„Sonderpädagogische Förderung heute“ 55 (2010), 3, S

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Diagnose – Förderung Förderdiagnose - Förderdiagnostik
Advertisements

Zum Leitbild der Abendschule Vor dem Holstentor
Erich Kästner Realschule plus Ransbach - Baumbach
Schulische Übergänge – ein holpriger Weg !?
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
ETEP Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik =
Das pädagogische Kolloquium am Seminar Pforzheim
Die Entwicklung der Frühförderung in Thüringen -
Diagnostische Kompetenz als Schlüsselqualifikation
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Verden, 2. Mai 2005A. Hauf-Tulodziecki1 Fachdialog Medien AG 1: Überfachliche Perspektive Dimensionen von Medienkompetenz – Curriculumidee Medien und Methodenkompetenz.
Lehrstuhl für Schulpädagogik Informationsveranstaltung zur Prüfung im Fach Schulpädagogik nach LPO I vom Schriftliche Prüfung am
Evaluation der Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2012 Name des Dozenten Name der evaluierten Veranstaltung ? Studierende haben sich an der Evaluation.
Wohin soll die Reise gehen? Zum aktuellen Stand und den Entwicklungen des Schulbesuchs von Schülern und Schülerinnen mit ASS.
Maximin-Schule Bitburg
Besondere Begabungen in der Grundschule
Zeitgemäßer Mathematik-unterricht mit dem Mathematikbuch
Konzept der Fort- und Weiterbildung für die SeelsorgerInnen im Bistum Münster Hauptabteilung 500, Seelsorge - Personal Gruppe 512, Fortbildung Hermann.
Profilbildung inklusive Schule –
Forum Gemeinschaftsschule – Zukunft gestalten
Individuelle Lernpläne
Unterrichtsbeobachtung und Bewertung: Kriterien guten Unterrichts
Merkmale einer neuen Lernkultur
- Kollegiale Unterrichtsbesuche -
TEACCH Ein Schulentwicklungsprojekt: Unterricht in einer nach TEACCH – Prinzipien eingerichteten Klasse Alexandra Hug 2013.
Hausaufgaben: ein auslaufmodell im zeitalter der ganztagsschule ?
Aktuelle Entwicklung Inklusion Gesehen und gehört am
professioneller Akteur
Umgang mit Heterogenität
einen schulerorientierten Unterricht zu gestalten, der die Selbsttatigkeit und das Selbstvertrauen der Kinder sowie das Lernen in facherubergreifenden.
Gemeinsam(es) Lernen mit Gefühl – das erste MindMatters-Unterrichtsheft für die Grundschule Im Heft finden Sie: Erkenntnisse zum sozial-emotionalen Lernen.
integrativen AWO - Kita
Der Spracherwerb des Kindes
Ein ganz besonderes Thema?
Fokus Führungskräfte – Gesundheit zum Thema machen
Leitfaden für Pädagogen zur Einschulung
Dr. Elke Münch Verzahnung von Schule und außerschulischen Kooperationspartnern zur Unterstützung der ganzheitlichen Kompetenzentwicklung Fachtagung Praxistag.
Montessori-Pädagogik
§ 114 Schulgesetz Gesetzentwurf vom / im Januar 2007 verkündet Die Schulen führen zur Bewertung ihrer Schul- und Unterrichtsqualität regelmäßig.
Der Berufswahlpass Ein Konzept in der Berufsorientierung
Ingrid Wurst-Kling, Schubert-Schule (SFL) Neustadt/W
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Schuleingangsphase der GS“ Im Rosental“ Merseburg
Computer an der Oberstufe Computer allein können den Unterricht nicht verändern. Voraussetzungen für den Einsatz des Computers sind: - die pädagogische.
Potenzialanalyse Vortrag zur Fachveranstaltung Potenziale erkennen und analysieren am 18. August 2010 in Offenbach Petra Lippegaus-Grünau.
Begriffe Grund- und Hauptstufe Kompetenzen und Anhaltspunkte
1) Das Lernen mit Computern im Grundschulunterricht 2) Lernkulturen – Was ist das überhaupt? 3) Das neue Verständnis von Lernen 4) Von der neuen zur Neuen.
Herzlich willkommen! Mentorate 4/5 2. Oktober 2007
Workshop: Recherche im Internet Klientel: Sozial benachteiligte Frauen Zeitlicher Rahmen: ca. 2 x 3 Stunden.
Herzlich Willkommen.
Förderung von Begabungen außerhalb des Unterrichts Am Beispiel der Kinder- und Jugendakademie Kassel.
Erich Kästner Förderschule
Das Stufenprofil der Hauptstufe II A und B
Das Prozessmodell im Geschichtsunterricht
Individualisiertes Lernen
Der ausführliche Unterrichtsentwurf für das Fach Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe Nach dem Grundsatzpapier zur schriftlichen Unterrichtsplanung.
Flächenseminar Qualitätsrahmen QB Q - Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung (Pflichtbereich) Kriterium Q 1 – Grundsätze der Lehrerbildung.
Bessere Rahmenbedingungen für eine moderne Volksschule.
Unterrichten J+S-Leiterkurs Basketball.
Projektbüro für förder- und kompetenzorientierten Unterricht
Steinegger 2002/2004.
Group-Office Version Pädagogischer Baustein: Binnendifferenzierung.
DGD 52: Unterrichtsplanung und –Gestaltung
© 2011 by Weise. SchuB IV Qualifizierungskonzept Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb 2011/2012 © 2011 by Weise.
Orientierungsplan für Bildung und Erziehung
INKLUSION DURCH INDIVIDUALISIERUNG DAS KONZEPT DER GEMEINSCHAFTSSCHULE BILLERBECK.
Kooperatives Lernen.
Fakultät für Humanwissenschaften Lehrstuhl für Schulpädagogik, Dr. Matthias Erhardt I NFORMATIONSVERANSTALTUNG ZUR P RÜFUNG IM F ACH S CHULPÄDAGOGIK NACH.
Landshuterstr FreisingÖffnungszeiten: Raum 38 Tel Mo, Di, Do Uhr
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1.
 Präsentation transkript:

„Sonderpädagogische Förderung heute“ 55 (2010), 3, S. 252-270. Reimer Kornmann  www.ph-heidelberg.de/wp/kornmann Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Eine ausführliche Fassung des Vortrags mit detaillierten Beschreibungen und Analysen der im Vortrag nur knapp skizzierten und hier gar nicht wiedergegebenen Unterrichtseinheit ist gerade publiziert worden in der Zeitschrift „Sonderpädagogische Förderung heute“ 55 (2010), 3, S. 252-270.

Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Gliederung Unterrichtsbeispiel „Unsere Klasse im Laufe der ersten Schulwochen“ zur Verdeutlichung von Kriterien inklusiver Unterrichtsgestaltung Überlegungen: Welche diagnostischen Fragestellungen können dazu beitragen, dass die Kriterien inklusiver Unterrichtspraxis auch tatsächlich erfüllt werden?  Wichtiger Grundsatz: Subsidiäre Funktion der Diagnostik, Primat haben Überlegungen zur Gestaltung des Unterrichts und des Schullebens

Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Unterrichtsbeispiel „Unsere Klasse im Laufe der ersten Schulwochen“ zur Verdeutlichung von Kriterien inklusiver Unterrichtsgestaltung n

Alle Kinder werden in gleicher Weise in die Aktivitäten einbezogen Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Kriterien inklusiven Unterrichts (I) Jedes Kind erfährt positive Beachtung als Individuum und als Mitglied der Klassengemeinschaft Alle Kinder werden in gleicher Weise in die Aktivitäten einbezogen   Das allgemeine Wohlbefinden wird durch gut vorhersehbare Regelungen und Ordnungen (Wochentage!) gefördert Verhaltensweisen werden unterstützt, die gemeinsames Lernen in der Gruppe erleichtern Den Kindern wird Interesse an ihrer Biografie signalisiert Vermieden werden Situationen, in denen sich bestimmte Kinder als überlegen erweisen

Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Kriterien inklusiven Unterrichts (II) Rückmeldungen werden so formuliert, dass die Kinder sie als Anreize und Entwicklungsimpulse auffassen können Allen Kindern werden Anforderungen gestellt, die ihrem Lern- und Entwicklungsniveau entsprechen Kinder mit gering ausgeprägtem Selbstwertgefühl und niedrigem Leistungsniveau können sich an anderen Kindern orientieren   Es werden aktiv-entdeckende Lernformen bevorzugt (Spracherfahrungsansatz, Konzept Mathe 2000), die breiten Raum für individualisierende Lernanforderungen lassen

Bedingungen des Gelingens: Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Gelingensbedingungen und Diagnostik Bedingungen des Gelingens: Gute Abstimmung des Unterrichtskonzepts auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen Angemessene Umsetzung des Konzepts   Aufgaben für die Diagnostik Ermittlung der individuellen Lernvoraussetzungen Beobachtung und Analyse der konkreten Umsetzung

Vorrang hat die Planung von Unterrichtseinheiten mit Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Berücksichtigung der individuellen Lernvoraussetzungen (I) Grundprinzip: Vorrang hat die Planung von Unterrichtseinheiten mit inklusiven Wirkungen   Pädagogisch wichtige Inhalte bleiben nicht deswegen unberücksichtigt, weil sie für bestimmte Kinder ungeeignet erscheinen Unterrichtseinheiten sind gezielt zu modifizieren, wenn sie sich auch an Kinder mit Einschränkungen ihrer Sinnestüchtigkeit und Bewegungsmöglichkeiten, Störungen der Sprachentwicklung, erheblichen Rückständen der geistigen Entwicklung oder gravierenden Verhaltensauffälligkeiten, usw. richten

Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Berücksichtigung der individuellen Lernvoraussetzungen (II)   Um aus der Perspektive solcher Kinder planen zu können, denen sich die Themen und Inhalte nicht auf den üblichen Lernwegen erschließen, sind Informationen über die individuellen Lernvoraussetzungen notwendig Geeignete Informationen können Personen bieten, die die betreffenden Kinder gut kennen und daher angeben können, bei welchen Anforderungen oder in welchen Situationen sich Probleme ergeben könnten und welche Modifikationen des Konzepts sie für angemessen halten In besonders problematischen Fällen muss auf die Unterstützung durch ein sonderpädagogisches Beratungszentrum zurückgegriffen werden, in welchem die verschiedenen sonderpädagogischen Fachrichtungen vertreten sind

Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Beobachtung und Analyse der Umsetzung Ansatzpunkte bieten drei aufeinander bezogene Komponenten des Unterrichtsgeschehens: Impulse an die Lernenden (Lernangebote, Anforderungen, Aufgaben, Aufforderungen, Fragen) sowie implizite Erwartungen und Anforderungen – ergeben sich direkt aus den Planungen, daher gut zu objektivieren Tätigkeiten der Lernenden, die in einem direkten Bezug zu den Impulsen und Anforderungen stehen – sehr gut objektivierbar, wenn es sich um konkrete Tätigkeiten handelt, teilweise nur indirekt (z. B. aus „klinischen Interviews“) erschließbar, wenn Denkhandlungen gefordert sind Konsequenzen (Folgen) der Tätigkeiten, die im Zusammenhang mit den Impulsen oder Anforderungen stehen

Beispiele für Fragen, die die Qualität der Impulse betreffen: Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Fragestellungen (I) Beispiele für Fragen, die die Qualität der Impulse betreffen: Knüpfen die Inhalte an den Erfahrungen der Kinder an und entsprechen sie ihren Lernbedürfnissen? Liegt das Niveau der Lernanforderungen in der Zone der nächsten Entwicklung? Wird den Kindern genügend Orientierung bei ihren Lerntätigkeiten geboten? Erhalten die Kinder genügend Freiraum, für eigene Erkundungen und Überlegungen? Sehen die Lernangebote kooperative Arbeitsformen vor? Werden auch Möglichkeiten selbstständigen Lernens geboten? Welche entwicklungsförderlichen Anregungen versprechen die Impulse?

Beispiele für Fragen, die die Tätigkeiten betreffen: Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Fragestellungen (II) Beispiele für Fragen, die die Tätigkeiten betreffen: Wie gehen die Kinder mit den Impulsen um? Zu welchen Ergebnissen kommen die Kinder?

Beispiele für Fragen, die die Konsequenzen betreffen: Inklusiv orientierte Unterrichtsgestaltung und Aufgaben der Pädagogischen Diagnostik Fragestellungen (III)   Beispiele für Fragen, die die Konsequenzen betreffen: In welcher Form und Häufigkeit erhalten die Kinder Rückmeldungen? Beziehen sich die Rückmeldungen sowohl auf Vorgehensweisen als auch auf Ergebnisse? Welche Hilfen werden angeboten, wenn Kinder Probleme haben? Lassen Inhalte und Formen der Rückmeldungen entwicklungsförderliche Wirkungen erwarten? Bieten Form und Inhalte der Rückmeldungen den Kindern ermutigende Perspektiven? Fördern die Rückmeldungen die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung der Kinder? Erfahren die Kinder auch weitere Konsequenzen, die von den Rückmeldungen durch die Lehrperson unabhängig sind?

Weitere Arbeiten des Verfassers zum Thema Kornmann, R. (2010): Beispielhaftes – Inklusion in der täglichen Unterrichtspraxis. Grundschule 12, 22- 25 Kornmann, R. (im Druck): Unterricht mit Bedacht gestalten – ein Beitrag zur Zertifizierung schulischer Inklusion. Gemeinsam leben 19