Auch hier gilt: individuelle Erleben des einzelnen Kindes, Teil einer Geschwisterreihe zu sein, als ausschlaggebender Faktor (A. Langenmayr) subjektiv erfahrene Beziehung zu anderen Geschwistern hat zentrale Bedeutung

Literatur Bank, S.P.; Kahn , M.D. (1989). Geschwister-Bindung. Paderborn: Junfermann.   Ernst, C.; Angst, J. (1983). Birth Order – Its influence on Personality. Berlin (u.a.): Springer-Verlag.  . Kasten, H. (1994). Geschwister – Vorbilder, Rivalen, Vertraute. Berlin (u.a.): Springer-Verlag. Kasten, H. (13.05.2004). Geschwister – der aktuelle Stand der Forschung. http://www.familienhandbuch.de/cms/Familienforschung- Geschwister.pdf. Klagsbrun, F. (1993). Der Geschwisterkomplex. Frankfurt am Main: Eichborn.

Geschwisterbeziehung als Sozialisationsbedingungen Übersicht zum zweiten Teil des Referats 1. das Geschlecht der Geschwister 2. der Altersabstand zwischen Geschwistern 3. Veränderungen der Geschwisterbeziehungen im Laufe des Lebens 4. Abschlussbemerkungen und Diskussion

Das Geschlecht der Geschwister beeinflusst unter anderem Kreativität, Intelligenz und Leistungsbewusstsein Zu den Studien: amerikanische Zwei-Kind-Familien Kritikpunkt: sehr wenige gleichgeschlechtliche Geschwisterpaare in der Studie vertreten

Töchter und Söhne fortwährende Kommunikation mit Töchtern gelenkte Kommunikation mit Söhnen Zwei Brüder werden streng und kontrollierend erzogen der älteren Schwester wird früh Mitverantwortung für das jüngere Kind übergeben

Die Geschlechterrollen Das weibliche Rollenbild - weich, anpassungsfähig, empfindsam, gefühlsbetont, nachgiebig, sprachlich begabt Das männliche Rollenbild - hart, durchsetzungsfähig, unempfindlich, technisch und naturwissenschaftlich interessiert

Die Ausprägung der Geschlechtsrollen Wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, unter anderem auch vom Geschwistergeschlecht und der Anzahl der Geschwister. Feminine Mädchen und maskuline Jungen wachsen meist als Einzelkind auf oder mit mehreren gleichgeschlechtlichen Geschwistern. Geringe Ausprägung bei Bruder-Schwester-Konstellationen.

Intelligenz und Kreativität nicht gleichgeschlechtliche Geschwister  nicht so stark ausgeprägtes Rollenbild Intelligenz gleichgeschlechtliche Geschwister  stark ausgeprägtes Rollenbild

Der Altersabstand zwischen den Geschwistern Zu den Studien kleiner Altersabstand: 2 Jahre großer Altersabstand: ab 3 Jahren wissenschaftliche Untersuchungen stammen aus den 70er und 80er Jahren

Der kleine Altersabstand - hohes Aggressivitätspotential, insbesondere in den ersten Jahren physische Gewalt tritt zwischen Brüdern häufiger auf als zwischen Schwestern - sehr enge Bindung zueinander

Aggressives Verhalten symbiotische Beziehung zur Mutter bei nicht ausreichender Befriedigung, tritt das Geschwisterkind an die Stelle der Mutter  Frustration  Aggression

Weitere Einflüsse des Altersabstandes 2 - 3 Jahre: direkte Einflussnahme auf das jüngere Geschwister, gegenseitiger Kontakt zum Freundes- kreis 3 - 6 Jahre: Älteres Kind ist Vorbild und Lehrer Aggressivität nimmt mit zunehmendem Altersabstand ab kooperatives Handel ist unabhängig vom Altersabstand

Veränderungen im Laufe des Lebens zu den Studien erste Untersuchungen in den 80ern amerikanische, kanadische, englische deutsche Mittelschichtfamilien Beobachtungen, Interviews, Fragebögen

Modell der Entwicklungsaufgaben Kindheit und Jugend: emotionale Unterstützung, Freundschaft frühes und mittleres Erwachsenenalter: emotionale Unterstützung, sich um die Eltern kümmern spätes Erwachsenenalter: emotionale Unterstützung, frühere Konflikte klären

Das Drei-Phasen-Model Max Plank Forschungsgruppe 1.Phase (Geburt bis 8. Monat): erster Kontakt zwischen den Geschwistern, stark elternbeeinflusst 2.Phase (8.-16. Monat): erste Konflikte 3.Phase (16.24. Monat): Bindung zwischen den Geschwistern, weniger Rivalität, Einfluss der Eltern sinkt  Untergruppe „Geschwister“ im System Familie

weitere Entwicklung Aufbau einer festen Bindung Geschlechtsunterschiede verschwimmen im Vorschulalter wieder erhöhtes Konfliktpotential, Entdeckung des eigenen Geschlechts

mittlere und späte Kindheit zu den Studien 7. bis 12. Lebensjahr keine Studien in Deutschland erstmaliges Interview mit den Kindern selbst

vier Dimensionen Nähe, Status, Konflikt und Rivalität gleiches Geschlecht, geringer Altersabstand  Nähe großer Altersabstand  Status großer Altersabstand  Konflikt (in den ersten Jahren), Rivalität

Vorbild und Lehrer in diesem Altersabschnitt bilden sich die Positionen Lehrer und Lerner heraus zu häufiges Lehrerverhalten führt zu Abwehrreaktionen

Geschwister im Jugend- und Erwachsenenalter sehr wenige Forschungsergebnisse zu diesen Lebensabschnitten Jugendalter: eigene Identität, Fähigkeiten zur Verwirklichung von Intimität Erwachsenenalter: keine Forschungsergebnisse

Abschluss Geschwisterforschung nicht vollständig erschlossen Forschungsergebnisse betrachten meist nur einzelne Lebensabschnitte in allen Untersuchungen wird deutlich, dass Geschwister einen starken Einfluss aufeinander haben