Morphologie Morphologische Grundbegriffe

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 Präsentation transkript:

Morphologie Morphologische Grundbegriffe I B_IA_Anf – Sommersemester 2017 Doz. Dr. Ileana-Maria Ratcu

Morphologische Grundbegriffe Wie kann man Wörter genauer beschreiben? Wörter wie Fisch, schön, und, bald usw. sind morphologisch gesehen relativ einfach – sie werden als Simplizia bezeichnet (lat. simplex = einfach, s Simplex). Sie bestehen aus nicht weiter zerlegbaren Einheiten, die über eine Bedeutung verfügen.

Morphologische Grundbegriffe Arbeitszimmer, verstehen, Parks Diese Wörter sind klar aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt, die jeder für sich eine Bedeutung oder zumindest ein grammatisches Merkmal innehaben.

Morphologische Grundbegriffe Morphem – kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache Morpheme sind also die elementaren Bestandteile der Wortbildung. Morpheme werden in geschweiften Klammern notiert {Fahr}+{en}

Klassifizierung der Morpheme Man unterscheidet: Basismorpheme (auch Grundmopheme genannt) wie Fisch, Kind, bald, schön, schreib etc. Wortbildungsmorpheme wie -heit, -ung, -lich, ver-, un- usw. Flexionsmorpheme kommen ausschließlich gebunden vor (Pluralmorpheme, Kasusmorpheme usw.)

Morpheme Die Basismorpheme sind wortfähig, entsprechen also einem Eintrag im Lexikon und kommen daher (mit Ausnahme vieler verbaler Basismorpheme wie {helf}, die im Lexikon im Infinitiv zitiert werden), in der Regel frei vor, also als selbständige Lexeme. Es gibt substantivische, adjektivische, adverbiale, konjunktionale, präpositionale Basismorpheme.

Morpheme Wortbildungsmorpheme und Flexionsmorpheme treten nur gebunden auf, also als Bestandteile von Wortbildungsprodukten.

Morpheme Nicht immer lassen sich Morpheme eindeutig einer dieser drei Klassen zuordnen. Z.B. werden Morpheme wie {zeug} (Flugzeug), {werk}, {frei} (zuckerfrei) als Affixoide. bezeichnet (sie befinden sich im Übergang vom Basis-zum Wortbildungsmorphem) Affixoid wird von Affix abgeleitet.

Morpheme Affixe – Präfixe, Suffixe Zirkumfixe – auch diskontinuierliche Morpheme: Ge und e in Ge-birg-e Infix: funktions-un-fähig Konfixe: bio-

Definitionen Affixe sind Wortbildungsmorpheme, die nur (an eine Basis) gebunden vorkommen, selbst aber nicht basisfähig sind. Sie besitzen im Unterschied zu den Flexionsmorphemen eine lexikalisch-begriffliche Bedeutung mit einem relativ hohen Abstraktionsgrad.

DEfinitionen Präfixe dienen der semantischen Modifikation der Derivationsbasis (er/blühen). Sie sind positionsfest links von der Basis, nur selten stehen sie zwischen den UK (unmittelbaren Konstituenten) komplexer Basen (entscheidungs-un-freundig, ver-un-zieren). Ein Teil der Präfixe kann jeweils verschiedene Wortarten modifizieren (Un/zahl, un/genügend); die festen verbalen Präfixe (be-, er-, ent-,ver-, zer-) sind verbspezifisch.

Defintionen Suffixe dienen vor allem der Transposition eines Wortes in eine andere Bedeutungskategorie (koordinieren – Koordin/ator, Kind – kind/lich, Umweltschutz – Umweltschüz/er), aber auch die Modifikation (säuer/lich, Student/in, läch/eln. Sie sind positionsfest rechts von der Basis. Jedes Suffix repräsentiert grammatisch eine bestimmte Wortart.

Definitionen Konfixe sind gebundene, wortartindifferente Basismorpheme, überwiegend entlehnt (isol-, präsid-, therm-, polit-, techn-) vereinzelt heimischer Herkunft (Schwieger-, Stief-, -wart). Heimische Konfixe sind das Ergebnis von Archaisierungsprozessen. Entlehnte Konfixe entstehen dagegen durch „Herauslösung von Segmenten aus nichtheimischen Konstruktionen in Verbindung mit Morphematisierung und Aktivierung dieser Segmente in der entlehnenden Sprache.

Definitionen Obwohl sie die lexikalisch-begriffliche Bedeutung tragen, sind sie allein nicht wortfähig, sondern auf die Kombination mit anderen Wortbildungsmitteln angewiesen (Therm-o-graphie, Therm-e). Sie stehen überwiegend in initialer Position (Polit-ik, polit-isch). Konfixe treten nicht nur in Fremdwörtern (Biologie, biometrisch), sondern auch in Mischungen aus Fremdwörtern und einheimischen Wörtern auf (Bioladen, Biogemüse).

Definitionen Für Konfixe gilt folgendes: Sind Wortbildungselemente, die an produktiven Wortbildungsmustern teilhaben Sie haben eine lexikalische Bedeutung wie Wurzeln Kommen aber nicht frei vor und sind nicht flektierbar;

Konfixe Konfixe gibt es als Präkonfixe und als Postkonfixe Bei den Präkonfixen unterscheidet man zwei Klassen: Agro-, agri-, bio-, elektro-, mini-, mikro-, makro-, biblio-, phono, disko, neo-, turbo-, geo-, multi-, multo-, thermo-, hydro-, strato-, öko-, astro-, philo-, servo- (Gräzismen, Latinismen) Hard-, home-, allround-, light-, low-, soft-, high-, free-, fast-, short-, work- (Anglizismen)

Konfixe Postkonfixe: Nominale Postkonfixe: -burger, -drom, - gramm, - graph, -lekt, -mat, -naut, -phon, -port, -shop, -tainer, - thek, - top, -ware; Adjektivische Postkonfixe: -gen, -nom, -log, - phil, - phob, - therm;

Definitionen Interfixe sind keine (bedeutungstragenden) Wortbildungsmittel, jedoch für eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Kombinationsprodukten obligatorisch. Quantitative Untersuchungen weisen in der Substantivkomposition 27,2% und in der Adjektivbildung 30,8% Komposita mit Interfixen nach.

Interfixe Für die Wortbildung der Gegenwartssprache können Interfixe danach unterschieden werden, ob sie vornehmlich in der Fuge substantivischer Komposita auftreten (e, en, es, ens, er, i, o) oder ob sie in substantivischen oder adjektivischen Derivaten zwischen Basis und Suffix stehen (Afrika-n-er, Liban-es-e, theore-t-isch, illus-or-isch)

Klassifizierung der Morpheme Kriterium: Produktivität 1) Produktives Morphem: Morphem, das in der Gegenwartssprache zur Wortbildung verwendet wird, wie {ung}; 2) Aktives Morphem: Morphem, das in der Gegenwartssprache noch vorkommt, aber nicht mehr zur Wortbildung verwendet wird: {ling}, {heisch}

Klassifikation der Morpheme 3) Unikales Morphem: Morphem, das nur noch restartig in einem Lexem vorkommt, wie z.B. {Him} in Himbeere, {lier} in verlieren, {ginn} in Beginn. Das Gegenstück zu den unikalen Morphemen sind die Konfixe {bio}, {thek}, {polit}, {elektr}.