Hamburg, Isabel Borkstett, Janine Giese,b Tobias Jänich, Patrick von Krienke, Henning Muske, Sungha Park, Constanze Roch, Yvonne Rötter Ist unsere Verwaltung unzulässig politisiert?
1. Politik und Verwaltung: Wie hat sich das Verhältnis gewandelt? 2. Politische Beamte vs. Laufbahnbeamte 3. Empirische und normative Untersuchung
Der politische Beamte Leitfigur im administrativen Apparat Schnittstelle zwischen Regierung (Politik) und Verwaltung i.d.R. Abteilungsleiter i. Ministerien Staatssekretäre Generale Durch Politik gesetzt und jederzeit zu entlassen (§ 36 BBG)
Deutsches Modell Gewaltenteilung und Pfründeverteilung Policymaking als Politics Erbhöfe-/ Verteilungs-Theorie Gegensatz von Kanzler- und Ressortverwaltung Politisierung von Verwaltung auf höchster Ebene gewollt
Rolle der Verwaltung in Politics Machtapparat (Weber) Eigenes Rechtssubjekt / Handelnder Handlungsfelder ◦ Rechtsvorbereitung ◦ Kommunikation ◦ Querkommunikation / Netzwerk ◦ Rechtssetzung / Unterstützung ◦ Evaluation und Selbstkorrektur ◦ → Ersatzstaat / Parlamentsersatz ???
Politisierung unserer Verwaltung: Ein Beispiel der Hansestadt Hamburg Dazu sinngemäß aus §33 I Beamtenstatusgesetz: - Beamte sollen dem ganzen Volk dienen, nicht einer Partei - ihre Aufgaben unparteiisch und gerecht erfüllen - bei der Amtsführung auf das Wohl der Allgemeinheit Bedacht nehmen
Einige Zahlen aus HH ● von 564 Beamten sind 25,5% in einer Partei ● davon sind 91,5% SPD-Mitglied (Bis 2001 Regierungspartei) Sach- bearbeiter Referenten Abteilungs -leiter AmtsleiterAufsteiger Spitzen- beamte SPD- Mitglied 2,3% 12,3%42,3%13,8%20,0%23,8% Partei- Lose 4,6% 10,1%36,6%3,1%14,4%6,5%
Beförderungskriterien ∙Beamte wurden nach- subjektiven- Kriterien für Beförderung gefragt: „Ab A12 in der SPD tätig sein. Bis A12 in der Gewerkschaft tätig sein.“ (Beamter aus Bezirksamt Wandsbek) SPD Spitzen- Beamte SPD Aufsteiger Parteilose Spitzen- Beamte Parteilose Aufsteiger Gute Leistung, Fachwissen 51,6%61,5%40,7%43,3% SPD- Mitglied- schaft 6,4%0,0%14,8%16,7%
SPD-MitgliedParteilose Verweildauer auf Besoldungsstufe 5,63 Jahre6,82 Jahre Besoldungssprünge bei Aufsteigern 5,504,46 Besoldungssprünge bei Spitzenbeamten 4,834,33 Politisierung d. Beamtentums „sehr schlecht“ bewertet 4,6%15,4% Politisierung d. Beamtentums als „ziemlich gut“ bewertet 8,5%2,9 % Beamte aktiv in Gewerkschaft 4,9%20,0% Beamte aktiv in Hamburger Politik 9,8%0,0%
∙Max Weber, Theodor Eschenburg ∙Herrschafts- und Versorgungspatronage ∙Kritik am Begriff (Jörg Auf dem Hövel)
grundsätzlich: „Garant gesellschaftlicher Stabilität“ Oder „Agent sozialen Wandels“ – klassischer Bürokrat - politischer Bürokrat
Kritik und Befürwortung der (Partei-)Politisierung der Verwaltung
− Hans Herbert von Arnim: „Ämterpatronage ist ein fortschreitendes Krebsgeschwür im Körper von Staat und Verwaltung“ hiergegen: kaum umfassende empirische Beweise
- Widerspruch zur klassischen strikten Gewaltenteilung: Verwaltung „exekutiert“ die Beschlüsse der Legislative dagegen heute: gewandeltes Verhältnis von Verwaltung und Politik zugunsten von mehr Handlungsspielraum der Verwaltung
− Gefährdung der Neutralität der Verwaltung aus Art. 33 V GG und § 33 I BSG − Herrschaftspatronage fördert die Disproportionalität der Beamten gegenüber der Gesellschaft
- ggf. zu stark einseitige Prägung gerade bei sensiblen Themen − der öffentliche Dienst als „Ruhekissen“ − insgesamt mangelnde Transparenz bei der Postenvergabe
+ umfassendes Verständnis von Staat + Verjüngung möglich + Verwaltung handelt heute politisch (personal-)politische Steuerung ist notwendig und demokratisch legitimierend + Politik nutzt Infomationsvorsprung der Verwaltung
+ Politisierung dient der Durchsetzungsfähigkeit der gewählten Regierung + bei privatrechtlich organisierten öffentlichen Unternehmen: Erhalten von Steuerungsfähigkeit und Ausrichtung am Gemeinwohl
Vieles der Kritik zu entschärfen In der Praxis schwer nachvollziehbare Postenbesetzung Persönliche Einstellung des Beamten
Diskussionsanstoß Wo liegen die Grenzen der (Partei-)Politisierung?