Funktioniert VAC®-Therapie im bestrahlten Gewebe? X. Jordan, R. de Roche, HJ. Mühlemann, M. Mäder Wund-Treffpunkt, REHAB Basel, 4025 Basel
Geschichte 1 Antoine Henri Becquerel (1852-1908) Schreibt als Erster über „Radioaktivität“ im Februar 1896 1901: Ulcus auf der Brust beim Herumtragen eines Reagenzglases mit Radiumsalz in seiner Jackentasche Nobelpreis für Physik 1903 http://www.geocities.com/muldoon432/Part_1_History.htm
Geschichte 2 08.11.1895: Entdeckung der Röntgen-Strahlen 03.03.1896: Erste Berichte einer Schädigung durch Röntgenstrahlen (Augen) 10.04.1896: Haarverlust wegen Strahlen Erste Strahlungdermatitis beschrieben 18.04.1896 1898: erster bekannter Todesfall wegen Strahlungen (Clarence Madison Dally) http://www.geocities.com/muldoon432/Part_1_History.htm
Radiation: Langzeitrisiken Tschernobyl: Untersuchung von 99 Langzeitüberlebenden der 237 meist bestrahlten Individuen 22/99 Patienten mit Radiation-verursachten Hautläsionen 22/22: epidermale Atrophie, Telangiektasen, Pigmentstörungen 14/22: keratotische Läsionen 8/22: Fibrose 5/22: Strahlenulcus 1/22: 2 Basalzell-carzinom Steinert M et.al., J Am Acad Dermatol., 2003; 49:417-23
Strahlenschädigung Akut, subakut und chronisch Subakut: Bei wiederholten Bestrahlungen, wie in therapeutischer Absicht Verursacht Erythem und Ödem der Haut, meist ohne Nekrose Hyperpigmentation und holzige Induration der Weichteile Veränderungen in den Gefässen http://www.emedicine.com/plastic/topic466.htm
Wundheilungstörungen Veränderungen: Wundheilungstörungen Unter anderem abnorme Fibroblasten → Defekte in der Kollagensynthese Mikrovaskuläre Läsionen Entzündungszellen Fibrose Telangiektasien Carcinogenese Dormand E., Banwell PE, Goodacre T, Radiotherapy and wound healing, International Wound Journal, 2005 Vol 2 No 2, 112-127
Chirurgische Techniken „Wunddébridement und gleichzeitige Deckung mit gut durchbluteten Lappen sind als hilfsreiche und zuverlässige Methode zur Therapie von komplexen Wunden bei Radionekrose im Beckenbereich etabliert.“ Mathes Stephen J. , Hurwitz Dennis J., Repair of chronic radiation wounds of the pelvis, World Journal of Surgery, Volume 10, April 1986, 269-280
Vorgeschichte 1 Herr H.T., 1929 Motorisch komplette Paraplegie rechts sub L1, links sub L4 seit 1962 Initialer sakraler Dekubitus, konservative Heilung mit grosser instabiler sakraler Narbenplatte Multiple rezidivierende Dekubitalulzera mit operativen Versorgungen Sakrum und Sitzbeine bds (1962, 1984, 1992, 1998)
Vorgeschichte 2 Ulcerierendes, hoch differenziertes, stark verhornendes Plattenepithel-Karzinom im Narben-Bereich Sakrum 2000 St. n. Tumorexzision und Coccygektomie, musculo-cutaner Gluteuslappen März 2000 Ausgedehnte Re-Tumorektomie August 2000 Plastische Deckung mittels glutealer Lappenplastik September 2000 Postoperative maximale Radiatio Herbst/Winter 2000
01.03.2000
06.11.2000
Vorgeschichte 3 Chronische Pseudobursa mit rezidivierenden Bursitiden über dem Tuber ischiadicum links St. n. Bursektomie 18.06.04 Stabiler, langsam epithelisierender Defekt im Zentrum der Bestrahlung
14.06.2004 Stabiler, epithelisierender Defekt
Akute Verschlechterung 07.2006 Massiver Infekt unter dem glutealen Lappen Derbe Narbenformation Sitzbein links Offensichtliche Kommunikation dieser beider Strukturen mit Entleerung von reichlich Eiter Ca-Rezidiv ?
11.07.2006
MRI ausgedehntes infiziertes Fistelsystem Multiple osteitische Herde sowohl im teil-resezierten Sakrum als auch im Sitzbein-bereich pyogene Arthritis linkes ISG.
Sanierungskonzept Exzision der massiven narbigen Formationen mit Adhärenz auf dem Sitzbein durch die alte para-mediane Bursektiomienarbe Gleichzeitig grosszügiges Anfrischen der Lappen im Sakralbereich Verband mit VAC Ziel: Kommunikation zwischen Sitzbeinregion und dem sakralen Defekt zum Verkleben bringen.
Operative Sanierung 28.07.06 Revision der Sitzbeinbursa links Eröffnung des Fistelkanales vom Sitzbein zur sakralen Wunde Anfrischen im Sakralbereich Débridement des hochgradig infizierten linksseitigen Iliosakralgelenkes.
Operative Sanierung 28.07.06 Keine vollständige Deckung mittels Lappenplastiken in diesem voroperierten Bereich mit maximal bestrahlter Haut möglich Für den zu erwartenden Restdefekt VAC-Therapie
31.07.2006
Offenes linkes ISG Blankes Sakrum 03.08.2006 W1
Beginnende Dehiszenz Antibiose gemäss Biopsien für insgesamt 12 Wochen 10.08.2006 W2
24.08.2006 W5
26.10.2006 W14
Austritt und ambulante Weiterbetreuung am 24.11.06 W18
Übernahme der ambulanten VAC®-Therapie-Kosten durch den Kranken-Versicherer für die gesetzlichen 60 Tage und weitere 12 Wochen garantiert 01.02.2007 W27
01.03.2007 W31
01.03.2007
VAC®-Therapie funktioniert im bestrahlten Gewebe!
Unter VAC kann eine Wunde in einem maximal bestrahlten Bereich zum Granulieren gebracht werden. Nach Schrumpfung der Wundfläche kann nun ein definitiver plastisch-chirurgischer Verschluss der Wunde geplant werden.
X. Jordan, Oberarzt Wund-Treffpunkt REHAB Basel Im Burgfelderhof 40 CH - 4025 Basel x.jordan@rehab.ch