Lebensweltorientierung in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit Kick-off Veranstaltung BMBF-Förderschwerpunkt „Lebenswelt“ Dekade für.

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Lebensweltorientierung in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit Kick-off Veranstaltung BMBF-Förderschwerpunkt „Lebenswelt“ Dekade für Alphabetisierung Dr. Sabine Schwarz Bonn 21. November 2018 Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz Weitere Informationen unter: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de Der Gesamte Lizenztext ist zu finden unter: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode.de Die Urheber des Werks sollen wie folgt genannt werden: Lernende Region – Netzwerk Köln e.V.

Ausschreibung BMBF „Richtlinie zur Förderung von lebensweltlich orientierten Entwicklungs-vorhaben in der Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener.“ (https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1374.html) Zuwendungszweck: Alphabetisierung und Grundbildung – im Sinne von Minimalvoraussetzungen an Wissensbeständen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, insbesondere im Lesen, Schreiben und Rechnen – sind Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben sowie für die Wahrnehmung demokratischer Rechte und einer aktiven gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Teilhabe. Die Projektmaßnahmen sollen dabei an lebensweltlichen Themen der Betroffenen orientiert sein sowie idealerweise innerhalb ihrer gewohnten Lebenswelt angeboten werden. Dies geschieht über den Einbezug von im Sozialraum agierenden Einrichtungen (beispielsweise aus den Bereichen Familie, Jugend, Ernährung, Gesundheit, Sport, Kultur, ­Soziales, Verbraucherschutz) in Kombination mit dem Ansatz der aufsuchenden Bildungsarbeit.

Aktive gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Teilhabe Wahrnehmung demokratischer Rechte „Ich bin ich nicht mehr abhängig, z.B. von meiner Tochter. Ich kann alleine zum Arzt gehen, alleine einkaufen gehen. Früher hatte ich auch schon zweimal so OP-Termine gehabt, aber ich konnte dort nicht hin, da meine Tochter keine Zeit hat.“ (Interview mit Sozialraumkursteilnehmerin 2009: Projekt Pages) Selbstbestimmtes Leben Zentrale Frage: Welche Strukturen und Angebote können dazu beitragen, Teilhabekompetenzen von Erwachsenen zu fördern?

Um welche Zielgruppen kann es gehen? Wer sind die Menschen, die Schwierigkeiten haben, demokratische Rechte wahrzunehmen, sich aktiv gesellschaftlich, kulturell und ökonomisch zu beteiligen und die wenig Möglichkeiten haben, selbstbestimmt zu leben? Lebenswelten

In welchen Strukturen bewegen sich diese Zielgruppen? Sozialraum Behörden, Vereine, Beratungsstellen, Mehrgenerationenhäuser, Arbeitsplätze, Senioreneinrichtungen, Bibliotheken, Familienzentren, Schulen, Baumärkte, Kioske, Einzelhandel, Wochenmarkt, Park, U-Bahn…

Sozialräumliche und lebensweltliche Perspektive Menschen begreifen ihren Sozialraum als Wohnort, als Interaktionsraum und als Infrastruktur für den Alltag, aber eben auch als Heimat, Möglichkeitsraum und Identitätsvermittler (vgl. Früchtel 2007, S. 16) Sozialräume sind eine Ressource zur Lebensbewältigung, können aber auch ein stigmatisierender Faktor sein Pädagogische Angebote, die lebensweltorientiert und sozialräumlich sind, kennen die Lebenswelten der potenziellen Adressat*innen und nutzen sozialräumliche Strukturen für die Ansprache der Zielgruppen und die Entwicklung passender Angebote Nicht „Betroffene“ stehen im Fokus von Interventionen, sondern „Systeme“ und „Zugangsmöglichkeiten“. Es geht um die Identifikation und Überbrückung von Teilhabebarrieren.

Sozialraum: Köln-Ostheim Lebenswelt: Alltagsbewältigung Frauen mit eigener Zuwanderungsgeschichte lange in Deutschland 50 + Typ: Späte Emanzipation Sozialraum: Köln-Ostheim Lebenswelt: Alltagsbewältigung Familienzentrum Grundschulbesuch im Herkunftsland Sozialraumkoordination Sicherer Aufenthaltsstatus Wohnungsbaugesellschaft Lebensmittelgeschäft Immer in eigener Community gelebt Frauentreff Abhängig von Alltagshelfern (Mann, Kinder…) Jobcenter Arzt und Apotheke Angebot: Den Alltag packen – besser Deutsch lesen und schreiben

Zitate von Sozialraumkursteilnehmenden (Projekt Pages 2008-2010) Teilhabebarrieren Ich habe gedacht früher, dass wir bisschen Geld verdienen und dann gehe ich zurück (…) der Kopf bremst, da geht nichts mehr rein Ich wusste nicht, dass es solche Angebote gibt Ich dachte Schule, Kinder lachen dich aus. Kinder können mehr wie du. Da geh ich doch nicht hin. Voll Blamage Weil das gar nicht klar war, ob ich jetzt überhaupt in Deutschland bleiben kann (…) also Menschen, die es gewohnt sind etwas zu lernen, die lernen Also ich war zu Hause und musste auf Kinder aufpassen Weil ich habe keine Ahnung, wo gibt es Deutschkurse (...) aber mein Mann, der hat mir keine Erlaubnis gegeben, dass ich so Kurse besuchen kann. Ich musste meinen Mann immer pflegen Zitate von Sozialraumkursteilnehmenden (Projekt Pages 2008-2010)

Vorteile des sozialräumlichen und lebensweltlichen Ansatzes Menschen werden an Orten angesprochen, die zu ihren Lebenswelten gehören Menschen werden von Personen angesprochen, die sie kennen Bildungsanbieter und sozialräumliche Akteure machen „gemeinsame Sache“ Angebote greifen lebensweltliche Themen der potenziellen Zielgruppen auf Angebote sind niederschwellig (zeitliche, räumliche, inhaltliche, soziale Dimension, vgl. Mayrhofer, 2012)

Aufsuchende Bildungsarbeit Einrichtungen der Erwachsenenbildung verlassen sich nicht mehr darauf, dass die Adressaten den Weg zu ihnen finden, sondern suchen diese selbst auf. Es geht darum, die Distanz und Barrieren, die etliche Menschen gegenüber Weiterbildungseinrichtungen haben, aktiv zu überbrücken. (Gespräch mit Prof. Dr. Helmut Bremer. In: dis.kurs 4/2017)

Deutsch im Park – Wiener Volkshochschule www.vhs.at/de/e/lernraum-wien

Theaterprojekt: Kooperation zwischen Lernende Region - Netzwerk Köln und Alevitische Gemeinde Köln (Projekt aktiv-S) Schritte: Gemeinsam mit dem Vorstand der alevitischen Gemeinde: Bildungsbedarfe und Themen identifizieren (Smartphone, Umgang mit der Bürokratie, Verbraucherrechte, Alter und Pflege, Theater spielen) Frühstück in der Alevitischen Gemeinde: Ideen vorstellen und konkretisieren Schnupperkurs „Theater machen“ (ab Januar 2019) Start des eigentlichen Theaterprojektes ab März 2019 (ca. 6 Monate) Entwicklung eines eigenen Stückes (auf Deutsch) und Aufführung (z.B. in Altenheimen, Bürgerhäusern …) Ziele: Alltagshandeln reflektieren und erproben, eigene Handlungskompetenzen stärken, Selbstbewusstsein stärken, „gehört“ und „gesehen“ werden, Kontakt zu anderen Systemen aufbauen…

Entwurf eines gemeinsamen Arbeitsplans im Förderschwerpunkt Zusammenführung von Bildungs- und Gemeinwesenarbeit (community Education) Lebensweltorientierte Konzepte und Angebote entwickeln, erproben und verstetigen Angebote gemeinsam mit Teilnehmenden entwickeln und umsetzen Neben einem curricularen Verständnis von Lernen andere Lernformen etablieren Neue Lernortpartner dauerhaft gewinnen Neue Partner für die Finanzierung von Grundbildungsangeboten gewinnen Förderstrukturen des Regelsystems bedarfsgerecht weiterentwickeln Transferbrücke zwischen Projektergebnissen und Regelangeboten stärken

Quellen Alke (2013): Zur Bestimmungsproblematik von Community Education. In: Community Education. Konzepte und Beispiele der Gemeinwesenarbeit. Magazin Erwachsenenbildung.at. Ausgabe 19, S. 32-38 Bremer (2017). DOSSIER: AUFSUCHENDE BILDUNGSARBEIT „Es besteht oft eine gegenseitige Fremdheit, die ein Stück weit überwunden werden muss“, Gespräch mit Prof. Dr. Helmut Bremer. In: dis.kurs 4/2017 Das Magazin der Volkshochschulen, Bonn Buhren (1997): Community Education. Waxmann Verlag Elerner und Kloyber (2013): Editorial. Community Education. Konzepte und Beispiele der Gemeinwesenarbeit. Magazin Erwachsenenbildung.at. Ausgabe 19, S. 1-8 EPALE: E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa „Community Education – wie sich Gemeinschaft durch Lernen verändert“ 19/04/2016 by Elke Beneke Früchtel u.a. (2007): Sozialer Raum und soziale Arbeit. Theoretische Grundlagen. Wiesbaden Kellner (2012): Von gemeinwesenorientierter Erwachsenenbildung zu Community Education: ein Etikettenwechsel oder neue Chancen der Profilierung und Professionalisierung? Download www.gemeinwesenarbeit.at/wp-content/uploads/2012/11/kellner_community_education.pdf (Stand 15.11.2018) Mayrhofer (2012): Niederschwelligkeit in der sozialen Arbeit. Funktionen und Formen aus soziologischer Perspektive. Wiesbaden

(Interview mit Sozialraumkursteilnehmerin 2009: Ich habe keine Angst mehr, ich mache meinen Mund auf und frage und frage … (Interview mit Sozialraumkursteilnehmerin 2009: Projekt Pages)

Team Grundbildung www.grundbildung-wirkt.de   Lernende Region – Netzwerk Köln e.V. Julius-Bau-Str. 2 51063 Köln www.grundbildung-wirkt.de