>Den Hasen drücken<

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Informationen zum Tarifabschluss 2005
Advertisements

Prof. Dr. Ingrid Kurz-Scherf
Beschäftigungsförderung zwischen Lokalisierung und Zentralisierung.
Reichtum und Verteilung aktualisiert März 2010
Ich-AG und andere Kleingründungen
dgdg Grundsicherung für Arbeitssuchende – Licht und Schatten
Für eine „Grüne Grundsicherung“
Warum die Löhne steigen müssen!
ARGE Leipzig Finanzierung von Produktions-schulen mittels SGB II – Fachtagung des Bundesverbandes Produktionsschulen.
Grundmodul Hinweis für Unterrichtende
Ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik, Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Perspektiven Rahmenbedingungen.
Gemeindefinanzen Stand: Oktober 2011 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik
Staatsfinanzen und Steuern aktualisiert März 2010
1 VORLESUNG AKTUELLE PROBLEME DER WIRTSCHAFTSPOLITIK 11. ARBEITSMARKTPOLITIK Prof. Dr. Thomas Straubhaar Universität Hamburg Sommersemester 2008.
Kulturwissenschaftliches Institut Institut Arbeit und Technik Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie Folien.
Staatsverschuldung in Folge von Hartz 4
Europäische Beschäftigungspolitik und flexicurity
Eingliederungsleistungen nach dem SGB II
Suhl, 23. Juni 2009Gerd Fuchs, Leiter Kompetenzteam EU-Projekte im TMSFG 1 Arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Konferenz des DGB Thüringen Aktivieren.
Kompetenzteam EU - Projekte
Aufgabe und Rolle der beruflichen Weiterbildung in Krisenzeiten Bamberg 24. September 2009.
Armutsrisiken von Frauen Podiumsdiskussion Kirchentag Bremen 22. Juni 2009 Frauenzentrum Zusammenfassung: Editha Beier, , Politischer Runder.
Susann Kasperski Juliane Schmidt
090617Bad_Hersfelder_Rehatage – A26M/ – Seiten Bad Hersfelder Rehabilitationstage 2009 Rehabilitation im Wandel - Zukunftssicher gestalten!
Seite 1 IAB-Workshop Fünf Jahre Grundsicherung - Berlin, IAB-Workshop Fünf Jahre Grundsicherung Resümee aus Sicht der Praxis: Welche Lehren.
IAB im Internet: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Aktivieren durch Fördern und Fordern Internationale Erfahrungen und Ansätze.
Präsentation der Arbeitsgruppen-Ergebnisse AG I: Öffentliche Beschäftigungspolitik.
Gute Chancen für gute Arbeit in Mecklenburg Vorpommern
1 Flexicurity Eine Perspektive für flexible Arbeitsmärkte und soziale Sicherheit?
AUSBILDUNG FÜR ALLE Ausbildungsplatzsituation August 2008 DGB-Bezirk Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt Abteilung Arbeitsmarktpolitik, Abteilung Jugend,
Streitgespräch der SPD
Arbeitsmarktreformen
Beschäftigtentransfer in Europa / Josef Punz 1 Arbeitsstiftungen – Herausforderungen für den Partner Arbeitsmarktservice.
Einkommenspolarisierung und Armut in Bremen
3. März 2008Mag. Bernhard Just Von der Grundsicherung zur Arbeitsmarktintegration Das Instrument der Bedarfsorientierten Mindestsicherung Mindestsicherung.
"Beschäftigung in der Wachsenden Stadt – Neue Chancen für Benachteiligte" – Projekt ESF Art. 6 Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wirtschaft und.
Perspektiven der TEPs im ESF OP
Herbert S. Buscher IWH Halle, Oktober Hartz IV und soziale Kälte; 1--Jobs, Ich- AG Hartz-Reformen (I – III) und ihre Evaluation Bürgergeld – Bad.
Arbeitsmarkt und prekäre Arbeitsverhältnisse
VCB-Fachtagung Bad Steben 21. Januar 2004Förderung der beruflichen Qualifizierung – Perspektiven 2004 Vortrag Hans-Uwe Stern Bundesagentur für Arbeit.
Dr. Julia Brennecke Heiner Brülle
1 4. Reformen in Deutschland Prof. Dr. Michael Hüther Direktor, Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
BAG Integration durch Arbeit (IDA) gegründet 2001 als Bundesarbeitsgemeinschaft im Deutschen Caritasverband 85 Verbände und Träger der Caritas bundesweit.
HARTZ IV und die Auswirkungen auf Migrant/innen und Flüchtlinge
Grundsicherung und Arbeitsförderung in Deutschland.
Aktuelle Informationen insbesondere für junge Menschen
Umbau des Sozialstaats in der Krise Impulsreferat
Eine Präsentation von Doris, Helena, Martina, Daniel, Simon und Andreas.
Initiative Jugend und Chancen – Integration Fördern Informationsveranstaltung am 16. Mai 2008.
Finanzierungsmöglichkeiten der kommunalen Jugendhilfe aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) in der EU - Förderperiode Eva-Maria.
„Nicht geliebt aber viel genutzt
Arbeitslosigkeit - Begriffe
Das EQUAL-Projekt der AWO „Hilfen für arbeitslose Jugendliche“
Erläuterung der Schnittstellenproblematik aus juristischer Sicht
Prekarisierung der Arbeit und gesetzlicher Mindestlohn
Materiell-rechtlich betrachtet
Evaluation der Lernenden Region RegioNet-OWL - Vorstellung des Evaluationskonzepts auf der Beiratssitzung am
Prof. Dr. Stefan Sell Fachhochschule Koblenz Institut für Bildungs- und Sozialpolitik ( ibus) Gute Arbeit kostet.
1 Öffentlich geförderte Beschäftigung Veranstaltung der Ratsfraktion und des Stadtverbandes DIE LINKE. Halle am 1. November 2007 Bundesprogramm Kommunal-Kombi.
1 Öffentlich geförderte Beschäftigung Veranstaltung der Ratsfraktion und des Stadtverbandes DIE LINKE. Halle am 1. November 2007 Teilnehmer: Katrin Kunert.
„Kein Abschluss ohne Anschluss“ Übergang Schule - Beruf in NRW Stand der Umsetzung im August 2014 Christofer Godde, MAIS Stand der Umsetzung von „Kein.
Ansätze zur Beendigung von Langzeitarbeitslosigkeit
Das Operationelle ESF-Programm des Bundes 2014 bis 2020
Arbeitsmarktreformen
Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik
Forum für soziale Gerechtigkeit in Europa
Von aktiver zu aktivierender Arbeitsmarktpolitik – Die Hartz-Arbeitsmarktreformen.
Der Europäische Sozialfonds in Bremen. Was ist der ESF? Die Abkürzung ESF steht für Europäischer Sozialfonds. Der ESF ist einer der sogenannten Strukturfonds.
Angebote zur Integration von Flüchtlingen in Unternehmen und Praxisbeispiele.
 Präsentation transkript:

>Den Hasen drücken< Arbeitsmarktpolitik, Beschäftigung und die „Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente“

Die Ausgangslage Quali / Ausbildung arbeitslos 2. Arbeitsmarkt beschäftigt

Der neoliberale Zirkel des Ausschlusses ALG I nicht-prekär beschäftigt „horizontale Mauer“ Niedriglohnsektor ALG II

Das skandinavische Modell Keine Zeitverzögerung – sofortige Qualifikation, Maßnahmen, Vermittlung arbeitslos beschäftigt Hohe Flexibilität, wenig Kündigungsschutz

Umfassendes Modell Öffentlich finanzierter Arbeitsmarkt Angebote: Austausch, Qualifikation, sabbatical, Arbeitszeitverkürzung Recht auf Arbeit: Niedrige Arbeitsintensität, hohe Vereinbarkeit, Training on job Regulation: Mindestlohn, Kündigungsschutz, Recht auf Weiterbildung, Vereinbarkeit Öffentlich finanzierter Arbeitsmarkt High-End-Arbeitsmarkt Regulierter Arbeitsmarkt Vereinbarkeit Intensität Förderung Abgaben

Das würde bedeuten: Aufhebung der Trennung der Regelkreise (SGB II – SGBIII) Gestaltung auf kommunaler und Länderebene, hohe Flexibilität der Instrumente Arbeitsmarktpolitik in Beschäftigungspolitik integrieren, proaktive Strukturpolitik Langfristige Instrumente im öffentlich finanzierten Sektor, keine Zugangs- beschränkungen, angemessene Bezahlung

Unterschiedliche Auffassungen von Arbeitsmarktpolitik unzureichende persönliche Voraussetzungen („Zugangshemmnisse“) unzureichende persönliche Motivation Leistungsschwäche Recht auf Arbeit und Einkommen unterschiedliche Lebenslagen Marktversagen Zugangsbeschränkung Repression Niedrigstlohn Freiwilligkeit, lebenslanges Lernen Umverteilung von Arbeit, Arbeitszeitverkürzung Marktkorrektur, Regulierung, Abgaben Neoliberale Auffassung Rationale Arbeitsmarktpolitik

Unterschiedliche Auffassungen von Arbeitsmarktpolitik „Den Hasen drücken“ „Den Hasen entfalten“ Neoliberale Auffassung Rationale Arbeitsmarktpolitik

Was ist das Interesse an neoliberaler Arbeitsmarktpolitik? Der „Zirkel“ senkt die Lohnkosten Repression und niedrige Transferleistungen erzwingen Arbeitsaufnahme zu jeder Bedingung Strukturell hohe Arbeitslosigkeit ist daher funktional, aber die Kosten sollen gesenkt werden („Wachkoma-Politik“) Dysfunktionen von Arbeitsmarkt und lokaler Ökonomie können durch internationalen Arbeits- und Dienstleistungsmarkt ausgeglichen werden

Geldfluss am Beispiel Bremen Bund + Kommune BAgIS BA BA EU Landesmittel Instrumente SGB II 70 Mio. Leistungen ALG I/II (+SV) 400 Mio. Leistungen KdU 250 Mio. Instrumente SGB III (Quali) (bundesweit ausgeschrieben) Arb.markt-qualifikation + Integration 30 Mio. Eigene Instrumente + Kofinanz. 0 Euro Insgesamt: ca. 800 Mio. Euro 40.000 Arb.lose, 70.000 BG-Personen Kosten für 40.000 Jobs a 20.000 AG-Brutto: 800 Mio. Euro

Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren Aktivierung der passiven Mittel Volkswirtschaftliche Perspektive statt betriebswirtschaftliche Perspektive der BA Stufenloses System des Ausgleichs von Marktversagen und von Ausschluss durch funktionierenden Markt Es geht nicht nur um Beschäftigung, sondern um Gute Arbeit, lebenslanges Lernen und soziale Sicherheit auf dynamischen Arbeitsmärkten

Die „Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente“ In der Koalitionsvereinbarung der Großen Koalition im Bund 2005 vereinbart (Überprüfung und Neuausrichtung) Gesetz soll zum 1.1.2009 in Kraft treten Referentenentwurf liegt vor Bisherige Linie wird bekräftigt Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung ist von 6,5 % (2006) auf 3,3 % (2008) gefallen Klagen vor den Sozialgerichten sollen durch rechtliche Nachjustierung vermieden werden

Änderungen im Referentenentwurf (1) Trennung der Regelkreise bleibt, wird faktisch verschärft: Keine ABM mehr für ALG-II- EmpfängerInnen Unverändert: 16a-Stellen, Entgelt-Variante, Ein-Euro-Jobs, d.h.: keine volle Sozialpflichtigkeit, keine Rückkehr in ALG I

Änderungen im Referentenentwurf (II) (2) Verschärfte Repression: Arbeit auch dann zumutbar, wenn dadurch andere Erwerbstätigkeit beendet wird Sprachkurse als Zwangsmaßnahmen Nichterscheinen wird sofort sanktioniert Nichtunterzeichnung von Eingliederungsvereinbarung wird nicht mehr direkt sanktioniert (< Rechtslage), aber: Keine aufschiebende Wirkung von Widersprüchen mehr !

Änderungen im Referentenentwurf (III) (3) Verbetriebswirtschaftlichung: Maßnahmen der Berufvorbereitenden Bildung werden von BA zentral eingekauft (Vergabe) Abschaffung der Sonstigen Weiteren Leistungen (SWL) Qualifizierungsmaßnahmen bei Wegfall der Hilfsbedürftigkeit auf Darlehensbasis (4) Fixierung auf Vermittlung: Jobrotation als Instrument fällt weg

Änderungen im Referentenentwurf (IV) (5) Positive Aspekte: Stärkere Steuerung der BA durch Zielvereinbarung mit der Bundesregierung Betonung der sozialpolitischen Funktion der BA Förderung innovativer Projekte (2 Prozent) Hauptschulabschluss, EGZ für junge Arbeitslose: widersprüchlich/unklar

… und was sagt das Kapital ? „Die vorgelegten Eckpunkte müssen erheblich nachgebessert werden.“ „Strikt abzulehnen ist die vorgesehene Ermächtigung des Bundesarbeitsministeriums zu eigenen Zielvorgaben für die BA.“ „Anlass zur Sorge gibt die Vorgabe, die im SGB III enthaltenen Ziele, ‚die über eine rasche Eingliederung in Erwerbstätigkeit hinaus gehen‘, ‚herauszuheben‘. ABM soll auch im SGB III verschwinden. Stellungnahme des BDA, April 2008

Verwandte Baustellen in Bremen: VBB-Tarif. Tarife der Beschäftigungsträger liegen unter Mindestlohn! Die Leute kommen trotz Arbeit nicht aus Hartz raus. Akteure: VaDiB (= Verband arbeitsmarktpolitischer Dienstleister, Nachfolger des VBB = Verband Bremer Beschäftigungsträger), ver.di, Senat. Wegfall der Landesmittel. Im BAP (Beschäftigungspolitisches Aktionsprogramm) werden nur noch BA- und EU-Mittel verwendet. Folge: keine eigenen landespolitischen Zielsysteme mehr. Akteur: Senat.

Also: Es gibt viel zu tun !