Methoden der qualitativen Sozialforschung HS 7. Semester WS 2007/08.

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 Präsentation transkript:

Methoden der qualitativen Sozialforschung HS 7. Semester WS 2007/08

Termine und Inhalte Gruppe ZHa_ZH_b und ZH_c Präsenzphase 1,5 SWS 8 Termine à 2 Normstunden/Gruppe Seminaranforderungen

Aktualität der QualSF Etabliert sich in Sozialwissenschaften und Psychologie Individualisierung der Lebenslagen und Biografiemuster (Beck 1986) => sensibilisierende Konzepte Empirische Untersuchungen => Theorien Wissen und Handeln als lokales Wissen und Handeln werden untersucht

Quantitative SF Psychologie und Sozialwissenschaften früher quantitative und empirische Methoden Vorbild: NaWi (Exaktheit)  Isolierung von Ursache/Wirkung  saubere Operationalisierung  Messbarkeit (Quantifizierbarkeit)  Ziel: Allgemeingültigkeit

Repräsentative Stichproben Aussagen – unabhängig von untersuchten Fällen Kontrolle von Bedingungen Psychologie: Experiment Sozialwissenschaft: standardisierte Umfragen Quantitative SF

Forschung wird von Interessen, sozialen und kulturellen Hintergründen der Beteiligten mitbestimmt! Ziel der qualitativen SF: subjekt- und situationsspezifische Aussagen Quantitative SF

Kennzeichen qualitativer SF Gegenstandsangemessenheit von Methoden und Theorien  Berücksichtigung v. Kontextbedingungen  Komplexität  Neues entdecken (weniger Bekanntes überprüfen  => empirisch begründete Theorien

Kennzeichen qualitativer SF Perspektiven der Beteiligten  Beispiel: Schizophrenie Richtung des Zusammenhangs subjektive Bedeutung für Erkrankte

Kennzeichen qualitativer SF Reflexivität des Forschers  Kommunikation des Forschers ist nicht Störvariable, sie ist Bestandteil der Erkenntnis  Reflexionen Irritationen, Einflüsse, Gefühle, Eindrücke => Forschungstagebuch

Lineares Modell des Forschungsprozesses Theorie Hypo- thesen Opera- tionali- sierung Stich- probe Erhe- bung Aus- wer- tung Über- prüfung Planung Durch- führung Auswertung

Erhe- bung Aus- wertung Fall Erhe- bung Aus- wertung Fall Erhe- bung Aus- wertung Fall Zirkuläres Modell des Forschungsprozesses Vergleich Theorie Vergleich Vor- an- nahmen Planung Durchführung Auswertung

Planung eines Forschungsprojekts Fragestellungen Wahl der Forschungsmethode  Paradigma: qualitativ/quantitativ  Erhebungsinstrumente  „Forschungsdesign“ Auswahl der Stichprobe  Zugang zum „Feld“ Ressourcen

Fragestellungen Formulierung (Reformulierung) relevant für  Erschließung des Feldes  Auswahl von Fällen  Auswahl der Art der Datenerhebung  Konzeption von Interviewleitfäden  Interpretation

wissenschaftliche Kriterien  eindeutig, klar definiert = kommunikationsfähig  Tragweite („groß“ vers. „trivial“)  Nützlickeit ethische Kriterien  Verantwortung gegenüber Probanden  Datenschutz (bei Kindern EZB und „Gate keepers“)  „informed consent“: Freiwilligkeit, Abbruchmöglichkeit, Erwartung an TN) Fragestellungen

Forschungsfragen operationalisieren operationalisierte Definition  Indikatoren; Art und Weise, wie Begriffe praktisch erfasst werden  Wahl der Datenerhebungsmethode qualitativ: nichtnummerisches Datenmaterial quantitativ: Zahlenwerte => stat. Auswertung mehrperspektivisch (Triangulation)

Besonderheiten der Zielgruppe unterschiedliche Zielgruppen in päd. Forschung Datenerhebungsmethode => Zielgruppe Alter

Stichprobenauswahl Grundgesamtheit – Population  Menge, auf die sich die Aussagen beziehen soll  GGH muss abgegrenzt sein Stichprobe  verkleinertes Abbild der GGH  Einheiten müssen definiert werden

Zufallgesteuerte Auswahlverfahren Einfache Wahrscheinlichkeitsauswahl (simple random sample) Systematische Wahrscheinlichkeitsauswahl Geschichtete Stichprobe Mehrstufige Stichprobe Klumpenstichprobe

Nichtzufallgesteuerte Auswahlverfahren Quoten-Auswahl Willkürliche Auswahl Bewusste Auswahl

Stichproben in qualitativen Designs inhaltliche Repräsentation wichtig abweichende/extreme Fälle Intensitäts-Stichproben (Fälle, die im Zentrum des Geschehens stehen) viele unterschiedliche Fälle kritische Fälle

Methoden der Datenerhebung (verbale Daten) Leifaden-Interviews  fokussiertes Interview fokussiertes Interview  halbstandardisiertes Interview halbstandardisiertes Interview  problemzentriertes Interview problemzentriertes Interview  Experten-Interview Experten-Interview  ethnografisches Interview ethnografisches Interview

I. Leitfadeninterviews Fokussiertes Interview  Wirkung eines „Reizes“ auf die Probanden wird untersucht  Bestandteile: Nichtbeeinflussung Spezifität Erfassung eines breiten Spektrums Tiefgründigkeit

Fokussiertes Interview Nichtbeeinflussung  unstrukturierte Fragen „Was fiel Ihnen an diesem Film auf?“  halbstrukturierte Fragen konkreter Gegenstand => Reaktion offen „Was empfanden Sie bei dem Teil des Films als Joes Entlassung aus der Armee entlassen wurde?“ Reaktion vorgegeben => Gegenstand offen „Bei welchen Passagen des Films empfanden Sie Angst?“  strukturierte Fragen Reaktion und Gegenstand vorgegeben Fanden Sie Joes Rede propagandistisch oder informativ?“

Spezifität, Präzisierung  Herausarbeiten der konkreten Bestandteile, die auf Pb gewirkt haben „Wenn Sie zurückdenken, was war Ihre Reaktion bei diesem Teil des Films?“ „Was war es genau, das Ihnen in den Filmszenen diesen Eindruck vermittelt?“ Fokussiertes Interview

Erfassung eines breiten Spektrums  Pb hat Möglichkeit, eigene Themen einzubringen  Interviewer muss alle für die Fragestellung relevante Aspekte ansprechen => Zurückführung zum „Thema“ Fokussiertes Interview

Tiefgründigkeit  „persönliche Offenbarung des Pb“ Wiederholung von Gefühlen Fokussiertes Interview

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 1b Führen Sie ein Interview nach folgendem Leitfaden mit Ihrem Partner durch. Bewerten Sie danach gemeinsam das Interview auf Nichtbeeinflussung, Spezifität, Abdeckung eines breiten Spektrums und Tiefgründigkeit

3. Termin

Beispiel – fokussiertes Interview: Erwachsenen-Interview Oerter, R. (1995). Persons‘ Conception of Humn Nature: A Cross-Cultural Comparism. In: J. Balsiner (Hrsg.). Comparative-Cultural and constructivist perspectives (Bd. III). Child development within culturally structured environments. Norwood: Ablex, S. 210 – 242. Halbstrukturiertes Interview  allgemeine Fragen über das Erwachsenensein  Hauptrollen (Familie, Beschäftigung, Politik)  Entwicklungsveränderungen in VGH  Zukunft, Ziele

Konfrontation mit Dilemma- Geschichten Fokussiertes Interview  Beschreibung der Situation  Lösung finden Beispiel – fokussiertes Interview: Erwachsenen-Interview Oerter, R. (1995). Persons‘ Conception of Humn Nature: A Cross-Cultural Comparism. In: J. Balsiner (Hrsg.). Comparative-Cultural and constructivist perspectives (Bd. III). Child development within culturally structured environments. Norwood: Ablex, S. 210 – 242.

Fokussiertes Interview Zusammenfassung Forscher kennt Situation, die die Befragten erlebt haben Leitfaden wird formuliert 4 Kriterien der Interviewführung:  Nicht-Beeinflussung  Erfassung eines breiten Spektrums  Spezifität  Tiefgründigkeit Verlassen des Interview- leitfadens

Halbstandardisiertes Interview Ausgehend von subjektiven Theorien  Interviewte verfügen über Wissensstand zum Thema der Untersuchung Bestandteile des Interviews  Offene Frage zu einem Themenbereich Offene Frage zu einem Themenbereich  Konfrontationsfragen Konfrontationsfragen

 Warum sind Ihrer Meinung nach Menschen überhaupt bereit, einander zu vertrauen?  Könnten Sie kurz sagen, was Sie mit dem Begriff „Vertrauen“ verbinden, wenn Sie an Ihr berufliches Handeln denken? => Interviewte antwortet mit seinem verfügbaren Wissen Halbstandardisiertes Interview

 Konkurrierende Alternativen werden vorgeschlagen =>  Leitfaden enthält Fragen zur Auswahl: Gibt es Menschen, denen eher als anderen Vertrauen entgegengebracht wird? Wodurch unterscheiden sich solche Vertrauenswürdigen von anderen Menschen? Ist Vertrauen zwischen einander fremden Personen möglich, oder müssen sich die Beteiligten kennen? Können Klient und Berater ihre Ziele erreichen, ohne einander zu vertrauen? … Halbstandardisiertes Interview

Teil 2: Struktur-Lege-Technik  Transkription  Interviewten werden Aussagen vorgelegt  Möglichkeit der Umformulierung  Strukturierung durch Interviewten zB A ist Voraussetzung für B, C ist eine förderliche Bedingung für D Konkretes Beispiel siehe Kopie Halbstandardisiertes Interview

Problemzentriertes Interview Methodenkombination 4 Teilelemente (Witzel, 1985)  qualitatives Interview  Fallanalyse  biografische Methode  Gruppendiskussion

Bestehendes Wissenschaftliches => Befragter äußert sich dazu => Forscher muss sich inhaltlich vorbereiten Problemzentriertes Interview

Phasen des Interviews  Einleitung Einleitung  Allgemeine Sondierung Allgemeine Sondierung  Spezifische Sondierung Spezifische Sondierung Zurückspiegelung Verständnisfrage Konfrontation  Direkte Fragen Direkte Fragen Problemzentriertes Interview

Einleitung Begrüßung – Vorstellung – Thema Gesprächseinstieg: „Du möchtest KFZ-Mechaniker werden, wie bist du darauf gekommen? Erzähl einmal!“ Problemzentriertes Interview

Allgemeine Sondierung Nachfragen: „Was passierte da im einzelnen?“ Woher weißt du das?“ Problemzentriertes Interview

Spezifische Sondierung  Zurückspiegelung: Interviewer bietet „Interpretationsangebot“ Interviewter kann modifizieren  Verständnisfrage: „Nachfragen“ bei ausweichenden Äußerungen  Konfrontation: Interviewten mit Widersprüchen konfrontieren Problemzentriertes Interview

Direkte Fragen bisher „Erzählcharakter“ => Fragen, die vom Interviewten nicht vorhersehbar sind „Ad hoc-Fragen“ Problemzentriertes Interview

Datenerhebung  Kurzfragebogen  Leitfaden Gedächtnisstütze angesprochene Themen streichen, nicht erwähnte Bereiche nachfragen  Tonband  Postskript Angaben über Inhalt des Gesprächs, Rahmenbedingungen des Interviews, nonverbale Reaktionen (Gestik, Mimik, …) des Befragten Problemzentriertes Interview

Experten-Interview Experte als Person ist weniger interessant Eigenschaft als Experte für Handlungsfeld Experte = Repräsentant einer Gruppe Leitfaden hat Steuerfunktion

Problematiken  Experte ist kein Experte  Experte spricht über Verwicklungen in seinem Arbeitsfeld  Rollenwechsel zwischen Privatperson und Experte  Experte brilliert als Vortragender Experten-Interview

Ethnografisches Interview Spontaninterviews im Feld Bestandteile  „Zweck“ des Gesprächs  ethnografische Erklärungen Interviewer beschreibt „Projekt“  ethnografische Fragen Wie kommen Interviewte zu Ihrem Wissen?

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 2 (Gruppe a_b_c) Erstellen Sie in Ihrer Gruppe einen Beitrag zum Interviewleitfaden zum Thema „Kompetenzentwicklung im Lehramtsstudium“ Materialien und Details siehe Kopien

4. Termin

Datengewinnung Datenerhebung und –erfassung  Befragungsort  Expertenstatus  Interviewverlauf

Organisation des Gesprächs Gesprächsvorbereitung  Fragestellungen formulieren  Entscheidung über Aufzeichnungsart  Probeinterview  Innerliche Vorbereitung

Organisation des Gesprächs Vorphase  „Small Talk“ => Kontaktaufnahme  Begrüßung  „Eisbrecherfragen“

Orientierungsphase des Gesprächs  Wie sehen die Beteiligten ihre Rollen?  Dauer des Kontakts  Einwilligung zur Bandaufzeichnung  Vereinbarungen zur Verschwiegenheit Beginn der Bandaufzeichnung Organisation des Gesprächs

Kernphase des Gesprächs  Hinführung zum Thema ev. Bild zum Gesprächsthema sprachliche Hinführung in die Zeit, an Orte, zu Menschen, auf die sich das Gespräch bezieht.  Besinnungsphase  ausreichend Redezeit lassen  „Türöffner“: nicht festlegende Aufforderung Organisation des Gesprächs

Kernphase des Gesprächs  Forscher muss präsent sein Kongruenz von verbalem und nonverbalem Verhalten aktives Zuhören - paraphrasieren Organisation des Gesprächs

Abschlussphase  Gesprächsverlauf Revue passieren lassen „Wie war das Gespräch für Sie?“ Wie geht es weiter?  Einblick in die Dokumentation  Kann Forscher rückfragen? Organisation des Gesprächs

Nachphase des Gesprächs  Abschalten des Tonbandgerätes  ev. weitere Bemerkungen in „Entspanntheit“  Ausfüllen eines Formblattes zur Erhebung demografischer Daten Organisation des Gesprächs

Nachbereitung und erste Aufbereitung des Gesprächs  Postskript/Kontextprotokoll Zustandekommen des Interviews Ort, Zeit Situation, Verlauf Eindrücke, Gefühle zum Befragten Gefühle des Forschers Organisation des Gesprächs

Darstellungsmittel Text Grafische Darstellung  Tabelle  Strukturbilder Audiovisuelle Darstellung  Bildmaterial  Filmmaterial  Tonbandmaterial

Feldprotokoll/Feldnotizen  sollen unverzüglich erfolgen  halten Wesentliches fest Stichworte Zitate Sätze Darstellungsmittel von Interviewdaten

audiovisuell unterstützte Datenaufzeichnung  verbale Daten werden vollständig erhoben  beliebige Wiederholungen  genaue Wiedergabe  Vergleich nonverbaler und verbaler Äußerungen  technische Möglichkeiten: Zeitlupe, Zeitraffer, Zoom, Einzelbild  Nebeneffekte: Tendenz zur sozialen Erwünschtheit, Hemmungen, Nervosität

Protokollierungstechniken Wörtliche Transkription Kommentierte Transkription Zusammenfassendes Protokoll Selektives Protokoll Konstruktion deskriptiver Systeme

Wörtliche Transkription vollständige Textfassung verbal erhobenen Materials  Internationales phonetisches Alphabet  literarische Umschrift  Schriftdeutsch Stil wird „geglättet“, Satzbaufehler bereinigt

Kommentierte Transkription Sonderzeichen stellen Auffälligkeiten der Sprache dar:  Pausen  Betonungen  Sprechweisen  Lachen  …  Beispiel Kallmeyer/Schütze

Zusammenfassendes Protokoll Auslassen  bedeutungsgleiche Aussagen weglassen Generalisation  Überbegriffe bilden Konstruktion  aus mehreren Aussagen wird eine globale konstruiert Integration  Aussage die in einer bereits durch Konstruktion gebildeten Aussage aufgeht, kann weggelassen werden Selektion  wesentliche Aussagen werden beibehalten Bündelung  eng zusammen hängende Aussagen werden als Ganzes wiedergegeben

Selektives Protokoll bei großer Materialfülle anzuwenden Auswahlkriterien müssen vorab festgelegt werden weitere Vorgehensweise wie beim kommentierten Protokoll

Erstellen beschreibender Kategoriesysteme Material wird „Überschriften“ zugeordnet  Beispiel Mayring Konstruktion deskriptiver Systeme

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 3 (Gruppe a_b_c) Arbeit in der Kleingruppe: Erstellen Sie schriftlich ein Organisationskonzept für die Durchführung des Interviews. Durchführung des Interviews  Datenerhebung Möglichkeit A: Diktiergerät/Videokamera Möglichkeit B: Feldprotokoll – 2 Personen (Interviewer, Protokollführer) Probeinterview Transkription der Daten

5. Termin

Kodierung und Kategorisierung Interpretation von Daten Erhobene Daten sind „neue/einzige“ Realität, die zur Verfügung steht 2 Arten der Interpretation  Reduktion: Zusammenfassung, Kategorisierung  Vermehrung: Aufdeckung, Freilegung, Kontextualisierung Ziel:  Theoriebildung  Sind noch neue Daten nötig?

Theoretisches Kodieren Glaser/Strauß/Corbin (70er-90er) Analyseverfahren Ziel: gegenstandsbezogene Theoriebildung Kombination von Verfahren:  offenes Kodieren  axiales Kodieren  selektives Kodieren Beginn Ende

Theoretisches Kodieren Vergleich von Phänomenen, Fällen, Begriffen => Daten werden Begriffe bzw. Kodes zugeordnet => Kategorisierung:  Zusammenfassung dieser Begriffe/Kodes zu Oberbegriffen  Herausarbeiten von Beziehungen zwischen Begriffen  Zusammenfassung der Kategorien zu Oberkategorien

Offenes Kodieren Daten werden in Begriffe gefasst  Zerlegung der Daten  Aussagen werden in ihre Sinneinheiten zergliedert (einzelne Worte, kurze Wortfolgen) =>  Begriffe, Kodes werden gebildet

Offenes Kodieren Zeile-für-Zeile-Kodierung … sich verschiebende Symptome, inkonsistente Tage Wenn Sie Lupus haben, ich meine, an einem Tag ist es meine Leber, an einem anderen Tag sind es meine Gelenke, am dritten Tag ist es mein Kopf Interpretation von Selbstbildern, die von anderen vermittelt werden Und die Leute denken, du bist ein Hypochonder, wenn man dauernd über unterschiedliche Beschwerden klagt … Vermeidung der OffenlegungEs ist wie wenn man nichts sagen will, weil die Leute anfangen zu denken, wissen Sie „Mein Gott, komm ihr bloß nicht zu nahe, alles was sie tut ist – ist sich zu beklagen.“

Offenes Kodieren Beispiel: Definition von Gesundheit  Lesen Sie die Interviewsequenz und die dazugehörenden Begriffe und Kodes durch.  Formulieren Sie für die Ziffern 6 – 15 weitere Anmerkungen und Kodes.

Offenes Kodieren Kodes werden gruppiert => Kategorien werden gebildet => Kategorien werden wieder mit Kodes versehen Zusammenfassung der ähnlicher Kodes in neue Kategorien (zB durch Vergleiche)

Offenes Kodieren Erschließung des Textes mit W-Fragen:  Was? Worum geht es hier? Welches Phänomen wird angesprochen?  Wer? Welche Personen, Akteure sind beteiligt? Welche Rollen spielen sie dabei? Wie interagieren sie?  Wie? Welche Aspekte des Phänomens werden angesprochen?  Wann? Wie lange? Wo? Zeit, Verlauf, Ort

Offenes Kodieren Erschließung des Textes mit W- Fragen:  Wie viel? Wie stark? Intensitätsaspekte  Warum? Welche Begründungen werden gegeben oder lassen sich erschließen?  Wozu? In welcher Absicht, zu welchem Zweck?  Womit? Mittel, Taktiken und Strategien zum Erreichen des Ziels.

Axiales Kodieren Verfeinern, differenzieren der Kategorien, die im offenen Kodieren entstanden sind => Auswahl der „vielversprechendsten“ Kategorien, viele Belegstellen werden gesucht => Achsenkategorien => Ausarbeitung von Beziehungen zwischen Kategorien und Subkategorien

Selektives Kodieren Ausarbeitung der „Kernkategorie“ in wenigen Sätzen beschrieben => Formulierung einer Theorie

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 4 (Gruppe a_b_c) Arbeit in der Kleingruppe: Erstellen Sie schriftlich ein Organisationskonzept für die Durchführung des Interviews. Durchführung des Interviews  Datenerhebung Möglichkeit A: Diktiergerät/Videokamera Möglichkeit B: Feldprotokoll – 2 Personen (Interviewer, Protokollführer) Probeinterview Transkription der Daten Kategorisierung Theoriebildung

6. Termin

Kategorien bilden Segmente werden gruppiert => Überbegriffe werden gebildet Welche Achsenkategorien entstehen? => Belege in den Textstellen werden gesucht Herausarbeiten einer Kernkategorie => Begründung

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 4 (Gruppe a_b_c) Arbeit in der Kleingruppe: Erstellen Sie schriftlich ein Organisationskonzept für die Durchführung des Interviews. Durchführung des Interviews  Datenerhebung Möglichkeit A: Diktiergerät/Videokamera Möglichkeit B: Feldprotokoll – 2 Personen (Interviewer, Protokollführer) Probeinterview Transkription der Daten Kategorisierung Theoriebildung Definieren Sie zunächst für das Einzelinterview Kategorien Bilden Sie Achsenkategorien mit den anderen Interviews. Bilden Sie eine Kernkategorie/Dimension Formulieren Sie in einigen Sätzen eine Theorie/Dimension Fertigen Sie ein Plakat mit Kategorien, Achsenkategorien und Theorie an Arbeitszeit: 45 min

7. Termin

II. Erzählungen als Zugang Narratives Interview => biografische Forschung Episodisches Interview

Das narrative Interview Psychoanalyse Schütze (1977, 1983) Interviewte stellt seine Geschichte über einen Gegenstandsbereich in Stegreifform dar Ziel: zusammenhängende Geschichte

Das narrative Interview Bestandteile  Eingangsfrage (Erzählaufforderung)  Haupterzählung Ende: „Koda“ – „Das war‘s.“  narrativer Nachfrageteil  Bilanzierungsphase theoretische Erklärungen „Sinn des Ganzen“ Wie? Warum?

Das narrative Interview Inhalt - Einstiegsfrage  Lebensgeschichte (allgemein): „Dann bitte ich Sie, einfach mit Ihrer Lebensgeschichte anzufangen.“  bestimmter, zeitlicher, thematischer Ausschnitt aus der Biografie zB Zeiten des „Umbruchs“ Beispiel: Hermanns, 1995, S 148 Erzählaufforderung, Hinweis auf Etappen, Bitte um Detaillierung

Das narrative Interview Verhalten des Interviewers:  keine Fragen  keine direktiven Äußerungen („Hätte man das Problem nicht so lösen können?“)  keine bewertende Interventionen  durch Nicken, Gesten Präsenz und Interesse signalisieren => aktives Zuhören

Das narrative Interview Erzähler befindet sich in „Zwängen“  Begonnene Geschichte muss zu Ende gebracht werden.  Er soll nur das Notwendigste, das zum Verständnis führt, erzählen.  Er muss Hintergrundinformationen und Zusammenhänge liefern.

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 5 (Gruppe a_b_c) Überlegen Sie in der Gruppe konkrete Forschungsfragen, die mit Hilfe eines narrativen Interviews erschlossen werden könnten. Formulieren Sie einige Eingangsfragen. Diskutieren Sie in der Gruppe die Vor- und Nachteile der Methode. Halten Sie Wesentliches schriftlich fest.

Episodisches Interview Situationen werden narrativ erhoben (Wie?) „Wenn Sie sich zurückerinnern, was war Ihre erste Begegnung mit dem Fernsehen? Bitte erzählen Sie mir die entsprechende Situation.“ Argumente werden in konkreten Fragen erhoben (Warum?) „Was verbinden Sie mit dem Begriff ‚Fernsehen‘?“

III. Gruppenverfahren Nutzung der Dynamik von Gruppen  Gruppeninterviews  Gruppendiskussionen  „Focus-Groups“  Gemeinsames Erzählen

Gruppeninterviews Interviewer vermittelt zwischen Teilnehmern  Balance zwischen Steuerung und Moderation Ermutigungen Neutralisierung bei dominanten Beiträgen

Gruppeninterviews Vorteile: Gruppenmitglieder entwickeln „Sicherungssystem“ => falsche oder extreme Ansichten werden ausgesondert kostengünstig Nachteile: Protokollierung begrenzte Anzahl von Fragen

Arbeitsauftrag Portfolio-Beitrag 6 (Gruppe a_b_c) Überlegen Sie in der Gruppe konkrete Forschungsfragen, die mit Hilfe von Gruppeninterviews erschlossen werden könnten. Diskutieren Sie in der Gruppe die Vor- und Nachteile der Methode. Halten Sie Wesentliches schriftlich fest.

Gruppendiskussionen Ziele  Erhebung von Einzelmeinungen  Erhebung einer Gruppenmeinung (Konsens)  Beobachtung von Problemlösungsprozessen

Gruppendiskussionen Formen der Gruppe  natürlich (im Alltag bestehend)  künstlich (zum Forschungszweck gebildet) reale Gruppen (Mitglieder haben gemeinsame Geschichte) Formen der Gruppe  heterogen unterschiedliche Eigenschaften in Bezug auf Fragestellung  homogen gleiche Eigenschaften in Bezug auf Fragestellung Bsp. Studienabbruch, Frick, S. 172

Gruppendiskussionen Ablauf  Erklärung über das formale Vorgehen  Vorstellrunde – „Aufwärmen“ => Gemeinschaftsgefühl erzeugen  Diskussionsanreiz vgl. fokussiertes Interview Bsp. Flick, S. 177  Ausklingen der Diskussion

Gruppendiskussionen Nachteile: Dynamik der Gruppe = unvorhersehbar Erschöpfung der Beiträge Balance zwischen Moderation und Steuerung organisatorischer Aufwand (Terminvereinbarung ) Vorteile: Einblick, wie Meinungen im sozialen Austausch entstehen

Focus-Groups Gruppendiskussionen in Markt- und Medienforschung Ziele:  Orientierung im Feld  Hypothesenbildung durch Informanten  Einschätzung von Forschungsfeldern oder Populationen  Entwicklung von Interviewleitfäden  Interpretationen von früheren Studien