Jugend und Berufsausbildung: Benachteiligte Jugendliche = Dropouts?

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 Präsentation transkript:

Jugend und Berufsausbildung: Benachteiligte Jugendliche = Dropouts? Priv.-Doz. Dr. phil. Ulrike Buchmann Berufs- und Wirtschaftspädagogik Universität Siegen Jugend und Berufsausbildung: Benachteiligte Jugendliche = Dropouts?

Gliederung Anlaß Aktuelle Situation 2.1 Rahmenbedingungen 2.2 Unscharfe Begrifflichkeit in Bezug auf die Zielgruppe 2.3 Politisch initiierte Maßnahmen und Programme 2.3.1 Regelmaßnahmen 2.3.2 Innovative Maßnahmen und Programme Eine bildungswissenschaftliche Analyse Ausblick

Thema „Benachteiligte“ Gesellschaftliches Problemfeld höchster Priorität 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Zeithistorische Sichtweisen Jungarbeiterproblem im Kaiserreich Arbeitsschule/Berufsschule zu Beginn des 20. Jahrhunderts Hilfsschüler der 1920er Jahre Ausbildungsplatzkrise Ende der 1940er Jahre Berufsnot der 1950er Jahre Jugendarbeitslosigkeit der 1970er Jahre Ungelernten der 1980er Jahre Benachteiligte und damit der Zuständigkeitswechsel (vom AFG zu SGB) Ende der 1980er Jahre 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Status Quo Spezifische Historie Symptomatische Rahmenbedingungen Unscharfe Begrifflichkeit Schulische Regelmaßnahmen Innovative Programme 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Sozialgesetzbuch (SGB) 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick § 1 Aufgaben des Sozialgesetzbuchs (1) Das Recht des Sozialgesetzbuchs soll zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfen gestalten. Es soll dazu beitragen, ein menschenwürdiges Dasein zu sichern, gleiche Voraussetzungen für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, insbesondere auch für junge Menschen, zu schaffen, die Familie zu schützen und zu fördern, den Erwerb des Lebensunterhalts durch eine frei gewählte Tätigkeit zu ermöglichen und besondere Belastungen des Lebens, auch durch Hilfe zur Selbsthilfe, abzuwenden oder auszugleichen. (2) Das Recht des Sozialgesetzbuchs soll auch dazu beitragen, dass die zur Erfüllung der in Absatz 1 genannten Aufgaben erforderlichen sozialen Dienste und Einrichtungen rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen.

Sozialgesetzbücher (SGB) 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Allgemeiner Teil Grundsicherung für Arbeitssuchende Arbeitsförderung Gemeinsame Vorschriften für die Sozialversicherung Gesetzliche Krankenversicherung Gesetzliche Rentenversicherung Gesetzliche Unfallversicherung Kinder – und Jugendhilfe Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen Sozialverwaltungsverfahren und Sozialdatenschutz Soziale Pflegeversicherung Sozialhilfe

Gegenstandsbereich: Berufsbildung 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Vorberufliche Bildung Berufliche Bildung Nichtakademisch: Schulberufssystem (BFS, SdG) Duales System der BA Übergangssystem (u.a. BVJ, BGJ) Berufliche Weiterbildung Akademische Berufsausbildung Wissenschaftliche Weiterbildung

Zielgruppe nach SGB III 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Junge Menschen mit schulischen Defiziten und/oder sozialen Problemen, die für die Aufnahme, Fortsetzung, und den erfolgreichen Abschluß einer Berufs-ausbildung sowie zur Begründung oder Festigung eines Beschäftigungs-verhältnisses (im Anschluß an eine geförderte außerbetriebliche Ausbildung) besonderer Unterstützung bedürfen. (SGB III, §§ 235, 240–247)

Benachteiligungen ... 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Fehlender Schulabschluß, Sonder- bzw. Förder-schulabschluß, Schulmüdigkeit, fehlende Motivation, abgebrochene Berufsausbildung Häufige Wechsel der Aus-bildungsbetriebe/Arbeits-verhältnisse mangelnde Deutschkenntnisse Analphabetismus Migrationsprobleme kulturelle Hemmnisse Suchtprobleme „Sozialhilfeerben“ junge Mütter kurzfristig Wohnungslose „Marktbenachteiligte“ ...

(vgl. Nationaler Bildungsbericht 2006, 92) „Übergangssystem“ (vgl. Nationaler Bildungsbericht 2006, 92) 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Maßnahmespektrum Berufsvorbereitende Maßnahmen 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Berufsvorbereitende Maßnahmen ausbildungsbegleitende Hilfen (abH): Stützunterricht + sozial-pädagogische Betreuung im Rahmen eines Ausbildungsverhältnisses Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE): + Stützunterricht + sozialpädagogische Betreuung Übergangshilfen: Fortsetzung ausbildungsbegleitender Hilfen nach Beendigung/Abbruch einer Berufsausbildung

Berufsvorbereitende „Bildungsgänge“ Besondere Bildungsgänge (u. a. EIBE/BUS) Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Maßnahmespektrum Berufsvorbereitende Maßnahmen ausbildungsbegleitende Hilfen (abH): Stützunterricht + sozial-pädagogische Betreuung im Rahmen eines Ausbildungsverhältnisses Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE): + Stützunterricht + sozialpädagogische Betreuung Übergangshilfen: Fortsetzung ausbildungsbegleitender Hilfen nach Beendigung/Abbruch einer Berufsausbildung 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

„Innovative“ Maßnahmen Kompetenzen fördern – Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf (BQF-Programm) Good Practis Center (GPC) Entwicklung und Umsetzung von Qualifizierungsbausteinen Betriebe als Anbieter der Berufsausbildungsvorbereitung 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Einschätzungen aus (berufs)bildungswissenschaftlicher Sicht 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Konzeptlosigkeit im Umgang mit der Zielgruppe Unterschiedliche Kulturen bezüglich pädagogischer Zielsetzungen Wenige universitäre Ausbildungsstandorte Keine flächendeckenden Lehrpläne

Statistik „Berufsvorbereitung“ 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Datenquelle: IAB, BMF

Statistik „Geförderte Berufsausbildung“ 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Datenquelle: Berufsbildungsbericht 2005

Ein Rechenexempel ... Bevölkerung 2002 (bis 1 Jahr alt) Weiblich: 344.000 Männlich: 362.000 Insgesamt: 706.000 20% Benachteiligte: 141.200 30% Studierfähige: 211.000 Potentielle Facharbeiter/ -angestellte 353.800 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Passung zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick Bildungssystem Beschäftigungssystem Diplomierte Graduierte Wissen Techniker/Meister/ Fachwirte Facharbeiter/-angestellte Berufsausbildung Sek. II „Niedriglohnsektor“ Ausbildungsbegleitung Berufsgrundbildung Berufsvorbereitung FS Erwerbslosigkeit Erwerbslosigkeit Sek. I

Gesellschaftliche Teilhabe realisiert sich über ... Selbstkompetenz Fähigkeit in Bezug auf sich selbst urteils- und handlungsfähig sein zu können Fachkompetenz Fähigkeit für Sachbereiche urteils- und handlungsfähig sein zu können (Methodik einbezogen) Sozialkompetenz Fähigkeit für soziale, gesellschaftliche und politische Fragen urteils- und handlungsfähig sein zu können 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Gesellschaftliche Teilhabe realisiert sich über ... Entwicklung und Entfaltung von Urteils- und Handlungsfähigkeit als Erwerbsperson als BürgerIn als Individuum also im Hinblick auf Erwerbsarbeit öffentliche Arbeit private Reproduktionsarbeit 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Problemlösepotential liegt... in einer sozial-kognitiv-emotionalen Förderung (Dreieinheit: Fach-, Sozial- und Selbstkompetenz) im interdisziplinären Schnittfeld (Theoretische Ansätze) ggf. in einer spezifische Kombination von Arbeiten und Lernen (Organisatorisch-institutionelle Modelle) 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bildungsw. Analyse 4. Ausblick

Siegener Perspektiven ... 1. Anlaß 2. Aktuelle Situation 3. Bwp Erkenntnis-perspektive 4. Ausblick Standortvorteile Kooperationsstruktur Hochschule - Schulen - Unternehmen Institutionell-innovative Lösungsmodelle Spezifik Fachbereich 2 Schulpädagogik / Sozialpädagogik / Psychologie Schwerpunkt „Lehrerbildung unter besonderer Berücksichtigung von Förderkonzepten“ Integratives Konzept