Input vom 27. Oktober 2015 Caritas Almanach, Bern Richard Gerster

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Input vom 27. Oktober 2015 Caritas Almanach, Bern Richard Gerster Von der Entwicklungs-zusammenarbeit (EZA) zur internationalen Zusammenarbeit (IZA) Input vom 27. Oktober 2015 Caritas Almanach, Bern Richard Gerster

Übersicht Das Umfeld im Umbruch Schlüsselfaktor Zivilgesellschaft Herausforderung Migration EZA und Swissness Von der EZA zur IZA 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Das Umfeld im Umbruch (1) Multipolarität Entwicklungserfolge, Mittelschichten, Umwälzungen aus eigener Kraft Absolute Armut nimmt ab, Wohlstands-Gräben wachsen, Koexistenz arm/reich Wirtschaftliche/politische Multipolarität (von G8 zu G20, Blockade WTO, AIIB) Geberchaos nimmt zu: neue staatliche Akteure, zahllose private Geber 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Das Umfeld im Umbruch (2) Von MDGs zu SDGs Von wenigen messbaren Sozialzielen zur nachhaltigen Entwicklung (SDGs) SDG-Kernbotschaft: Norden ist Teil des Problems, nicht nur der Lösung Genau so lautete 1974 die Botschaft des EWES-Berichts (mehr Wirtschafts-Fokus als Nachhaltigkeit) Kaum kontrovers, kaum «Ownership» 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Zivilgesellschaft (1) Süden/Osten Bevölkerungsrevolten im arabischen Raum; in Kirgistan geht Bevölkerung auf Strasse; Putsch in Burkina Faso durch Bevölkerung rückgängig gemacht, etc. Auch wenig beachtete ZG-Erfolge. Tanzania: Bei BoT SFR 115 Mio. via gefälschte/fehlende Dokumente; Aufdeckung dank Dynamik inkl. Zivilgesellschaft; Präsident BoT entlassen, Rücktritt Finanz- & Premierminister, 70% RZ Einflussnahme auf globale Verhandlungen 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Zivilgesellschaft (2) Norden Private EZA global massiv gewachsen: 2011 $32 Mrd (1998 $5 Mrd); Anstieg von 10% auf 24% im Vergleich zur öffentlichen EZA CHF 466 Mio. (2013) für Hilfswerke: obere Liga; unterstützt durch DEZA-Programmbeiträge Für Bund sind Hilfswerke etablierte Partner; Arbeitsteilung Bund/NGO nach Subsidiarität? ZG als Schlüsselfaktor für nachh. Entwicklung? Keine strategische Ausrichtung bei DEZA/SECO Handlungsspielräume für ZG-Akteure einfordern 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Herausforderung Migration (1) CH konnte eigene Bevölkerung nicht ernähren und hat während Jahrhunderten Chancen der Emigration aktiv genutzt Migration & Flucht haben neue Dimension erreicht. Allerdings: Nach wie vor sind primär Nachbarländer in der Pflicht Auch Immigration bietet der CH Chancen, ist nicht nur wirtsch./gesellsch. Belastung 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Herausforderung Migration (2) Fördert oder verhindert EZA Migration? Unklare Zusammenhänge Versuche zur Instrumentalisierung EZA Globalprogramm «Migration»: Spät, wenig Ressourcen. Aufbau Kompetenzzentrum für Einbezug Diaspora & Überweisungen EZA: Schwerpunktländer≠Herkunftsländer 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Swissness (1) EZA-Volumen Erhöhung EZA-Volumen von 0,18% (‘75) auf 0,49% (‘14) ist rel. Erfolgsgeschichte Jedoch: 14% Anteil Phantomhilfe, hoch Grenzen Solidaritäts-Ansatz, Verankern in Aussenpolitik? Risiken und Chancen! Risiken: Instrumentalisierung Wirtschaft & andere Politikfelder (Migration, Klima) 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Swissness (2) EZA-Qualität Ausgeprägte Armutsorientierung (EZA-Gesetz!) Schwerpunkte nicht zufällig: Waldwirtschaft, Finanzwesen, Berufsbildung, Föderalismus Langfristige Zusammenarbeit: Nährboden für Kontextkenntnis, Empathie & Vertrauen Gemeinsam (lokale) Lösungen suchen statt vorgefertigte Rezepte mitbringen Partnerinstitutionen und Abläufe nutzen statt Parallelstrukturen errichten (Nachholbedarf!) 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Swissness (3) (In-)Kohärenz Handel, Finanzbeziehungen, Migration, Medien & Kultur sind matchentscheidend, nicht EZA EZA: komplementär, unterstützend, Nischen Entwicklungspolitische Kohärenz für nachhaltige Entwicklung (DAC!) umsetzen: Agrarpolitik (z.B. Zucker) Migrationspolitik (für Drittstaaten, d.h. nicht-EU) Handelspolitik (z.B. Kakao aus Ghana) Finanz- & Steuerpolitik (z.B. int. Rechtshilfe) Innovationspolitik (z.B. Patentschutz) 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Von der EZA zur IZA (1) Herausforderungen Umfeld: Wachsende Internationalisierung der CH EZA-Gesetz (1976) unverändert, aber neue IZA-Rechtsgrundlagen (Osthilfe, Menschenrechte) Globalprogramme: Klima, Wasser, Ernährung, Migration, Gesundheit, Wirtschaft Zielkonflikte: EZA-Wirksamkeit bedingt Konzentratio thematisch & geographisch; fragmentierte CH-EZA EZA & humanitäre Rolle der CH bei Bevölkerung gut abgestützt; Nachholbedarf bei IZA 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Von der EZA zur IZA (2) Ressourcenkonflikte Instrumentalisierung für Asylpolitik, Wirtschaft,, Aussenpolitik (Flagge zeigen, Fragmentierung) Beiträge zu globalen Gemeinschafts-Gütern über Armutsbekämpfung hinaus gefragt: z.B. Klima, Gesundheit, Sicherheit Wer bezahlt? Z.B. Nullsummenspiel bei Syrienhilfe auf Kosten EZA. Additionalität zentra Interne Kohäsion & Solidarität pflegen, in CH z.B. Finanzausgleich, Regional- & Sozialpolitik 27.10.2015 Von der EZA zur IZA

Hinweise Die Website www.gersterconsulting.ch enthält zahlreiche eigene Publikationen und Arbeitsresultate zur EZA Schwellenland Schweiz. Wie die Schweiz reich wurde, dt./engl., 2011 http://www.gersterconsulting.ch/sites/res_globalisation.html Buch „Swissness made in India“, Orell Füssli, Zürich 2008 (deutsch); auch in französisch (editions Favre, Lausanne) und englisch (Social Science Press, Dehli) erschienen Buch „Afrikas verwaiste Generationen. Wie Kinder von Aidsopfern eine Zukunft erhalten“, Orell Füssli, Zürich 2012; auch in englisch als e-book erschienen (http://www.gersterconsulting.ch/sites/news.html ) Die Schweiz in der Welt – Die Welt in der Schweiz; Grafiken, DEZA, Bern 2007 (in deutsch, französisch und italienisch), http://www.gersterconsulting.ch/sites/info_publications.htm Globalisierung und Gerechtigkeit, hep-Verlag, 2. völlig überarbeitete Auflage, Bern 2005, in französisch bei éditions loisirs et pédagogie (lep), Le Mont-sur-Lausanne 27.10.2015 Von der EZA zur IZA