Definitionen Was ist Regression?

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 Präsentation transkript:

Regression in einem für konkret-körperliche Interaktion offenen Setting

Definitionen Was ist Regression? Was ist ein für konkret-körperliche Interaktion offenes Setting?

Was ist Regression? Regression ist ein vieldeutiger Begriff, der sowohl gesunde wie krankhafte Vorgänge bezeichnet, der die gesamte Seele oder Teile davon erfassen kann. Eine einheitliche Definition ist schwierig. Regression ist ein Begriff, der in den Kern jedes tiefenpsychologisch orientierten therapeutischen Vorgehens abzielt.

Bezeichnungen Formale, topische, zeitliche, benigne, maligne, phylogenetische, libidinöse, pathologische, parapathologische, induzierte, taktische, strategische, psychosomatisch, schizophrene, energetische, embryonale, bioenergetische, handelnde, therapeutische, funktionale, erzwungene, abgewehrte, temporale, prägenitale, fluktuierende, kontrollierte, strukturierte, strukturelle R Sphinx-R, Ich-R, Trieb-R, Überich-R, Massen-R, Übertragungs-R, R im Dienste des Ich, R im Dienste des Es, Alters-R, Intrauterin-R, Childhood-State-R

Regression und Selbstregulation Therapeutische Regression – Vergleich Homöopathie: Similia similibus curentur Regression soll zum pathogenen Kern der Persönlichkeit führen (das homöopathische Mittel soll das Krankheitsbild wieder aufblühen lassen) Durch eine „korrigierende“ Erfahrung sollen selbstregulative Prozesse in Gang gebracht werden, die eine „Heilung“ im pathogenen Bereich veranlassen (Balint: „narbige Verheilung“)

Beispiele R = genetisch determinierte Reaktionsform auf seelische Belastungen Ein Vorgang, der phänomenologisch unterschiedlich aussehen kann – Beispiele: Erleben von Labilität und Schutzbedürftigkeit Bedürfnis nach Ruhe und Introversion Bedürfnis nach spielerischer oder kreativer Aktivität Affektualisierung (Trotz, Weindurchbrüche...)

Beispiele R = Alterungsvorgang, auf der Ebene der Kognition (Vergesslichkeit), des Verhaltens (bestimmte Charakterzüge werden prägnanter oder starrer), der Emotionen (Emotionsverflachung oder Affektlabilität), bis hin zu hirnorganischen Veränderungen R = auf der Ebene des Denkens die Aktivierung archaischer bildhafter Prozesse (im Traumvorgang)

Beispiele R = Rückgriff auf „frühere“ Verhaltensformen (z. B. kindlicher Trotz) R = Entdifferenzierung / Destrukturierung des Verhaltens, d. h. weg von komplexen erwachsenen Verhaltensweisen hin zu einfachen kindlichen (Beispiel: Weinen) >>>> implizite Wertung!!!

Beispiele R = Wechsel von differenzierten zu globalen Erfahrungsmodi (kategorisierendes vs. ganzheitliches Erleben) = wertfrei!! R = phylogenetischer Rückgriff auf archaische Verhaltensformen (z. B. Totstellreflex)

Beispiele R = Verlust von Autonomie und Rückkehr in „infantile Abhängigkeit“ R = situationsinadäquates Anfluten von Impulsen und Abwehrmechanismen (führt zu einem Verlust des klaren und unterscheidenden Fühlens) R = das Durchbrechen des „Schweinehundes“ (ein Schattenaspekt in uns - abgewehrte Tendenzen und Impulse, Introjekte)

Beispiele Schwere pathologische Regressionen: psychosomatische R, schizophrene R Sphinx-Regression: massive Beeinträchtigung der Denkfähigkeit im analytischen Setting – ein Zustand von Betäubung, Lähmung, Verwirrung und hintergründiger Verzweiflung Biologische R = Krankwerden unter stressverursachenden Faktoren (typisch in der Erschöpfungsphase – Urlaubskrankheit)

Beispiele R = Prozess der Krankheitsentstehung + Prozess der Heilung (Übertragungsneurose, Homöopathie) Benigne R = wenn der regressive Verlauf in der Therapie produktiv ist Maligne R = Entwicklung einer Spirale von Bedürftigkeit, Anklammern und Wut – ausweglose therapeut. Situation

Beispiele Grenzfälle: „parapathologische R“ (man weiß nicht, ob ein Verhalten im Dienste des Fortschritts oder der Entwicklungsblockade steht, oder es hat von beidem etwas) Induzierte R / Spontan-R Massenregression – kulturelle R (Entdifferenzierung von Kulturen im Sinne der gegenwärtigen Globalisierung; Verrohung im sozialen Umgang unter Kindern als Schattenphänomen neuer Familienkulturen, in denen die Eltern immer weniger zu Hause sind)

Beispiele Taktische R = der Patient lässt sich bewusst auf kindliche Verhaltensweisen ein und akzeptiert den Therapeuten in seiner beelternden Rolle Strategische R = R zu Abwehrzwecken (als Abwehr gegen anstehende progressive Schritte) Experimentelle R (ausgelöst durch psychoaktive Substanzen)

Beispiele Handelnde R = Bereitschaft zur Interaktion im Hier und Jetzt Warum soll die Bereitschaft im „Hier und Jetzt“ handelnd zu interagieren ein „Rückgriff“ sein? Hier spielen implizite Menschenbilder, Bewertungen, Normen eine Rolle. Aus der Sicht der „klassischen Psychoanalyse“, die im Handeln einen Gegensatz zum Auftauchen unbewusster Tendenzen (Fantasien) sieht, ist diese Einstellung verstehbar. Fantasie, Sprache und geistige Prozesse werden als „reifer“ betrachtet im Gegensatz zu Handeln und Affektualisierung. Der Körper wurde daher in der klassischen PA stillgelegt. Heute sieht man das anders – „Enactment“

Drei Hauptformen von R Übertragungs-Regression Affektiv-motorische Regression Handelnde Regression

1. Übertragungs-R Es werden Beziehungserfahrungen aktualisiert, in denen sowohl Aspekte von Beziehungspersonen enthalten sind als auch Interaktionserfahrungen mit diesen Personen – d. h. Regression = therapeutische Aktivierung von Repräsentanzen, die unser Wahrnehmen und Handeln beeinflussen, und die Pat. und Therapeut gemeinsam untersuchen – im Wechsel von „Einlassen“ und „Reflektieren“

Beispiel: Eigenerfahrung Psychoanalyse – R wird induziert durch hochfrequentes Setting + Liegeposition Es entsteht ein exklusiver Raum Es entsteht starke Befangenheit Es entsteht eine „Übertragungsneurose“ Der Therapeut wird Projektionsfläche aller Hoffnung und Befürchtungen – wie damals als Kind Die Asymmetrie wird begünstigt, weil man über den Analytiker nur sehr wenig weiß

+ / - Ermöglichende Funktion: Eigenerfahrung (neue psychische Räume entstehen) Sackgasse: negative Spirale von aggressiven Gefühlen – weil auch Feedback vom Therapeuten fehlt; weil auch der Therapeut bestimmte innere Vorgänge nicht mitbekommt

Übertragungs-R Psychoanalyse Die Untersuchung dieser Repräsentanzen gelingt umso besser, je dichter diese Beziehung ist (hochfrequentes Setting) Die Repräsentanzen zeigen sich besonders in spontanen „Enactments“ (von beiden Teilen unbeabsichtigt) Die Enactments sind wichtige Momente in der therapeutischen Begegnung – „Now-moments“ Unterschied „offenes Setting“: die Ausschaltung des aktiv angeleiteten Handelns ist als Bedingung nicht erforderlich, da sich Repräsentanzen auch im konkreten Handeln spiegeln (wie in jedem Verhalten!)

2. Affektiv-motorische R (Körpertherapie) Zentrierung des therapeutischen Geschehens auf körperliche und emotionale Prozesse – nach dem Motto: das „Loslassen von Gefühlen und körperlichen Impulsen“ ist der entscheidende therapeutische Schritt und aktiviert verdrängte oder abgespaltene psychische Anteile Konzentration auf die „neue Erfahrung“

Affektmotorische R Bioenergetische R Stressübungen Aktivieren von Affekten und Impulsen durch Übungen; Verdeutlichung der Blockierungen und Widerstände auf der Körperebene, mit dem Ziel die Affekte besser zu spüren, vollständiger zu entladen oder (neuere BA) bewusster halten zu lernen

3. Handelnde Regression Die Erweiterung des Übertragungs-Gegenübertragungs-Raumes auf Formen der konkreten Interaktion im Sinne umgrenzter Szenen; nicht aber als Übungen (im Sinne eines Übungsziels), sondern mit offener Struktur, d. h. Ausgang ungewiss - mit dem Ziel, Aspekte des Widerstandes und der Übertragung in der konkreten Handlung zu verdeutlichen.

Enactments Eine Rolle spielen auch hier (wie in der PA) spontane Entactments Eine Rolle spielen ebenso klar angeleitete Handlungssequenzen (gemeinsame Szenen), jedoch nicht mit dem Ziel der „neuen Erfahrung“, sondern mit dem Ziel des Bewusstmachens unbewusster Repräsentanzen

Def.: Für konkret-körperliche Interaktionen offenes Setting Hauptthema der therapeutischen Situation ist die Übertragung. Berichte über äußere Beziehungen werden im Hinblick auf Übertragungsanspielungen untersucht. Der Hauptteil der Arbeit ist verbale Arbeit – an Abwehr und Widerstand, am Verstehen unbewusster Szenen und von Enactments. Gelegentlich ist eine Konkretisierung der Interaktion auf der unmittelbaren Handlungsebene sinnvoll.

Ziele der Konkretisierung auf der Handlungsebene Neue Verstehensmöglichkeiten Affektverdichtung Nicht: Katharsis Nicht: „neue Erfahrung“

Rolle des Therapeuten Interaktionspartner Konturiertes Gegenüber Nicht: Begleiter Nicht: „medizinisches“ Rollenmodell (BA)

Arbeit IN der Übertragung Arbeit IN der Übertragung verweist auf die Tatsache, dass der Therapeut im Feld der externalisierten inneren Rollen des Patienten steht und stehen bleibt. Von hier aus „agiert“ er partiell mit und stellt für den Patienten somit die „virtuelle“ Realität des übertragenen Objekts dar. D. h. er hält diese bestimmte Beziehungsform eine Weile auf der Realbeziehungsebene und setzt sich der dadurch entstehenden Spannung aus, ohne auf historisch bedingte projektive Anteile zu verweisen. Der Therapeut bleibt unmittelbar im Beziehungsgeschehen.

Modell Frühe Eltern-Kind-Interaktion Im Rahmen dieser Interaktion ist das beidseitige Handeln von Bedeutung (vor der Entwicklung der Sprache) Forschungslücke: Eltern-Kind-Interaktion – therapeutische Interaktion

Affektmotorische Schemata Videobeispiele Verbindungsschemata Differenzierungsschemata

Affektregulation Bedeutung der Regulation über die Stimme und über den Augenkontakt Körperliche Signale Affektabstimmung (Synchronisierung) Markierung

Vitalitätsaffekte Dynamisch-kinetische Qualitäten von Bewegungen Schwer in Worte fassbar, aber fühlbar Sind Bestandteil von Repräsentanzen (Kinogrammen) Sind Teil unseres impliziten Wissens

Repräsentanzenbildung Rigs – Interaktionsrepräsentanzen In die Repräsentanzen geht die Beziehung einschließlich konkreter Interaktion ein Rigs bilden sich ab dem Einsetzen des Kernselbst-Erlebens In den frühen Rigs sind konkret-körperliche Erfahrungsniederschläge bedeutsam

Domänen des Erlebens Auftauchendes Erleben Kernselbsterleben (inter)subjektives Erleben Verbales Erleben Narratives Erleben

Domänen Kein Phasenmodell – sonder seelische Räume Zeitliche Regression macht keinen Sinn Gestalttherapeutisches Modell: Vordergrund / Hintergrund Entscheidend ist die Übung der Aufmerksamkeit für die einzelnen Domänen

Stress-Systeme/Notfallreaktionen Kampf-Flucht-Reaktion (sympathikoton – Zustand der Aktivierung) – kognitive Problemlösung – gesündeste Form Panik-System (parasympathikoton – Gefühl der Lähmung) – keine kognitive Problemlösung, Aktivierung des Bindungssystems Freeze-Reaktion (traumatische Erstarrung – „Totstellreflex“; innerlich Hyperarousal)

Panik-Attacke = Menschliche Freeze-Reaktion? Hyperarousal (Herzrasen) Laut-/Sprachlähmung (leise atmen) Muskelstarre Todesangst Panik-Attacke = Wiederaufleben eines traumatischen Zustandes?

Stress und Bindung Das Panik-System aktiviert das Bindungs-System Menschen sind „Herdentiere“/Hordentiere (das Bindungssystem bleibt lebenslang aktiviert) Biologisch: Bei Gefahr (Außenfeind) - Flucht ist sinnvoll, es gibt eine Biologie der Vermeidung (bei vielen Tieren ist die Erstreaktion „sich zu verdrücken“)

Gesunde u. traumat. Erfahrung Amodale wahrnehmungsintegrative Qualität Erfahrungsepisoden werden als Gesamteindrücke wahrgenommen und gespeichert Wichtig für psychische Strukturbildung sind Interaktionserfahrungen – diese werden mental repräsentiert: „Rig“ als Durchschnittswert Dissoziation = Zusammenbruch der amodalen Erlebens- und Wahrnehmungsganzheit – zentrale Abwehr früher traumatischer Erfahrung

Trauma = Prozess Traumatische Situation Traumatische Reaktion Traumaverarbeitung

Traumatische Situation Traumatische Situation = vitale Diskrepanz zwischen subjektiven Erwartungen und objektiven Situationskomponenten   Pragmatisches Realitätsprinzip Kommunikatives Realitätsprinzip

Traumatische Situation - Therapie Krisenintervention Rasches Vermitteln von Sicherheit Einfühlsamer Gesprächspartner sein Verständnis zeigen für die Traumawirkung Jeden weiteren Stress vermeiden Unmittelbare Hilfen geben (z. B. Halt)

Traumatische Reaktion - Therapie Jeden weiteren Stress vermeiden Ich-stützende Maßnahmen Entspannung Imaginative Techniken Gespräch Ev. körperlicher Halt Beratung (Gespräche, Schlaf, Kontakt mit vertrauten Menschen) Kognitive Orientierungen sind hilfreich

Anderer methodischer Zugang (ressourcenaktivierende Kurztherapie) Pat. nach Banküberfällen – Prinzipien der Therapie während der Traumareaktion Pat. mit Panik-Attacken - Stabilisierung: An Ressourcen anknüpfen Empathie Nicht-intrusive Haltung Richtiger Zeitpunkt für das Ende Sich als potentielle Anlaufstelle weiterhin zur Verfügung stellen „Übertragungs-Heilung“ (oft nach 5 bis 15 Stunden) – Arzt-Heiler-Archetypus (Rollenerwartung des Pat.) = bewusste Rollenübernahme

Beispiel einer Traumaverarbeitung Verarbeitung durch Schuldgefühl („Ich war schuld an dieser Katastrophe!“) In der Fantasie wird hier aktiv gehandelt – es wird das Gefühl „gerettet“, noch irgendwie handlungsfähig gewesen zu sein – was leichter zu ertragen ist als das Gefühl kompletter Ohnmacht

Vorteil des offenen Settings Die eigene Täterschaft kann im konkreten Tun manches Mal leichter erfahren werden Konkretes Handeln ist weniger leicht dementierbar als Fantasien

Täterintrojekt und handelnde Inszenierung Ferenczi: Täterintrojekt als Fremdkörper („Das bin ich nicht!“) – Objekt-Repr. Mein Ansatz: Täterintrojekt als Selbst-Repr. deuten (= anders als viele traumather. Vorgangsweisen!) – setzt innere Ressourcen frei! Dazu ist die Erlaubnis zur „handelnden Inszenierung“ hilfreich, weil die eigene Täterschaft in diese Inszenierungen leichter einfließt (das eigene Tun ist über die eigene Motorik für den Pat. leichter spürbar)

Zwei Wege des Vorgehens Körpertherapeuti-sches Vorgehen mit Beziehungselementen Arbeit an Erfahrungen, die affekt- und körpernah sind und bei denen der Therapeut überwiegend die Rolle des Begleiters innehat Interaktioneller Ansatz Verbale Analyse von Abwehr und Verarbeitung, gelegentlich konkret-körperliche Interaktion

Definition Die Anwendung der Widerstands- und Übertragungsanalyse auf den interaktionellen Umgang

Arbeit IN der Übertragung (1) Arbeit IN der Übertragung verweist auf die Tatsache, dass der Therapeut im Feld der externalisierten inneren Rollen des Patienten steht und stehen bleibt. Von hier aus „agiert“ er partiell mit und stellt für den Patienten somit die „virtuelle“ Realität des übertragenen Objekts dar. D. h. er hält diese bestimmte Beziehungsform eine Weile auf der Realbeziehungsebene und setzt sich der dadurch entstehenden Spannung aus, ohne auf historisch bedingte projektive Anteile zu verweisen. Der Therapeut bleibt unmittelbar im Beziehungsgeschehen.

Arbeit IN der Übertragung (2) Diese Interventionsform geht einen entscheidenden Schritt insofern weiter, als der Therapeut die ihm zugewiesene Fantasie nicht nur scheinbar annimmt, sondern ganzheitlich in sie eintritt, sich von ihr erfassen lässt und aus dieser Rolle heraus partiell agieren kann („Rollenübernahme in der Gegenübertragung“). Tatsächlich wird der Therapeut für eine gewisse Weile zum Akteur auf der Bühne des Patienten. Die Voraussetzung für eine solche Vorgehensweise ist eine tragfähige und ausreichend positive Hintergrundbeziehung, da sonst die Wirkung auf den Patienten sehr verletzend, beängstigend oder destruktiv sein kann.

Traumatische Übertragung Therapeut gerät im Erleben des Patienten für eine Weile in die Rolle des Täters/Agressors – dieser Modus wird für eine Weile aufrecht erhalten, um ihn in all seinen Facetten (Affekte, Vorstellungen, Erinnerungen, Abwehrmaßnahmen usw.) explorieren zu können

Margarethe Akoluth Unordnung und spätes Leid. Bericht über den Versuch, eine misslungene Analyse zu bewältigen Verlag Königshausen & Neumann