Weiblich - Männlich Entwicklung und Veränderung von Geschlechtsunterschieden und Geschlechtsrollen über die Lebensspanne betrachtet.

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Weiblich - Männlich Entwicklung und Veränderung von Geschlechtsunterschieden und Geschlechtsrollen über die Lebensspanne betrachtet.
 Präsentation transkript:

Weiblich - Männlich Entwicklung und Veränderung von Geschlechtsunterschieden und Geschlechtsrollen über die Lebensspanne betrachtet

Wurzeln von Geschlechtsunterschieden - Biologische Wurzeln, z. B. Chromosomen, Hormone - Psychologische Faktoren, z. B. subjektives Erleben der Geschlechtsunterschiede, Ausgestaltung der Geschlechtsrolle - Soziale Einflüsse, z. B. Erziehung, Klischees (Medien), Diskriminationen

Diese Wurzeln bilden untereinander ein Geflecht Sie sind auf das innigste miteinander verwoben

Die Preisfrage lautet: Warum gibt es eigentlich zwei Geschlechter ?

Embryonale und fötale Entwicklung Das „Ur“-Geschlecht ist weiblich Geschlechtsausbildung ist eine Sache der Dosis: bei Androgenmangel entwickeln sich männliche Föten weiblich, bei Androgenüberschuss weibliche Föten männlich Gehirn(hälften)-Spezialisierung bereits vom 5.-7. intrauterinen Monat an, beim männlichen Geschlecht dauert sie ca. 2 Jahre länger (Wurzeln von Homo- und Transsexualität hier bereits angelegt?) (biologisches) Zuweisungsgeschlecht bei der Geburt (und – sich nachfolgend entwickelndes - psychisches und soziales Geschlecht)

Körperliche Unterschiede Frauen sind im Durchschnitt 165 cm groß 67 kg schwer und haben eine Lebenserwartung von 81 Jahren Männer sind im Durchschnitt 177 cm groß 81 kg schwer und haben eine Lebenserwartung von 76 Jahren

Strukturelle, feinanatomische Gehirnunterschiede Frauenhirne haben weniger Gewicht und Volumen (weniger Hirnflüssigkeit, mehr graue Substanz) einen kleineren interstituellen Kern einen größeren suprachiasmatischen Kern (innere Uhr) Größeres Splenium Männerhirne haben mehr Gewicht und Volumen (mehr Hirnflüssigkeit, mehr weiße Substanz) einen größeren interstituellen Kern (agile Sexualität) einen kleineren suprachiasmatischen Kern Kleineres Splenium

Funktionelle Gehirn- und Sinnesorganunterschiede Frauen verwenden bei vielen Tätigkeiten beide Gehirnhälften (ganzheitlichere Orientierung?) Ein höherer Östrogenspiegel fördert die Neuvernetzung von Neuronen und die Synapsenbildung (günstig für Sprachverständnis) Frauen verarbeiten Alltagsgeräusche auf dem rechten Ohr besser Frauen tasten mit beiden Händen gleich gut Bei Männern sind beide Gehirnhälften spezialisierter (längere Lateralisierung) und werden häufiger separat eingesetzt Ein höherer Androgenspiegel (10mal höher bei Männern) fördert die Bereitschaft zu physischer Aggression Männer verarbeiten sprachliche Laute auf dem rechten Ohr besser Bei Männern ist die rechte Hand beim Tasten leistungsfähiger

Evolutionstheoretische Annahmen: Zwischen G. chromosomen, G Evolutionstheoretische Annahmen: Zwischen G.chromosomen, G.hormonen, g.spezifischen psychischen Strukturen und Funktionen und g.spezifischem Verhalten bestehen direkte Verbindungen Deshalb zeigen Frauen „soziale Affinität“, d.h. Hinneigung zu und Ansprechbarkeit auf zwischenmenschliche Kontakte Personenbezogene Orientierung Tendenz zu Dauerhaftigkeit und Kontinuität „expressives Verhalten“ Deshalb zeigen Männer „Agress“, d.h. Herangehen an die Objekte der Umwelt und Erkundung sowie aktive Auseinandersetzung mit ihnen Sachbezogen-zielgerichtete Orientierung Tendenz zu Hochleistung und Risikobereitschaft „instrumentelles Verhalten“

Skala „Expressivität“ und Skala „Instrumentalität“ Der Gefühle anderer bewusst Fähig auf andere einzugehen Freundlich Herzlich in Beziehungen zu anderen Sanft Verständnisvoll gegenüber anderen Instrumentalität Aktiv Druck gut standhaltend Konkurrierend Leicht Entscheidungen fällend Nicht leicht aufgebend Selbstsicher Sich überlegen fühlend unabhängig

Testaufgaben, bei denen Männer im Durchschnitt besser abschneiden Tests des räumlichen Vorstellungs- und des Orientierungsvermögens (an topographischen Merkmalen) Tests zielgerichteter (grob)motorischer Fertigkeiten (Werfen und Auffangen) Tests der Wiedererkennung einfacher Strukturen in komplexen Gebilden Tests der Fähigkeit, mathematische Schlussfolgerungen zu ziehen

Testaufgaben, bei denen Frauen im Durchschnitt besser abschneiden Tests der Wahrnehmungsgeschwindigkeit Tests des Wahrnehmungsgedächtnisses Tests der Ideen- und Wortflüssigkeit Tests der feinmotorischen Koordination Rechentests Was hat Ihr Partner gerade an (Kleidung)?

„Wer wird Millionär“-Statistik (dt. Version von Günter Jauch) Von den ca. 1300 Kandidaten/innen waren: Ungefähr 550 Frauen, die im Durchschnitt 33.500 Euro gewannen und Ungefähr 750 Männer, die im Durchschnitt 37.500 Euro gewannen. Also: Frauen sind weniger selbstbewusst, haben eine geringere Leistungsorientierung, trauen sich weniger zu und sind weniger risikobereit?

Bei der Lösung praktischer Aufgaben unter Zeitdruck gehen Frauen häufiger nach der Versuch-Irrtum-neuer Versuch-Methode vor (z.B. Liegestuhl aufstellen) Männer häufiger relativ planvoll vor

Frühe Kindheit (0-3 Jahre) Schon vor der Geburt spielt das Geschlecht eine bedeutsame Rolle (Stammhalterphilosophie!) Ergebnisse der „Baby X“-Studien (rosa, hellblau und gelb als Orientierungshilfen) Unterschiedliches elterliches Verhalten ihren männlichen und weiblichen Kleinkindern gegenüber

Frühe Kindheit (0-3 Jahre) (Fortsetzung) Stärkere proximale Stimulation bei männlichen, stärkere distale Stimulation bei weiblichen Säuglingen: Wurzeln räumlichen Vorstellungsvermögens und sprachlicher Kompetenz? Gehirne von Jungen und Mädchen reifen unterschiedlich schnell Mädchen haben eher emotionale Erinnerungen, Jungen eher handlungsbetonte Gedächtnisinhalte

Geschlechtsrollenklischees Frauen sind -abhängig -ängstlich -einfühlsam -anpassungsbereit -launisch -nachgiebig -sanft -schwach -schutzbedürftig -unselbständig -passiv Männer sind -unabhängig -mutig -aggressiv -durchsetzungsfähig -entschlusskräftig -rational -stark -aktiv -überlegen -dominant -leistungsorientiert

Geschlechtrollenklischees dominieren vor allem in Bilder- und Schulbüchern TV (Werbung, Vorabendserien, viele Kinderserien), aber auch in Berufsprofilen (typisch männliche und weibliche Berufe)

Typisch männliche und typisch weibliche Berufe Pilot Kapitän Professor Manager Wissenschaftler Dirigent Priester Baggerfahrer Fahrlehrer Sekretärin Friseurin Kindergärtnerin Krankenschwester Filmstar Grundschullehrerin Raumpflegerin Hebamme Büroleiterin

Diskriminationen in den ersten zehn Lebensjahren Von Anfang an: Unterschiedliche Behandlung von männlichen und weiblichen Säuglingen (besonders im ersten halben Lebensjahr) Väter diskriminieren stärker nach dem Geschlecht, erziehen sozusagen stereotyper Bau- und Puppenecke in der Kindertagesstätte Jungen und Mädchen in Bilder- und Schulbüchern, in den Medien Grundschule: Diskriminationen durch die LehrerInnen In den ersten 10 Lebensjahren: In der Sozialisation von Jungen haben männliche Bezugspersonen Seltenheitswert (wo sind die Väter, männlichen Erzieher und Lehrer?)

Die Gretchenfrage: Haben die Gene oder das Milieu mehr Gewicht bei der Ausbildung von Geschlechtsunterschieden? Passive Anlage-Umwelt-Wechselwirkung (z.B. im Säuglings- und Kleinkindalter) Evokative Anlage-Umwelt-Wechselwirkung (im Kindesalter) Aktive Anlage-Umwelt-Wechselwirkung (in späterenEntwicklungsabschnitten)

Es gibt (noch) keine geschlossene, empirisch fundierte Theorie der Geschlechtsrollenentwicklung Bekräftigungslernen ist wichtig Imitation, Lernen durch Beobachtung spielt eine Rolle Identifikation mit Vorbildern muss einbezogen werden Kognitives Lernen hat großes Gewicht in späteren Entwicklungsabschnitten

Abschreckung und Entmutigung des weiblichen Geschlechts während der Pubertät und Adoleszenz Mädchen verlieren allmählich das Zutrauen in ihre naturwissenschaftlich-technischen und mathematischen Fähigkeiten (Misserfolgsängstlichkeit vs. Erfolgszuversicht) werden massiv mit traditionellen Rollenerwartungen konfrontiert: in der Schule, im Elternhaus, von den Gleichaltrigen, von den Medien werden auch auf der weiterführenden Schule seltener aufgerufen und angesprochen von den Lehrern

Schullaufbahn Mädchen vs. Jungen zeigen in allen Altersstufen bessere schulische Leistungen erreichen höhere Bildungsabschlüsse verfügen über mehr und bessere Berufs-ausbildungsabschlüsse stellen 55% der Abiturienten und 49% der Studienanfänger an Universitäten (WS 2001/02)

Schulbildung Mädchen vs. Jungen zeigen in allen Altersstufen bessere schulische Leistungen erreichen höhere Bildungsabschlüsse verfügen über mehr und bessere Berufs-ausbildungsabschlüsse stellen 55% der Abiturienten und 49% der Studienanfänger an Universitäten (WS 2001/02)

Männliche und weibliche „Themen“ während der frühen Erwachsenenjahre Stärkere Personbezogenheit bei Frauen Intimität, Nähe, Offenheit und Austausch ist Frauensache Stärkere Sachbezogenheit bei Männern Leistung, Karriere, Status und Erfolg ist Männersache

Gewalt in unserer Gesellschaft In aller Regel sind Frauen die Opfer und Männer die Täter Über weite Strecken ist dafür die traditionelle Geschlechtsrollenerziehung verantwortlich zu machen

Sind Männer von Natur aus aggressiver als Frauen? Männer übertreffen Frauen im Hinblick auf manifeste, physische Aggression Frauen übertreffen Männer im Hinblick auf subtilere, psychisch kanalisierte Aggression (Resultate des Geschlechtsrollenlernens)

In den Medien kolportierte Geschlechtsunterschiede Multitasking: Frauen sind flotter als Männer Konfliktbewältigung: Jungen praktizieren sie häufiger physisch Gewalt ist männlich – Gemeinheit ist weiblich Jungen sind wie Bären – Mädchen sind wie Füchse

Geschlechtsspezifische kritische Lebensphasen Für Frauen zwischen 40 und 50 Jahren (Menopause) Für Männer zwischen 50 und 60 Jahren (Andropause)

Warum werden Frauen älter als Männer? Größere Sensibilität für Körpersignale Höhere Bereitschaft, sich Ausfallerscheinungen und Schwächen einzugestehen Gesündere Ernährungsweise Hormone (Östrogene verhindern Arterienverkalkung und Knochenschwund, Androgene erhöhen den Blutdruck) Besseres Immunsystem (höhere T-Zellen-Produktion) X-Chromosom veranlasst die Bildung von Eiweißstoffen, welche freie Radikale neutralisieren Unterschiedliche verhaltensbiologische Programme, die in der Evolution erworben wurden: Dauerhaftigkeit und Kontinuität vs. Risikobereitschaft und Höchstleistung

3 Typen des Älterwerdens bei Frauen und Männern 1. Zunahme gegengeschlechtlicher Merkmale 2. Flexibleres Umgehen mit den Rollenklischees (Distanzierung, Selbstironie) 3. Zunahme von Rigidität

Entwicklungsabschnitte Embryonale und fötale Entwicklung Frühe Kindheit (0-3 Jahre) Kindergarten- und Vorschuljahre (4-6 Jahre) Mittlere u. späte Kindheit (7-11 Jahre) Pubertät und Adoleszenz (12-20 Jahre) Frühes Erwachsenenalter (21-35 Jahre) Mittleres Erwachsenenalter (35-50 Jahre) Späteres Erwachsenenalter (51-65 Jahre) Seniorenalter