Modul 3: Diabetes Mellitus Typ 2

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 Präsentation transkript:

Modul 3: Diabetes Mellitus Typ 2

Schulungsinhalte Krankheitsentstehung Symptome Diagnostik Behandlung Komplikationen Folgeerkrankungen Pflege

Krankheitsentstehung Diabetes mellitus Typ 2 bedeutet eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels durch Insulinmangel oder Insulinunempfindlichkeit der Zellen. Häufig auch schon bei Kindern. Einflussfaktoren Überernährung Blutfetterhöhung Übergewicht Bewegungsmangel

Symptome Schwäche/Leistungsabfall Juckreiz Durst Harnwegsinfekt Polyurie (erhöhte Urinausscheidung) Pilzinfektionen der Haut Gewichtabnahme

Diagnostik Blutzuckerbestimmung (BZ) Oraler Glukosetoleranztest Normalwert: nüchtern <100mg/dl Diabetes: nüchtern >100mg/dl Oraler Glukosetoleranztest Nüchternblutabnahme Verabreichung von Glucose Messung des Blutzuckers nach 2 Stunden Glukosebestimmung im Urin HbA1c-Wertbestimmung Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel der letzten 3 Monate, Normalwert ca. 6%

Behandlung Langzeitschäden vermeiden Insulinunempfindlichkeit durchbrechen

Behandlung Kalorienreduzierte Ernährung Bewegung Medikamentöse Therapie Insulintherapie

Medikamentöse Therapie Wenn keine Einstellung der Blutzuckerwerte über Ernährung, Bewegung und Gewichtsreduktion erreicht werden kann Wenn die Bauchspeicheldrüse noch Insulin produziert

Insulintherapie Insulinarten Humaninsulin (kurzwirksam nach 10-15 Minuten) Insulinanaloga (teilweise schnellere Wirkung) Verzögerungsinsuline (Basisinsulin, wirken nach 3 Stunden für 9-24 Stunden) Mischinsuline (Mischung aus kurz wirksamen und Verzögerungsinsulinen, festes Schema 1- bis 2-mal täglich)

Insulintherapie Insulinschemata/Insulindosierung Dosierung nach internationalen Einheiten (IE) Injektion nach Spritzkalender in das Unterhautfettgewebe (Bauch/Oberschenkel) Einstellung der Therapie nur unter ärztlicher Begleitung Führen eines Tagebuchs (BZ-Werte, Ernährung, Bewegung) Normbereich der BZ-Werte kann individuell variieren

Insulintherapie Konventionelle Insulintherapie Injizieren von Mischinsulin vor dem Frühstück und Abendessen. Tages- und Ernährungsplanung müssen angepasst werden Regelmäßiger Tagesablauf notwendig Intensivierte konventionelle Insulintherapie (Basis-Bolus-Prinzip) Deckung des Basisbedarfs durch injizieren von Verzögerungsinsulin 1- bis 2-mal tägl. Zusätzlich zu den Hauptmahlzeiten Injektion eines Humaninsulins (Bolus), der sich nach dem Blutzuckerwert, der geplanten Mahlzeit und der geplanten körperlichen Aktivität richtet (flexibler Tagesablauf) Mehrere BZ-Messungen und Injektionen notwendig Berechnung und Einstellung der Werte erfordert Erfahrung und Übung

Insulinlagerung Bei 2-8° im Kühlschrank (Butter-/Gemüsefach) Nicht einfrieren oder großer Hitze aussetzen Angebrochenes Insulin kann 3-4 Wochen bei Zimmertemperatur (bis 30°) gelagert werden Angebrochenes Insulin nicht im Kühlschrank lagern (Luftblasenbildung, Insulinmenge verändert) Auf Reisen alle Pens im Handgepäck transportieren (nicht angebrochene Pens evtl. in kleiner Kühltasche)

Komplikationen Hyperglykämisches Koma Komplikation mit extrem hohen Blutzuckerwerten (>700mg/dl, lebensbedrohlich) Ursache: falsche Ernährung, vernachlässigte Medikamenteneinnahme, plötzlich erhöhter Insulinbedarf) Symptome: Stunden bis Tage andauernder starker Durst, Polyurie, Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinseintrübung, Bauchschmerzen, vertiefte Atmung, Azetonantmung, Exsikose, „Herzrasen“ warme, trockene Haut BZ messen, Notruf absetzen

Komplikationen Hypoglykämischer Schock Komplikation mit sehr niedrigen Blutzuckerwerten (<40mg/dl, lebensbedrohlich) Ursache: Medikamentenüberdosierung, zu wenig oder zu späte Kohlenhydratzufuhr, Alkoholgenuss, schwere körperliche Anstrengung Symptome: z.B. Heißhunger, zittern, Schwitzen, Angst, Unruhe, Herzklopfen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Sprachstörung, feucht-kalter Schweiß BZ messen, Notruf absetzen, Zuckerzufuhr bei Bewusstsein, Glukagon-Injektion bei Bewusstlosigkeit

Folgeerkrankungen Diabetische Makroangiopathie Diabetische Mikroangiopathie Diabetische Polyneuropathie Diabetisches Fußsyndrom

Folgeerkrankungen Diabetische Makroangiopathie Erkrankung der großen Blutgefäße/Arteriosklerose Koronare Herzkrankheit (KHK) Herzinfarkt Schlaganfall Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Folgeerkrankungen Diabetische Mikroangiopathie Erkrankung der kleineren Blutgefäße der Nieren der Augen Diabetische Retinopathie (Netzhautschäden bis zur Erblindung Katarakt (Linsentrübung) Glaukom (Erhöhung des Augeninnendrucks)

Folgeerkrankungen Diabetische Polyneuropathie Ursache: vermutlich eine Schädigung der Nervenfasern und kleiner Blutgefäße als Folge zu hoher BZ-Werte Symptome: Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, Lähmungen (häufig Unterschenkel/Füße) = periphere Polyneuropathie Symptome: Herzrhythmusstörungen, Blutdruckregulationsstörungen mit Schwindel und Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall, Obstipation = autonome Polyneuropathie mit Störung des vegetativen Nervensystems

Folgeerkrankungen Diabetisches Fußsyndrom Zusammenspiel aus Mikro- und Makroangiopathie, Neuropathie und erhöhter Infektneigung Symptome: Druckstellen an den Füßen und kleinere Wunden führen ohne Behandlung durch Entzündungen und Durchblutungsstörungen zu einer diabetischen Gangrän

Folgeerkrankungen Diabetisches Fußsyndrom https://www.youtube.com/watch?v=Ujyu8_hsUrY&f eature=youtube_gdata_player

Pflege Hautbeobachtung Fußpflege Ausscheidung Ernährung Bewegung Blutzuckermessung Insulintherapie

Pflege Hautbeobachtung Druckstellen, Rötungen, Verletzungen am gesamten Fuß Verletzungen versorgen Vermeidung von Pilzen und Infektionen durch regelmäßige Körperhygiene Rückfettende Seifen Haut besonders in Hautfalten trocken halten Atmungsaktive Bekleidung aus Naturfasern

Pflege Fußpflege Regelmäßige Nagelpflege durch medizinische Fußpflege Zehenzwischenräume trocken halten, nicht eincremen Atmungsaktive, nicht einschnürende Socken tragen Nicht barfuß gehen Keine Wärmflaschen oder Ähnliches verwenden Verletzungen sofort durch Fachpersonal behandeln lassen

Pflege Ausscheidung Starker Durst, hohe Urinmengen weisen auf erhöhten BZ-Spiegel hin Erhöhtes Risiko einer Blasenentzündung Bildung von Restharn mit Infektionsgefahr Harn- und Stuhlinkontinenz Phasenweise Durchfall oder Verstopfung Blutzuckerkontrollen durchführen

Reflexion Ernährung Bitte schneiden Sie aus den Zeitschriften Bilder aus, die Sie mit Essen und Trinken verbinden. Denken Sie an gemeinsame Zeiten mit Familie und Freunden und berichten Sie einander davon. Erzählen Sie uns von schönen und schwierigen Momenten!

Pflege Ernährung Führen eines Ernährungstagebuchs, indem die Mahlzeiten und die BZ-Werte festgehalten werden. Bewegungseinheiten (z.B. Spaziergänge) notieren

Pflege Bewegung Bewegung senkt den Blutzucker Passende Schuhe (Druckstellen vermeiden) Druckentlastung durch angepasste orthopädische Schuhe (Sanitätshaus) Bewegung an die derzeitige Belastungsgrenze anpassen Bewegung in den Alltag integrieren (Einkaufen, Haushaltstätigkeiten, Familie)

Pflege Blutzuckerkontrolle Hautdesinfektion ist in der Häuslichkeit nicht notwendig Teststreifen immer verschlossen, frost- und hitzefrei lagern Code des Teststreifens vergleichen Mit Stechhilfe seitlich in den sauberen Finger einstechen Blut mit dem Teststreifen aufnehmen Wert bewerten und evtl. Handlung planen

Pflege Praktische Übung Bitte messen Sie den Blutzucker bei den Schulungsleitern oder einer anderen Person, die sich freiwillig zur Verfügung stellt Geben Sie sich gegenseitig Hilfestellung und prüfen sie die richtige Durchführung Schätzen Sie den gemessenen Wert ein

Pflege Insulininjektion mit Pen Verzögerungsinsulin zuerst durch mehrfaches Kippen mischen, bis es trüb wird. Verordnete Insulinmenge am Rad einstellen Schutzkappe abziehen und Kanüle aufsetzen (Länge der Nadel beachten) Hautfalte bilden und im 90°-Winkel injizieren Einige Sekunden warten, Nadel entfernen Beachten, ob der Pen 0 anzeigt, sonst Patrone wechseln und restliche Menge injizieren Nadel sicher entfernen und in ein verschließbares Glas abwerfen

Pflege Praktische Übung Bitte injizieren Sie 10 Einheiten Insulin in eine Orange. Wechseln Sie anschließend die Patrone aus. Geben Sie sich gegenseitig Hilfestellung und prüfen Sie die richtige Durchführung.

Quellen NN (2006) Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. 2. Aufl. Thieme, Stuttgart New York NN (2007) Pflege Heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 4. Aufl. Elsevier, München Schewior-Popp S, Sitzmann F, Ullrich L (2012) Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in der Ausbildung. 12. Aufl. Thieme, Stuttgart New York