Empfehlungen aus den Modellprojekten Pädagoginnen brauchen spezielles Wissen und Know-how für eine alltagsintegrierte Sprachförderung Sprachentwicklung Sprachförderliches Sprechverhalten Sprachförderliche Umgebung und Spielimpulse
Was sollte ich über die kindliche Sprachentwicklung wissen?
Sprache entwickelt sich individuell Die Entwicklung der Sprache verläuft genau so individuell, wie die Entwicklung in allen anderen Bereichen auch. Es gibt eine große Spannbreite, wann ein Kind sog. sprachliche Meilensteine durchläuft.
Sprachentwicklung ist ein komplexer und langandauernder Prozess In den ersten sechs Lebensjahren eignen sich Kinder die Grundzüge ihrer Umgebungssprache(n) an. Können andere verstehen, äußern eigene Wünsche und Bedürfnisse gezielt, unterhalten sich in Spielprozessen… (Erst)spracherwerb erstreckt sich weit ins Schulalter hinein. Wir lernen bezgl. Sprache nie aus!
Sprache wird beiläufig erworben (implizit) Sprache wird im Alltag mit anderen Kindern und Erwachsenen ganz nebenbei erworben Kinder verfolgen nicht das Ziel ihre Muttersprache(n) zu lernen. Dennoch ist es ein aktiver Lernprozess Im Alter zwischen zwei und sechs Jahren entwickelt sich das Denken in enger Verbindung mit dem Spracherwerb und beide Bereiche profitieren davon
Sprachentwicklung umfasst die verbale und nonverbale Kommunikation Mimik, Gestik, Körpersprache, Sprachmelodie, Lautstärke… sind ein zentral wichtiger Teil in der Kommunikation! Viele Äußerungen können nur im Zusammenhang mit dem Gesichtsausdruck oder dem Tonfall richtig gedeutet werden Junge Kinder, die Sprache noch nicht so gut beherrschen, achten besonders auf die nonverbalen Signale!
Sprache erwerben Kinder im Dialog mit andern Menschen Kinder kommunizieren vom ersten Lebenstag an mit ihren Bezugspersonen (Blickkontakt, lächeln, weinen, lallen…), und sammeln Dialogerfahrungen ( z.B: in den Pflegesituationen, beim gem. Spielen…,) Auch Worte und ihre Bedeutung, grammatikalische Strukturen usw. können sich Kinder nur im Dialog mit einem Gegenüber aneignen!
Welche Grundsätze sollte ich bei der Begleitung der sprachlichen Entwicklung beachten? Kinder erwerben Sprache in sinnvollen, bedeutsamen Situationen. Kinder erwerben Sprache in wiederkehrenden, vertrauten Situationen. Inhalt vor Form!
Was sind Kennzeichen exzellenter Bildungsorte für Kinder?
Englische Studien zur Effektivität frühkindlicher Förderung (1997-2007) EPPE 3-11 Effective Preschool and Primary Education REPEY Research in Effective Pedagogy in the Early Years SPEEL Study of Pedagogical Effectiviness in Early Learning
Studienergebnisse von EPPE REPEY SPEEL Ein Kennzeichen exzellenter Kindergärten und Krabbelstuben ist die Dialogkompetenz der Pädagogin!
Merkmale guter Gespräche Sie begegnet Kinder respektvoll Sie interessiert sich für das Kind und sein Tun in feinfühliger Weise und führt Gespräche über ihre Spielhandlungen, Interessen und Projektideen Sie unterstützt Kinder Probleme selbsttätig zu lösen (Brückenstrategien anwenden) Sie ist selbst authentisches Sprachvorbild und beachtet das sprachliche Entwicklungsniveau.
Sprachförderliches Sprachverhalten im bewegten Alltag Wie führe ich mit Kindern gute Gespräche?
Sie müssen sich für das interessieren, wofür sich die Kinder interessieren
Wo ist..? Wie ist..? W-Fragen laden Kinder zum Beschreiben ein. Fragen stellen, die eine Beschreibung, Begründung oder Erklärung verlangen. Wo ist..? Wie ist..? W-Fragen laden Kinder zum Beschreiben ein. Wieso…? Weshalb…? Warum…? Das Kind begründet eine Handlung häufig beginnend mit „Ja weil…“ Hinführung zur Bildung von Nebensätzen. Einsatz bei Bildbetrachtungen, in Spielsituationen
Korrektives Feedback geben und Äußerungen des Kindes erweitern Kind: „Sau Bume“ PädagogIn: „Ja ich sehe es. eine Blume! Schau, das ist ein Gänseblümchen.“ Äußerungen des Kindes werden in richtiger Form wiederholt. Es bestätigt dem Kind, dass es verstanden wurde und seine Äußerungen ernst genommen werden. Zugleich erlebt das Kind eine grammatische Differenzierung und Wortschatzerweiterung die an sein momentanes Sprachentwicklungsniveau anschließt.
Auf Fragen des Kindes eingehen Auf Fragen der Kinder eingehen ist ein Kernstück der Sprachförderung im Alltag. „Woher kommt der Regen?“ Jede vom Kind gestellte Frage ist eine Gelegenheit, Sprache auszubauen und die Beziehung zu stärken.
Merksatz: Die Themen, die Kinder interessieren, sind der Stoff aus dem sich ihr sprachliches Handeln speist.
Gespräche im Alltag mit Kindern In welchen Situationen des Alltags lassen sich kurze Gespräche führen, die das Denken und die Sprache anregen?
Lina geht einkaufen Lina (3,2) geht mit ihrem Puppenwagen im Gruppenraum spazieren. „Tschüss!“ ruft sie ihrer Pädagogin zu.
Lina geht einkaufen „Wo gehst du hin?“ „Bäcker“ antwortet Lina. „Du gehst zum Bäcker mit Puppe Gabi! Und was wirst du dort tun?“ Lina überlegt: „Kaufen!“ Ah, du wirst einkaufen. Kaufst du Semmeln, Kipferln, Brot?“ „Kipferl, mecken gut!“ „Ja, Kipferl schmecken gut!“
Lina geht einkaufen „Du Kipferl?“ erkundigt sich Lina. Die Pädagogin freut sich: „Ja gerne! Bitte, bring mir auch ein Kipferl mit! Lina nickt: “Ja du auch Kipferl, schmecken gut!“ Zufrieden fährt Lina weiter um beim Bäcker einzukaufen.
Günstig für Sprachlernen „Der Aufmerksamkeit und dem Thema des Kindes zu folgen, schafft die besten Voraussetzungen fürs Sprachlernen. Denn in solchen Momenten ist das Kind besonders empfänglich für sprachlichen Input.“ (Petra Best u.a. 2011)
Antworten des Kindes abwarten Gebot des Wartenkönnes! Gilt verstärkt, wenn Kinder sich in ihrer Zweitsprache ausdrücken. (Sprachförderkonzept „Learning Language and Loving it“ aus Kanada) Kinder brauchen Zeit zur inneren Vorausplanung.
Handlungen verbalisieren (aus: Fried, L. /Briedigkeit, E Handlungen verbalisieren (aus: Fried, L./Briedigkeit, E.: Sprachförderkompetenz) „Handlungen mit Worten zu begleiten, hilft dem Kind, Dinge bzw. Vorgänge zu „begreifen“, also mit Begriffen zu verknüpfen, sodass es sein Wissen erweitern und ausdifferenzieren kann.“ Didaktik des „begleitenden Wortes“ nach Fröbel!
Handlungsbegleitendes Sprechen Wir fassen unsere Handlungen und Denkprozesse und die Handlungen des Kindes in Worte. Besonders geeignet sind Situationen, in denen wir gemeinsam mit dem Kind etwas machen (Pflegesituationen, bei der Arbeit helfen, Spielsituationen ….)
Handlungsbegleitendes Sprechen Handlungspläne versprachlichen/erfragen „Wie groß wird die Garage? Welche Fahrzeuge sollen darin Platz finden?“ Fragen zu den nächsten Handlungsschritten stellen „Was habt ihr jetzt vor? Wie geht das Bauprojekt weiter?“
Sprache ist Denken - Denken ist Sprache „Ein Wort, das ein Kind nicht kennt, ist ein Gedanke, den es nicht denken kann.“ Suanne Viernickel: Schlüsselkompetenz Sprache; Fachtagung Köln
Reflexionshilfe Beobachten Sie Ihr Gesprächsverhalten – So erfahren Sie etwas über Ihre Sprachförderkompetenz
Reflexionshilfe Führen Sie eine Woche ein Sprachtagebuch. Informieren Sie eventuell Ihre Kollegin und lassen Sie sich von ihr am Ende der Woche ein Feedback zu Ihrem Sprachverhalten geben. Checkliste zur eigenen Sprachförderkompetenz: Stärken-Schwächenanalyse
Verwendete Literatur Fried, L./Briedigkeit, E.: Sprachförderkompetenz. Berlin 2008 Jampert, K./Best, P. u.a.: Schlüsselkompetenz Sprache. Berlin 2007 Reich, H.: Sprachförderung im Kindergarten. Berlin 2008