Polytrauma WS2016/2017 Feride Kröpil.

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 Präsentation transkript:

Polytrauma WS2016/2017 Feride Kröpil

Definition „Polytrauma“ Lernziele Definition „Polytrauma“ Polytrauma Management (ATLS) A,B,C,D,E Regel

Definition Polytrauma gleichzeitige Verletzungen mehrerer Körperregionen, von denen mindestens eine Verletzung oder die Kombination lebensbedrohlich ist

Beurteilung der Verletzungsschwere Abbreviated Injury Scale (AIS): Beurteilung der Verletzungsschwere 1-6 (gering, mäßig, schwer; nicht lebensbedrohlich, schwer lebensbedrohlich, kritisch, Überleben unsicher, maximal). Jedes Trauma wird einer von 9 AIS-definierten Körperregion (Caput, Facies, etc.) zugeordnet. Injury Severity Score (ISS) klinische Einteilung anatomischer Verletzungsgrade. Der ISS wird als Summe der Quadrate der 3 höchsten AIS-Codes der ISS-Körperregionswerte gebildet.

Nutzen von Scores Quantifizierung der Verletzungsschwere Triage Prognose Qualitätskontrolle Traumaregister Forschung und Wissenschaft Planung und Ausstattung von Rettungssystemen

Bewegungs- Kopf und apparat: Körperhöhlen 14% Wirbel- Säule 69% Kopf, Gesicht 28% Becken 62% Thorax   86% Arme 36% Abdomen und Beine

„Treat first what kills first“ Abwenden der Lebensbedrohung ohne definitive Kenntnis von genauer Diagnose und Anamnese Advanced Trauma Life Support ® for Doctors „Treat first what kills first“

Abwenden der Lebensbedrohung ohne definitive Kenntnis von genauer Diagnose und Anamnese   Atemwegs-Sicherung (A = Airway and Cervical Spine Control) Optimierung des pulmonalen Gasaustausches (B = Breathing and Ventilation) Stabilisierung der Kreislauffunktion (C = Circulation and Haemorrhage Control) Neurologische Funktionseinschränkungen (D = Disability and Neurological Status) Evaluation weiterer Verletzungen (E = Exposure and Environment) „Treat first what kills first“

Immediate Death (Sekunden bis Minuten nach Trauma) Kreislaufstillstand Schädel-Hirn-Trauma schwersten Grades Hohe HWS-Verletzung (Beispiel atlanto-occipitale Luxation) Aortenverletzung Herzverletzung

Early Death (Minuten bis 24 Stunden nach Trauma) Hypoxie Spannungspneumothorax Volumenmangel-Schock Schweres Schädel-Hirn-Trauma

Late Death (Tage bis Wochen nach Trauma) (Multi-)Organversagen bei Ischämie / Gewebetrümmern Sepsis Systemic Inflammatory Response Syndrome

A Atemwege (A= Airway and cervical spine control) Ziel: O2-Transport zur Lunge sicherstellen Vorrang vor Stabilisierung des Kreislaufs möglichst HWS-Protektion, aber Sicherung der Atemwege hat immer Vorrang Indikation zur endotrachealen Intubation: GCS < 9 schwere enorale Blutung erforderliche Maskenbeatmung Aspirationsgefahr

26 Jahre, männlich PKW aus ungeklärter Ursache gegen Baum gefahren

Maßnahmen A: Intubation, Zervikalstütze B: keine C: Masseninfusion und Kathecholamingabe hochdosiert RTH-Transport ins Traumazentrum Pupillen weit bds, lichtstarr, RR 80 mmHg, HF 140/min, Auf Transport Reanimation mechanisch und medikamentös

2 Minuten Notaufnahme A-Problem: SaO2 ohne Signal B-Problem: kein sicheres Atemgeräusch C-Problem: kein Puls, RR nicht messbar Fortführung der Reanimation D-Problem: Pupillen max. weit, lichtstarr

12 Minuten Notaufnahme: während der radiologischen Primärdiagnostik – Tubuskontrolle durch Anästhesist   Fehllage – Um-Intubation nach 15 Minuten Einstellung der Reanimation

Take Home Message Atemwege (A= Airway and cervical spine control)   Kontrolle des Atemweges bzw. der Tubuslage vor jeder Lageänderung bzw. bei jeder Übergabe

B Beatmung (B= Breathing and ventilation) Ziel: O2 dorthin wo er gebraucht wird = Optimierung Gasaustausch   Ursachen für Ventilationsstörungen Perikardtamponade Spannungspneumothorax Pneumothorax Hämatothorax Lungenkontusion Bronchusverletzungen Zwerchfellruptur 

Spannungspneumothorax abgeschwächtes Atemgeräusch hypersonorer Klopfschall gestaute Halsvenen Kreislaufinstabilität (Mediastinalverlagerung) = SCHOCK   Notfall-Dekompression Thoraxdrainage

C Kreislauf (C= Circulation and bleeding control) Schockindex >1 (Puls/systol. RR) Puls 80/min. + 120 mmHg RR syst. - 80/120=0,66666 Puls 120/min. + 80 mmHg RR syst. - 120/80=1,5

Schock durch Verblutung

Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot hemorrhagisch nicht-hemorrhagisch   Spannungspneumothorax Herzbeuteltamponade kardiogen neurogen septisch

Identifikation signifikanter Blutungen klinische Untersuchung   Röntgen Thorax Sonographie Abdomen Röntgen Becken

Abdominelle Massenblutung

Penetrierendes Trauma

Stumpfes Abdominaltrauma

Abdominelle Massenblutung Verringerung der Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 0,3% pro 3 Minuten um 1%

Häufigkeit von Abdominalverletzungen 0.5 - 4% aller stationärer Unfallopfer Stumpfes : Penetrierendes Trauma ca. 4:1 regional sehr unterschiedlich, z.B. Kapstadt ca. 1:20 Letalität beim stumpfen Trauma ca. doppelt so hoch Häufig kombiniert mit anderen Verletzungen SHT, Thorax, Extremitäten, Becken

Häufigkeit betroffener Organe Komplett anderes Verletzungsmuster Stumpfes und penetrierendes Abdominaltrauma Stumpf: Milz > Niere > Leber > Magen- Darmtrakt > Harnblase > Pankreas Penetrierend: Dünndarm (Schussverletzungen > 80%, Pfählungs- und Stichverletzungen 30-50%), > Leber > Colon Bei Stichverletzungen häufiger linkes Abdomen betroffen (Rechtshänder)

FAST (Focused Assesment with Sonography in Trauma) Rasch verfügbare, nichtinvasive Methode (Schockraum) Ziel: Erkennen von freier Flüssigkeit (ab 50ml sichtbar) und grösseren Organläsionen Keine «Feindiagnostik» der Bauchorgane «Feindiagnostik» beim stabilen Patienten mittels CT Der Kreislauf-instabile Patient muss bei freier Flüssigkeit im FAST sofort laparotomiert werden !!

FAST Perikard Koller Morrison Douglas

Massenblutung –Becken

Take Home Message Kreislauf prioritätsorientierende Suche nach lebensbedrohlichen Blutungsursachen   Thoraxblutung abdominelle Blutung Beckenblutung bei klinisch tastbarer Beckeninstabilität liegt eine lebensbedrohliche Beckenverletzung vor

D Neurologische Funktionseinschränkungen (D = Disability)

Vermeidung sekundäre Hirnverletzung! RR und paO2 normal 27% RR normal und paO2 < 60mmHg 33% RR < 90 mmHg und paO2 normal 60% RR < 90 mmHg und paO2 < 60mmHg 75%   Chesnut et al., J Trauma, 1993 Chesnut et al., Acta Neurochir, Suppl (Wien), 1993 Sicherstellung einer ausreichenden Oxygenierung (A, B) und einer adäquaten Kreislaufsituation (C) entscheidend

GCS (Glasgow Coma Scale) SHT I° GCS 13-15 SHT II° GCS 9-12 SHT III° GCS ≤8

Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards (62) bei seinem Sturz von einer Palme auf den Fidschi-Inseln angeblich erheblich schwerer verletzt worden als bisher angenommen. …. Richards habe ein Loch in die Schädeldecke gebohrt werden müssen, um das Blut abzulassen.

Monitoring CCT Klinik (Zeichen einer beginnenden Einklemmung)

Take Home Message Neurologische Funktionseinschränkung (D= Disability) Optimierung von Blutdruck und Oxygenierung ABC vermeidet sek. Hirnschäden bei Pupillendifferenz nur notwendigste Basis-Diagnostik

E Weitere Verletzungen Vermeidung einer Hypothermie Extemitätentrauma - Reposition Trauma-Scan (CT Kopf- Becken)

Abwenden der Lebensbedrohung ohne definitive Kenntnis von genauer Diagnose und Anamnese   Atemwegs-Sicherung (A = Airway and Cervical Spine Control) Optimierung des pulmonalen Gasaustausches (B = Breathing and Ventilation) Stabilisierung der Kreislauffunktion (C = Circulation and Haemorrhage Control) Neurologische Funktionseinschränkungen (D = Disability and Neurological Status) Evaluation weiterer Verletzungen (E = Exposure and Environment) „Treat first what kills first“

Take Home Message Polytrauma Ziel: Senkung der Frühletalität ATLS-Konzept A B C D E Abwenden der Lebensbedrohung ohne definitive Kenntnis von genauer Diagnose und Anamnese Intubation, Spannungspneumothorax, Massenblutung thorakal, abdominell, Becken klinisch instabiles Becken = Lebensgefahr Abwägung neuochirurgischer Intervention bei Raumforderung

„Treat first what kills first“

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!!