Beratungsorientierte Online-Foren

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 Präsentation transkript:

Beratungsorientierte Online-Foren Ich frage nach Möglichkeiten und Grenzen von Wissenstransfer in Online-Foren. Ich werde Ihnen dazu Zwischenergebnisse aus einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit dem Namen be-online vorstellen. Be-online entwickelt ein beratungsorientiertes Weiterbildungsangebot, das aus Präsenzseminaren und einem Online-Forum besteht. Die Online-Foren sind geschlossene Gruppen und arbeiten ca. 12 Monate zusammen. Träger: BMBF. Ein Kooperationsprojekt von BMBF, der Gewerkschaft ver.di und der Universität der Bundeswehr München. Laufzeit: 12/2004 Zielgruppe: Akteure in betrieblichen Modernisierungsprojekten: Betriebs- und Personalräte   Ich begründe erstens die These, dass - aus didaktischer Perspektive gesehen - ein verstehens- und beratungsorientiertes Lehrhandeln subjektive Lernhandlungen und Wissenstransfer in besonderer Weise erfolgreich unterstützen kann. Ich setze also didaktische Prämissen - das beratungsorientierte Lehrhandeln – und untersuche vor dem Hintergrund dieser Prämisse/ Folie: in einem zweiten Schritt, die Frage, inwieweit der virtuelle Lehr-, Lernraum im Online-Forum Möglichkeiten und Grenzen für ein transfer- und beratungsorientiertes Lehrhandeln bietet. Weiterbildung Ich grenze WB in verschiedener Hinsicht ein: 1. Ich thematisiere WB primär aus der Perspektive der Lernenden und erst in zweiter Linie aus Sicht der Lehrenden 2. Ich betrachte nur einen bestimmten Teil von WB-Situationen, die aus einem bestimmten Anlass heraus entstehen: WB kann für Menschen aus unterschiedlichen Interessen heraus interessant werden: z.B. ·         Gesellschaftlich-betriebliche geforderte Qualifikationen erwerben ·         Mich in meinem gesell. Umfeld orientieren, mich über meine Situation selbstverständigen ·         Mischformen davon Ich beziehe mich im folgenden auf WB-Anlässe mit einem Interesse an Selbstverständigung. Ich beziehe mich auf TeilnehmerInnen, die in komplexen und schwierig empfundenen Handlungssituationen ein Interesse an Selbstverständigung besitzen und an der Erweiterung ihrer Handlungsfähigkeit in diesen Situationen interessiert sind; z.B. ·         In der Lehrerfortbildung ·         In Graduiertenkollegs (Friedrich Hesse/ Uwe Oestermeier) ·         Seminare für Gestaltungsakteure in betrieblichen Modernisierungsprojekten (Management/Interessenvertretung) Selbstverständigung meint für mich als lernendes Subjekt meine Verständigungsleistung in einer schwierigen sozialen Situation. Schwierig ist diese Situationen für mich, weil meine bestehenden Sinn- und Bedeutungshorizonte von mir als unzulänglich empfunden werden. Es geht darum, meine Handlungsfähigkeit als anerkanntes Mitglied im sozialen Feld wiederzugewinnen, zu erweitern. Unter dieser Voraussetzung besuchen WB-Teilnehmer eine WB-Angebot, weil sie sich über Lernen die Erweiterung ihrer Handlungsfähigkeit versprechen. Mich als Bildungswissenschaftler interessieren also WB-Situationen, denen eine vom Lernenden intentional begonnene Lernhandlung zugrunde liegt, die sich als Lernschleife reflexiv auf die Alltagshandlungen (im betr. Modernisierungsprojekt usw.) bezieht. Mein Problem ist also nicht die Motivation Lernender, damit sie eine von Dritten gesetzte Lernanforderung erfüllen. Mein Problem ist die bestmögliche Unterstützung eines vorhandenen Lerninteresses nach Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit (Wissenstransfer). Gliederung Lernhandeln und Lehrhandeln Wissensangebote/-transfer Möglichkeiten und Grenzen für Verstehens- und Transferprozesse 1. Didaktische Prämissen 1.1 Lernen und Lehren 1.2 Wissenstransfer 2. Möglichkeiten und Grenzen des Wissenstransfers in Online-Foren Weiterbildung: Aus der Lernerperspektive Als Selbstverständigungsversuch im schwierigen Handlungssituationen PD Dr. Joachim Ludwig, Universität der Bundeswehr München, Leiter des Projekts be-online (www.projekt-be-online.de )

Lernhandeln und Lehrhandeln eine spezifische Form sozialer Handlung zielt auf Wiedergewinnung/Erlangung der Handlungsfähigkeit reflexiv gewordene Aneignung Gliederung Lernhandeln und Lehrhandeln Wissensangebote/-transfer Möglichkeiten und Grenzen für Verstehens- und Transferprozesse Im Vergleich zu konstruktivistischen Lernmodellen: Zum Lernbegriff und zum Begriff der Lernberatung vgl. Ludwig, J.: be-online: Lernberatung im Netz. In: bwp@ <http://www.ibw.uni-hamburg.de/bwpat/>. ISSN: 1618-8543. Rev. 06.05.2002. Nicht nur aktiv und konstruiert, sondern einem subjektiven Interesse folgend Nicht nur situationsbezogen, sondern im gesellschaftlichen Kontext stehend Lehrhandeln als Lernberatung: Zielt auf die Unterstützung des Selbstverständigungsprozesses des/der Lernenden im Rahmen eines Verstehens- und Beratungsprozesses

Die Handlungsproblematik als didaktischer Referenzpunkt der Lernberatung Gliederung Lernhandeln und Lehrhandeln Wissensangebote/-transfer Möglichkeiten und Grenzen für Verstehens- und Transferprozesse Verstehen nach verschiedenen Seiten hin: +Handlungsgründe +Beziehungen, +Handlungslogiken, +gesellschaftliche Strukturen Handlungs- problematik Lernberatung im Rahmen fallorientierter Weiterbildung nimmt ihren Ausgangspunkt in einer Fallerzählung, die vom Lernenden in die Fallberatung bzw. Lernberatung eingebracht wird. Die Fallerzählung des Lernenden umfasst im Kern eine schwierige Handlungssituation, seine subjektiv empfundene Handlungsproblematik, entlang der seine bestehenden Bedeutungshorizonte reflektiert werden. (vgl. in den folgenden Folien den 1. Arbeitskomplex in der Forumssoftware des Projekts be-online) Lernberatung beginnt zunächst mit einem Verstehensprozess, der die Handlungsproblematik des Lernenden nach verschiedenen Seiten hin entfaltet: Handlungsgründe, Beziehungen, Handlungslogiken, betriebliche und gesellschaftliche Strukturen. (Arbeitskomplex 2 und 3) Solche Handlungsproblematiken lassen sich schließlich durch Kernthemen typisieren, wie z.B. ein fragil gewordenes Rollenverständnis als Führungskraft, eine konfliktreiche Gruppenentwicklung in einer Projektgruppe, der Suche nach einer neuen Identität als Interessensvertreter in einem Modernisierungsprozess, Unübersichtlichkeit hinsichtlich möglicher Auswirkungen neuer betrieblicher Steuerungsinstrumente usw. Dies wird in den nächsten 4 Folien am Beispiel des Projekts be-online dargestellt. Fallerzählung Vergleich der Referenzpunkte

Eine Übersicht der 4 Arbeitskomplexe für eine Fallbearbeitung im Projekt be-online. Details unter: www.projekt-be-online.de

Ein Beispiel, wie sich ein Teilnehmer mittels der Forumsfunktion „Diskussion“ in Akteure des Falles hineinversetzt.

Ein Beispiel, wie entlang von 5 Dimensionen der Fall aufgefächtert wird.

Ein Beispiel, wie bedeutsame Kernthemen der Fallgeschichte gesammelt werden.

Anerkennung und Kritik Die Handlungsproblematik als didaktischer Referenzpunkt der Lernberatung Gliederung Lernhandeln und Lehrhandeln Wissensangebote/-transfer Möglichkeiten und Grenzen für Verstehens- und Transferprozesse Verstehen nach verschiedenen Seiten hin: +Handlungsgründe +Beziehungen, +Handlungslogiken, +gesellschaftliche Strukturen Handlungs- problematik Wenn die subjektive Handlungsproblematik in Form von Kernthemen (vgl. Folie 7) typisiert ist, stellt sich die Frage: Welches Wissen soll an dieser Stelle der Lernberatung im Sinne eines Angebots eingeführt werden, damit Lernhandlungen unterstützt werden können? In der Lernberatung ist an dieser Stelle die handlungshermeneutische Kompetenz des Pädagogen gefragt. Handlungshermeneutische Kompetenz umfasst im Kern die Kompetenz, Handlungswissen aus der Lebenswelt der/des Lernenden und Theoriewissen entlang des Falles mit seiner Handlungsproblematik miteinander zu verknüpfen. Der Fallkontext ermöglicht so die Verbindung von Besonderem und Allgemeinen. Für diese Verknüpfung gibt es keine eindeutige Ableitungslogik, weder eine deduktive – vom Theoriewissen her -, noch eine induktive – vom Handlungswissen her. Gefordert ist die Fähigkeit, entlang der Handlungssituationen im Fall, der die Handlungsproblematik beschreibt, neues Wissen so kontextbezogen einzuführen, dass eine Verknüpfung mit den bestehenden Bedeutungshorizonten des Lernenden möglich wird. Wissen muss also in den Bedeutungskontext der subjektiven Handlungsproblematik gestellt werden können, wenn es lernförderlich sein soll. Lernförderlich wäre Wissen in Form von Gegenhorizonten also dann, wenn es sich vom Lernenden mit seinen eigenen Bedeutungshorizonten verknüpfen lässt. Lernberatung basiert so gesehen auf einem grundlegenden Vertrauen in die argumentative Begründbarkeit von Auffassungen, in die Möglichkeit, Kontroversen mit Vernunftgründen auszutragen.(H.1993, S.528). Lernberatung will ein intersubjektives und kooperatives Lehr-, Lernverhältnis darstellen, in dem die Beteiligten versuchen, sich wechselseitig zu verstehen, indem sie ihre unterschiedlichen Bedeutungshorizonte miteinander vergleichen und in anerkennender Weise kritisieren. Dies meint, dass die guten Gründe des Lernenden in einer schwierig erlebten Handlungssituation einerseits anerkannt werden, andererseits aber auch in kritischer Absichgt die Möglichkeit alternativer Bedeutungs-, Begründungshorizonte als Gegenhorizont in die Lernberatung eingebracht wird. Fallerzählung Anerkennung und Kritik Beraten Wissensangebote

Möglichkeiten und Grenzen für Verstehens- und Transferprozesse im Online-Forum Gliederung Lernhandeln und Lehrhandeln Wissensangebote/-transfer Möglichkeiten und Grenzen für Verstehens- und Transferprozesse Vertrauen Vergleich Kritik Anerkennung Vertrauen, Vergleich, Kritik, und Anerkennung im Online- Forum:   Vertrauen Grundlegend ist eine Vertrauensbeziehung im virtuellen Kontext, in deren Rahmen die eigene Sinnperspektive kommuniziert und die eigene Identität prozessiert werden kann: Blended Approach: Funktion ist Schaffung einer Vertrauensbasis um die eigenen Sinnhorizonte und Handlungsproblematiken öffnen und kritische Gegenhorizonte annehmen zu können. Die soziale Beziehung im Online-Forum konstituiert sich überwiegend als asynchrone Kommunikation. Dies erschwert Vertrauensbeziehungen in der Gruppe: im asynchronen Modus kommuniziert eine Person immer nur mit einer anderen Person. Synchrone Bezüge mit anderen TN lassen sich schwierig darstellen: Problem webbasierter Chats Vergleich Verstehen ist im Wesentlichen Vergleichen. Fremde Sinn- und Bedeutungshorizonte werden mit eigenen Horizonten verglichen. Der Vergleichsmodus der f2f Situation verliert sich: kein schnelles Vergleichen/ Verwerfen mehr. Die einzelnen Beiträge sind geplanter und überlegter. Das Miterleben der anderen Beiträge wird im asynchronen Kommunikationsmodus reduziert. Eine Ausweichen auf synchrone Kommunikationsformen ist kaum möglich: synchron ist es schwer, themenorientiert einzelne Aspekte koordiniert in der Gruppe zu diskutieren. Der Vergleich mit anderen wird also erschwert. Die schriftliche Darstellung der eigenen Perspektive bedeutet andererseits eine Organisation und Reorganisation der eigenen verfügbaren Wissensstruktur. Der Lernende ist gezwungen, sich selbst klar zu werden und kann sich dies individuell organisieren. Der Vergleich der eigenen Sinn- und Bedeutungshorizonte wird erleichtert. Kritik Online bietet mehr organisatorische Möglichkeiten, Expertenwissen in die Sinnhorizonte des Falles zu integrieren. Mehr Vorbereitungszeit, mehr Präsentationsmöglichkeiten. Anerkennung Die Relevanzfilter werden anders als in der f2f-Situation gesetzt, weil das Phänomen der Konnektivität mehr Individualisierung zur Folge hat. Die Relevanz der Gruppe und die Handlungsproblematiken der Anderen wird im Vergleich zur f2f-Situation geringer: Dadurch kann die kooperative Beratungssituation prekär werden. Die Fülle der Bedeutsamkeiten der anderen Forumsteilnehmer geht im Vergleich zur f2f-Situation verloren. Im Präsenzseminar kann ich mich distanziert vom Alltag ganz auf die anderen Teilnehmer und auf mich selbst einlassen. Im Online-Forum geraten die sozialen und thematischen Bezüge am Arbeitsplatz in den Vordergrund. Alltagshandeln und Lernhandeln konfligieren. Die distanzierte Lernschleife gelingt nur mit Mühe. Die angebotenen Gegenhorizonte der Forumsteilnehmer liegen stärker im Alltagsmodus: Drang zur Lösung: Handlungsoptionen werden angeboten, bevor die fremde schwierige Handlungssituation verstanden wurde. Wenn in der Literatur beklagt wird, dass die Aura des Lernraums im Cyberspace verloren geht, dann bedeutet dies anch den vorliegenden Ergebnissen, dass sich die Alltagsaura dazwischen schiebt. Der oft benannte Vorteil von Arbeitsplatz- und Realitätsnähe/ Problemorientierung kehrt sich hier zum Nachteil um, weil Handlungsoptionen erst in reflektierender und distanzierter Weise gefunden werden müssen/Instruktion nicht möglich ist. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Konstitution von Vertrauensbeziehungen und das Erlebnis vielfältiger Eindrücke und Bedeutsamkeiten wird im Online-Forum reduziert erlebt. Die Relevanzen des Alltags schieben sich in den Vordergrund, die für Lernhandlungen notwendige Distanz wird prekär. Auch die Bereitschaft, sich in anerkennender Weise auf andere Handlungsproblematiken einzulassen, nimmt durch die alltäglichen Relevanzen ab. Die Entwicklung kritischer Gegenhorizonte und die Reflexion der eigenen Sinn- und Bedeutungshorizonte wird gegenüber dem Kommunikationsfluss der f2f-Situation unterstützt.