Kapitel 8: Anarchismus.

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Kapitel 8: Anarchismus

Seyfried

Michail Bakunin (1814-1876), Begründer des kollektivistischen Anarchismus

Anarchie und Internet

dada

Anarchismus Keine einheitliche begriffliche Bestimmung, Anarchismus als Schlagwort, das auch gesellschaftlich verankerte Ängste und Ressentiments auslöst.

Jedoch vier immanente Kriterien: 1. Ablehnung aller vorgegebenen Formen gesellschaftlicher Organisation. Antiinstitutionell (Institutionen als Instrumente der Herrschaftsausübung), damit: antistaatlich, antiparlamentarisch, antiparteilich, antiverbandlich, antikirchlich etc. Angestrebt wird dagegen die freiwillige und bewegliche Assoziation der emanzipierten Menschen;

2. Ideologiekritik: kaum ein Denksystem (Religion, politische Theorien und Programme sowie sonstige Kulturäusserungen), das nicht als Ideologie im Sinne "falschen Bewusstseins", als Ausdruck und als Mittel zur Stabilisierung bestehender Herrschaftsverhältnisse kritisiert wird. Damit unterliegt auch die eigene "Schule" der Ideologiekritik (z.B. in der Auseinandersetzung des Anarchismus mit dem Marxismus) mit der Folge weitgehender Theorielosigkeit des Anarchismus selbst.

3. Ziel: herrschaftsfreie Gesellschaft, eben Anarchie; Freiheit des Menschen als höchster Wert, damit Gleichheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit (in der Praxis oft Gewalt, Attentate und Ähnliches). Utopien menschlichen Zusammenlebens in freier Verbindung, räumlich überschaubaren, dezentralen Einheiten nach dem Prinzip des Föderalismus, oft mit Elementen des Rätesystems.

4. Revolutionsbegriff: aus früh-sozialistischer Tradition; im Gegensatz zum Marxismus bedarf es keiner Zwischenstufe (Diktatur des Proletariats). Anarchie ist sofort herstellbar: voluntaristischer Revolutionsbegriff mit Glaube an sofortige Wirkung, sei es durch das Mittel der Überzeugung, Aufklärung, der Propaganda der Tat, beispielhaftes Vorleben oder durch Terror.

Seyfried und die APO

Verschiedene Formen des Anarchismus: z. B. Individualistischer Anarchismus Sozialer Anarchismus Kollektiver Anarchismus oder libertärer Sozialismus Kommunistischer Anarchismus Anarcho-Syndikalismus

Unter dem Eindruck der StudentInnenbewegung von 1968 beschränkte Renaissance des Anarchismus Vor allem in Deutschland und Frankreich Wiederaufnahme der Kontroverse zwischen Partei-Kommunisten und Anarchisten: "Wir wollen damit zeigen, dass eine Partei niemals die Befreiung der Arbeiterklasse bewerkstelligen kann." (G. und D. Cohn-Bendit, in Linksradikalismus)

Generelle Kritik der Industriegesellschaft, wo freie Selbstentfaltung durch Manipulation, Repression und Konsumterror verhindert wird. Suche nach Wegen der Emanzipation und Demokratisierung; Elemente des Rätekommunismus, Existenzialismus und Dadaismus werden aufgenommen.

Seit 1968 erscheinen zahlreiche, kleine anarchistische Bewegungen und Zeitungen - ebenso Musikgruppen - auch in der Schweiz: "Agitation", "Blätter für Bewusstsein und politische Aktion", "le Réveil" u. a. Zentren in den 80er Jahren bilden vor allem Basel (Stadtgärtnerei, libertäres Zentrum), Bern (Zaffaraya/Reithalle mit dem "Megaphon"), Zürich (Banal, Bolo'Bolo-Bewegung), La Chaux-de-Fonds (Organisation Socialiste Libertaire) und andere.

Sie alle haben verschiedene, mehr oder weniger starke, anarchistische Prägungen. Versuch einer Gemeinsamkeit: Umwandeln des alten Schlagwortes "Propaganda der Tat" in einen pragmatischen Anarchismus mit "Propaganda durch die Tat", sei es durch verschiedenste Formen des zivilen Ungehorsams oder die kommunitäre Lebensform. Letzteres findet seit 1968 ( Zürich: Freie Republik Bunker) bis heute ihre Aktualisierung in der Forderung nach "Freiräumen".

Zuweilen scheint dieser Anarchismus in einen letztlich unpolitischen Aktionismus zu verkümmern, der über die Realisierung individueller Selbstverwirklichungswünsche kaum andere Horizonte mehr ausweist.