Compliancemessung bei Typ 2 Diabetes

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 Präsentation transkript:

Compliancemessung bei Typ 2 Diabetes Balck, F.; Bernard, C.; Rachel, E.; Kunze, S. Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Zentrum für Seelische Gesundheit Einführung Die Prävalenzrate für Diabetes wird in Deutschland auf ca. 5 % geschätzt, wovon 80 bis 90 % Typ-2-Diabetiker sind (Simson et al. 2007). 36 % (HYDRA-Studie, N = 1912) der befragten Ärzte sehen das Complianceproblem als das Hauptproblem der Diabetesbehandlung an (Wagner et al. 2004). Compliance ist auch von der Operationalisierung bzw. der Messung der Compliance abhängig. In der Literatur werden sehr heterogene Maße (Arzteinschätzungen, Selbsteinschätzungen der Patienten, physiologische Maße wie z. B. der HbA1c-Wert als Blutzuckerlangzeitwer) vewendet (Bott 1996). Ergebnisse Zusammenhänge zwischen Complianceparametern aus der Patientenperspektive Vorhersage der Generellen Compliance des Patienten Schrittweise lineare Regression - Variablen 1. Block: ärztliche Complianceparameter - Generelle Compliance Arzt - Zusammenarbeit mit dem Patienten - Folgeerkrankungsanzahl Arzt 2. Block: Patienten-Complianceparameter - Zusammenarbeit mit dem Arzt - Folgeerkrankungsanzahl Patient - Gesundheitsverhalten Die Generelle Complianceeinschätzung des Patienten korreliert jeweils gering (R = .42, p < 0,01) mit der Einschätzung Zusammenarbeit mit dem Arzt aus der Sicht des Patienten sowie mit dem Gesundheitsverhalten (R = .27, p < 0,01). Weiterhin besteht ein sehr geringer Zusammen-hang zwischen der Einschätzung der Zusammen-arbeit mit dem Arzt aus Patientensicht und der vom Patienten angegebenen Anzahl an diabetischen Folgeerkrankungen (R = .15, p < 0,05). Fragestellungen 1. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Complianceparametern aus verschiedenen Blickwinkeln? - aus der Patientenperspektive - aus der Perspektive des Arztes - unter Betrachtung physiologischer Parameter 2. Durch welche Compliancemaße läßt sich die Selbsteinschätzung der Compliance durch den Patienten voraussagen? Vorhersagemodell für die Generelle Compliance aus Patientensicht Zusammenhänge zwischen Complianceparametern aus der Perspektive des Arztes Modell Adjustiertes R-Quadrat Modellgüte R-Quadrat Zuwachs F Signifikanz 0,31 0,07 18,48 0,000 Die Generelle Complianceeinschätzung des Arztes weist eine mittlere Korrelation (R = .77, p < 0,01) zur ärztlichen Einschätzung der Zusammen-arbeit mit dem Patienten auf. Außerdem korrelieren die Generelle Complianceein-schätzung des Arztes (R = .39, p < 0,01) und die Einschätzung der Zusammenarbeit mit dem Patienten (R = .30, p < 0,01) gering mit der vom Arzt angegebenen Anzahl an diabeteischen Folgeerkrankungen. Durch die Kombination von Compliancemaßen wird eine Varianzaufklärung von 31 % erreicht. Variablen und Instrumente Variablen Patientenperspektive (Patientenfragebogen) Generelle Compliance Patient (Selbsteinschätzung des Ausmaßes des Befolgens ärztlicher Ratschläge durch den Patienten auf einer 10-stufigen Skala) Zusammenarbeit mit dem Arzt (Einschätzung der Qualität der Zusammenarbeit mit dem Arzt auf einer 10-stufigen Skala durch den Patienten) Folgeerkrankungsanzahl Patient (Anzahl der vom Patienten angegebenen diabetischen Folgeerkrankungen) Gesundheitsverhalten (Summe aus den dichotomen Werten Nichtrauchen vs. Rauchen, kein/seltener Alkoholgenuß vs. häufiger Alkoholkonsum, sportliche Aktivität vs. Inaktivität, normaler vs. erhöhter BMI) Variablen Arztperspektive (Arztfragebogen) Generelle Compliance Arzt (Einschätzung der Compliance des Patienten auf einer 10-stufigen Skala durch den Arzt) Zusammenarbeit mit dem Patienten (Einschätzung der Qualität der Zusammenarbeit mit dem Patienten auf einer 10-stufigen Skala durch den Arzt) Folgeerkrankungsanzahl Arzt (Anzahl der vom Arzt angegebenen diabetischen Folgeerkrankungen) Physiologische Variable (Krankenakte) HbA1c-Mittelwert (HbA1c: Glykohämoglobin; HbA1c-Werte: Blutzucker-Langzeitwerte; aus dem aktuellen HbA1c-Wert und dem HbA1c-Wert vor drei Monaten wurde ein Mittelwert gebildet) Beta-Gewichte des Modells Modell Beta (standardisiert) Signifikanz Konstante .001 Generelle Compliancees Arztes .41 .000 Zusammenarbeit mit dem Patienten - .25 .009 Zusammenarbeit mit dem Arzt .37 Gesundheitsverhalten .26 Zusammenhänge zwischen ärztlichen und Patienten-Complianceparametern Prädiktoren des Modells: Konstante, Generelle Compliance Arzt, Zusammenarbeit mit dem Patienten, Zusammenarbeit mit dem Arzt, Gesundheitsverhalten Ausgeschlossene Variablen: Folgeerkrankungsanzahl Arzt, Folgeerkrankungsanzahl Patient Die Generelle Complianceeinschätzung des Arztes und auch die ärztliche Einschätzung der Zusammenarbeit mit dem Patienten haben den höchsten Vorhersagewert für die Generelle Complianceeinschätzung des Patienten Arzt Patient Generelle Compliance Arzt Zusammen-arbeit mit dem Patienten Folge- erkrankungs-anzahl Arzt Generelle Compliance Patient .38 .21 .14 Zusammen-arbeit mit dem Arzt .31 .25 .13 ekrankungs-anzahl Patient .24 .68 Gesundheits-verhalten .15 .12 Schlussfolgerungen 1. Untersuchungen, welche unterschiedliche Compliancemaße verwerwenden, liefern keine vergleichbaren Ergebnisse, da verschiedene Compliancemaße nur sehr geringe Zusammenhänge aufweisen. 2. Es ist ein Dialog zwischen Arzt und Patient über die Compliance erforderlich, da sich auch hier nur sehr geringe Zusammenhänge zwischen Compliacemaßen aus der ärztlichen und der Patientenperspektive zeigen, d. h. die inhaltliche Übereinstimmung hinsichtlich der Einschätzung der Compliance und Zusammenarbeit aus ärztlicher und Patientensicht ist eher gering. 3. Die Complianceeinschätzung des Patienten wird am besten durch die ärztliche Compliance-einschätzung und die Einschätzung der Zusammenarbeit mit dem Patienten durch den Arzt vorhergesagt. Stichprobe 2006 Befragung von 221 Typ-2-Diabetes-Patienten (UKD: Ambulanz und Klinik) unter Einbeziehung ärztlicher Angaben und der Krankenakte im Rahmen einer Querschnittsstudie Soziodemographische Angaben 60 % männlich Durchschnittsalter 66 Jahre (43 - 80) 75 % verheiratet 70 % Altersrentner Krankheitsspezifische Angaben Durchschnittliche Krankheitsdauer 16 Jahre (3 - 48) Therapie (Mehrfachnennungen) 50 % Diät 35 % orale Medikation 72 % Insulin 2 % Insulinpumpe Folgen des Diabetes 70 % Folgeerkrankungen 36 % Operationen (Fuß; Auge) durchschnittlich 8,5 Krankenhaustage in den letzten 12 Monaten Sozialmedizinische Angaben 28 % Schwerbehinderung 12 % Frühberentung 5 % Verlust der Erwerbstätigkeit 4 % Umschulung jeweils aufgrund des Diabetes Ein mittlerer Zusammenhang ist zwischen der vom Arzt und der vom Patienten angegebenen Anzahl von Folgeerkrankungen zu erkennen (R = .68, p < 0,01), was einer Übereinstimmung von ca. 50 % entspricht. Alle anderen Parameter zeigen untereinander nur geringe bis sehr geringe signifikante Korrelationen. Zusammenhänge von ärztlichen und Patienten-Compliance-parametern mit dem HbA1c-Wert Compliance Patient HbA1c Compliance Arzt Generelle Compliance Patient n. s. Generelle Compliance 0,19 Zusammenarbeit mit dem Arzt mit dem Patienten Folgeerkrankungs-anzahl Patient 0,13 Folgeerkrankungs-anzahl Arzt Gesundheits-verhalten Literatur bei den Autoren Kontakt Prof. Dr. phil. Friedrich Balck Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Zentrum für Seelische Gesundheit Fetscherstr. 74, 01307 Dresden Email: friedrich.balck@uniklinikum-dresden.de Internet: http://www.medpsy.de Wenn Zusammenhänge zwischen ärztlichen und Patienten-Complianceparametern zum HbA1c-Wert bestehen (p < 0,05), sind diese so minimal, dass sie eher als zufällig angesehen werden können. DGMP/DGMS-Tagung, Jena, 24. bis 27.09.2008