UJAMAA Afrikanischer Sozialismus

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 Präsentation transkript:

UJAMAA Afrikanischer Sozialismus Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

UJAMAA Afrikanischer Sozialismus 1886 unterzeichneten Großbritannien und Deutschland ein Abkommen, das Deutschland ermöglichte, einen Einflussbereich auf das tansanische Festland einzurichten. Davon ausgenommen ist ein enges Gebiet Gebiets entlang der Küste, das dem Sultan von Sansibar unterstand, während Großbritannien ein Schutzgebiet über Sansibar besass. 1948 gründete eine Gruppe junger Afrikaner die Tanganyika African Association, um gegen die Kolonialpolitik zu protestieren. 1953 wurde die Organisation in Tanganyika African National Union (TANU) umbenannt. In zusammenarbeit mit anderen leitete der junge Lehrer Julius Nyerere diese Gruppe. Das Ziel war die nationale Befreiung. Am Ende zogen sich die Briten 1961 und 1963 ziemlich abrupt von Tanganjika und Sansibar zurück. Nyerere wurde 1961 nach der Unabhängigkeit von Tanganjika zum Premierminister und 1962 nach der neuen republikanischen Verfassung des Landes zum Präsidenten gewählt. Er blieb 24 Jahre an der Macht. Am 14. Oktober 1999 starb Julius Kambarage Nyerere in London.

Er blieb 24 Jahre (1 Generation) lang an der Macht Nach über 75 Jahren (3 Generationen) direkter, fremder Herrschaft (1886 - 1961) kommt J. Nyerere an die Macht mit der Vision des „Afrikanischen Sozialismus“ UJAMAA Er blieb 24 Jahre (1 Generation) lang an der Macht 1886 unterzeichneten Großbritannien und Deutschland ein Abkommen, das Deutschland ermöglichte, einen Einflussbereich auf das tansanische Festland einzurichten. Davon ausgenommen ist ein enges Gebiet Gebiets entlang der Küste, das dem Sultan von Sansibar unterstand, während Großbritannien ein Schutzgebiet über Sansibar besass. 1948 gründete eine Gruppe junger Afrikaner die Tanganyika African Association, um gegen die Kolonialpolitik zu protestieren. 1953 wurde die Organisation in Tanganyika African National Union (TANU) umbenannt. In zusammenarbeit mit anderen leitete der junge Lehrer Julius Nyerere diese Gruppe. Das Ziel war die nationale Befreiung. Am Ende zogen sich die Briten 1961 und 1963 ziemlich abrupt von Tanganjika und Sansibar zurück. Nyerere wurde 1961 nach der Unabhängigkeit von Tanganjika zum Premierminister und 1962 nach der neuen republikanischen Verfassung des Landes zum Präsidenten gewählt. Er blieb 24 Jahre an der Macht. Am 14. Oktober 1999 starb Julius Kambarage Nyerere in London.

Bestandsaufnahme Eigentumsansammlung Gewinnsucht Ausbeutung der Mitmenschen Machtausübung, Machtmissbrauch Wettbewerb Der Vater von Nyerere war in der kolonialen Administration tätig. Insofern war er selbst nicht weit vom Kolonialsystem entfernt. Er hatte den Kolonialismus miterlebt und wollte dieses System nicht fortsetzen. Seine Politik war von einer Kursänderung geleitet: vom Kolonialsystem hin zu traditionellen Struktur. Imperialismus / Kolonialsystem: Der Kapitalismus im 16.Jahrhundert in Europa führte dazu, dass die europäischen Länder mehr Bedarf an Rohstoffen, Gold und weitere Güter benötigten. Zu kaufen wäre nicht rentabel genug und so entstand die Idee, das eigene Gebiet (Ressourcen) zu erweitern, indem man andere Länder erschloss. Das Kolonialsystem zerstörte vorhandene Strukturen u.a. Wissens- und Glaubenssysteme, damit neue eingeführt werden konnten. Indigene Institutionen und Praktiken wurden zum Vorteil der Herrscher umfunktioniert. Ländereien wurden beschlagnahmt. Die Mehrheit der Einheimischen wurden ausgebeutet, entrechtet, versklavt oder in manchen Fällen umgebracht. Charakteristisch für den Kapitalismus bzw. Kolonialismus war: Eigentumsansammlung, Gewinnsucht, Ausbeutung, Machtausübung bzw. Machtmissbrauch und Wettbewerb. Der eigene Wohlstand beruhte auf Kosten des Mangels anderer.

Ziel Gleichheit: Mitglieder mit gleichen Rechten und Chancen Frieden mit den Nachbarn, Gastfreundschaft Abwesenheit von Unrecht und Ausbeutung / gerechte Verteilung der Güter Arbeit für alle, Ausbeutung durch niemand guter Lebensstandard, Sicherheit für die Mitglieder Ziel

Programm Bewusstseins- und Werteänderung Wiedergewinnung von früherer Geisteshaltung „wir kümmern uns um die Gemeinschaft und die Gemeinschaft kümmert sich um uns“: UJAMAA Programm Mit diesem kapitalistischen System konnte er sich keine glückliche Gesellschaft vorstellen. Er hatte sich für einen anderen Weg entschieden, indem er auf die traditionellen Systeme zurückgreifen und die Entwicklung seines Landes darauf aufbauen wollte. Programmatisch war für ihn und seine Partei zweierlei wichtig: Bewusstseinsänderung und Wiedergewinnung von früheren Geisteshaltungen: UJAMAA bzw. Afrikanischer Sozialismus

Ujamaa Familiengemeinsinn / Großfamilie Jamaa: Leute gleicher Art / Familie Man bemüht sich im Volk um gegenseitiges Wohlergehen - Sozialismus Dorfzentrierte Entwicklung in Ujamaa-Dörfern UJAMAA heißt wortwörtlich Familiengemeinsinn bzw. die soziale Großfamilie. Es bedeutet frei übersetzt die soziale Familie in einem Dorf. Jamaa bedeutet Blutverwandte, Leute gleicher Art; aber Nyerere wollte die soziale Familie nicht auf einen Stamm reduzieren. Die Idealvorstellung von Nyerere war, dass Familienmitgliedschaft eine Gleichheit der Mitglieder voraussetzt und vor allem jedes / jede in der Familie kümmert sich gegenseitig um das Wohlergehen anderer. Dieses steht im Gegensatz zum Kapitalismus, der versucht, eine glückliche Gesellschaft auf der Grundlage der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu schaffen. Die Entwicklung und das Wohlbefinden sollen die ganze Gesellschaft erreichen.

Grundlagen des traditionellen Ujamaa Respekt Gemeinsamer Besitz Pflicht zur Arbeit Grundlagen des traditionellen Ujamaa Grundlage für die traditionelle Ujamaa sind - Respekt: Respekt verbindet die Menschen in der Großfamilie untereinander. Jedes Mitglied der der Familie hat seinen Platz, seine Rechte und seine Pflichten. Auch die Jüngsten empfingen Achtung und hatten Anteil an den gemeinsamen Besitz. Jedes Mitglied hatte Anspruch auf die Loyalität der Familie und war ihr gegenüber verpflichtet. - Der gemeinsame Besitz: Alle Güter werden gemeinsam besessen und mit allen Mitgliedern geteilt. Hunger und Obdachlosigkeit dürfen nicht existieren; der Kluft zwischen arm und reich wollte man entgegenwirken . Die Pflicht zur Arbeit: Niemand darf von der Pflicht befreit werden. Jede Person, die das Recht auf Nahrung und Unterkunft in Anspruch nahm, hatte sich an der Arbeit zu beteiligen. Sogar Gäste! ,

Entwicklung „Menschen können nicht entwickelt werden. Sie können sich nur selbst entwickeln.“ (Nyerere) Ziel der Entwicklung ist der Mensch und nicht Objekte Die Politik wurde in Zusammenhang mit Rahmen von Entwicklung gedacht. Es ist wichtig zu wissen, wie Nyerere Entwicklung verstanden hatte, und warum er sich für den Ujamaa als Weg zur Entwicklung gewählt hatte. Nyerere vertrat die Meinung, dass der Mensch die alleinige Verantwortung für die eigene Entwicklung trägt. „Menschen können nicht entwickelt werden. Sie können sich nur selbst entwickeln“. Dazu war für ihn das Ziel der Entwicklung der Mensch und nicht Objekten wie Infrastruktur. Aus seiner Sicht schaffen Objekte nur die materielle und geistige Voraussetzung für die Entwicklung

Das Wie der Entwicklung Land, Werkzeug, Arbeit Bildung Self-reliance / Eigenverantwortlichkeit Demokratisches System / Selbstverwaltung Die Politik von Nyerere drehte sich um Arbeit, Bildung und demokratisches System. Das Land sollte in Ujamaa-Dörfer unterteilt werden. - Mehr produzieren durch härtere, längere und bessere Arbeit. Dafür bekommt jedes Dorf Ländereien zu bebauen, da man ohne Land nichts produzieren kann. Effiziente Werkzeuge wurden zur Verfügung gestellt, um eine gute Produktion zu garantieren. Die Menschen im Dorf sind verpflichtet zu arbeiten, um ausreichende Ernte zu erzielen. Ausreichend für das Dorf und für das ganze Land (Ein Teil der Produktion wurde an die kommunale Verwaltung abgegeben). Faulenzen und Müßiggang beeinträchtigen nur die Entwicklung und dazu verträgt es sich nicht mit UJAMAA („gegenseitige Fürsorge“). - Bildung spielte eine wichtige Rolle: die Menschen sollen eigene Fähigkeiten entwickeln, u.a. das selbstständige Denken und die Fähigkeit sich einer eigene Meinung zu bilden. Das sind nach seiner Meinung die Basis dafür, die richtigen Entscheidungen zu treffen, sie richtig auszulegen und durchzuführen. - Er unterstrich „Self reliance“: die Dörfer sollten die alleinige Verantwortung für die eigene Entwicklung tragen. Das Land darf weder finanziell noch wirtschaftlich abhängig sein. Dies würde eine nachhaltige Entwicklung nur verlangsamen. Durch mehr Arbeit und Sparsamkeit soll eine steigende Unabhängigkeit gewährleistet werden. - die Selbstverwaltung der Dörfer sollte gestärkt werden. Die Ämter sollten durch dorf-interne, demokratische Wahlen verteilt werden. Dadurch konnten die Dörfer selber bestimmen, was vor Ort möglich war. Entscheidungen wurden in den Dörfern getroffen und ausgeführt. In der „Arusha-Declaration“ (Programm der Partei) können Sie detailliertere Ausführungen des Programms finden.

Der Mensch: als Gottes Ebenbild oder „Kreaturen“ der Mitmenschen Entwicklung der Menschen bedeutet Rebellion Gruppen zu stärken, die gegen internationale Ausbeutung der Armen und Unterdrückung der Schwachen kämpften Konstruktiver Protest gegen die gegenwärtige Situation des Menschen initiieren Rolle der Kirche Als Katholik glaubte Nyerere daran, dass der Mensch Gottes Ebenbild ist. Er vertrat die Meinung, dass der Mensch als Gottes Schöpfung und nicht als Kreatur des Mitmenschen zu verstehen ist. Die Kirche sollte bei dieser Glaube harren und ihn stärken, auch wenn es „Rebellion“ bedeuten würde. Rebellion, weil dieses Menschenbild gegen das gängige Bild war und weil es im Gegensatz zu der Überzeugung und zu der Praxis der Mehrheit war. So soll die Kirche Gruppen stärken, die gegen Ausbeutung kämpfen und wenn nötig einen konstruktiven Protest gegen die gegenwärtige Situation des Menschen initiieren.

Errungenschaft der „Ujamaa“ Höhere Bildungsrate Kiswahili als Landessprache – Kommunikation Kein Bürgerkrieg Abschließend soll betont werden, dass der Bildungsstand und die Alphabetisierungsrate in der Regierungszeit von Nyerere gestiegen waren. Dank seiner Politik der einen Sprache Kiswahili kann landesweit kommuniziert werden. Dies hat dazu beigetragen, dass das Land keinen internen Bürgerkrieg erlebt hat.

Armut: Inkompetenz und begrenzte Handlungsspielraum Schwächen des UJAMAA Menschliche Ungleichheit: Frauen/ Männer, Städter / Bauern, Alten / Jungen, Eliten / Massen, Regionen Armut: Inkompetenz und begrenzte Handlungsspielraum Der Übergang zum Ujamaa war nicht freiwillig für alle Auch wenn der Afrikanische Sozialismus das traditionelle System wieder beleben wollte, bedeutete es nicht, dass das System fehlerfrei war. Menschliche Ungleichheit war gegeben und wurde als selbstverständlich akzeptiert: Frauen in manchen Ethnien bekamen geringwertigen Platz zugewiesen. Sie erfuhren schlechtere Behandlung und waren trotz ihren Beiträgen zum Wohl der Familie gezwungen, sich zu unterwerfen. Außerdem gab es weiterhin Armut; die wirtschaftliche Lage konnte noch verbessert werden, wenn die ungelernten Arbeiter eine bessere Ausbildung bekämen. Mehr Wissen würde ihnen mehr Spielraum verschaffen. Der Übergang zum Ujamaa war nicht auf freiwilliger Basis für alle. Verstaatlichung von Produktionsmittel fanden statt. Mit der Zeit (ab 1967 / Arusha Declaration) übte die Regierung mehr Gewalt in der Umsetzung des Programms. Dieses führte dann zu internen Unzufriedenheit. Menschen, die in den Ujamaa – Dörfern gelebt hatten, wollten in ihre Heimat zurückkehren und für sich wirtschaften.

abschließende Frage Wie wollte Nyerere eine glückliche Gesellschaft schaffen?

Die Grundlage und das Ziel des afrikanischen Sozialismus ist die Großfamilie. Der wirkliche afrikanische Sozialist sieht nicht eine Klasse als seine Brüder an und eine andere als seine natürlichen Feinde. Er geht mit den „Brüdern“ kein Bündnis ein, um seine „Nicht-Brüder“ zu vernichten. Eher betrachtet er alle Menschen als seine Brüder - als Mitglieder seiner sich ständig erweiternden Familie. Genau darum heißt der erste Artikel des TANU-Bekenntnisses: „Binadamu wote ni ndugu zangu. na Afrika ni moja“. In Englisch hätte es etwa heißen können: „I believe in human brotherhood and in the unity of Africa“, „Ich glaube an die Brüderlichkeit aller Menschen und an die Einheit Afrikas“. „Ujamaa“ oder „Familiengemeinsinn“ beschreibt dann unseren Sozialismus. Er steht im Gegensatz zum Kapitalismus, der versucht, eine glückliche Gesellschaft zu schaffen auf der Grundlage der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen; er steht aber ebenso im Gegensatz zum doktrinären Sozialismus, der versucht, eine glückliche Gesellschaft zu schaffen auf der Grundlage einer Philosophie des unausweichlichen Konflikts zwischen den Menschen. (Entnommen aus: Afrikanischer Sozialismus. Aus den Reden und Schriften von Julius K. Nyerere. Aus dem Englischen von Klaus Steinmetz. Texte zum kirchlichen Entwicklungsdienst, Nr. 5. Lembeck Verlag, Frankfurt am Main, 1979, S. 17)

Impressum: Mission EineWelt, Hauptstraße 2, 91564 Neuendettelsau www.mission-einewelt.de Ansprechpartner: Valinirina Nomenjanahary 20191007 Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern