Neue Arbeitszeitmodelle im ärztlichen Dienst

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 Präsentation transkript:

Neue Arbeitszeitmodelle im ärztlichen Dienst Lars Herrmann Neue Arbeitszeitmodelle im ärztlichen Dienst des Universitätsklinikums Düsseldorf Besprechung am 05.09.06, ergänzend gezeigte Folien Bitte beachten Sie auch die Fachbeiträge und Tools unter www.arbeitszeitberatung.de! Arbeitszeitberatung Dr. Hoff · Weidinger · Herrmann Lützowufer 1 · 10785 Berlin Telefon 0 30/803 20 41 · Telefax 0 30/803 91 33 www.arbeitszeitberatung.de · email@arbeitszeitberatung.de

Grundmodelle

Freizeitausgleich von Bereitschaftsdienst (BD) ... reduziert die verfügbare Personalkapazität, weil der Freizeitausgleich die innerhalb des BD geleistete Arbeitszeit deutlich übersteigt; ... reduziert die Einkommen der Mitarbeiter/innen – insgesamt und pro Stunde –, weil BD-Zeiten nur anteilig auf die Vertragsarbeitszeit, aber voll auf die gesetzliche Höchstarbeitszeit angerechnet werden; ... erhöht die Personalkosten, weil bei gleichem Arbeitszeit-Bedarf mehr Mitarbeiter/-innen benötigt werden; ... stabilisiert die derzeitigen, oft unbefriedigenden Arbeitszeitsysteme, weil diese ganz wesentlich auf dem erzwungenen Freizeitausgleich nach BD beruhen; ... sollte weitest möglich vermieden werden.

Servicezeit im Krankenhaus Servicezeit = Zeitspanne, innerhalb derer die (sofort / tagfertig) zu erbringenden Leistungen (auf der Basis von Servicestandards) garantiert werden fordert und fördert die Entkopplung von Arbeitszeit und Servicezeit – und damit die Standardisierung der Arbeitsprozesse und Teamarbeit wirkt im Falle ihrer patienten- und intern-kundenorientierten Ausgestaltung (z.B. auch abends bzw. am Wochenende) verweildauer-verkürzend ermöglicht eine bessere Auslastung von Personal, Raum und Technik eröffnet eigenverantwortliche Gestaltungsspielräume für flexible Arbeitszeiten trennt inhaltlich sinnvoll zwischen Vollservice tagsüber und Grundservice nachts und fördert damit realistische Bereitschaftsdienstzeiten bildet die gemeinsame Klammer für eine abgestimmte berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit verbessert die ärztliche Ansprechbarkeit für Patienten/Angehörige positioniert das Krankenhaus serviceorientiert am Markt

Die drei Grundmodelle der Arbeitszeitgestaltung im ärztlichen Dienst

 Langdienst R+ und Modul-Nachtdienst N – z.B. Spät-/Nachtbereitschaftsdienst-Kombination oder Nacht-Dienstmodul? ..1  Regeldienst R und Spät-/Nachtbereitschaftsdienst SN – z.B.  Langdienst R+ und Modul-Nachtdienst N – z.B.

Spät-/Nachtbereitschaftsdienst-Kombination oder Nacht-Dienstmodul? ..2 Relativ geringe Umstellung gegenüber Regeldienst + Bereitschaftsdienst Arbeitsmedizinisch günstig: später Beginn, „eingestreute“ Nachtdienste Geringer Übergabeaufwand Gut geeignet für Teilzeitbeschäftigte und Externe, die nur einzelne Dienste abdecken möchten Gute Kompatibilität mit erweiterten Servicezeiten Diskontinuität im Tagesgeschäft durch die eingestreuten freien Tage In den wichtigen Vormittagsstunden fehlen zwei Mitarbeiter/innen Lange Gesamtanwesenheitszeit – und dennoch bei Vergütung des Bereit-schaftsdienstes Probleme, die Vollzeit-Vertragsarbeitszeit zu erreichen Für die Wochenend-Besetzung weniger gut geeignet

Spät-/Nachtbereitschaftsdienst-Kombination oder Nacht-Dienstmodul? ..3 Kürzere Dienstdauer: maximal 13h einschließlich Pausenzeit Jeweils passgenaue Kombination von Vollarbeit und Bereitschaftsdienst bei potenziell besserer Kapazitätsnutzung durch höhere Vollarbeitsanteile Viele Arbeitswochen ganz ohne Nachtdienste Höhere Kontinuität im Tagesgeschäft und in der Nacht-Versorgung Vereinfachung von Dienstplanung und Abrechnung Arbeitsmedizinisch problematische Verdichtung der Nachtdienstfolge U.U. mehr Arbeitstage Erfordert Ergänzung durch lange (optimal) und/oder versetzte Tagesdienste Höherer Übergabeaufwand Vorkehrungen zum Auffangen nicht planbarer Ausfallzeiten nötig

Regelungsbeispiele

Dienste-Aufbau in den chirurgischen Kliniken des xy-Krankenhauses

Dienste-Aufbau in einer HNO-Klinik mit geringer Bereitschaftsdienst-Inanspruchnahme

Dienste-Aufbau in einer Klinik für Urologie

Arbeitszeit-Gesamtbilanz (Basis: 38,5h/w) am Beispiel des Dienste-Aufbaus für die Urologie + - R MO-FR 5 x 1,55h NB MO-DO 2 x 7,7h ./. 4,75h FR 7,7h ./. 7h SA 8h SO 7,7h ./. 6,75h Insgesamt 46,75h/w 44,25h/w In der Arbeitszeit-Gesamtbilanz werden die dienstbedingten Abweichungen von der Vollzeit-Vertragsarbeitszeit (hier: 38,5h/w) über alle Mitarbeiter/innen (hier: 8) hinweg saldiert. Im vorliegenden Fall ist die Arbeitszeit-Gesamtbilanz nahezu ausgeglichen, so dass die Vollzeit-Mitarbeiter/innen bereits bei gleich-mäßiger Dienste-Verteilung und durchschnittlicher Einhaltung der Dienste ihre Vertragsarbeitszeit fast genau erreichen.

Einfacher Dienste-Aufbau in der Chirurgie

Dienste-Aufbau in einer Augenklinik

Ein teilbares Dienstmodul in einer ZMK-Uniklinik Arzt 1 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T B NB hier auf 2 Ärzte aufteilbar Arzt 2 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T B NB

Dienstmodule mit minimiertem Besetzungsverlust tagsüber ..1 MA 1 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N SA separat zu leisten kein zusätzlicher Besetzungsverlust im Tagdienst Nur zu empfehlen bei hohem Bereitschaftsdienst-Anteil!

Dienstmodule mit minimiertem Besetzungsverlust tagsüber ..2 MA 1 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N MA 2 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N FR ein/e zweite/r Mitarbeiter/in weniger (reduzierbar durch späteres Ende DO-N und früheren Beginn FR-N)

Dienstmodule mit minimiertem Besetzungsverlust tagsüber ..3 MA 1 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N MA 2 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N MO und FR ein/e zweite/r Mitarbeiter/in weniger (reduzierbar durch späteres Ende DO/SO-N und früheren Beginn FR/MO-N)

Dienstmodule mit minimiertem Besetzungsverlust tagsüber ..4 MA 1 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N oder SA separat MA 2 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N MI ein/e zweite/r Mitarbeiter/in weniger (reduzierbar durch späteres Ende DI-N und früheren Beginn MI-N)

Dienstmodule mit minimiertem Besetzungsverlust tagsüber ..5 MA 1 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N MA 2 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N MA 3 Woche 1 Woche 2 SA SO MO DI MI DO FR T N  DI und FR ein/e zweite/r Mitarbeiter/in weniger (reduzierbar durch späteres Ende MO/DO-N und früheren Beginn DI/FR-N

Zwei zu kombinierende Wochen-Dienstmodule mit allen Nacht- und Wochenend-Tagdiensten F S R N Woche 1 Woche 2 Woche 3 M D F S R N

2-Wochen-Dienstmodul mit allen Nachtdiensten und Tagdienst-Wochenende SA SO MO DI MI DO FR T N

4:1-Vollkontischichtplan auf 12h-Basis mit relativ hoher Betreuungskontinuität MO DI MI DO FR SA SO 1. T N - T N N N 2. - - T N - - - 3. - T N - T T T 4. N - - - - - - Woche

Methodische Grundlagen

Der Weg zum rechtskonformen Bereitschaftsdienstmodell Bereitschaftsdienst-Schwelle (= Beginn und Ende der realistischen Bereit-schaftsdienstzeit MO-SO) ermitteln Arbeitszeit-Grundmodell (= Spätdienst-Nachtbereitschafts-Kombination oder Nachtbereitschaftsdienst oder Schichtbetrieb) auswählen bedarfsgerechten Dienste-Aufbau auf der Grundlage von 2. entwickeln bei Bedarf dienstplanmäßig feste Dienstfolgen und Dienstmodule festlegen Arbeitszeit-Gesamtbilanz (= Überprüfung der dienstplanmäßigen durch-schnittlichen Einhaltung der Vertragsarbeitszeit); bei Bedarf Maßnahmen zum Bilanzausgleich vereinbaren bzw. 3./4. überarbeiten bzw. teilweisen Freizeitausgleich von Bereitschaftsdienstzeiten festlegen Arbeitszeitschutz-Check (= Überprüfung der Einhaltung der maximalen Wochenhöchstarbeitszeit) durchführen; bei Bedarf opt-out-Neigung klären bzw. 3./4./5.. überarbeiten) Vergütungs-Check (= Überprüfung der Entwicklung unständiger Bezüge) durchführen; bei Bedarf 3./4./5./6. überarbeiten