Der Begriff der Kognitivierung (sprachbezogen)

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 Präsentation transkript:

Der Begriff der Kognitivierung (sprachbezogen)    Kognitivierung meint den Einsatz schließt neben der Morphosyntax Kognitivierungen zu von Lehrverfahren, die auf Be- die Gesamtheit der sprachlichen nichtsprachlichen Er- wusstmachung zielen, um beim (pragmatischen, textgrammatischen) scheinungen werden Lernenden kognitives Lernen zu Regularitäten ein. ausgeschlossen. Fördern.

Wie viel explizite Grammatikvermittlung braucht der Mensch Wie viel explizite Grammatikvermittlung braucht der Mensch? – Die zehn Aspekte 1. Der Lernmodus führt die Unterscheidung in implizites und explizites Lernen ein. 2. Das biologische Alter der Lernenden. Nach der sogenannten ,,kritischen Phase’’ können Lernende mehr von Grammatikerklärungen profitieren als zuvor. 3. Die Leistungskontrolle öffnet die Perspektive der Lehrenden. 4. Die Phasen des Lernens (Anfangs-, Hauptlern- und Perfektionierungsphase) 5. Die Lernschwierigkeit (z.B.: Was sind für Sprecher des Griechischen häufige Problemfälle?)

6. Die Struktur der Zielsprache: Je differenzierter das grammatische System der Zielsprache ist, desto größer wird der Aufwand an expliziter Grammatikvermittlung eingeschätzt. 7. Der Erstspracheneffekt: Lernende mit einer grammatisch ,,reichen’’ Erstsprache wünschen sich viel explizite Grammatikvermittlung. 8. Die sprachliche Systemdistanz zwischen der ersten und den später gelernten Fremdsprachen. 9. Die sprachlichen Lernziele   10. Geschichte und Tradition. Heutiges Lehrerhandeln ist von gestrigen Schülererfahrungen geprägt. Pädagogische Traditionen können sich hartnäckig halten.

Deklaratives Wissen ,,Wissen, dass’’ oder auch Faktenwissen. Es wird in Propositionen, Schemata und Netzwerken im semantischen Langzeitgedächtnis gespeichert (Berlin ist die Hauptstadt von Deutschland). Es ist statisch. Sie erwerben derlei Wissen, indem es Ihnen mitgeteilt wird.

Prozedurales Wissen ,,Wissen, wie’’ o. auch Handlungswissen. Es liegt der Ausführung von Fertigkeiten zugrunde. Es ist dynamisch. Sie setzen es beispielsweise beim Tennisspielen, Fahrrad fahren oder Kopfrechnen ein. Man erwirbt es dadurch, dass man Fertigkeiten durch wiederholtes Üben automatisiert.

interface-Positionen ,,Grammatik, nein danke!’’ Die non-interface-Position ► Deklaratives sprachliches, also explizites Wissen und implizites prozedurales Wissen sind getrennt gespeichert und bleiben auch getrennt gespeichert. Dies führt zu zwei unterschiedlichen Kompetenzen, für die es auch trotz Übens keinen Übergang gibt.

,,Grammatik, ja bitte!’’ Die starke interface-Position   ► Explizites, deklaratives sprachliches Faktenwissen (,,In der indirekten Rede steht meist der Konjunktiv II’’) ist wandelbar in prozedurales, implizites Handlungswissen (,,Ein Sprecher verwendet automatisch den Konjunktiv II in der indirekten Rede’’).

,,Grammatik, ja aber nur wenn ...’’ Schwache interface-Positionen Die variability-Position ► Die Dichotomie in explizites und implizites Wissen wird aufgegeben. Die verschiedenen Bereiche der Sprachverwendung werden hinsichtlich ihrer kognitiven Anforderungen an die Lernenden auf zwei Dimensionen projiziert: Grade der Analysiertheit des Wissens Grade der Kontrolle über das Wissen

Die teachability-Hypothese ► Sie geht von der Frage aus: Lässt sich Spracherwerb überhaupt steuern? Diese Hypothese kann ebenfalls als schwache interface-Position aufgefasst werden. Sprachen werden in einer festen Abfolge von Entwicklungsstufen, wie sie sich in der interlanguage der Lernenden zeigen, erworben. Diese Stufen können von den Lernenden nicht übersprungen werden.   Grammatikvermittlung als Steuerungsinstrument kann nur wirken, wenn die Lernenden die Voraussetzung der psycholinguistischen ,,Reife’’ erfüllen, wenn sie sozusagen ,,bereit’’ sind.

Die noticing-Hypothese ► Lernen ohne Bewusstheit ist unmöglich.   Die Bedingungen der noticing-Hypothese: - Grammatik ja, aber nur wenn (tiefschichtiges) Verstehen einsetzbar ist. - Grammatik ja, aber nur da, wo noticing den Fremdsprachenerwerb fördert - Noticing muss stattfinden können. Das heißt: Die Lernenden müssen, da wo es wichtig ist, den Akt des noticing (selbst) durchführen können. Die vorgenommenen Kognitivierungen müssen tatsächlich zu noticing führen.