Digitalisierung von Arbeit und deren Auswirkungen auf Frauen

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 Präsentation transkript:

Digitalisierung von Arbeit und deren Auswirkungen auf Frauen Vortrag im Rahmen der ver.di-Veranstaltungsreihe „Arbeiten 4.0“ Hamburg, 12.12.2016 Ines Roth roth@input-consulting.com

Neue Herausforderungen = neue Chancen für Frauen?! Digitale Automatisierung Wo verschwinden, wo entstehen Jobs? (2) Digitale Spaltung Welche Qualifikationen und Kompetenzen werden gebraucht? (3) Digitale Entgrenzung Welche Chancen und Risiken werden eröffnet?

Digitale Automatisierung (1) Massaker auf dem Arbeitsmarkt „Die Digitalisierung macht die Arbeit immer effizienter. So lange, bis es keine Arbeit mehr gibt? […] Ein Massaker auf dem Arbeitsmarkt – hervorgerufen durch den digitalen Fortschritt – prognostizieren die Forscher Michael Osborne und Carl Benedikt Frey von der britischen Oxford University. Sie analysierten 700 verschiedene Berufe in den USA, in ihrer Studie vom vergangenen September ziehen sie ein verheerendes Fazit: Fast die Hälfte aller Jobs ist innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahrzehnte durch die Digitalisierung gefährdet.“ (DER SPIEGEL 19.04.2014, S. 73)

Digitale Automatisierung (1): USA THE FUTURE OF EMPLOYMENT: HOW SUSCEPTIBLE ARE JOBS TO Carl Benedikt Frey† and Michael A. Osborne‡ COMPUTERISATION? September 17, 2013 aus: DER SPIEGEL 19.04.2014, S. 69

Digitale Automatisierung (1): Deutschland Tätigkeit Aktuelles Substituierbarkeits-potenzial Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gesamt Ca. 15% Metallerzeugung und -bearbeitung 82,5% Elektroberufe 75,6% Industrie- und Werkzeugmechaniker 74,3% Finanz-, Rechnungswesen, Buchhaltung 69,9% Techniker/innen 55,1% Kaufmännische Büroberufe 53,7% Verkaufsberufe Einzelhandel 43,3% Gesundheitsberufe 29,9% Bauberufe 24,1% Reinigungs-, Entsorgungsberufe 23,3% Soziale Berufe 5,3% Lehrer/innen 3,1% Quelle: IAB (2015), eigene Zusammenstellung

Digitale Automatisierung (1): Betroffenheit von Männern und Frauen Frauen und Männer von Automatisierung gleichermaßen betroffen: Bereiche sowohl mit hohen Frauen- wie Männeranteilen bedroht Doch aktuell Chancen für Beschäftigung von Frauen durch Wachstum des Gesundheits- und Sozialwesens: 2001-2014 gingen 300.000 Jobs in der Industrie verloren, im Gesundheitssektor und Sozialwesen wurden zeitgleich 1,3 Millionen neue Jobs geschaffen (Süddeutsche Zeitung, basierend auf IW) 80% aller zwischen 2001 und 2013 entstandenen Arbeitsplätze gingen an Frauen Problem: Sektoren mit hoher Teilzeitquote und relativ geringen Einkommen

Digitale Automatisierung (1) Teilzeitbeschäftigung

Digitale Automatisierung (1) Einkommen

Digitale Spaltung (2): Bildung – eine Chance für Frauen Anteil der minder qualifizierten Tätigkeiten geht im Zuge der Digitalisierung zurück: starker Rückgang der Nachfrage nach Arbeitskräften für Routineaufgaben vs. Anstieg nicht routinemäßiger Aufgaben  Nachfrage nach hoch qualifizierten Beschäftigten steigt, während der Bedarf an schlechter ausgebildeten Arbeitskräften sinkt. Darin kann eine Chance für Frauen liegen, die seit einigen Jahren beginnen, hinsichtlich ihrer Bildungsabschlüsse zu den Männern aufzuschließen bzw. diese gar zu überholen: 2014 hatten 32,2% der Frauen zwischen 15 und 25 Jahren (Fach-) oder Hochschulreife, unter den Männern waren es 26,6% (Statistisches Bundesamt 2016, Mikrozensus; eigene Berechnungen). Während der Anteil der Frauen mit (Fach-) Hochschulabschluss / Promotion deutlich steigt, ist er bei Männern leicht rückläufig (Statistisches Bundesamt 2015, Mikrozensus; eigene Berechnungen).

Digitale Spaltung (2): Kompetenzen – eine Chance für Frauen Arbeit in digitalen Zusammenhängen erfordert ein besonderes Set an Kompetenzen, das viele Frauen mitbringen: Vernetztes Arbeiten und Denken Kooperativ Arbeiten, Wissen teilen Auf die Jugend setzen  junge Frauen (Shell-Studie 2015) Sind gut und pragmatisch organisiert Können gut mit Unsicherheiten umgehen Wollen das klassische Frauenmodell, ergänzt um Karriere, für sich in Anspruch nehmen „Für die aktuellen Herausforderungen, auch für die der Arbeitswelt, bringen diese jungen Frauen das ideale Rüstzeug mit: sie sind hoch gebildet, innovativ, flexibel, mehrgleisig im Denken, agil, widerstandsfähig und mental stark  und sie wissen das auch.“ (Klaus Hurrelmann, Mitautor der Shell-Studie)

Digitale Spaltung (2): IT-Kompetenzen – Nachholbedarf bei Frauen „Mädchen sind zwar aktive Anwenderinnen, bleiben aber der technischen Seite der Digitalisierung vergleichsweise fern. Das erschwert eine aktive Mitgestaltung der Digitalisierung.“ (Barbara Schwarze, Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.) Bei gängigen Anwendungen haben beide Geschlechter gleich hohe Kompetenzen (Quelle: Sonderauswertung des D21-Digital-Index 2016) Geringere Kompetenzen der Frauen in den Bereichen Webanwendungen, Programmiersprachen und Einrichtung von Netzwerken (Quelle: Sonderauswertung des D21-Digital-Index 2016)

Digitale Spaltung (2): IT-Berufe – Nachholbedarf bei Frauen Seit 2013 leicht ansteigender Frauenanteil unter den InformatikstudentInnen 2013: 18,7% 2015: 20,2% (Statistisches Bundesamt, Studierende in MINT-Fächern; eigene Berechnungen) Von den insgesamt 650.252 Beschäftigten im Bereich der IT-Dienstleistungen (WZ 62 + 63), sind 182.673 weiblich. Dies entspricht einem Frauenanteil von 28,1 Prozent. (Statistisches Bundesamt, Fachserie 9 Reihe 4.2; eigene Berechnungen)

Digitale Entgrenzung (3): Das Neue an digitaler Arbeit Das entscheidend Andere an digitaler Erwerbstätigkeit ist deren neue Beweglichkeit – in dreierlei Hinsicht: Allgegenwärtige Zugänglichkeit digitalisierter Arbeitsgegenstände im globalen Informationsraum  „Cloud“ Erleichterte Portabilität und erweiterte Leistungsfähigkeit digitaler Arbeitsmittel  „Smartphone“ Mobilität der arbeitenden Personen  „digitale Nomaden“ Digital vernetzte Arbeit lässt die traditionelle Fixierung an einen festen Ort („Arbeitsplatz“) hinter sich. Daraus resultieren vielfältige Optionen zur Entgrenzung und Flexibilisierung von Arbeit in der räumlichen, zeitlichen und organisatorischen Dimension: Räumlich: z.B. mobile Arbeit, Telearbeit, Offshoring Zeitlich: Arbeiten rund um die Uhr, permanente Verfügbarkeit Organisatorisch: z.B. Crowdsourcing, on demand-Plattformen wie Uber

Digitale Entgrenzung (3): Neue Freiheit als Potenzial Digital bewegliche Arbeit eröffnet für viele Erwerbstätige die Option, einen Teil ihrer beruflichen Aufgaben dort zu erledigen, wo sie es wollen, dann, wann sie es wollen, und dies unter Umständen, die sie als angemessen empfinden. Diese Option ist für viele Beschäftigte attraktiv, insbesondere für Frauen hinsichtlich einer besseren Vereinbarkeit Beruf- und Privatleben

Digitale Entgrenzung (3): Problemdimensionen mobiler Arbeit / Homeoffice Vermischung von Beruf und Privatleben Entgrenzung der Arbeit Anstieg des Stresses durch unterschiedliche Rollenanforderungen Ständige Erreichbarkeit Abschalten nach Erholung schwierig Niedrige Präsenzzeiten als Karrierebremse Wer niedrigere Präsenzzeiten im Büro aufweist, wird seltener befördert Gefahr, dass Frauen, die das Angebot an mehr Mobilität und Flexibilität annehmen, in beruflichem Fortkommen noch stärker gehemmt werden

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit! Kontakt: Input Consulting Ines Roth E-Mail: roth@input-consulting.com Tel.: 0711-2 62 40 80 www.input-consulting.com