Ethische Aspekte der Diagnostik und Therapie depressiver Störungen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Dr. Peter Dobmeier Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH
Advertisements

„Glücklich und selig sind diejenigen, die auf Grund der Gerechtigkeit
Depression hat viele Gesichter
bei nahestehenden Menschen
Mir geht’s nicht gut. Brauch’ ich Hilfe?
Kompetenzfeld Tod und Trauer
Leben ordnen – Glauben vertiefen – Freiheit ermöglichen
Etwas in mir.
Trauma und seine Auswirkungen auf das Familienleben
Zeitmanagement für Frauen
Modul 3 Stressbewältigung.
Aufbruch Montag – Vergangenheit bewältigen Aufbruch Montag – Vergangenheit bewältigen Wer/Was hat mich in meiner Vergangenheit geprägt?
Lieben Leisten Hoffen Die Wertewelt junger Menschen in Österreich Ch. Friesl u.a. Schulklausur , Bischöfliches Schulamt.
Vortrag Elternabend Kinderbrücke
Beurteilung der Arbeitsfähigkeit aus hausärztlicher Sicht Ein starke Partnerschaft Michael Fluri Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH Hausarztpraxis.
Prof. C. Buddeberg, Dr. B. Witte
Das Konzept der Aufklärung
Wort des Lebens Februar 2010.
Internet-Adresse: emnid.de
(Klick mit Deiner Maus, um die nächsten Seiten zu sehen...)
Die 13 persönlichen Rechte
Patienten sind Menschen. Die Krankheit ist Teil ihrer Biografie
Psychosomatik & Arbeitswelt
Bekanntheit und Wissen über COPD
WECHSELWIRKUNG GYNÄKOLOGISCHER SYMPTOME UND WEIBLICHER SEXUALITÄT
Gesund leben Nick Detlef Boddy.
12.
Cluster 3 – Psychische Erkrankungen und Pension (inkl. Begutachtungen)
Die „falsche“ Frage: War das was der Doktor gemacht hat moralisch?
Burnout Dr. Margot Peters FÄ f. Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin.
Therapieentscheidungen am Lebensende
Weil Liebe ein Geschenk ist.. Ein geeignetes Bild einfügen; zb auf hofschlaeger/pixelio.de.
Individuelle Förderung in der OGS im Primarbereich
Aufarbeiten oder Verdrängen? – Männer trauern anders
Beim Arzt. Beim Arzt Wie viel Fieber hat Steffi? Muss sie ins Krankenhaus? Wie lange muss Steffi im Bett bleiben? Wann muss Steffi wieder zum Arzt?
Möglichkeiten des Umgangs mit emotionalem Stress
Schmerzaspekte aus psychosozialer Sicht
Kapitel 6 Wie fühlst du dich?.
Schweizerische Tagung für Pflege in Onkologie Bern, 25. März 2004 Wie erleben Patienten die Bestrahlungstherapie ? wie kann die Psycho-Onkologie Pflegende.
... und wer hilft mir ?.
Situation älterer Menschen in unserer Gesellschaft
11. Vorlesung Neurosenlehre II.
Kostenfaktor: Psychische Erkrankungen
Systemische Verhaltenstherapie in der Tagklinik Westend / München
Variationen von SEIN III-jan-2010 Gebet für Liebe Toltekisches Gebet
Existenzieller Themen- / Lebensbereich 1. Verlust des Lebenssinns Die Patientin/der Patient:  thematisiert die Absurdität des Lebens und der menschlichen.
Belastung der SchülerInnen
Geschäftsplanpräsentation
Die neue S3-Leitlinie Depression Antidepressiva Suizidalität
Du sagst, das Glück kommt nicht zu Dir, so lang hast Du danach gesucht. Nun fühlst Du Dich vom Pech verfolgt und hast die ganze Welt verflucht.
Im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Fürsorge
Was bedeutet Gesundheit unter sportlichem Aspekt?
Einsamkeit aus hausärztlicher Sicht
Alkoholtherapie Nüchtern werden – Nüchtern bleiben.
Arzt-Patienten-Beziehung
„6 Richtige“ der Kodierung - Angiologie
Dissoziative Störungen, Konversionsstörungen
WAS IST GLÜCK?.
Wie hieß der Vorsitzende des ersten Blaukreuz-Vereins in Deutschland ?  B: Zacharias Zechwein  K:Kornelius Kippekorn  D: Johannes Schluckebier Blaukreuz-Geschichte.
1 © 2015 Michael Seeger AGL-FR 2. Lern-Wiederholungsschleife Thema: Fluchten im Roman „Homo faber“ >>>> und „Agnes“
18. Mai 2015 Dr. med. Cyrill Jeger-Liu, Olten
Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt. Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer.
Ein besonderes Album für den Täufling und seine Familie 1.Die Taufe hat Bedeutung 2.Die Getauften sind eine weltweite Gemeinschaft 3.Wir haben eine gemeinsame.
Schule „Komplex „Harmonie“ DSD-1 Der Einfluss von Computerspielen auf Jugendliche Vorgelegt von: Klasse: 10“A“ Betreuer: Frau Grebneva, Deutschlehrerin.
Patienten- und situationsgerechte Diagnostik und Therapie Was heißt dies angesichts der drei ethischen Prinzipien „nutzen“, „nicht schaden“, „Gerechtigkeit“?
Psychologische und psychotherapeutische Behandlung bei Krebs Birgit Hladschik-Kermer Univ. Ass.,Mag.phil., Dr.rer.nat. Klinische und Gesundheitspsychologin/
Dr. Gerald Neitzke, Medizinethiker Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees der MHH Abteilung Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin Medizinische.
Unterricht Psychiatrie Dez 2014
Geschlechterunterschiede bei unipolaren Depressionen: eine repräsentative Normalbevölkerungsstudie Lucht M 1, Schaub R 1, Meyer C 2, Hapke U 2, Rumpf HJ.
„Einem Depressiven zu sagen, dass er seine Probleme einfach vergessen soll, ist wie einem Blinden zu sagen, dass er genauer hinsehen soll.“ Affektive Störungen:
 Präsentation transkript:

Ethische Aspekte der Diagnostik und Therapie depressiver Störungen Symptomatik Ursachen und Häufigkeit Psychosomatische Aspekte Fallbeispiel Ethische Aspekte Folgerungen für die ärztliche Praxis

Symptomatik des depressiven Syndroms Affekte Denken Antrieb Selbstgefühl Vegetative Funktionen, Vitalgefühle

Wie kommt es zu einer Depression? Verlust- Erfahrung Biologische Faktoren Familie und Erziehung Erhöhte Anfälligkeit Andauernde Belastungen (Krankheit, Überforderung) Chronische Belastende Lebensereignisse Ausbruch der Depression

Depressive Störungen Epidemiologie Stichtagprävalenz 3-5% Lebenszeitprävalenz 25% Geschlechterunterschied F/M 2:1 Patienten Allgemeinpraxis ca. 10% Einmonatsprävalenz (Range: 5% Italien – 18% England) Stationäre Patienten (Medizin) 20-30% Ambulante und stationäre Patienten nur 50% Diagnose der depressiven Störungen.

„ich mache alles falsch!“ „andere schaffen immer mehr!“ „alle lehnen mich ab!“ „nichts macht mir Freude!“ „ich bin ein Versager!“ „ich bin zu nichts nutze!“ „ich bin wertlos!“ „ich fühle mich so leer!“ „ich werde nie etwas richtig machen!“ „aus mir wird nie was!“ „Keiner wird mich lieben!“ „Das Leben ist ein Jammertal!“

Entwicklung und Funktion des depressiven Affekts (Böhler, H. 2003)

soziale Unterstützung Anforderungen hoch P gering Regulierbarkeit niedrige Morbiditäts - rate soziale Unterstützung gering hohe Morbiditäts - rate gering P: Persönlichkeit

Ethisch relevante mögliche Einstellungen zum Suizid von Frau X. Der Todeswunsch der Patientin ist zu respektieren (Autonomie) Die Nichterkennung der schweren Depression und Suizidalität ist ein ärztlicher Kunstfehler (Gutes tun – nicht schaden) Die Suizidhilfe des Partners ist ein (in)humaner Akt (Gutes tun – nicht schaden) Chronisch depressive Menschen haben ein Recht auf Freitod (Gerechtigkeit)

Ärztliche Identität und Autonomie des Patienten Selbstbestimmungsrecht des Patienten / der Patientin und Freiheit des Arztes / der Ärztin Autonomie und Vulnerabilität des Patienten / der Patientin Ärztlicher Paternalismus versus gemeinsame Verantwortung

Kernthesen Die Respektierung der Autonomie ist zwar Mindestvoraussetzung einer gelingenden Arzt-Patient-Beziehung; sie kann dem Arzt / der Ärztin eigene Verantwortung für sein / ihr Handeln jedoch nicht abnehmen Daher kann der ärztliche Auftrag nicht allein in der Respektierung des Patientenwillens aufgehen