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Veröffentlicht von:Bartholomaus Reichstein Geändert vor über 10 Jahren
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Autosegmental-Metrische Phonologie und ToBI
Modul G Benno Peters
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Autosegmental-Metrische Phonologie und ToBI
Pierrehumbert (1980) The Phonology and Phonetics of English Intonation AM-Phonologie: „autosegmental“ und „metrisch“ Geht zurück auf eine Studie zum amerikanischen Englisch von Janet Pierrehumbert (1980) und wurde in vielen Arbeiten bis heute verfeinert, verändert und auf unterschiedlichste Sprachen übertragen. Dieses Modell ist nicht nur auf die Beschreibung hierarchischer Einheiten und deren Delimitation ausgerichtet, sondern modelliert melodische Muster über eine abstrakte phonologische Repräsentation durch Sequenzen aus zwei Tönen: einem Hochton (H) und einem Tiefton (L). Diese Töne werden im Rahmen eines sprachspezifischen Regelwerks verknüpft und repräsentieren den melodischen Verlauf über Intonationsphrasen. Auf der Basis der AM-Phonologie ist das Etikettierungssystem ToBI entwickelt worden, das zu einem weit verbreiteten System zur prosodischen Transkription geworden ist und für viele Sprachen adaptiert wurde Autosegmental/metrisch Neben der Text- bzw. Segmentebene wird (mindestens) eine metrische und eine tonale Ebene angenommen, die jeweils selbständige Elemente enthalten. Aufgrund ihrer prinzipiellen Eigenständigkeit werden diese Elemente auch ´Autosegmente´ genannt. Von ihnen leitet sich die Bezeichnung für einen Zweig der nicht-linearen Phonologie ab, der Autosegmentalen Phonologie. Sie stellt die Tonmuster von Äußerungen dar und synchronisiert die suprasegmentale (tonale) und die segmentale Ebene durch Assoziationsprinzipien. Diese verbinden Töne, d.h. phonologisch relevante Ereignisse der tonalen Ebene, und tontragende Einheiten metrisch Beschreibung der Betonungsmuster (stress patterns) bzw. rhythmischer Phänomene, die in den Sprachen der Welt vorkommen • d.h. Bestimmung strukturell starker und schwacher Positionen prosodischer Konstituenten (z.B. Silben) in Wörtern, Phrasen und Äußerungen Konkret: Gipfel vs Täler in tonalen Sequenzen erklären Beschreibung hierarchischer Einheiten und deren Delimitation (z.B. prosodische Phrasen) Modellierung melodische Muster über eine abstrakte phonologische Repräsentation durch Sequenzen aus zwei Tönen H und L (vgl. Gipfel und Täler) Sprachspezifische Regelwerke Etikettiersystem: ToBI bzw. GToBI Tonale Ebene (To) und break indices (BI)
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Tonakzente Hervorhebung von Information Assoziation von Tönen mit lexikalisch starken (stressed) Silben (markiert durch *) abstrakte phonologische Repräsentation durch Sequenzen aus zwei Tönen mono- (z.B. L*) oder bitonal (z.B. L+H*) Tonakzente = Gipfel und Täler Bsp. Hervorhebung: Max hat einen Brief geschrieben. Lexikalischer Akzent vs Satzakzent vs Betonung "Kaulquappen–Notation" (tadpole notation) verwendet haben, sind u.a. Crystal (1969), O'Connor und Arnold (1973), Cruttenden (1986) und Couper-Kuhlen (1986). Die großen Punkte kennzeichnen akzentuierte und die kleineren Punkte unakzentuierte Silben. Die Tonhöhenbewegung wird bei "nein" (eine Silbe) durch einen Punkt und einen Strich, bei "gitte" (zwei Silben) als zwei Punkte gekennzeichnet. Die Punkte befinden sich innerhalb der zwei Linien, die den Tonhöhenumfang (Stimmumfang) darstellen.
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Basiselemente Tonakzente (pitch accents) Durch F0-Bewegung hervorgerufene Satzakzente vor dem Phrasenakzent Phrasenakzente (phrase accents) letzter Satzakzent einer Phrase auch: Tonverlaufs zw. Letztem Akzent einer Phrase und der folgenden prosodischen Grenze Intonationsphrasen und deren Grenzen (IP, ip) Bei Pierrehumbert (1980) wurde der Grenzton der ip Phrasenakzent (Phrase Accent) und der Grenzton der IP einfach Grenzton (Boundary Tone) genannt. Diese Terminologie findet man immer noch in der Literatur. In neueren Studien hat das Konzept ‚Phrasenakzent‘ eine etwas andere Bedeutung (vgl. für das Deutsche Grice & Baumann 2002, Grice, Baumann & Benzmüller 2005). Hier oft auch synonym für Nukleus. Terminologische Verwirrung. Schwankt von Modell zu Modell . > Gleiche Wörter für unterschiedliche Konzepte > Unterschiedliche Wörter für gleiche/ähnliche Konzepte Diffuses Bild… Hier Grundlagen, die innerhalb des Modells weitgehend Konsens sind. Bzw. Diskussion von unterschiedlichen Sichtweisen Grenztöne (boundary tones) mit Grenzen von Intonationsphrasen assoziiert
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Zwei Akzenttypen: (1) Prenukleare Akzenteinheit; auch Head genannt (2) Nukleare Akzenteinheit; auch Nucleus genannt • Der nukleare Akzent ist der letzte Akzent in der IP • Der Head beinhaltet alle prenukleare Akzente Terminologische Konfusion Nicht nur das: Basteln am Modell an versch. Ecken Und mit versch Zielrichtungen Britische Schule: Halliday, Chrystal, O‘Connor & Arnold Die erste Silbe mit einem Tonakzent ist die Anfangsilbe des Heads. Der Head reicht von dieser ersten tonakzentuierten Silbe bis unmittelbar vor den Nukleus. Der Prehead besteht meistens aus unakzentuierten Silben, die entweder vor dem Head oder, wenn es keinen Head gibt, direkt vor dem Nukleus stehen. Nach dem Nukleus kommt der Tail (von Essen verwendet das Wort "Nachlauf"). Druckakzente können innerhalb des Heads, Preheads (eher selten) und des Tails auftreten. Mein Vorschlag: Vorlauf / Nachlauf und „alles dazwischen“
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Die metrischen Ebenen Fuß: eine betonte Silbe und nachfolgende unbetonte Silben Metr. Phon. und Metrik • klassische (Vers-)Füße: • x = starke Position (Kopf) x x x x Trochäus Jambus Daktylus Anapäst Das autosegmental-metrische Modell der Intonation nach Pierrehumbert (1980) (aus Gussenhoven 2002:271): ‘Too many cooks spoil the broth’
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Abbildung 1 zeigt mögliche intonatorische Strukturen einer Intonationsphrase (IP) im amerikanischen Englisch: Durch diese Grammatik werden Sequenzen von hohen und tiefen Tönen generiert, die in Intonationsphrasen (intonational phrase) vorkommen können. Töne werden in Pierrehumbert (1980) in Pitchakzenten, Phrasenakzenten und Grenztönen unterschieden. Es muss innerhalb einer IP eine Tonsequenz vorliegen, die nach bestimmten grammatischen Regeln festgelegt wird. Insbesondere müssen in jeder IP die folgenden Tonarten anwesend sein: 1) T*, der Tonakzent oder Pitchakzent, wobei T für Ton steht. T ist eine Variable über zwei Werte, H für Hochton (high) und L für Tiefton (low). T* kann verschiedene Formen haben. Es kann ein monotonaler Ton sein, H* oder L*, oder ein bitonaler Ton sein, H*L, HL* (fallende Töne) oder L*H, LH* (steigende Töne). Ein Pitchakzent ist stets mit einer betonten Silbe assoziiert, die phonologisch auf der Basis eines metrischen Gitters oder Baums bestimmt ist. Bolinger (1958) schlägt vor, Töne als unanalysierbare Einheiten anzusehen, die er Morpheme nennt. Für das Englische kontrastieren Pierrehumbert & Hirschberg (1990) sechs wohlgeformte Akzente: zwei monotonale H* und L*, und vier bitonale: H*+ L, H + L*, L*+ H und L + H*. 2) Phrasenakzente, hoch (H, oder H– notiert) oder tief (L oder L–), werden nach den Pitchakzenten und erst nach einer gewissen Zeit realisiert. In Pierrehumbert (1980), bestimmen die Phrasenakzente die Melodie zwischen den letzten Pitchakzenten – den sog. Nukleartönen – und der finalen IPGrenze. In Beckman & Pierrehumbert (1986) hat der Phrasenakzent eine ganz andere Interpretation; er ist jetzt eine PhP Grenze, d.h. die Grenze einer intermediären Ebene der Phrasierung (die sie intermediate phrase nennen, die aber hier PhP genannt wird). 3) Grenztöne, hoch (H%) oder tief (L%), werden auf der jeweils letzten Silbe einer IP realisiert und bestimmen die Phrasierung. Ein Grenzton kann auch fakultativ am Anfang einer Phrase anwesend sein. 4) Pierrehumbert betrachtet die Tongrammatik als eine finite-state-Grammatik Zustandsgrammatik), wie in der folgenden Abbildung. Die Melodien, sowie die drei verschiedenen Töne, die sie ausmachen, bestehen aus demselben phonetischen Material, nämlich aus der Grundfrequenz (F0). Die Melodie wird in eine phonetische Repräsentation übersetzt, und zwar mithilfe von zwei Regeln. Die eine vergibt den Tönen konkrete Werte, und die andere bestimmt die Kontur zwischen einem Zielwert und dem nächsten. 1) Den Tönen werden echte F0 Werte mithilfe von kontextsensitiven Regeln zugewiesen. Die phonetische Höhe eines H oder L hängt von drei Parametern ab: a) seiner Relation zur Grundlinie (baseline), d.h. der tiefste Wert im Register eines Sprechers, der für jeden Sprecher relativ konstant bleibt. b) dem Grad der Prominenz, den der Sprecher seiner Äußerung zuweist: die Domäne der Grundfrequenz nimmt mit dem Grad der Emphase zu (Abb. 4). c) seiner Relation zu den voranstehenden Tönen: nach Pierrehumbert ist jeder Ton (als Zielwert verstanden) auf der Basis des voranstehenden Tons mithilfe der sog. tone mapping rules kalkuliert, und die Verkettung der einzelnen Töne bestimmt die Melodie. Pierrehumbert (1980) finite-state-Grammatik in zwei Repräsentationen (aus Pierrehumbert, und aus Gussenhoven (2002))
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Töne werden nach zwei Funktionen klassifiziert: TONAKZENTE Hervorhebung metrisch starker Silben H* pitch L-% GRENZTÖNE Abgrenzung von Phrasen an prosodischen Rändern ... den W A gen geparkt stress
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a) H* H* L-% | | / Jan lacht. b) H* H* L-% | | / Die Mormoninnen lachen. Warum Mormoninnen? Stimmhaftigkeit!
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Hier repräsentiert H* einen Gipfel auf git und L- den Grenzton der ip. L% ist der Grenzton der IP. Die Tonhöhe fällt nach dem Gipfel ab. Obwohl zwei L Töne notiert werden, gibt es nur ein Absinken, weil nicht genug Segment-Material und daher nicht genug Zeit zur Verfügung steht, um zwei tiefe Zielpunkte produzieren zu können. Wenn allerdings ausreichend Zeit vorhanden ist, wird der innere Grenzton vor dem äußeren realisiert
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Große Intonationsphrase (IP), kleine Intonationsphrase (ip) und Break Indices Break Indices Ladd (1996): 5 break indices (0-4) 0: größtmögliche phonetische Integration zwischen angrenzenden Wörtern und wird z.B. (klitische Gruppe) 1: keine Merkmale phonetischer Separierung 2: hörbarer Einschnitt, ohne tonale Korrelate In der Arbeit mit GToBI: meist 4 break indices in Verwendung 3: intermediäre Grenze 4: Intonationsphrasengrenze Die break indices 3 und 4 implizieren das Auftreten von Grenztönen.
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Die Struktur von Äußerungen Äußerungen bestehen aus einer oder mehreren Intonationsphrasen Intonationsphrasen bestehen aus einer oder mehreren Intermediärphrasen Grenztöne treten an den Grenzen von Intonationsphrasen auf Grenztöne treten an den Grenzen von Intermediärphrasen auf Jeder Intermediärphrase hat mindestend einen pitch accent
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ToBI – Anwendung, Sprachen, Dialekte und Mentalisierung GToBI - Dialekte Köln/Saarbrücken (Grice, Benzmüller, Baumann) vs Stuttgart (Mayer) Köln/Saarbrüchen : näher an ToBI (AE), Stuttgart: einfacheres Inventar , perzeptive Orientierung Sprachspezifische Intonationsgrammatiken vs. Drauflosetikettieren von H und L (messend) English, German, Japanese, Korean, Greek, Catalan, Portuguese, Serbian, Hong Kong Cantonese, Glasgow English, Mandarin, Spanish, Taiwanese, … GToBI(Stuttgart) • Mayer (1995) • ToBIbased labeling system used in Stuttgart • builds on Fery's (1993) analysis of German intonation • similar to "more popular" GToBI as used in Saarbrücken and Cologne – Saarbrücken and Cologne dialect is closer to ToBI (AE) • pitch accent and phrase accent inventory simplified in GToBI (Stuttgart) • motivation: use only events that are clearly different perceptually Tonsequenzen als mentale Repräsentation oder als Beschreibungswerkzeug? Perzeptive oder messende Vorgehensweise? Konturen vs Tonsequenzen
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