Pinar Kücükbalaban, Holger Muehlan, Tim Rostalski & Silke Schmidt Lehrstuhl Gesundheit & Prävention, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Deutschland Weiterentwicklung einer Skala zur Erfassung gesundheitsbezogener Besorgnis Hintergrund Verfahren zur Diagnostik von gesundheitsbezogenen Sorgen nutzen häufig Items mit Handlungs- und Verhaltensbezug als Indikatoren. Diese sind jedoch für eine Erfassung kognitiv-ruminierender Aspekte von Gesundheitssorgen weniger geeignet. Dabei beziehen sich Iteminhalte oft auf spezifische, wenn auch verbreite Gesundheits- und Krankheitsrisiken. Methodik Ausgehend von einer Skala zur gesundheitsbezogenen Besorgtheit von Renner und Hahn wurden zunächst alle 3 Items mit spezifischen Gesundheitssorgen entfernt. Die verbliebenen Items wurden z.T. leicht modifiziert und um ein Item erweitert. Darüber hinaus wurde die resultierende Skala um 4 weitere Items ergänzt, die sich auf das Befinden beziehen. Dabei wurden die bestehenden 4 Items satzlogisch und inhaltlich „gespiegelt“, aber auch alternative Formulierungen gewählt. Die resultierende Itembatterie wurde u.A. in einer Online-Vignettenstudie zur Beurteilung von diagnostischen Szenarien (n=370) eingesetzt. Zu Validierungszwecken wurden neben gesundheitsbezogenen Indikatoren (z.B. Vorsorgeverhalten) auch gesundheitsbezogene Einstellungen und Kognitionen, Aspekte der Handlungsregulation (Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung: SWE; gesundheits-bezogene Kontrollüberzeugung: LoC) sowie Persönlichkeitsfaktoren (“Big Five”: BFI-10) erfasst. Deskriptive und psychometrische Analysen erfolgten mit SPSS 21 und WINMIRA (Rasch-Analyse). Tab. 1: Korrelationskoeffizienten (Pearson) mit anderen Skalen Ergebnisse Die Skala weist eine sehr gute interne Konsistenz auf (α = .83) und ist prinzipiell auch rasch-skalierbar (Partial Credit Model): Alle Items zeigen Itemfit, alle Schwellenparameter sind geordnet. Zudem erweist sich die Verteilung der Itemparameter über die latente Dimension als sehr günstig. Die Korrelationen mit anderen Skalen zeigen erwartungskonforme Befunde. Im Hinblick auf den gesundheitsbezogenen regulatorischen Fokus zeigen sich interessante differentielle Zusammenhänge: Die Korrelation mit der Orientierung an Gesundheitsförderung ist sehr gering: i.S. der konvergenten Validität ist der Zusammenhang mit Krankheitsvermeidung moderat bis hoch. Hinweise auf die divergente Validität zeigen sich durch moderate negative Zusammenhänge zur Beurteilung der subjektiven Gesundheit (Einschätzung, Zufriedenheit). Gesundheitsbezogene Besorgnis ist weitgehend unabhängig von den Persönlichkeitsfaktoren und weist nur sehr geringe Zusammenhänge mit Selbstwirksamkeitserwartung oder internaler Kontrollüberzeugung auf. Gesundheitsbesorgnis erweist sich als unabhängig vom Vorsorgeverhalten. Tab. 2: Item-und Schwellenparameter sowie Item Location der Rasch-Analyse Abb. 1: Schwellenparameter der Rasch-Analyse Schlussfolgerungen Die psychometrische Performanz der modifizierten Skala ist sehr zufriedenstellend. Die Skala erweist sich somit zur Erfassung der globalen Besorgnis um Gesundheit und Befinden als geeignet. Darüber hinaus ergeben sich aufgrund der Befunde konzeptuelle Überlegungen zur weiteren Profilierung der Skala, so z.B. im Hinblick auf die mögliche dimensionale Differenzierung von Besorgnis um Befinden und (subjektive) Gesundheit. Quellen: Davier, M. v. (1997). WINMIRA - program description and recent enhancements. Methods of Psychological Research – Online, 2, 25-28; Gomez, P., Borges, A. & Pechmann, C. (in press). Avoiding poor health or approaching good health: Does it matter? The conceptualization, measurement, and consequences of health regulatory focus. Journal of Consumer Psychology. Mrazek, J. (1988), Die Erfassung körperbezogener Kontroll- überzeugungen. In G. Krampen (Hrsg.), Diagnostik von Attributionen und Kontrollüberzeugungen ( S. 112-118). Göttingen: Hogrefe. ; Rammstedt, B. & John, O. P. (2007). Measuring personality in one minute or less: A 10-item short version of the Big Five Inventory in English and German. Journal of Research in Personality, 41, 203-212; Renner, B., Hahn, A. & Schwarzer, R. (1996). Dokumentation der Meßinstrumente des Forschungsprojekts „Berlin Risk Appraisal and Health Motivation Study“ (BRAHMS). Berlin: Freie Universität Berlin. Schwarzer, R. & Jerusalem, M. (Hrsg.). (1999). Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen. Dokumentation der psychometrischen Verfahren im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen. Berlin: Freie Universität Berlin.