Inhaltsangabe Wie entstehen soziale Spaltungen? Segregationsforschung

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 Präsentation transkript:

Soziale Spaltung und Stadt Sozialwissenschaftliche Anmerkungen zur Stadtplanung

Inhaltsangabe Wie entstehen soziale Spaltungen? Segregationsforschung Segregation in deutschen Städten Segregation und Stadtplanung

1. Wie entstehen soziale Spaltungen? Unterschiede zwischen Menschen als solche führen nicht zu Spaltungen zwischen Menschen Die gesellschaftliche Bewertung dieser Unterschiede beginnt mit der Wahrnehmung und Beschreibung der „Anderen“

1. Wie entstehen soziale Spaltungen? Die unterschiedliche Wahrnehmung erfolgt anhand „wahrnehmbarer“ Merkmale (Alter, Geschlecht, Hautfarbe) Wahrnehmungsmuster bleiben unsichtbar, haben aber sichtbare Konsequenzen (individuelle Lebenslage, Städtebau), die die Wahrnehmung wiederum bestätigen

2. Segregationsforschung „an imaginary segregation line“ (C. Sandburg)

2. Segregationsforschung Race Riots: Chicago Juli 1919 Es gibt in Chicago keine Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen, aber es gibt de facto Segregation. Es gibt informelle Segregation an Badestränden. Ausgang der Riots am 27. 7., Eugene Williams überschwimmt die eingebildete Segregationslinie. Er wird von Weißen gesteinigt und ertrinkt. Die Polizei greift zunächst nicht ein, nimmt den ersten, zu identifizierenden Steinewerfer nicht fest. Folge: 5 Tage Rioting mit 23 toten Schwarzen, 15 toten Weißen, 291 Verwundete, 537 Verhaftungen.

2. Segregationsforschung „The processes of segregation establish moral distances which make the city a mosaic of little worlds which touch but do not interpenetrate. This makes it possible for individuals to pass quickly and easily from one moral milieu to another, and encourages / the fascinating but dangerous experiment of living at the same time in several different contiguous, but otherwise widely seperated, worlds… it tends to complicate social relationships and to produce new and divergent individual types.“ (Park, Burgess, The City, Chicago 1925, S. 40/41)

2. Segregationsforschung Segregation bedeutet: mehrheitlich schlechten Wohnverhältnissen Bei hohen Differenzen im Ghetto schlechten Schulbedingungen (Einkommens)Armut Arbeitslosigkeit „zerrütteten“ Familien, alleinerziehenden jungen Müttern Kriminalität… kurz: Delinquenz und ihrer rämlichen Konzentration

2. Segregationsforschung „The Negro in Chicago“, 1921 Behandelt werden Housing Problems Industry Die schwarze Industriearbeiterschaft wächst von 27 (1910) auf 70 Tsd. (1920) Public Opinion Bildung Recommendations (640 ff.): race harmony, interracial tolerance better Negro housing without segregation Co-operate (keine Gewalt) an die Adresse der Schwarzen: Warnung vor race pride „to minimize interracial friction, promote their own social and economic development“ (651)

2. Segregationsforschung Dissimilarität Chicago, NY, LA Chicago N Y L A Black-White White - Nonwhite 1860 50,0 40,6 1910 66,8 1940 95,0 86,8 84,2 1950 92,1 87,3 84,6 1990 85,8 82,2 73,1

2. Segregationsforschung Theoretischer Ausgangspunkt

2. Segregationsforschung Moralischer Ausgangspunkt: 1. Soziale Mischung ist wünschenswert

2. Segregationsforschung Moralischer Ausgangspunkt: 2. Segregation kann Zeitweise hilfreich sein

3. Segregation in deutschen Städten Demographische Segregation: Abnahme der Segregation der Jungen Zunahme der Segregation der Alten

3. Segregation in deutschen Städten

3. Segregation in deutschen Städten Soziale Segregation: Relativ stabil, international niedrig Graduelle Unterschiede, dennoch sichtbar Unabhängig von „Bauformen“ Verlagerungsprozesse der Armen in Sozialwohnungsgebiete Räumliche Polarisierung innerhalb der erweiterten Innenstädte Keinen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt

3. Segregation in deutschen Städten

3. Segregation in deutschen Städten Ethnische Segregation: Relativ stabil, tendenziell eher abnehmend Relativer Zusammenhang mit sozialer Segregation Vereinzelte Konzentration auf der Ebene von Straßen

3. Segregation in deutschen Städten

3. Segregation in deutschen Städten Die Bedeutung der Nachbarschaft

3. Segregation in deutschen Städten Die Bedeutung der Nachbarschaft Stadtteil % vollständiger Vorsorgestatus 6-7-Jährige % spez. Arbeitslosendichte Kalbach 73 2,3 Westend-Süd 52 3,0 Bahnhofsviertel 38 11,9 Gallus 50 9,9

3. Segregation in deutschen Städten Die Bedeutung der Nachbarschaft

3. Segregation in deutschen Städten Die Bedeutung der Nachbarschaft Sozialpsychologische Bedeutung: Räumliche Orientierung als emotionale Fixpunkte Nachbarschaft als Erfahrungsraum Aushandlung von Handlungserwartungen Reflexionsebene institutioneller Positionierung Alternative Rollenangebote (vgl. Mack/Raab/Rademacker (2003) Schule, Stadtteil, Lebenswelt. Opladen: Leske + Budrich)

4. Segregation und Stadtplanung Das Programm „Soziale Stadt“

4. Segregation und Stadtplanung Das Programm „Soziale Stadt“ Integrierte Handlungskonzeptionen: Hauptsächlich durch Stadtplanungsamt ausgearbeitet (75 %) Prioritäten: Wohnumfeld und öffentliche Räume (96,4 %), Soziale Infrastruktur (96,0 %) , Image und PR (88,0 %) Empowerment als Zielstellung (90 %) Zielgruppen: Jugend (94 %) Kindern (86 %) Migranten (75 %)

4. Segregation und Stadtplanung Das Programm „Soziale Stadt“ „Schule und Bildung im Stadtteil“ ist eins von 11 inhaltlichen Handlungsfelder 56 von 610 Praxisbeispiele (Selbst-Identifikation) Unterschiedliche Aktivitäten, Partner, Aktionsziele, Laufzeiten Unterschiedliche Tiefe

4. Segregation und Stadtplanung Das Programm „Soziale Stadt“ Praxisbeispiele Systematischer Überblick: Bebaute Umwelt und Gebäude Bildungsnahe Angebote (in den Unterricht integriert) Elternbezogene Angebote Integrative und holistische Ansätze

Praxisbeispiele Bebaute Umwelt und Gebäude „Hühnergarten“ Düsseldorf Fligner/Oberbilk Schulgarten in Zusammenhang mit Firmen aus der Nachbarschaft und der Jugendberufshilfe Düsseldorf Ziel: Eingliederungshilfe arbeitsloser Jugendlicher

Praxisbeispiele Bildungsnahe Angebote „Liga-Fußball“ Bottrop, Lehmkuhle/Ebel Über den Sportunterricht sollen nicht-ethnische Orientierungsangebote geschaffen werden Ziel: Identifikation mit der Schule durch heterogene Fußballmannschaften

Praxisbeispiele Elternbezogene Angebote „Frauen-Leben in Vicelinviertel“ Neumünster Bildungsdefizite im weitesten Sinne in der Migrantinnenförderung aufheben Ziel: Stärkung der Eltern mit Migrationshintergrund

Praxisbeispiele Integrative und holistische Ansätze „Vom Lernort zum Lebensort“ Schafflung, Gesamtdort Realisierung eines umfassenden Bausteine-Katalogs im Beriech Freizeitgestaltung, Arbeitswelt, Schulprogramm, Weiterbildung, Pädagogische Schwerpunkte

5. Diskussion Nachbarschaften benachteiligen Kinder bereits vor der Grundschule Die Grundschule zementiert diese Benachteiligungen Das BLP „Soziale Stadt“ wird seinem Ansatz nicht gerecht, weil es in der Praxis nicht die richtigen Prioritäten stellt Ansatzpunkt für Veränderungen sind lediglich durch holistische Konzepte möglich