Universalität – Partikularismus, Eurozentrismus, Androzentrismus

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 Präsentation transkript:

Universalität – Partikularismus, Eurozentrismus, Androzentrismus 27. Oktober 2009

Warum ein Problem? Verzerrungen/Bias in der Theorie und in der Theoriegeschichte Verzerrungen: Regional Geschlechtsspezifisch Problem der Kanonisierung (wahrsprechen, ausschließen, einschließen)

These Der heutige Kanon politischer Theorien ist Eurozentristisch (er ignoriert Denkweisen aus anderen Regionen der Welt, aus anderen kulturellen Traditionen) Androzentrisch (er ignoriert die Erfahrung von Frauen und nicht-hegemonialen Männern und zentriert auf männliche Kontexte)

Universalismus - Partikularismus Universalismus als Chance Entstehungskontext universalistischen Denkens/universalistischer Theoriebildung: Politische Moderne, Aufklärung Idee universeller Gültigkeit von Theorien, vor allem der Theorie der Gleichheit, der Menschenrechte (Basis: Vernunft)

Universalismus Als Chance zur Legitimierung von Gleichheit aller Menschen seit der Aufklärung, der Gültigkeit der Menschenrechte, gleicher Freiheit aller Menschen Gegenbewegungen im 19. Jahrhundert: partikularistische Bewegungen des Nationalismus, Rassismus, Sexismus (Rechtfertigung von Ungleichheit qua Differenz)

Universalismus als Problem? NICHT der Anspruch der universellen Gültigkeit (für alle Menschen, überall auf der Welt) ist das Problem. Problem ist die partikulare, nur teilweise Realisierung Problem sind die Blindstellen, die der bloße Anspruch der Universalität schafft

Universalismusproblem politischer Theorie/Ideengeschichte Probleme sind die Blindstellen einer politischen Theorie, die Universalität beansprucht und Partikularität herstellt!

Partikularität der Ideengeschichte Kanon der Ideengeschichte (Lehrbücher, Vorlesung) ist nur ein kleiner, unvollständiger Ausschnitt aus dem Archiv historisch entstandener Theorien. Kanon wird als „wichtig“ und universell dargestellt WICHTIG: Bewusstsein für Partikularität schaffen

Funktionsweise von Universalismen Eine spezifische Theorie (Sichtweise) setzt sich als das Allgemeine durch. Dabei definiert/produziert diese Sichtweise zugleich das „Besondere“, Andere, Partikulare, Unwichtige etc. Beispiel 1: Die europäische Moderne produziert die „Dritte Welt“.

Beispiel 2: Die christliche „Moderne“ produziert den „vor-modernen“ Islam Beispiel 3: Männer konstruieren Frauen als das „Andere“, Besondere

Hierarchien von oben universell Allgemeine wertvoll Mann Weiße unten partikular Besondere wertlos Frau Wilde

Postmoderne Universalismuskritik Kritik an „großen Erzählungen“ Feminismus Post-Colonialism Kernpunkt der Kritik: Abstraktion vom Konkreten, dadurch Verzerrung Unvollständige Realisierung universalistischer Ansprüche

Kritik am westlichen Universalismus Kulturimperialismus (Betonung kultureller Differenz, gegen kulturelle Hegemonie, MacDonaldisierung) Kapitalismuskritik Kritik an westlichen Werten (Demokratie, Geschlechtergleichstellung)

4. Betonung kultureller Differenz (als Multikulturalismus, als Widerstand gegen Menschenrechte) 5. Kritik an „westlicher“, weißer, männlicher Wissenschaft

Spannungsverhältnisse Partikularismus – Universalismus Differenz - Gleichheit

Universalistische Ausgrenzung Eurozentrismus Androzentrismus

Eurozentrismus Kritischer Begriff, der die Arroganz Europas deutlich macht Arroganz: Welt sei vom „alten“ Europa aus erschlossen worden

Kritik am Eurozentrismus Samir Amin „Eurocentrism“ (1988) Martin Bernal „Black Athena“ (1987) Edward Said „Orientalism“ (1978)

Samir Amin „Eurocentrism“ (1988) Ägyptischer Intellektueller Eurozentrismus ist kapitalistische Ideologie (Imperialismus) Orient wird als das „Andere“ konstruiert „Orientalische“ Wurzeln des abendländischen Denkens werden bewusst ignoriert Konzentration auf hellenistische Tradition

Martin Bernal „Black Athena“ Britischer Historiker, lehrte in den USA Untersuchte Einfluss der Hochkulturen Ägyptens und Phöniziens auf europäisches Denken/griechische Antike Provokation: Ägyptische Hochkultur als (Schwarz-)afrikanische Kultur, die systematisch ignoriert wird

Rezeptionen Ibn Sina (980-1037) rezipiert von Thomas von Aquin (1224/5-1273), auf dem Weg zur weltlichen Begründung von Herrschaft Averroes (1126-1198) (Ibn Roschd) bereitete die „moderne“ Debatte über den Zusammenhang von Idee und Materie vor (Idealismus – Materialismus)

Edward Said „Orientalism“ 1978 Kritisiert tief sitzende Feindseligkeit gegenüber dem Orient, dem Islam Begriff kritisiert Überlegenheitsgestus des Westens gegenüber dem Orient Orientalismus ist westlicher Diskurs Diskurs diente der Rechtfertigung des Imperialismus

Androzentrismus Männliche Denksystem und Lebensmuster erheben Universalanspruch Charlotte Perkins Gilman (1911) Androzentrismus setzt den Mann als Mensch, als das Universelle, Frau als das Besondere, Andere Simone de Beauvoir: Das zweite Geschlecht

Androzentrismus in der Wissenschaft Abwesenheit von Frauen Einseitigkeit in der Auswahl der Themen, der Definition der Probleme Einseitige Forschungsdesigns (unpolitische Frau?) Evelyn Fox Keller

Kritische Methode Dekonstruktion (von universell sich gebenden Partikularismen) Rekonstruktion des „Partikularen“