Überschüsse und Defizite in den Handelsbilanzen zerstören die Eurozone und gefährden die Europäische Union Rainer Land http://www.rla-texte.de/

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 Präsentation transkript:

Überschüsse und Defizite in den Handelsbilanzen zerstören die Eurozone und gefährden die Europäische Union Rainer Land http://www.rla-texte.de/

Handelsbilanzdivergenzen (Waren und Dienstleistungen) Überschussland exportiert mehr als es importiert Defizitland importiert mehr als es exportiert Handelsbilanz, Handelsbilanzüberschuss bzw. -defizit Zusammenhang zwischen realen Handel und Geld (Finanzströmen): Ausgleich durch Geld und Finanzen  Zahlungsbilanz (Kapitalbilanz) Devisen (Geld, verbriefte geldähnliche Anlagen, verbuchte Kredite) Wertpapiere, Finanzvermögen (Staatsanleihen, Aktien usw.) Übertragung des Eigentums an Sachvermögen (Immobilien, Unternehmen) Verhältnis Land/Welt, nicht jede einzelne bilaterale Handelsbilanz muss ausgeglichen sein. z.B. D-China = Defizit, D-USA: Überschuss

Der globale Minotaurus Warenexport aus dem Überschussland Defizitland Geld: Zahlung für Exporte Überschussland Kredit- aufnahme, z.B. Geld- schöpfung Devisen-überschuss (wird laufend recycelt) Warenimporte in das Überschussland Geld: Zahlung für Warenimporte Wertpapiere Verbriefung Der globale Minotaurus Wertpapier- Depots mit laufend wachsendem Bestand Direktinvestitionen: Geld für Erwerb von Anteilen an ausländischen Unternehmen, Erwerb von Immobilien und Sachwerten Laufend: Wertpapieremission bei gleichzeitiger Kreditvergabe im Innern Geld: Zahlung für Wertpapiere

Finanziell: Überschussrecycling im Defizitland Kreditaufnahme (Verschuldung) im Inland (z.B. durch Geldschöpfung) Kreditaufnahme im Ausland (Verschuldung gegenüber dem Ausland) Emission und Verkauf von Wertpapieren (Verbriefte Schulden, darunter Staatsanleihen und Aktien) Verkauf von Vermögensgegenständen – Sachvermögen – bei Direktinvestitionen (Grundstücke, Unternehmen, Unternehmensanteile) im Überschussland Anhäufung von Geldvermögen in eigener Währung und in Fremdwährung (Devisenbestände z.B. bei der Zentralbank Kreditvergabe an das Ausland, Forderungen an ausländische Schuldner Kauf von ausländischen Wertpapieren (darunter Staatsanleihen und Aktien) Direktinvestitionen im Ausland: Kauf Sachvermögen (Grundstücke, Unternehmen, Unternehmensanteile, evtl. Gründung von Unternehmen im Ausland)

Überschüsse und Defizite schaden der wirtschaftlichen Entwicklung kurzfristig, mittelfristiger Ausgleich  kein Problem, aber wenn langfristig und anhaltend: Ressourcenentzug in Überschussländern: zu geringe Importe, zu geringe Investitionen. Es werden mehr Ressourcen verbraucht als ersetzt. Finanzanlagen statt Ressourcenersatz und Potenzialentwicklung. Diese selektive Investitionsschwäche ist in Deutschland offensichtlich. Deindustrialisierung, Arbeitslosigkeit in den Defizitländern. Verschuldung, Gefahr Finanzkrise Gefahr des Verlustes des in ausländischen Wertpapieren angelegten Finanzvermögens (von 2,6 Billionen sind nur noch 1,47 übrig). Fehlorientierung der wirtschaftlichen Entwicklung: Export, Wettbewerbsfähigkeit auf den Außenmärkten statt Entwicklung – qualitative – der eigenen Ressourcen und Potenziale, vor allem keine Umstellung auf eine neue ökologische Entwicklungsrichtung.

Handelbilanzsalden in Mrd. EUR, 2016 Deutschland: +256,53 Niederlande: +58,92 Italien: +51,5 …. Portugal: - 10,76 Griechenland: -18,56 Spanien: - 19,75 Frankreich: -64,65 GB: - 204,48

Ursache sind nicht Produktivitätsdifferenzen. Abb Ursache sind nicht Produktivitätsdifferenzen! Abb. reale Arbeitsproduktivität EUR pro Arbeitsstunde in konstanten Preisen Produktivität in D und Fr. ist fast gleich, trotzdem ist D das Land mit dem höchsten Überschuss, Fr. das mit dem höchsten Handelsbilanzdefizit.

Deutschland und Frankreich: Tendenzumkehr Italien: Ausgleich durch Schrumpfung (Importreduzierung) Griechenland verlor beim Abbau des Defizits etwa 30 % seiner Wirtschaftsleistung

Ursache sind Lohnstückkostendifferenzen Löhne müssten der goldenen Regel entsprechen. In einer geschlossenen Volkswirtschaft muss immer so viel verbraucht werden (Konsum plus Investitionen), wie produziert wird. D.h. die Einkommen müssen exakt der Produktion (Wertschöpfung) entsprechen (Tautologie), die Ersparnis der Kreditaufnahme, Summe Null. Sonst Nachfragedefizit oder –überschuss. Dynamisch: Die Löhne müssen so steigen, wie die Produktivität. Bleiben die Löhne zurück, entsteht ein Nachfragedefizit, das nur durch einen Exportüberschuss ausgeglichen werden kann. Dem muss dann aber in anderen Ländern ein Importüberschuss entsprechen, der durch Kredite finanziert werden muss (Nachfrageüberschuss) Anhaltende Handelbilanzdifferenzen entstehen, wenn mittel- und langfristig Überschuss: Löhne bleiben hinter der Produktivität zurück Defizit: Löhne übersteigen die Produktivität. In dem Zusammenhang: absurder Vorschlag von Andrea Nahles zur Überwindung der Ungleichheit!

Indikator: Lohnstückkosten Relation Lohn/Produktivität

Frankreich <=> Zielinflation Deutschland zu niedrig Italien zu hoch

Heiner Flassbeck: Die SPD und der Merkantilismus - Makroskop GroKo heißt offenbar Merkantilismus gemischt mit Merkelantismus, wobei sich die SPD als Obermerkantilist erweist. Sie will sogar osteuropäische Länder dazu drängen, systematisch über ihren Verhältnissen zu leben. MAKROSKOP.EU https://makroskop.eu/2018/02/die-spd-und-der-merkantilismus/

Leistungsbilanzsalden entsprechen den Lohnstückkostendifferenzen Deutschland Überschuss. Frankreich, Italien, Spanien Defizit. Erholung durch Importreduzierung

Handelsbilanzsalden Eurozone und EU gegenüber der Welt

Wie überwinden? a) Eine Abstimmung der Lohnentwicklung in den Ländern der Eurozone entsprechend der Produktivität. Das würde an der Ursache ansetzen. b) Transfersysteme. Yannis Varoufakis in „Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise“ unterbreitet, dann taucht er in dem Buch „Europa geht auch solidarisch“ (Busch u.a. 2016). In spezieller Form den aktuellen Vorschlägen (Transfers, Fonds, Investitionen). Insbesondere a) und b) schließen sich nicht aus, sondern sollten sogar kombiniert werden. Aber auch die folgende Variante braucht steigende Löhne und Investitionen: c) Auflösung der Eurozone oder Austritt einiger Länder. Ausführlich Mitchell (2017), Flassbeck und Höpner.

Lohnregulation (Lohndumping) deutsche Löhne sind der entscheidende Punkt Problem klar kommunizieren Stabilitätsgesetz 1967 neu regeln: Inflation, Lohn: Einhaltung der gemeinsamen Inflationsrate der Eurozone durch Lohnkorridore Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen Staatliche Tarifpolitik Notfall-Interventionsmöglichkeit national und auf EU-Ebene bei Abweichungen, die die Stabilität des Euro bedrohen Trost: Bestrafungssystem nach Keynes. ok., aber Wirkung ist zweifelhaft

Steuerdumping Bemessungsgrundlage, Systematik und Steuersätze. Nicht unbedingt ein einheitliches System, aber etwa gleiche Belastung und Ausschluss von Dumping und Steuervermeidung Tatsächlich gehört Deutschland zu den Dumpingländern.

Investitionen? Im Prinzip gut, aber keine Lösung des Überschuss/Defizitproblems! Kombination mit Lohnregulation! Langfristig: Überwindung der Produktivitätsrückstände, Zentrum/Peripherie. Aber kein Programm für Frankreich! Investitionen dürfen nicht die Exportüberschüsse verstärken! Handelsbilanzdifferenzen abbauen Regionale Kreisläufe ökologischer Umbau: zentrale Frage: Wachstum/Postwachstum/Umbau absolute Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bei wachsenden Innovationen und Investitionen! Selektive Entwicklung.

Makroskop Gesprächskreis: Nächste Aktionen Regelmäßiger Termin (Zweiter und bei Bedarf 3. Mittwoch im Montag ab 17:30 / 18:00 Uhr)? Zu erwartende Teilnehmerzahl? Anderer Ort? Stammtisch in einer Kneipe? Nach Veranstaltung? Weniger Breite in den Themen? (Parallel maximal 3). Moderatoren? Arbeitsgruppen / Themengruppe Konferenz  Eurozone  wie, wer, wozu, wann? 4 Interessenten, Moderation: R. Land Gesundheitswesen, Sozialsysteme. Moderation: Hartmut Reiners. Juni Planwirtschaft, DDR. Vortrag, Diskussion mit Ulrich Busch. 6 Interessenten Wertschöpfung. (Theorie, Modelle, Konsequenzen). 8 Interessenten Geld, Währung. Bislang 3 Interessenten Digitalisierung. Bislang 3 Interessenten Ökologie, Wachstum und soziale Frage, 8 Interessenten

Tabus überwinden, Debatte voranbringen: Konferenz: Handelsbilanzdifferenzen und Stabilisierung der Eurozone. Ist das Konzept der SPD oder der Koalition tragfähig? Zusammen mit Humanistischer Union, evtl. Friedrich-Ebert-Stiftung, RLS, Grüne? Tabus überwinden, Debatte voranbringen: Löhne: keine Kritik an Gewerkschaften? Lohnregulation wird nur am Rande erwähnt Euro erhalten – um jeden Preis? Lafontaine, Flassbeck Ausgleich der Differenzen durch Transfers. Rolle der Investitionen. Währungsfonds. Zentralbank. Eher wissenschaftlich?  eher Politik: Rot-Rot-Grün, Jusos, DL21, Diem25, Ort? Teilnehmer.