Zukunft der deutschen Schafhaltung Karl Bauer Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg e. V.
Schafbestand Deutschland Halter Schafe 1997 66.900 2,9 Mio. 2002 30.700* 2,7 Mio. *Änderung der Erhebungsmethode Starker Strukturwandel abnehmende Tierzahl zunehmende Herdengröße
Viehzählungsergebnisse B.-W. Rund 4.700 Schafhalter mit ca. 319.600 Schafen B.-W.: Zunehmende Tierzahl
Betriebsstruktur B.-W.
Verteilung auf Betriebsgrößen in Baden-Württemberg hauptberufliche
Haltungsformen Hütehaltung (Wanderschäferei) Koppelschafhaltung Hauptberufliche Schafhaltung (66 % der Schafe) Koppelschafhaltung Zweig eines landwirtschaftlichen Betriebes oder im Nebenerwerb (27 % der Schafe) Hobbyhaltung Kleine Herden, wirtschaftliche Bedeutung gering (7 % der Schafe)
Produkte: Lammfleisch Lammfleisch: Fleisch von jungen Tieren – keine Schafe oder Hammel! Verfahren Herkömmliche Weidemast Stallendmast Stallmast Neu: arbeitsteilige Schafhaltung
Produkte: Lammfleischvermarktung 170.000 Lämmer jährlich in B.-W. zur Verfügung 100.000 werden direkt ab Hof vermarktet 40.000 werden über Lammfleisch-Erzeugergemeinschaft vermarktet 30.000 werden über Handel und Gewerbe vermarktet Selbstversorgungsgrad in D knapp 50 % Import aus Neuseeland, GB, Südamerika, ...
Tendenzen: Lammfleischvermarktung Rückgang Direktvermarktung wegen Hygienevorschriften, Kontrolle, Sachkundenachweis Regionale Vermarktung stärken Herkunftsnachweis Markenzeichen einführen Gleichbleibende Qualität sichern
Produkte: Wolle Erlös ca. 50 ct je kg, deckt oft nicht die Schurkosten Kleinposten schwer abzusetzen Selbsthilfemaßnahmen nur in begrenztem Umfang möglich
Tendenzen: Wolle Wolle seit 2000 als nachwachsender Rohstoff anerkannt Förderprogramme des Bundes, Ziele: Schutz nachhaltiger Ressourcen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Beispiele: Wollverwendung in der Industrie Wolle als Dämmstoff am Bau
Wirtschaftliche Lage der Schafhaltung Lammfleisch: Preis langfristig gesunken derzeit 1,85 € je kg Lebendgewicht Wolle: Preis auf 1/6 gesunken derzeit 0,40 – 0,50 € je kg Schweißwolle Erträge aus Produkten für Existenzsicherung nicht mehr ausreichend 50 % des Betriebseinkommens aus Zuschüssen bzw. Entgelt für Landschaftspflege
Landschaftspflege mit Schafen 60.000 ha werden in Baden-Württemberg mit Schafen gepflegt natürlich kostengünstig umweltfreundlich energiesparend Mechanische Pflegekosten ca. 250 – 750 € je ha
Probleme bei der Landschaftspflege Relation Flächengröße zu Schafherdengröße Besatzdichte und Pflegeziel Erhaltung von Triebwegen Pferchäcker (oder Sommerstall) Wasserschutzzonen Auflagen für Beweidungszeit Zusammenarbeit zwischen Schafhaltung, Verwaltung und Naturschutz notwendig
Problemkreise Schafhaltung (1) Wachsende Herdengrößen zur Erwirtschaftung eines ausreichenden Einkommens notwendig Geringes Rationalisierungspotential in der Schafhaltung Hohe Arbeitsbelastung in der Schafhaltung!
Problemkreise Schafhaltung (2) Wachsende Auflagen für Schafhaltung Hygieneanforderungen Schlachthäuser Sachkundenachweis Schlachten Arzneimittelbuch Keine Bevorratung von Medikamenten für Notfall Schafkennzeichnung Bestandsbuchführung Verschärfung der Arbeitsbelastung
Problemkreise Schafhaltung (3) Folge der Arbeitsbelastung: Großteil der Auszubildenden im Beruf Schäfer bricht Ausbildung ab oder ergreift danach anderen Beruf Aushilfe für Notfall kaum erhältlich
Problemkreise Schafhaltung (4) EU beabsichtigt Umstellung aller Fördermaßnahmen auf Flächenbezug Problem besonders für Wanderschäfer, da Flächennachweis nicht zu erbringen.
Scrapie – Geschichte Seit über 250 Jahren bekannt, für Menschen ungefährlich 20. Jhdt. immer wieder vereinzeltes Auftreten Seit 1985 Diskussion Zusammenhang Scrapie – BSE In B.-W. im Jahr 2002 bisher 5 Fälle Scrapie-Maßnahmen = Vorbeugender Verbraucherschutz gegen BSE
Überwachungsprogramm Zu untersuchen sind alle für den menschlichen Verzehr geschlachteten Schafe und Ziegen, die über 18 Monate alt sind oder bei denen zwei bleibende Schneidezähne das Zahnfleisch durchbrochen haben Probenahme durch Untersuchungspersonal der Schlachthöfe bzw. Veterinäramt
Zuchtziele bez. Scrapie Erhöhung der Scrapie-Resistenz in den Zuchtpopulationen Möglichst geringe negative Auswirkungen auf Mast-, Schlachtleistung, Wolle und äußere Erscheinung
Teure Begleitmaßnahmen Einrichtung von Samenbanken Spender: Tiere mit geringer Resistenz und überragenden Leistungsmerkmalen Wissenschaftliche Begleitung notwendig zur Beobachtung von Inzuchtgrad Linienverengung Korrelierten Effekten bei Fruchtbarkeit, Fleisch-, Wollleistung und äußerer Erscheinung Hilfen für die Zuchtorganisationen notwendig!
Aktuelle Probleme Zunehmende Arbeitsbelastung bei stagnierendem Einkommen Immer weniger Schäfer, immer größere Herden Nachwuchsproblem Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft gefährdet
Hilfen für die Zukunft (1) Mehr Lammfleisch essen! Nachfrage nach Wolle, Fellen steigern Werbung (Gläserne Produktion, ...) Verbesserung der Vermarktungsstruktur Lamm
Hilfen für die Zukunft (2) Bereitschaft von Staat/Kommunen zur Verpachtung von Weideland Landschaftspflegeentgelt (MEKA) beibehalten Landschaftspflegeverträge praxisgerecht gestalten Anwendung der vorhandenen Auflagen für die Schafhaltung mit Augenmaß!
Hilfen für die Zukunft (3) Keine weiteren Auflagen und Vorschriften für die Schafhaltung Beispiel: Keine Zustimmung zur von der EU vorgeschlagenen Einzeltierkennzeichnung mit Datenbank und Verkehrsscheinen Erhalt der bisherigen Fördermaßnahmen der EU auf Basis der Tierzahlen
Zukunft der Schafhaltung Schafhaltung unterliegt starkem Strukturwandel Schafhaltung = kostengünstige und umweltfreundliche Landschaftspflege, naturnah erzeugte Produkte Für Zukunftssicherung der Schafhaltung dringende Maßnahmen: Erhalt der Zuschüsse und Entgelt für Landschaftspflege Verbesserung der Vermarktung Vorhandene Auflagen mit Augenmaß anwenden Keine weiteren Auflagen und Vorschriften Unterstützung der Schafzuchtverbände in vorbeugendem Verbraucherschutz bei Scrapie