Arbeitsqualität aus Sicht von jungen Beschäftigten 4. Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Informationen zum Tarifabschluss 2005
Advertisements

Zeitarbeit Aus dem Internet:
Reichtum und Verteilung aktualisiert März 2010
Was ist prekäre Beschäftigung und wie entwickelt sie sich?
Die Präsentation des Praktikums
Internationales Arbeitsmarktgespräch Friedrichshafen, 23. März 2011
Dr. Claus Schäfer Tarifautonomie und Mindeststandards Ministerium für Wirtschaft und Arbeit NRW in Düsseldorf Niedriglöhne: Eine Herausforderung.
Wirtschaftliche Bedingungen und Spielräume der Tarifpolitik
Workshop: „Qualität von Ausbildung. Was ist das?“
Armutsrisiken von Frauen Podiumsdiskussion Kirchentag Bremen 22. Juni 2009 Frauenzentrum Zusammenfassung: Editha Beier, , Politischer Runder.
Gesunder Mensch im gesunden Unternehmen
Prekäre Beschäftigung in Europa
Praktika und prekäre Beschäftigung Die Gesetzeslücke und was könnte helfen?
Berufliche Kompetenzentwicklung
die Misere von Betroffenen Berno Schuckart-Witsch
Persönliche Lage und Zukunftserwartungen der Jungen Generation 2010
Wien.arbeiterkammer.at Equal Pay Day 2012 Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern – gibts die? Sybille Pirklbauer AK Wien – Abt. Frauen – Familie.
Einkommenspolarisierung und Armut in Bremen
Irrsinn Niedriglöhne. Wie deutsche Lohnpolitik Deutschland und Europa schadet. Nils Böhlke Faire Löhne sind möglich! Strategien gegen Niedriglohn und Working.
Herbert S. Buscher IWH Halle, Oktober Hartz IV und soziale Kälte; 1--Jobs, Ich- AG Hartz-Reformen (I – III) und ihre Evaluation Bürgergeld – Bad.
Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen (mehr als ) -Vor allem in Ostdeutschland werden 25% der Beschäftigten betroffen sein.
Teilhabe und Gerechtigkeit Armut hat viele Gesichter
Mehr Lebensfreude durch 5-Tibeter YOGA
Tarifbindung nach Bundesländern, Wirtschaftszweigen, Einkommen und Beschäftigtengruppen Marc Amlinger und Reinhard Bispinck.
Gesund arbeiten – gut leben
Quiz zum Recht auf Spiel
Mehr als Beschäftigte haben ihr Votum abgegeben!
Desperate Housewives Quelle: Emnid-Omnibusbefragung Dez 04, 384 Frauen im Alter von
FAMILIENERNÄHRERINNEN AUF DEM ARBEITSMARKT:
Welche Arbeit überhaupt?
Das Mutterschutzgesetz (MuSchG)
Projektwoche 2003 Wirtschaftsstandort Groß-Gerau.
Prekarisierung der Arbeit und gesetzlicher Mindestlohn
Prof. Dr. Stefan Sell Fachhochschule Koblenz Institut für Bildungs- und Sozialpolitik ( ibus) Gute Arbeit kostet.
Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie Ein wichtiger Schritt im Kampf um Gute Arbeit: Prekäre Beschäftigung eindämmen! Ein wichtiger Schritt.
Kostenfaktor: Psychische Erkrankungen
Im Handel(n) stärker werden: Für gute Arbeit – für gutes Leben „Wer nicht weiß, wo er hin will, geht nur zufällig den richtigen Weg!“ Unser Zukunftsbild.
Hören und Sprechen II Klasse:09. HÜ 1 Frau Steilmann erzählt über ihre Arbeit und Ihren Ausbildungsweg  Welche Aussagen sind richtig, welche.
Beruf Erziehung Jungen Zukunft
© 2014 IG BCE, VB 3, Abteilung Arbeitspolitik
SPD.DE WIE VERÄNDERT DAS INTERNET UNSER LEBEN?
Befristete TV-H Verträge
Prekäre Arbeit (verdi)
Überstundenregelung/Arbeitszeitkonto
Kommunikation Die Stimmungslage der Nation im Mai 2008 Juni 2008 Prof. Dr. Frank Brettschneider Die Deutschen vor der Fußball-EM 2008 Ein Gemeinschaftsprojekt.
Kommunikation Die Stimmungslage der Nation im Frühjahr 2008 März 2008 Prof. Dr. Frank Brettschneider Die Deutschen im Frühjahr 2008 Ein Gemeinschaftsprojekt.
FSU Jena – Workshop am in Jena Institut für Soziologie FSU Jena Dr. Michael Behr Leuchtturm auf unsicherem Fundament? Regionale Industrie und.
[ Kontakt-Zeitarbeit ]
Bildung auf einen Blick 2015
Evaluation: AV dual im Rems-Murr-Kreis
Eine Umfrage Buch Seite 66.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ! „Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.“
Barbara Winkelmann Mireia Gómez Travesa Beratungsstelle für mobile Beschäftigte ARBEIT UND LEBEN Nds. Ost gGmbH Fon: (+49) 0531/ Fax: (+49) 0531/
Ausbildungsreport 2013 Ergebnisse einer Befragung von Auszubildenden zur Ausbildungsqualität in Deutschland.
Ausbildungsreport 2014 Ergebnisse einer Befragung
Wie viel darf ich maximal verdienen, damit ich… …weiter familienkrankenversichert sein kann? (im Monat)
Ausbildungsreport 2012 Ergebnisse einer Befragung von Auszubildenden zur Ausbildungsqualität in Deutschland.
Arbeiten in Österreich eine Chance die Sie nützen sollten.
Generation Praktikum Praktika nach Studienabschluss und die Situation in Hamburg Die wichtigsten Ergebnisse.
Die Minijobber Informationen für den Arbeitgeber.
IG Metall Esslingen Die IG Metall - eine starke Gewerkschaft IG Metall 1 Die IG Metall: Der Gewerkschaftliche Aufbau im Betrieb Vertrauensleute IGM-Mitglieder.
11 Frauen auf dem Arbeitsmarkt Von der eigenständigen Existenzsicherung zur selbstbestimmten Erwerbsbiographie Februar 2015, DGB Bundesvorstand, Annelie.
IFES - Institut für empirische Sozialforschung GmbH Teinfaltstraße Wien EURO Mindestlohn und -gehalt Sonderauswertung des Österreichischen.
ARBEIT – SICHER UND FAIR AKTIONSTAG AM 24. FEBRUAR 2011 HINTERGRÜNDE UND FAKTEN Vorstand Foto: Izabela Harbur / iStockphoto.
Das Azubiquiz Lust auf ein Quiz?.
Dominanz des Niedriglohns
Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit 2011
WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media
Global Wage Report – Internationale Arbeitsorganisation ILO
 Präsentation transkript:

Arbeitsqualität aus Sicht von jungen Beschäftigten 4. Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit

Die Daten Befragt wurden junge Beschäftigte unter 35 Jahren (ohne Auszubildende, Studierende und Praktikant/-innen), sowie Beschäftigte über 35 Jahren Repräsentativerhebung zu Arbeits- und Einkommenszufriedenheit Erhebungszeitraum: 2. Halbjahr 2011 Befragung durch das Umfragezentrum Bonn (uzbonn) Bericht: Dr. Johann Gerdes (SOWI Forschung) im Auftrag der DGB-Index Gute Arbeit GmbH

DGB-Index Gute Arbeit für junge Beschäftigte Die Leitfragen: Wie sind die Arbeitsbedingungen junger Beschäftigter? Werden sie fair entlohnt? Welchen körperlichen, sozialen und psychischen Belastungen sind junge Beschäftigte ausgesetzt? Leiden junge Beschäftigte häufig unter Stress und Arbeitsdruck? Müssen sie Überstunden machen? Können sie sich nach der Arbeit erholen oder fällt es ihnen oft schwer sich zu erholen oder müssen sie sogar noch in der Freizeit für den Job arbeiten? Und wie blicken junge Beschäftigte in ihre berufliche Zukunft?

Einkommenssituation weiter prekär Bruttoeinkommenshöhe junger Beschäftigter 16% beziehen ein Bruttoeinkommen von unter 800 Euro pro Monat. 23% erhalten brutto zwischen 800 und Euro und 35% zwischen und Euro. 27% beziehen Löhne und Gehälter über Euro Junge Beschäftigte sind gegenüber älteren deutlich benachteiligt.

Lediglich 37% beziehen ein Einkommen von mindestens Euro brutto und sind unbefristet beschäftigt. 13% arbeiten ebenfalls unbefristet für einen Betrieb und erhalten monatlich ein Brutto-Einkommen zwischen und Euro. 50% arbeiten unter prekären Bedingungen: entweder zu Niedriglöhnen von unter Euro brutto (19%) oder/und in atypischen Beschäftigungsverhältnissen (Befristete Beschäftigung: 21%; Zeitarbeit: 4%; Minijobs: 7%). Generation prekär: unsichere Perspektiven Beschäftigungsverhältnis und Einkommenshöhe

Unterschiede zwischen Ost und West Beschäftigungsverhältnis und Einkommenshöhe In Westdeutschland sind die Einkommen junger Beschäftigter höher: 40% beziehen ein Bruttoeinkommen von mehr als Euro und sind unbefristet beschäftigt gegenüber nur 23% in Ostdeutschland. Der Anteil der befristet Beschäftigten ist in Ostdeutschland mit 28% deutlich höher gegenüber 19% in Westdeutschland. Zeitarbeit hingegen spielt nur in Westdeutschland eine Rolle.

Unterschiede zwischen Branchen Beschäftigungsverhältnis und Einkommenshöhe Die Beschäftigungsformen variieren nach Branche: Im Produzierenden Gewerbe und im Baugewerbe ist der Anteil von ZeitarbeiterInnen mit 7% überdurchschnittlich hoch. Mini-Jobs gibt es vorwiegend im Bereich Handel/Verkehr/Gastgewerbe (16%) und im Bereich der Unternehmensdienstleistungen (9%). Der Anteil befristeter Beschäftigung macht in fast allen Branchen zwischen 18 und 21% aus. Negativ hebt sich hier die öffentlichen Verwaltung mit einem Anteil von 39% ab.

Stress und „Bore-Out“ Stress bei der Arbeit Jede/r Zweite (48%) ist Lärm ausgesetzt. Die Hälfte (51%) leidet unter Zeitdruck und Arbeitshetze. 27% leiden unter Konflikten mit Kunden, Klienten. Unterforderung oder „Bore-Out“ Was sich scheinbar widerspricht – viele junge Beschäftigte leiden unter Monotonie: Zwei Drittel der jungen Beschäftigten (67%) klagen darüber, immer „das Gleiche tun“ zu müssen. Ebenfalls zwei Drittel (62%) der jungen Beschäftigten sagen, dass sie mehr könnten als von ihnen verlangt wird.

Viele Überstunden Lange Arbeitszeiten: In Westdeutschland haben 45% der jungen Beschäftigten eine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit von 40 Stunden und mehr und in Ostdeutschland sogar 62%. Trotzdem machen 70% darüber hinaus noch regelmäßig Überstunden: 41% sogar mehr als 5 Überstunden pro Woche (19% mehr als 10). Mehrarbeit im Durchschnitt pro Woche

Erholung in der Freizeit Die Erholung ist wichtig für die Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Kräfte. Gelingt es auf Dauer nicht, sich nach der Arbeit ausreichend zu regenerieren, drohen Krankheit und Burnout. Mehr als einem Viertel der jungen Beschäftigten (28%) fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten. 16% der jungen Beschäftigten können sogar im Urlaub nicht abschalten. Jede/r Dritte unter den jungen Beschäftigten (34%) gibt an, auch zu Hause an Schwierigkeiten bei der Arbeit denken zu müssen. Abschalten nach der Arbeit/im Urlaub

Krank zur Arbeit Von den jungen Beschäftigten sind 70% in den letzten 12 Monaten mindestens einmal zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich richtig krank gefühlt haben. Zusammenhang mit Zeitdruck: 78% derjenigen die unter Zeitdruck und Arbeitshetze leiden, gehen trotz Krankheit arbeiten. Arbeiten trotz Krankheit in den letzten 12 Monaten

Um Gute Arbeit für junge Beschäftigte durchzusetzen, schlägt die DGB-Jugend unter anderem nachfolgende Maßnahmen vor: Existenzsichernder Mindestlohn von nicht unter 8,50 Euro pro Stunde Leiharbeitnehmer/innen müssen die gleiche Bezahlung erhalten wie die anderen Beschäftigten im Betrieb, es müssen betriebliche Höchstquoten an Leiharbeitnehmer/innen festgesetzt und ein Verbot von Kettenverträgen (Synchronisationsverbot) wieder eingeführt werden. Mini-Jobs abschaffen! Mini-Jobs führen zu Hartz IV (-Aufstockung) und Altersarmut. Befristete Beschäftigung darf nicht weiter der Standard für Neueingestellte werden: Wir sind gegen die sachgrundlose Befristung! In Bezug auf die psychischen und körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz könnten Sanktionen gegen nicht ausreichend durchgeführte Gefährdungsbeurteilungen ein Mittel sein, um die Situation zu verbessern. Eine klare Trennung zwischen Lernen und Arbeiten – Praktika müssen per Gesetz geschützt werden.

Weitere Informationen Die gesamte Studie und weitere Informationen finden sich unter Informationen zum DGB-Index „Gute Arbeit" finden sich unter