AUSFALLSYMPTOMEN NACH DER SCHÄDIGUNG DER BAHNEN DES RÜCKENMARKS

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AUSFALLSYMPTOMEN NACH DER SCHÄDIGUNG DER BAHNEN DES RÜCKENMARKS AUSFALLSYMPTOMEN NACH DER SCHÄDIGUNG DER BAHNEN DES RÜCKENMARKS. ANATOMISCHE GRUNDLAGEN DER BROWN-SEQUARD SYNDROME. Andrea Heinzlmann Semmelweis Universität, Fakultät für Medicin Institut für Humamorphologie und Entwicklungsbiologie II. Jahrgang, 1. Semester 2. 12. 2013

BAHNEN DES RÜCKENMARKS I. AUFSTEIGENDE BAHNEN II. ABSTEIGENDE BAHNEN

AUFSTEIGENDE BAHNEN DES RÜCKENMARKS I. HINTERSTRANGBAHNEN (TRACTUS SPINOBULBARES) II. ANTEROLATERALE SYSTEM (TRACTUS SPINOTHALAMICI) III. ZUM KLEINHIRN AUFSTEIGENDE BAHNEN (TRACTUS SPINOCEREBELLARES)

AUFSTEIGENDE BAHNEN DES RÜCKENMARKS die aus der Körperperipherie: - aus den Rezeptoren der Haut (Exterozeptoren) - aus den Rezeptoren des Körperinneres (Propriozeptoren, Interozeptoren) einlaufenden Erregungen durch die hintere Wurzel des Rückenmarks gelangen aufsteigende Bahnen erreichen: das Cerebellum den Thalamus die Groβhirnrinde

HINTERSTRANGBAHNEN (TRACTUS SPINOBULBARES) ungekreuzt somatosensibles Leitungssystems stammen aus den Extremitäten leiten: EPIKRITISCHE SENSIBILITÄT – finen Druck, Vibration, Tastsinn (fine Berührung der Haut) PROPRIOZETIVITÄT (Tiefensensibilität) – Impulse aus tiefen Regionen (Muskeln, Sehnen, Gelenken, Periost) RÄUMLICHEN DISKRIMINATION – Zweipunkte – Diskrimination, Lagesinn

HINTERSTRANGBAHNEN (TRACTUS SPINOBULBARES) RECEPTOREN: Mechanorezeptoren der Haut für feine Diskriminierung der Berührung, - Vibration, - Druckempfindung (epikritisch) Muskelspindel, Sehnenspindel (propriozeptive) RAMUS ASCENDENS (Ganglion spinale) – leitet epikritische und proriozeptive Impulse NEURON – Ganglion spinale RAMUS CENTRALIS (Ganglion spinale) – Hinterwurzel des Rückenmarks, T – förmigen Teilung (FASCICULUS GRACILIS ET CUNEATUS)

HINTERSTRANGBAHNEN (TRACTUS SPINOBULBARES) I. FASCICULUS GRACILIS (GOLLSCHER STRANG): mediale Abteilung des Hinterstranges Fasern aus der unteren Körperhälfte (Lumbosacral) II. FACSICULUS CUNEATUS (BURDACHSCHER STRANG): laterale Abteilung des Hinterstranges Fasern aus der oberen Körperhälfte (Zervicothoracal) 1, Tr. Gracilis 2, Tr. Cuneatus 3, Ncl. gracilis, 4, Ncl. Cuneatus 5, Fibrae arcuatae int. 6, Lemniscus med. 7, Ncl. principalis n. V 8, Ncl. mesencephalicus n. V 9, Ncl. Supratrigeminalis 10, Lemniscus trigeminalis 11, motorischer Trigeminuskern LEMNISCUS TRIGEMINALIS LEMNISCUS MEDIALIS

HINTERSTRANGBAHNEN (TRACTUS SPINOBULBARES) 2. NEURON – NUCLEUS GRACILIS ET CUNEATUS im Tuberculum gracile et cuneatum des verlängertes Marks von den Nuclei gracilis et cuneatus - FIBRAE ARCUATAE INTERNAE - DECUSSATIO LEMNISCORUM MEDIALIUM (Kreuzung zur Gegenseite) gekreuzte Fasern – LEMNISCUS MEDIALIS Durch die Kreuzung der Zweitneurone wird in der jeweiligen Hälfte der Großhirnrinde die Information der gegenüberliegenden Körperseite abgebildet. Dabei werden die Informationen je nach Ursprung am Körper räumlich getrennt verarbeitet (somatotopische Projektion)

LEMNISCUS MEDIALIS 3. NEURON – NUCLEUS VENTRALIS POSTEROLATERALIS (VPL) des Thalamus der obere Thalamusstiel (TRACTUS THALAMOCORTICALIS) durch der CAPSULA INTERNA (Cornu posterius) zum Gyrus postcentralis (Area 3, 1, 2) projiziert

KLINISCHE ASPEKTE DES HINTERSTRANGES Einseitige Schädigungen führen zu den Sensibilitätsstörungen auf der gleichen Körperseite (ipsilateral), da die Kreuzung erst weiter gehirnwärts erfolgt Störungen: - der Feinwahrnehmung (epikritische Sensibilität) - des Vibrationssinns (Pallästhesie) - der Zweipunkt-Diskrimination (die Fähigkeit, räumlich eng benachbarte Reize als getrennt wahrzunehmen) - der Stereognosie (Fähigkeit zum Erkennen von Form, Textur und Konsistenz eines Gegenstands durch Betasten) - des Lage- und Bewegungssinns (propriozeptive Wahrnehmung, Kinästhesie) - durch den gestörten Lage- und Bewegungssinn kommt es auch zu Störungen in den Bewegungsabläufen (spinale Ataxie). Diese können bei intaktem Kleinhirn durch die visuelle Wahrnehmug zum Teil kompensiert werden

DAS ANTEROLATERALE SYSTEM (TRACTUS SPINOTHALAMICI) DES RÜCKENMARKS somatosensibles Leitungssystem gekreuzt (Commissura alba) PROTOPATISCHE SENSIBILITÄT (GROBEWAHRNEHMUNG): grobe mechanische Berührung, Druck SCHMERZ – und TEMPERATURWAHRNEHMUNG I. TRACTUS SPINOTHALAMICUS LATERALIS II. TRACTUS SPINOTHALAMICUS ANTERIOR (VENTRALIS)

TRACTUS SPINOTHALAMICUS LATERALIS gekreuzt – Commissura alba zur Gegenseite Leitung von Temperatur - und Schmerzwahrnehmung somatotopische Gliederung – Fasern aus der unteren Körperhälfte am lateral und hinten - Fasern aus der oberen Körperhälfte am medial und vorne REZEPTOREN: Schmerz – und Temperatur Rezeptoren aus der Haut RAMUS ASCENDENS (Ganglion spinale) 1. NEURON – GANGLION SPINALE RAMUS CENTRALIS (Fasern Typ III, IV – Aδ – C- Fasern - Ganglion spinale – Hinterwurzel (Aufteilung in auf – und absteigende Äste)

TRACTUS SPINOTHALAMICUS LATERALIS 2. NEURON im Hinterhorn des Rückenmarks: Lamina I Laminae IV – V Laminae VII – VIII COMMISSURA ALBA zur Gegenseite zieht im Seitenstrang des Rückenmarks zum Thalamus

TRACTUS SPINOTHALAMICUS LATERALIS 3. NEURON im Thalamus NUCLEUS VENTRALIS POSTEROLATERALIS THALAMI (VPL) oberer Thalamusstiel (TRACTUS THALAMOCORTICALIS) durch den Hinterschenkel der Capsula interna GYRUS POSTCENTRALIS (AREA 1, 3, 2)

TRACTUS SPINOTHALAMICUS LATERALIS SCHMERZERLEBNISS Kollateralen des Tractus spinothalamicus lateralis – im Thalamus zum Nucleus centromedialis (CM) – nach Umschaltung den Nucleus medialis dorsalis thalami (MD) – Projektion in den Stirnlappen – here ohne somatotopische Lokalisation der Charakter des Schmerzerlebniss bestimmt wird

TRACTUS SPINOTHALAMICUS VENTRALIS (ANTERIOR) gekreuzt (Commissura alba zur Gegenseite) Vermittelung der groben Berührungs – und Druckempfindungen somatotopische Gliederung - Fasern aus den Sakralsegmenten an der Oberfläche - Fasern aus den Halsmark in der Tiefe REZEPTOREN: Mechanorezeptoren der Haut RAMUS ASCENDENS (Ganglion spinale) 1. NEURON – GANGLION SPINALE RAMUS CENTRALIS (Fasern Typ II – Aβ - Fasern - Ganglion spinale – Hinterwurzel (AUFTEILUNG zu den ab – und aufsteigenden Äste)

TRACTUS SPINOTHALAMICUS VENTRALIS (ANTERIOR) 2. NEURON im Hinterhorn des Rückenmarks: Lamina I Laminae IV – V Laminae VII – VIII COMMISSURA ALBA Kreuzung zur Gegenseite zieht im Vordertrang des Rückenmarks zum Thalamus 1 Afferentes (1.) Neuron (grobe Druck- und Tastempfindung) - 2 afferentes (1.) Neuron (Schmerz- und Temperaturempfindung) - 3 afferentes (1.) Neuron (epikritischen Sensibilität) - 4 2. Neurone - 5 Tractus spinothalamicus anterior - 6 Tractus spinothalamicus lateralis - 7 Fasciculus cuneatus - 8 Fasciculus gracilis

TRACTUS SPINOTHALAMICUS VENTRALIS (ANTERIOR) 3. NEURON im Thalamus NUCLEUS VENTRALIS POSTEROLATERALIS THALAMI (VPL) Oberer Thalamusstiel durch den Hinterschenkel der Capsula interna GYRUS POSTCENTRALIS (AREA 1, 3, 2)

KLINISCHE ASPEKTE DES ANTEROLATERAL SYSTEMS DISSOZIIRTE EMPFINDUNGSSTÖRUNGEN Schädigung des Tractus spinothalamicus lateralis im Rückenmark oder Hirnstamm: nicht die gesamte Oberflächensensibilität gestört, sondern nur die Schmerz- und Temperaturempfindung bei erhaltenem Berührungsempfinden, der Berührungssinn ist erhalten bei erloschenem Schmerz und/oder Temperatursinn auf der Gegenseite der Schädigung. Auf der anderen Köperhälfte ist allerdings dann meist auch eine Minderung des Berührungsempfindens zu finden

ZUM KLEINHIRN AUFSTEIGENDE BAHNEN (SEITENSTRANG – KLEINHIRN – BAHNEN, TRACTUS SPINOCEREBELLARES) AFFERENZEN aus den unteren Körperhälfte TIEFENSENSIBILITÄT - Erregungen aus Muskeln, Sehnen, Gelenke EPIKRITISCHE SENSIBILITÄT – aus der Haut zum Plaeocerebellum (Spinocerebellum) I. TRACTUS SPINOCEREBELLARIS DORSALIS (POSTERIOR) II. TRACTUS SPINOCEREBELLARIS VENTRALIS (ANTERIOR)

TRACTUS SPINOCEREBELLARIS DORSALIS (POSTERIOR) (FLECHSIGSCHES BÜNDEL) ungekreuzt (ipsilateral) vermittelt epikritische und propriozeptive Informationen aus den Muskeln oder (über Kollateralen auf- und absteigender Äste des Hinterstrangsystems) aus Hautrezeptoren der unteren Extremität und des unteren Rumpfabschnittes RAMUS ASCENDENS (Ganglion spinale) 1. NEURON – Ganglion spinale RAMUS CENTRALIS (markreicher Ia – Aα Fasern - Ganglion spinale - Hinterwurzel 1.Medulla spinalis 2. Medulla oblongdta 3. Cerebellum 4. Pedunculis cerebellaris superioris 5. Tractus spinocerebellaris ventralis (anterior) 6. Pedunculis cerebellaris caudalis (inferioris) 7. Fibrae arcuatae externae dorsales (posteriores) 8. Tractus spinocerebellaris ventralis (anterior) 9. Tractus splnocerebellaris dorsalis (posterior) 10. Ganglion spinalis 11. Nucleus thoracicus

TRACTUS SPINOCEREBELLARIS DORSALIS (POSTERIOR) (FLECHSIGSCHES BÜNDEL) 2. NEURON NUCLEUS DORSALIS (CLARKE – STILLING, Th9 – L3) in der lateralen Randzone des hinteren Seitenstrangs PEDUNCULUS CEREBELLARIS INFERIOR – KLEINHIRN (MOOSFASERN)

TRACTUS SPINOCEREBELLARIS VENTRALIS (ANTERIOR) (GOWERSSCHES BÜNDEL) gekreuzt (Commissura alba zur Gegenseite)) AFFERENZEN aus den unteren Körperhälfte Impulse der Golgi-Sehnenorgane über Ib Afferenzen vermittelt bereits vorverarbeitete Information über die motorische Aktivität und Reflexe der Spinalmotorik Dieses System führt dem Kleinhirn Erregungen aus den Muskeln und Gelenken zu- so kann das Kleinhirn als Zentrum für die feinere Abstimmung von Bewegungen zu wirken RAMUS ASCENDENS (Ganglion spinale) 1. NEURON – Ganglion spinale RAMUS CENTRALIS – (Ganglion spinale) - Hinterhorn – Lamina VII.

TRACTUS SPINOCEREBELLARIS VENTRALIS (ANTERIOR) (GOWERSSCHES BÜNDEL) 2. NEURON Neuronen des Hinterhornbasis (L4 – S3) Kreuzung in der Commissura alba zur Gegenseite in der lateralen Randzone des vorderen Seitenstrangs PEDUNCULUS CERBELLARIS SUPERIOR – KLEINHIRN - MOOSFASERN 1, unterer Kleinhirnstiel 2, oberer Kleinhirnstiel 3, Ncl. cuneatus lat. (accessorius) 4, Ncl. Thoracicus 5, Rückenmark 6, Medulla oblongata 8, Muskelspindel 9, Mittelhirn 10, Tr. spino-cerebellaris post. 11, Tr. spino-cerebellaris ant.

KLINISCHE ASPEKTE DES SPINOCEREBELLUMS 1. bei Läsion der medianen (vermalen) Zone des Spinocerebellums eine Stand- und Gangataxie - ein unsicherer, wankender Stand und Gang wie beim Betrunkenen 2. bei Läsion der intermediären oder paravermalen Zone des Spinocerebellums: Störungen der Zielmotorik - am Ziel vorbei treffende Bewegungen, z. B. beim Versuch mit dem Finger die Nase zu treffen Intentionstremors - also eines Zitterns, das umso stärker wird, je näher die Hand dem Ziel kommt (nicht koordinierte und somit überschießende Korrekturbewegungen verursacht)

SYRINGOMYELIE mildere Symptome bei Schädigung im Bereich der Commissura alba über ein bis mehrere Segmente weiten röhrenförmigen Hohl- oder Spalträumen die durch Degeneration von Ganglien- und Gliazellen entsteht durch kongenitale oder perinatale Schädigung nach Traumata oder nach spinalem Infarkt auftritt SYMPTOMEN: Muskelatrophie Areflexie an den Armen Pyramidenbahnsymptome und spastische Lähmungen Ausfall der Temperaturempfindung an den oberen Extremitäten fehlende Schmerzempfinden bei Temperaturreizen fehlender Berührungssinn Syrinx bis in die unteren Hirnanteile, kann es zu Ausfallserscheinungen im Bereich der Hirnnerven kommen Syringomyelie am zervikal Bereich des Rückenmarks Im Bereich der Commissura alba

ABSTEIGENDE BAHNEN DES RÜCKENMARKS die Aktivität des Rückenmarks steht unter dem kontinuierlichen Kontroll der Cortex und einer Anzahl wichtiger Kerne des Hirnstammes über die absteigenede Bahnen geleiten Impulse werden an Motoneuronen und an den Neuronen vorgeschaltenen Schaltneuronen wirksam PYRAMIDENBAHN (TRACTUS CORTICOSPINALIS et TRACTUS CORTICONUCLEARIS) EXTRAPYRAMIDALEN BAHNEN ABSTEIGENDEN VEGETATIVEN UND MONOAMINERGE BAHNEN

PYRAMIDENBAHN (TRACTUS CORTICOSPINALIS) der Bewegungssteuerung eine Ansammlung zentraler Motoneurone und ihre in der Pyramidenbahn zusammen verlaufenden Nervenzellfortsätze für die Feinmotorik und die willkürliche Motorik zuständig

PYRAMIDENBAHN (TRACTUS CORTICOSPINALIS) URSPRUNG: 1. NEURON: Gyrus praecentralis (Area 4) – BETZ-Riesenzellen Praemotorische Cortex (Area 6) Gyrus postcentralis (Area 3,1,2) Paritelae Cortex (Area 5) BETZ - ZELLE

PYRAMIDENBAHN (TRACTUS CORTICOSPINALIS) CAPSULA INTERNA – hinterer Schenkel CRUS CEREBRI (dessen Mitte) BASIS PONTIS (als Fibrae longitudinales) MEDULLA OBLONGATA

PYRAMIDENBAHN (TRACTUS CORTICOSPINALIS) MEDULLA OBLONGATA: 1. TRACTUS CORTICOSPINALIS CRUCIATUS (LATERALIS): 70-90% der Fasern kreuzen – DECUSSATIO PYRAMIDORUM 2. TRACTUS CORTICOSPINALIS DIRECTUS (ANTERIOR): ungekreuzte Fasern MEDULLA SPINALIS: im Seitenstrang im Vorderstrang Kreuzen sich erst in Höhe ihre Endigung 2. NEURON – Zona intermedia des Rückenmarks an Schaltneuronen VORDERHORN - MOTONEURONEN 2. DECUSSATIO PYRAMIDORUM

KLINISCHE ASPEKTE DER PYRAMIDENBAHN Schädigung der Pyramidenbahn innerhalb des Gehirns PERIPHERE (SCHLAFFE) PARESE: Der Ausfall der Nervenzelle im Vorderhorn ist Folge einer Schädigung der gemeinsamen motorischen Endstrecke Muskeltonus herabgesetzt und die Muskeldehnungsreflexe sind abgeschwächt oder nicht auslösbar Die Muskulatur wird atrophisch Nach einer kurzen Periode geht die schlaffe Lähmung in eine spastische Lähmung über mit Beeinträchtigung der Feinmotorik zur Folge Als Zeichen einer Pyramidenbahnschädigung ist der Babinski-Reflex (Pyramidenbahnzeichen) positiv Bei einer isolierten Schädigung der Pyramidenbahn nehmen die andere motorische Bahnen deren Funktion über Babinski-Reflex: die durch das forcierte Bestreichen des lateralen Fußrandes unter pathologischen Bedingungen auslösbare Dorsalextension der Großzehe bei gleichzeitiger Plantarflexion bzw. Spreizung der übrigen Zehen

DER BROWN-SEQUARD SYNDROME 1849 erstmals vom englischen Neurologen Charles Edouard Brown-Sequard beschriebend halbseitige Rückenmarksläsion Tumore und Metastasen im Rückenmark oder im Spinalkanal, schwere Bandscheibenvorfälle 1. assymetrische Lähmung durch Schädigung des Tractus corticospinalis lateralis 2. einer Minderung des Schmerz- und Temperaturempfindens auf der Gegenseite (dissoziierte Empfindungsstörung) durch Unterbrechung des Tractus spinothalamicus lateralis, die dissoziierte Empfindungsstörung ist meist 2 bis 3 Etagen unterhalb der Läsion beginnend nach kaudal durchgängig 3. auf der Seite der Läsion ist die Oberflächensensibilität, das Vibrationsempfinden und der Lagesinn oft beeinträchtigt, durch Schädigung der Hinterstränge (Fasciculus gracilis und cuneatus) Brown-Séquard-Syndrom bei linksseitiger Halbläsion (von vorne): sensible Nervenbahnen sind blau, motorische rot eingezeichnet.

DER BROWN-SEQUARD SYNDROME 4. bei cervikalen Schädigungen kann ein Horner Syndrom durch Schädigung der absteigenden ipsilateralen sympathischen Nervenfasern des cervicalen Rückenmarks vorhanden sein 5. Blasen- Mastdarmstörungen (meist gering ausgeprägt) kommen ebenfallls vor Symptome des Brown-Séquard-Syndroms Ipsilateral Kontralateral Segmentale schlaffe Parese mit Areflexie Kaudal davon spastische Parese mit Hyperreflexie und Pyramidenbahnzeichen Störung der Tiefensensibilität Verlust der Vibrationsempfindung Kleine anästhetische Zone über der Läsion evtl. Hyperästhesie anfangs Blutgefäßerweiterung mit Überwärmung und Rötung, später Kälte und Zyanose der Haut sowie Anhidrosis Störung der Schmerzempfindung Störung des Temperatursinns Minderung der Berührungsempfindlichkeit

HORNER – SYNDROME (HORNER TRIAS) 1869 von dem Schweizer Augenarzt Johann Friedrich Horner erstmals beschrieben Ausfall des Sympathikuskopfteils, eines Teils des unwillkürlichen Nervensystems einseitig vorkommenden SYMPTOMEN: 1. Miosis (Pupillenverengung) - Ausfall des sympathisch innervierten Musculus dilatator pupillae 2. Ptosis (Herabhängen des Oberlids ) - Ausfall des aus glatter Muskulatur bestehenden und sympathisch innervierten Musculus tarsalis (Müllerscher Muskel) 3. Enophthalmus (in die Augenhöhle eingesunkenem Augapfel ) - Ausfall des sympathisch innervierten Musculus orbitalis

QUERSCHNITTLÄHMUNGEN DES RÜCKENMARKS VOLLSTÄNDIGE QUERSCHNITTLÄHMUNG: Je höher die Läsion, desto gröβer der geschädigte Bereich unterbricht alle auf- und absteigenden Fasern löscht damit alle motorischen und sensiblen Funktionen unterhalb der Läsion UNTERHALB DER LÄSION: alle Muskeln schlaff gelähmt (in eine spastische Lähmung übergehen) Störungen der motorischen Reflexe mit Ausfall von Eigene- und Fremdreflexen Ausfall oder Störung der Kontrolle von Mastdarm und Blase (kann zu unkontrolliertem Stuhl- und Urinabgang führen) Ausfall der Sensibilität (Gefühl z. B. Schmerz, kalt-warm, nass-trocken und der Tastempfindung) führen T12 Bereich – Lähmung beider Beine (PARAPLEGIE), Empfindungsstörung beider Beine C5 Bereich – aller 4 Gliedmaβen (TETRAPLEGIE) und des Rumpfes, entsprechend Ausdehnung der Empfindungsstörung

QUERSCHNITTLÄHMUNGEN DES RÜCKENMARKS EINSEITIGE LÄSION: 1. auf der Seite der Verletzung: Verlust der Vibrations- und Haltungswahrnehmung der diskriminatorischen Wahrnehmung 2. auf der kontralateralen Seite: Verlust der Schmerz- und Temperaturempfindung (ein oder zwei Dermatome unterhalb der Verletzungsstelle) 3. der Tastsinn ist nicht (kaum) betroffen - bilateral geleitet wird 4. als Zeichen der Unterbrechung der Pyramidenbahnfasern eine Lähmung unterhalb der Läsion auf der gleichen Seite Rechtseitige (R) Durchtrennung des Rückenmarks (schraffiert) - Halbseitensyndrom Unterbrechung der Erregungsleitung in: re. Pyramidenbahn ® Beinlähmung im re. Bein (Läsionsseite), re. Hinterstrang ® Verlust der epikritischen Sensibilität (re. Bein), re. Tr. spino.thalamicus ® Verlust der protopathischen Sensibilität (Schmerz, Temp.) im linken Bein (der Gegenseite). P: Pyramidenbahn H: Hinterstrang TST: Tr. spino.thalamicus Re: rechte Seite L: linke Seite

PARTIELLE SCHÄDIGUNGEN DES RÜCKENMARKS VERLETZUNG DER VENTRALEN SEITE DES RÜCKENMARKS (ARTERIA SPINALIS ANTERIOR – SYNDROM) beidseitigem Verlust von Schmerz- und Temperaturempfindung erhaltener Tast- und Tiefensensibilität hinzu treten Pyramidenbahnzeichen Läsion des ventralen Teils des Rückenmarks (Antero-Laterales System) Unterbrechung der Erregungsleitung in: bd. Pyramidenbahnen ® Lähmung bd. Beine, bd. Tr. spino-thalamicus Verlust der protopathischen Sensibilität (Schmerz, Temp.) in beiden Beinen. Zusätzlich sind Fasern des autonomen NS betroffen. P: Pyramidenbahn H: Hinterstrang TST: Tr. spino.thalamicus R: rechte Seite L: linke Seite

PARTIELLE SCHÄDIGUNGEN DES RÜCKENMARKS VERLETZUNG DER DORSALEN SEITE DES RÜCKENMARKS Verlust der diskriminierenden sensiblen Funktionen propriozeptive Funktion und Lage-, Vibrationsempfindung sind kaum betroffen die Reaktion auf Schmerzreize ist eher gesteigert Läsion des dorsalen Teils des Rückenmarks (Hinterstränge) Unterbrechung der Erregungsleitung in den Hintersträngen beider Seiten Verlust der epikritischen Sensibilität in beiden Beinen. P: Pyramidenbahn H: Hinterstrang TST: Tr. spino.thalamicus R: rechte Seite Le: linke Seite

PARTIELLE SCHÄDIGUNGEN DES RÜCKENMARKS VERLETZUNG IM ZENTRUM UND IN DER PERIPHERIE DES RÜCKENMARKS unterschiedliche Folgen wegen der topographischen Lagerung der langen Bahnen (Exzentrizität der langen Fasern) Je länger die Faser ist, desto näher zur Oberfläche zieht sie (Kahler – Regel) 1. bei Zentral gelegenen Läsionen: beginnen die sensiblen Ausfallserscheinungen im Bereich der oberen Extremitäten und steigen bei Progredienz ab 2. bei Kompressionsschädigung (von außen) beginnen: diese Störungen in den Beinen und steigen auf

WURZELKOMPRESSIONSYNDROM URSACHE: Bandscheibenvorfall – zur Kompression von einer oder mehren Spinalwurzeln (jeder Spinalnerv versorgt bestimmtes Dermatom und Myotom) Rückenschmerz Symptomen in der Höhe der Wurzelkompression: sensorischen Ausfallen im Dermatom Lähmung der Muskeln Abschwächung von Reflexen

SCHMERZMODULATION DES HINTERHORNS GATE - CONTROL -HYPOTHESE das Schmerzerlebnis wird von den Bedingungen der Rezeptorerregung in der Peripherie, von den Bahnen und den Synapsen des Schmerzleitungssystems und schließlich von den Vorgängen im Erlebnisfeld (Kortex) selbst beeinflußt. die Schmerzmodulation an der Schaltstelle zwischen 1. und 2. Neuronen die Weiterleitung von Schmerzreizen auf der Rückenmarksebene nicht allein von der Aktivität der Schmerzneurone sondern zusätzlich von der der schnelleitenden Axone von Mechanorezeptoren, von hemmenden Interneuronen und absteigenden Axonen moduliert

SCHMERZMODULATION DES HINTERHORNS GATE - CONTROL - HYPOTHESE das Projektionsneuron in Lamina V. sowohl von Schmerz- als auch Tastfasern angesteuert wird beide beeinflussen über Kollaterale (gegensinnig) ein Interneuron, das durch präsynaptische Hemmung die Weiterleitung der Schmerzinformation (über das Projektionsneuron in L V.) blockiert hierdurch würde der schmerzlindernde Effekt durch Berührungs- und Vibrationsreize (Erregung des Interneurons) und die Zunahme der Schmerzintensität bei langdauernden Schmerzreizen (Hemmung der Interneurone) erklärt eine zusätzliche Beeinflüssung der Schmerzüberleitung erfolgt über serotoninerge Fasern auf der Ebene des inhibitorischen Interneurons, und über erregende und hemmende absteigende Fasern (hauptsächlich) auf der Ebene des Projektionsneurons

DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT

BIBLIOGRAPHIE Herbert Lippert: Lehrbuch Anatomie (8. bearbeitete Auflage), Urban und Fischer München Dr. med. Ferenc Hajdú: Leitfaden zur Neuroanatomie, Semmelweis Universität, Budapest, 1997. Theodor Schiebler, Walter Schmidt: Anatomie, Zytologie, Histologie, Entwicklungsgeschichte, makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen, Springer – Verlag, fünfte, korrigierte Auflage, 1991. Martin Trepel: Neuroanatomie Struktur und Funktion, 5. Auflage Elsevier Urban & Fischer, München, 2008.