Unmöglichkeitsbeweise

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Flächenberechnung Seminar: Fachdidaktik Mathematik
Advertisements

Abituraufgabe 2008 Geometrie.
Polynomial Root Isolation
Schnelle Matrizenoperationen von Christian Büttner
¥ X Transzendent.
HIPPOKRATES VON CHIOS ( griechischer Mathematiker, um 440 v. Chr.)
WR + WS ZEIGEN Neues aus der Mathematik.
Mathematik hat Geschichte
Klicke Dich mit der linken Maustaste durch das Übungsprogramm!
Klicke Dich mit der linken Maustaste durch das Übungsprogramm! Das Lot von einem Punkt auf eine Gerade fällen Ein Übungsprogramm der IGS - Hamm/Sieg ©
Vorlesung Informatik 2 Algorithmen und Datenstrukturen (27 – Kürzeste Wege) Prof. Th. Ottmann.
Kapitel 5 Stetigkeit.
Selbstverständnis der Mathematik
V. Algebra und Geometrie
„Flächenanlegungen“ Einfache Flächenanlegung, gr. parabolé: eine gegebene Fläche F an eine gegebene Strecke a anlegen (d.h. ein Rechteck mit Seite a.
5.6. Mathematik im Hellenismus
Mathematische Grundlagen und Rechnen mit algebraischen Zahlen
Folie 1 § 30 Erste Anwendungen (30.2) Rangberechnung: Zur Rangberechnung wird man häufig die elementaren Umformungen verwenden. (30.1) Cramersche Regel:
§9 Der affine Raum – Teil 2: Geraden
§8 Gruppen und Körper (8.1) Definition: Eine Gruppe G ist eine Menge zusammen mit einer Verknüpfung, die jedem Paar (a,b) von Elementen aus G ein weiteres.
Kurzformaufgaben Die meisten Unfälle geschehen in der Freizeit und im Haushalt, nämlich 58%. Danach folgen die Unfälle im Beruf mit 29% und die im Verkehr.
Tetraederzerlegung Ina Ehmann Tetraederzerlegung.
Arbeitsanweisungen.
Mathematik hat Geschichte

Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 06/
§3 Allgemeine lineare Gleichungssysteme
Gleichungen und Gleichungssysteme
Planimetrische Grundkonstruktionen mit Zirkel und Lineal
Ähnlichkeit Von Dreiecken.
POCKET TEACHER Mathematik Geometrie
Trigonometrische Funktionen
ENDLICHE KÖRPER RSA – VERFAHREN.
Reelle Zahlen Grundrechenarten √2, √3, √5, … V 0.1.
Theorie, Anwendungen, Verallgemeinerungen
Kap. 7: Die quadratische Funktion – numerisch, graphisch, theoretisch
Vermischte Aufgaben zur Wiederholung Löse die Aufgaben sauber auf einem Blatt Papier oder im Schulheft. Und nun geht’s los!
Aufbaumodelle Fünfsatz und mehr.
Vorstellen und Herleiten der Horner Schemas
LAP IT-Techniker und IT-Informatiker
Programmiersprachen II Vorbesprechung Klausur Prof. Dr. Reiner Güttler Fachbereich GIS HTW.
07 Mathematik Lösung 2008 ZKM. Mathematik Übungsserie ZKM 2008 Aufgaben Serie 9 ZKM© Aufnahmeprüfungen Gymnasien, Mathematik / 30 einer Zahl.
Beispiel-Aufgaben für Unterricht, Klausur oder Prüfung Diese kleine Sammlung soll aufzeigen, dass dieser Lehrplan auch neue Aufgaben- stellungen erfordert.
Dennis Kunz Vorbereitungsseminar Mathematik zum fachdidaktischen Blockpraktikum SS2011 Dozent: Herr Eichhorn.
Was sind Zuordnungen? Werden zwei Größenbereiche in Beziehung gesetzt, entstehen Zuordnungen. Ihre zeichnerische Darstellung in einem Koordinatensystem.
DER KREIS Mag. Mone Denninger. Inhaltsverzeichnis 1.Grundbegriffe a)Bezeichnungen b)Kreislinie – Kreisfläche 2.Teile des Kreises a)Kreissehne und Kreisbogen.
Lineare Optimierung Nakkiye Günay, Jennifer Kalywas & Corina Unger Jetzt erkläre ich euch die einzelnen Schritte und gebe Tipps!
Klassenstufe 7 - Planung einer Unterrichtsstunde mit DGS.
06 Mathematik Lösung 2011 ZKM.
11 Mathematik Lösungen 2011 ZKM.
Thomas Müller KPH Wien/Krems Tag der Geometrie TU Graz, 20. April 2017
Quadratische Funktion
Satellitengeodäsie Kugelfunktionen Torsten Mayer-Gürr
07 Mathematik Lösung 2008 ZKM.
Unmöglichkeitsbeweise
Klassische Probleme der konstruktiven Geometrie
Gliederung 0. Motivation und Einordnung 1. Endliche Automaten
Klassischen Probleme der Geometrie
Miriram Sorgenfrei, Fabio Schlindwein, Janik Prottung
Klassischen Probleme der Geometrie
Laufzeitverhalten beim Sortieren
Miriam Sorgenfrei, Fabio Schlindwein, Janik Prottung
¥ X Transzendent.
Abiturprüfung Mathematik 2012 Baden-Württemberg Allgemeinbildende Gymnasien Pflichtteil Lösungen
Potenzen, Wurzeln & Logarithmen
Punkt-in-Landkarte II
Reguläre Vielecke.
Mathematisches Kaleidoskop II
Mathematik Thema: Konstruktion von Dreiecken
Vorstellen und Herleiten der Horner Schemas
 Präsentation transkript:

Unmöglichkeitsbeweise Von der Problemstellung zum Unmöglichkeitsbeweis Klassische Probleme der konstruktiven Geometrie Sollten Sie Fragen haben, werden wir Ihnen diese gerne beantworten. Problemstellung (Geometrisch) Das antike Griechenland war Ursprung folgender „klassischer“ Probleme, welche aber damals trotz vieler Versuche ungelöst blieben. Die Würfelverdopplung Die Kanten eines gegebenen Würfels sollen so verlängert werden, sodass man einen Würfel mit doppeltem Rauminhalt erhält. Die Quadratur des Kreises Aus einem Gegebenem Kreis soll ein Quadrat mit identischem Flächeninhalt konstruiert werden. Die Winkeldreiteilung Der dritte Teil eines beliebig großen Winkels soll konstruiert werden. Erst um das 18. Jh. wurde die Unmöglichkeit dieser Konstruktionen bewiesen. Vermutet hatte man dies bereits vorher. Zum Beweis der Möglichkeit einer geometri-schen Konstruktion genügt die Angabe einer Konstruktionsbeschreibung. Ein Unmöglichkeitsbeweis erfordert mathema-tische Kenntnisse, die vor dem 18. Jh. nicht vorhanden waren. Euklid‘sche Geometrie ● Nur Zirkel und Lineal dürfen benutzt werden. ● Das Lineal darf nur zum ziehen von Geraden, nicht zum abmessen benutzt werden. ● Bei Verwendung des Zirkels muss ein Mittelpunkt vorhanden sein. ● Man hat eine endliche Zahl von Schritten zur Verfügung. ● Die Einheit 1 ist bekannt. Problemlösung (Algebraisch) Erst im 18. und 19. Jh. konnten die antiken Probleme mithilfe neuer theo-retischer und algebraischer Mittel gelöst werden. Wichtig für unsere Probleme sind: Die Frage: Welche Zahlen lassen sich konstruieren? Die Theorie der algebraischen Körper Polynome Unmöglichkeitsbeweise Die Würfelverdoppelung Für die Würfelverdopplung müssen Kubikwurzeln konstruiert werden. Es wurde nachgewiesen, dass nur rationale Zahlen und Quadratwurzelausdrücke euklidisch konstruierbar sind. Daraus folgt die Unmöglichkeit der Würfelverdopplung. Für diese Konstruktion wird die Kreiszahl benötigt. Damit sie konstruierbar ist, muss sie Lösung eines Polynoms des Grades 2n und der Form an · xn + an-1 · xn-1 + … + a2 · x2 + a1 · x + a0 sein. Außerdem müssen alle Koeffizienten Element des euklidisch konstruierbaren Körperturmes sein. Es wurde jedoch festgestellt, dass sich p nicht als eine Nullstelle eines Polynoms n-ten Grades darstellen lässt. Anmerkung: Die Kreiszahl lässt sich mithilfe einer Quadratrix (siehe rechts, rote Kurve) darstellen. Die Dreiteilung bestimmter Winkel (z.B. 90° oder 180°) ist durchaus möglich. Bei anderen Winkeln (z.B. 60°) funktioniert es nicht. Um zu zeigen, dass es unmöglich ist (eventuell ist nur einfach niemandem die richtige Konstruktion eingefallen), einen beliebigen Winkel dreizuteilen, reicht es aus, die Unmöglichkeit an nur einem Winkel zu beweisen. Wenn nun nachgewiesen wird, dass zur Dreiteilung irgendeines Winkels eine Zahl benötigt wird die keine Nullstelle eines Polynoms des Grades 2n ist, ist die Unmöglichkeit einer allgemeinen Winkeldreiteilung erwiesen. Über Additionstheoreme erhält man Punkte, die mit Winkelgrößen verknüpft sind. Nach längerem Umformen, Vereinfachen und Substituieren kommt man schließlich auf die Gleichung: 4x³ − 3x − cos α = 0 Bei α kann ein beliebiger Winkel eingesetzt werden, der Einfachheit halber nimmt man α = 60°, also cos(60°) = ½ . So erhalten wir die Gleichung 4x³ − 3x − ½ = 0. Nun kann man zeigen, dass das Polynom 4x³ − 3x − ½ nicht über unserem Erweiterungskörper von Q reduzibel ist. Damit ist dann auch gezeigt, dass man den Winkel α = 60° mit Zirkel und Lineal nicht dritteln kann! Es gibt also Winkel, die sich allein mit Zirkel und Lineal nicht dreiteilen lassen. Anmerkung: Durch Hinzunahme geeigneter Hilfsmittel ist die Winkeldreiteilung sehr wohl möglich: Mithilfe von Einschiebelineal, Rechtwinkelhaken, Gelenkmechanismen, Quadratrix oder sogar mit Papierfalten gelingt dies. Dann ist das aber nicht mehr mit den Regeln der euklid‘schen Geometrie konstruiert. In unseren Vorträgen gehen wir genauer auf genannte Beweise ein und erläutern Sie ihnen auch gerne am Stand. Hierzu muss es möglich sein, einen Kreisbogen in drei gleiche Abschnitte zu teilen. Konstruierbarkeit Mithilfe der euklid‘schen Geometrie kann man zwei Strecken unbekannter Länge. ● addieren/subtrahieren ● multiplizieren/dividieren und die Quadratwurzel einer beliebigen Streckenlänge konstruieren. Es lassen sich alle rationalen Zahlen und Quadratwurzelausdrücke mit der euklid‘schen Geometrie konstruieren. Ein Würfel mit dem Volumen V1 soll auf das Volumen V2 verdoppelt werden: V1 = 1cm³ Um die Konstruktion auszuführen, muss konstruierbar sein. Quadrat und Kreis sollen den gleichen Flächeninhalt besitzen: r = 1cm Es ist notwendig, die Kreiszahl  zu konstruieren. Polynome: Polynome sind Terme der Form: Das Polynom ist über einer Menge M, aus der auch die Koeffizienten sind, und hat den Grad n. Polynome können reduzibel (=zerlegbar) oder irreduzibel (=unzerlegbar) sein. Man kann nur die Nullstellen von irreduziblen Polynomen vom Grad 2n konstruieren. Will man einen Unmöglichkeitsbeweis führen, reicht es also aus, ein irreduzibles Polynom zu finden, das nicht vom Grad 2n ist und die zu konstruierende Zahl als Nullstelle hat. Theorie der algebraischen Körper: Körper sind Zahlenmengen, auf die spezielle Rechenregeln zutreffen. Die Menge Q beispiels-weise ist ein Körper. Um alle konstruierbaren Zahlen in einem Körper zusammenzufassen, werden den rationalen Zahlen Quadratwurzelausdrücke zugefügt. Man kommt auf folgenden Körperturm: … (endlich viele Zwischenkörper) K0 = Q Im letzten Körper vom Grad 2n sind alle konstruierbaren Zahlen enthalten. Alle Elemente sind rational und/ oder Quadratwurzelausdrücke. 2n