Untersuchung der Risikofaktoren Helicobacter-Infektion, Übergewicht, Geschlecht und Alter für die Cholecystolithiasis und das Gallenblasenkarzinom in Deutschland.

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 Präsentation transkript:

Untersuchung der Risikofaktoren Helicobacter-Infektion, Übergewicht, Geschlecht und Alter für die Cholecystolithiasis und das Gallenblasenkarzinom in Deutschland Ulrich R.M. Bohr1, D. Küster2, F. Meyer3, T. Wex1, M. Stillert1, A. Csepregi1, H. Lippert3, A. Roessner2, P. Malfertheiner1 1Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, 2Institut für Pathologie, 3Klinik für Chirurgie Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg ABSTRACT Fragestellung: Die Helicobacter-Infektion des hepatobiliären Systems ist als weitere Ursache von Cholelithiasis und Gallenwegsmalignomen zunehmend ins Blickfeld gerückt. Die Kolonisation der Gallenwege mit Helicobacter-Spezies ist insbesondere für Regionen mit hoher Inzidenz des Gallenblasenkarzinoms (Ca) berichtet worden. In Deutschland ist die Cholelithiasis häufig, die Inzidenz des Gallenblasen-Ca hingegen ist jedoch relativ niedrig, was zur Untersuchung veranlasste, ob die Helicobacter-Infektion des Gallenwegsystems in Deutschland auftritt. Methodik: Gallenblasengewebe von 99 konsekutiven Patienten (43 Männer, 56 Frauen; Altersbereich: 7-94 Jahre; mittleres Alter: 59,1 Jahre), die einer Cholezystektomie unterzogen worden waren, wurde untersucht: 57 Patienten mit Cholelithiasis (GSD), 20 Fälle mit Gallenblasen-Ca (GBC) und 22 Kontrollen ohne malignes Tumorwachstum oder Gallensteine. Helicobacter spp. wurden mittels Kultur, Immunohistochemie und einer Gruppen-spezifischen PCR (Target: 16S rRNA) untersucht, womit alle gegenwärtig bekannten Helicobacteraceae nachzuweisen sind. Die Helicobacter-Kultur wurde durch Ausstreichen von Gallenblasenmucosa auf einem selektiven Blutagar und folgender Inkubation unter microaerophilen Bedingungen erreicht. Die PCR wurde mit DNA durchgeführt, die aus nativem oder paraffineingebettetem Gewebe gewonnen wurde. Die Immunohistochemie wurde mit einem Anti-Helicobacter-pylori-Antikörper mit Kreuzreaktivität zu anderen Helicobacter-Spezies vorgenommen. Ergebnisse: Von den 99 untersuchten Patienten fiel nur einer (1,01 %) mit Gallensteinleiden PCR-positiv für Helicobacteraceae aus, bei dem die Sequenzanalyse des 16S rRNA eine ausgeprägte Homologie zur 16S rRNA-Sequenz von H. ganmani aufweist. Dagegen wurden Helicobacteraceae weder durch Kultur noch Immunohistochemie nachgewiesen. Die statistische Analyse der klinischen Daten zeigte einen signifikant höheren „body mass index“ bei Patienten mit GSD verglichen mit Kontrollen (P<0,05). Die Prävalenz von GSD bei den weiblichen Patienten war höher als bei den männlichen (79,1 % vs. 63,9 %; Odds ratio: 2,14; 95%-Konfidenzintervall: 0,71-6,56). Das mittlere Patientenalter mit GBC war signifikant höher als bei GSD (P<0,01) oder Kontrollpatienten (P<0,005), wohingegen kein Unterscheid zwischen GSD und Kontrollen bestand. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Helicobacteraceae keine prädominierende Rolle in der Pathogenese von GSD und GBC in der deutschen Bevölkerung spielen. Es könnte jedoch die niedrige Prävalenz von Helicobacteraceae in der Gallenblasenmucosa der deutschen Bevölkerung ansatzweise die relativ niedrige Prävalenz des GBC verglichen mit anderen Populationen erklären, die ein höheres GBC-Risiko zeigen. Odd’s ratio (OR) für konventionelle Risikofaktoren Alter ≥ 65, Übergewicht und weibliches Geschlecht von Patienten mit Gallensteinen oder Gallenblasenkarzinom im Vergleich zu Kontrollpatienten. C D A B HINTERGRUND Es wird angenommen, dass die Cholelithiasis und das Gallenblasenkarzinom multifaktorielle Erkrankungen sind. Die wichtigsten bekannten Risikofaktoren für die Entstehung von Gallensteinen sind Übergewicht, weibliches Geschlecht und Alter. Eine inhomogene weltweite Verteilung des Gallensteinleidens und des Gallenblasenkarzinoms wird durch nichtidentifizierte genetische Faktoren und Umwelteinflüsse erklärt. Gallensteine sind der stärkste Risikofaktor für die Entstehung eines Gallenblasenkarzinoms. Bei 70-90% der Gallenblasenkarzinome sind gleichzeitig Gallensteine vorhanden. Enterohepatische Helicobacter Spezies im hepatobiliären System wurden in einigen Ländern mit einer hohen Inzidenz für das Gallenblasenkarzinom festgestellt (Chile [Fox et al. 1998], Japan [Kobayashi et al. 2004, Murata et al. 2004], Thailand [Matsukura et al. 2002]). In Japan und Thailand wurden enterohepatische Helicobacter Spezies häufiger in den Gallenwegen von Patienten mit Gallenblasenkarzinom nachgewiesen als bei Kontrollen [Matsukura et al. 2002], In Deutschland ist das Gallenblasenkarzinom etwa 10-fach seltener als in Japan oder Chile und die Erkrankung ist hierzulande eine Erkrankung des alten Menschen. Die Prävalenz von enterohepatischen Helicobacter Spezies bei Patienten mit Gallenblasenkarzinomen ist unbekannt. In einer Serie von Patienten mit Gallensteinleiden wurden keine enterohepatischen Helicobacter Spezies gefunden [Rudi et al. 1999]. Verschiedene enterohepatische Helicobacter Spezies wurden allerdings im Darm von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Kontrollen nachgewiesen [Bohr et al. 2004]. Immunohistochemischer Nachweis von Helicobacteraceae. Magenantrum mit H. pylori (A) und H. heilmannii (B), Gallenblase Helicobacter negativ (C), Magenantrum Negativkontrolle (D) METHODEN 84 konsekutive Patienten die sich einer Cholezystektomie unterziehen mussten und 15 Patienten mit Gallenblasenkarzinom aus dem Archiv wurden hinsichtlich der Risikofaktoren Übergewicht, weibliches Geschlecht und Alter untersucht. Um Helicobacterinfektionen nachzuweisen wurden Gallenblasenproben kulturell, immunhistochemisch und mit einer gruppenspezifischen PCR untersucht. Gruppenspezifische PCR für Helicobacteraceae. L = 100 bp DNA Größenstandard, N = Negativkontrolle, A = 0,1 pg Helicobacter DNA, B = 1 pg Helicobacter DNA, C = 10 pg Helicobacter DNA, 1 - 10 repräsentative Patientenproben. Die Sensitivität des PCR Assays liegt bei weniger als 0,1 pg Helicobacter DNA. Das 764 bp große PCR Produkt bei Probe 7 zeigt das positive Testergebnis an. ERGEBNISSE Krankheitverteilung: Von 99 untersuchten Patienten hatten 56 Patienten Gallensteine, 20 Patienten ein Gallenblasenkarzinom und 22 Patienten hatten weder Malignome des hepatobiliären Systems noch Gallensteine (Kontrollen). 85% der Patienten mit Gallenblasenkarzinom hatten ebenfalls Gallensteine. Risiko-Faktor Übergewicht:: Risikofaktor weibliches Geschlecht: Risikofaktor Alter: Risikofaktoren für Gallensteine: Alter > Übergewicht > weibliches Geschlecht Risikofaktoren für das Gallenblasenkarinom: Alter, 85% Gallensteine Kulturelle Untersuchung auf Helicobacter Spezies. Eine Kultur konnte bei 67 Patienten durchgeführt werden. SCHLUSSFOLGERUNGEN: Im Gegensatz zu den Hochinzidenzregionen für das Gallenblasenkarzinom Chile, Japan und Thailand sind enterohepatische Helicobacter Spezies in Deutschland selten. Nur einer der 99 untersuchten Patienten war positiv für H. ganmani. Es bestätigten sich die bekannten Risikofaktoren Übergewicht und weibliches Geschlecht für die Entstehung von Gallensteinen. Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Gallenblasenkarzinomen war Alter ≥ 65 Jahre und Gallensteine. Aus den publizierten Daten kann angenommen werden, dass eine Infektion der Gallenwege mit enterohepatischen Helicobacter Spezies ein onkogenes Potential hat. Die niedrige Prävalenz von Helicobacterinfektionen der Gallenwege bei Deutschen im Vergleich zu Menschen in Hochprävalenzländern von Gallenblasenkarzinomen ist ein möglicher Grund dafür, dass Gallenblasenkarzinome selten sind, obwohl Gallensteine als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung von Gallenblasenkarzinomen häufig sind. Möglicherweise ist in der deutschen Bevölkerung das Gallenblasenkarzinom deshalb so selten und tritt erst im höheren Alter auf, weil Helicobacterinfektionen als Trigger für die Tumorentstehung weitgehend fehlen. Kontrollen Gallensteine CA Kontrollen Gallensteine CA Kontrollen Gallensteine CA DANKSAGUNGEN Die Autoren danken Ursula Stolz, Nadine Schüler und Nadine Wiest für ihre engagierte technische Assistenz. Unserer besonderer Dank gilt den Kollegen der Klinik für Chirurgie für deren Mitarbeit bei der Sammlung von geeigneten Gallenblasenproben. Wir danken Janine Meissner für die Sammlung der Patientendaten.