Universität Düsseldorf SoSe April 2014

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 Präsentation transkript:

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Phonetische Grundlagen der Varietätenlinguistik

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Die Grundlagenforschung der Varietätenlinguistik ist die Analyse der phonologischen Variation

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Phonlogische Variation Variation auf segmentaler Ebene 2. Variation auf suprasegmentaler Ebene

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Variierendes Phoneminventar1,2 1 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Allophonie 3 Allophone sind alternative Ausdrucksmöglichkeiten eines Phonems Kölsch: Segelflugzeug /ˈzeːjǝlˌflʊx.ʦɔɪ̯ç/ [g] → /j/,/x/,/ç/ 2 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Allophonie 3 Allophone stehen in freier Variation deutsch: [r] → /r/, /ɣ/ , /ʀ/, /ɾ/ , /ɹ/ , /ʁ/ , /ʁ̊/ , ( /ɐ/ , /Ø/) 2 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Allophonie Allophone stehen in freier Variation deutsch: [r] → /r/, /ɣ/ , /ʀ/, /ɾ/ , /ɹ/ , /ʁ/ , /ʁ̊/ , ( /ɐ/ , /Ø/) deutsch: Morgen /ˈmoɐ̯g.n̩/ Vokalisierung 2 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Allophonie Allophone stehen in freier Variation deutsch: [r] → /r/, /ɣ/ , /ʀ/, /ɾ/ , /ɹ/ , /ʁ/ , /ʁ̊/ , ( /ɐ/ , /Ø/) deutsch: Becher /ˈbɛ.çɐ/ Tilgung 2 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Allophonie Allophone stehen in freier Variation… deutsch: [r] → /r/, /ɣ/ , /ʀ/, /ɾ/ , /ɹ/ , /ʁ/ , /ʁ̊/ , ( /ɐ/ , /Ø/) …oder in komplementärer Distribution (kombinatorische Allophone) deutsch: [ç] → /ç/ / [+KOR, -KONS]_ [ç] → /x/ / [+DORS, -KONS]_ 2 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Phonotaktische Verteilung 4 Rhotic Accents vs. Non-Rhotic-Accents In manchen englischen Dialekten erscheint [r] nur prävokalisch Recieved Pronounciation: crisp /kɹɪspʰ/ RP: born /bɔːn/, Norway /ˈno:weɪ̯/ AE: born /bɔrn/, Norway /ˈnɔrweɪ̯/ [r] ist in manchen Varietäten häufiger zu finden als in anderen 3 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Variation auf segmentaler Ebene Lexikalische Distribuierung 4 Manche Codes favorisieren Laute, die in allen Varietäten der Dachsprache vorhanden sind. deutsch: Wurzel [ˈvuɐʦəl] vs. hessisch: [ˈvɔʦl̩] AE: busses [ˈbʌzɪz] vs. NAmE [ˈbɔzɪz] 4 von 4

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Varietäten unterscheiden sich auch segmentaler Ebene primär durch: Die An- und Abwesenheit verschiedener Phoneme Die relative Häufigkeit von Phonemen, bedingt durch unterschiedliche phonologische Restriktionen

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Exkurs: Prosodie und Supersegmentalia

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Suprasegmentalia überlagern die segmentale Ebene und sind zeitlich nicht auf einzelne Segmente begrenzt Man unterscheidet dabei: 5 Quantität (Lautdauer) Intensität (Akzentuierung und Betonung) Intonation (Melodie)

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Quantität ist phonologisch distinktiv: zum Beispiel bei Langvokalen und Kurzvokalen dt.: Maße [maːsə] vs. Masse [masə] Frage: Wie steht es bei den Wörtern Miete und Mitte?

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Intensität Wortakzent = relative Deutlichkeit der Silben eines Wortes dt.: ˈum.fahren vs. umˈfahren BE.: ˈre.cord vs. reˈcord Satzakzent = relative Deutlichkeit der Wörter in einer prosodischen Phrase Paula will Paul nicht. Paula will. Paul nicht. Paula will Paul nicht? Paula will. Paul nicht? 10

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Intonation Manche sprachen verfügen über phonologisch distinktive Töne (Tonsprachen) Chinesisch: mā hoher Ton ̍Mutterˈ má auf hoch ansteigender Ton ̍Hanfˈ mǎ fallend steigend ̍Pferdˈ mà fallend ̍schimpfenˈ

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Modellierung von Intonation Die autosegmental-metrische Phonologie basiert auf zwei kontrastierenden Tönen Nach dem Ton-Sequenz-Modell (ToBi Tone and Break Indices) L und H

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28.April 2014 Modellierung von Intonation L und H lassen sich zu verschiedenen Intonationskonturen zusammenfügen oder stehen als Ton für sich alleine 6 Als Grenztöne: Lɩ tiefer Grenzton Hɩ hoher Grenzton zu Beginn oder zu Ende einer prosodischen Phrase oder Konturtönen: H* Hochakzent L* Tiefakzent H*L fallender Akzent L* H steigender Akzent

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Prosodie ist der Sammelbegriff für die eben aufgezeigten Phänomene

Ende Exkurs

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Variation auf suprasegmentaler Ebene (nach Ladd 1996:119) Vier Dimensionen der intonatorischen Variation 7 systemische Unterschiede (phonologisches Inventar) phonotaktische Unterschiede (zwischen Tönen und Konturen) realisatorische Unterschiede ( phonetische Umsetzung) semantische Unterschiede (einzelsprachliche Bedeutung der Intonationskonturen) 1 von 1

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Variation auf suprasegmentaler Ebene regionale Intonationsmuster Rheinisch: Tonakzent 1 und Tonakzent 2 (Nils Jagdfeld, Universität zu Köln) 1 von 1

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Variation auf suprasegmentaler Ebene soziolinguistische Intonationsmuster High rising Terminal (HRT) / Uptalk / Valleyspeak 9 Erhöhung des Tonhöhenniveaus „Fragebetonung“ (Hoher Phrasenfinaler Grenzton -Hɩ) „sexy baby voice“ 9 Knarrstimme 1 von 1

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Literatur: 3 Bußmann, Hadumod. 2005. Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner. S. 69 10 Dieling, H. / Hirschfeld, U. 2000. Phonetik lehren und lernen. Fernstudieneinheit 21. Langenscheidt Berlin, München, Wien 4a Edwards, H.T. 1992. Applied Phonetics: The Sounds of American English. San Diego: Singular Publishing Group Inc. 7 Ladd, 1996. Intonational Phonology. Cambridge: Cambridge University Press. 5 Lehistem Ilse. 1970. Suprasegmentals. Cambridge: MIT Press. 8 Peters, Jörg. 2006. Intonation deutscher Regionalsprachen. Berlin: De Gruyter. Schmidt, Jürgen Erich. 1986. Die mittelfränkischen Tonakzente. (Rheinische Akzentuierung) In: Mainzer Studien zur Sprach und Volksforschung 9. Stuttgart: Steiner.

Universität Düsseldorf SoSe 2014 28. April 2014 Literatur: 4 Tagliamonte, Sali A. 2011. Variationist Sociolinguistics. Wiley-Blackwell. Trudgill, P. 1990. The Dialects of England. London. 2 Wells, John. 1973. Jamaican Pronounciation in London. Publications of the Philological Society xxv. Oxford: Blackwell. 1 http://www.asha.org/practice/multicultural/Phono/ 6 http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/intonation-des-deutschen 9 http://www.wikipedia.com