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Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Gesellschaft

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Präsentation zum Thema: "Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Gesellschaft"—  Präsentation transkript:

1 Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Gesellschaft
VO © Peter Weichhart 3 Std., 4 ECTS-Punkte Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Hs. 5A, Kapitel 29.01; 29.02; 29.05;  (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, L2-b3, L2-b-zLV) Modul 07/01 Poststrukturalismen und „Neue Kulturgeographie“ WS2013/14 SozGg0701/01

2 Poststrukturalismen in der Geographie
Unter „Poststrukturalismus“ versteht man eine philosophische Richtung, „… die sich, eindeutig vom Strukturalismus herkommend, mehr oder we- niger bewusst, von diesem abgrenzt …“ Es wer- den Ansichten vertreten, „… die zwar strukturalis- tische Aussagen voraussetzen, über diese aber hinausgegangen sind und … diesen in ganz we- sentlichen Punkten widersprochen haben.“ Als „Poststrukturalisten“ werden eine Reihe fast aus- schließlich französischsprachiger Philosophen bezeichnet (M. FOUCAULT, J. DERRIDA, G. DELEUZE, J. LACAN, ...) N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S. 6 SozGg0701/02

3 Strukturalismus Begründet durch den Urheber der modernen Lin-
guistik, Ferdinand de Saussure. Zwischen Signifikat (Bezeichnetem) und Signifi- kant (Bezeichnendem) besteht keine innere Be- ziehung, kein außersprachlicher Grund, der die- se Verbindung bestimmt (Arbitrarität des Zeichens) arbiträr = willkürlich Daher muss die „… Konstitution von Bedeutungen (etwas Bestimmtes bezeichnet etwas Bestimmtes) sprachintern erklärt werden“. Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S. 4 SozGg0701/03

4 Strukturalismus Beim System Sprache sind „… die Differenzen
zwischen den Einzelgliedern für die Konstitution des Sinns das Wichtigste …, nicht die Einzel- glieder selbst. Die Sprache ist ein Netz von Sig- nifikanten und der Sinn eines Signifikanten er- gibt sich nicht aus der Beziehung zum Signifikat, sondern primär aus dem Verhältnis zu den an- deren Gliedern des ,Netzes‘ …“ „Eine Position bestimmt sich nur durch das Ver- hältnis zu allen anderen Positionen und hat kei- nen Sinn für sich.“ Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S. 5 SozGg0701/04

5 Strukturalismus Vorannahmen des Strukturalismus:
Strukturen (z.B. ,langue‘, das kodierte Re- gelsystem der sprachlichen Zeichen) er- scheinen als objektive unveränderliche Sach- verhalte. „Sinn“ ergibt sich nur systemintern aus den Re- lationen der einzelnen Strukturelemente zu einander. Dem Subjekt (das früher als Sinnkonstituent an- gesehen wurde) kommt bei der Sinnstiftung kei- ne Rolle mehr zu. Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S. 5 SozGg0701/05

6 Poststrukturalismus Schwierig zu bestimmende Philosophie:
Es gibt keinen Text oder vergleichbares Ma- terial, das man als Programmschrift oder Mani- fest des Poststrukturalismus bezeichnen könnte. Keiner der Autoren, die man heute den Postruk- turalisten zurechnet, hat sich selbst je als Post- strukturalisten bezeichnet. Mögliches „Definitionskriterium“: Herkunft vom Strukturalismus, dem aber in we- sentlichen Punkten widersprochen wird. Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S. 6 SozGg0701/06

7 Charakteristische Merkmale poststrukturalistischer Philosophien
Philosophischer Relativismus, Ablehnung phi- losophischer Theorien mit Absolutheitsanspruch („Anything goes“) Kritik des „Logozentrismus“, „gleitender Sinn“ Radikale Dezentrierung des modernen Subjekt- begriffes Intellektuell-literarischer (ästhetisierender) Stil, der „wissenschaftliche Klarheit“ bewusst verwirft. Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S. 7 SozGg0701/07

8 Die Rezeption des Poststrukturalismus in der Geographie
Vier Texttypen: 1.) Metatheoretischer Diskurs: In diese Kategorie fallen all jene Texte, in denen versucht wird, die wichtigste, weil letztlich epistemologische Behauptung der poststrukturalistischen Philosophie in die Praxis umzu- setzen: das Verschwinden des Sinns. „Nach dem oben bereits ausgeführten wird niemanden überraschen, dass bei einem solchen Programm auch … die Forderung nach metho- discher Klarheit und möglichst klarer und leicht nachzuvollziehender Argumentation auf der Strecke bleibt. Ein Verfechter des ‘gleitenden Sinns’ ist von der Sinnlosigkeit des gesprochenen und geschriebenen Wortes überzeugt. Dass sie/er dennoch – d.h. seit jeher und immer noch – in gedruckten Medien publizieren, könnte man ihr/ihm – wahr- scheinlich dann auch zu Recht – übel nehmen“ (S 20). GKPD/04/02b/17b Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S

9 Die Rezeption des Poststrukturalismus in der Geographie
Vier Texttypen: 2.) (Ledigliches) Reflektieren der theoretischen Grundlagen: Die Schlüs- seltexte des Poststrukturalismus sind nicht eben leicht eingängig oder einfach zu lesen. Deshalb scheint es für manche Autoren der geographi- schen „Sekundärliteratur“ sinnvoll zu sein, „die theoretischen Grundlagen noch einmal zu reflektieren und zusammenzufassen“ (S. 20). 3.) Von der theoretischen Reflexion zur sozialgeographischen Praxis: „Das sind all die Texte, die versuchen, mit Aussagen der poststruktura- listischen Philosophie zu konkreten (‘praktischen’) Ergebnissen zu kom- men. Sie haben eine Forschungsfrage und versuchen diese zu beant- worten. Die interessanteste Frage ist hierbei vor allem, wie und vor allem zu welchen Fragestellungen und Ergebnissen man dabei tatsäch- lich kommen kann. 4.) Von der theoretischen Reflexion zur vermeintlichen sozialgeo- graphischen Praxis: „wozu der ganze Aufwand?“ GKPD/04/02b/17c Nach N. GELBMANN und G. MANDL, 2002, S

10 Die Rezeption des Poststrukturalismus in der Geographie
Alan PRED, 1997, Re-Presenting the Extended Present Moment of Danger: A Meditation on Hypermodernity, Identity and the Montage Form. “The day-to-day and minute-to-minute worlds in which we live are perhaps post-‘high modern,’ but difficult to defend as postmodern; for, any placing of the ear to the ground of past times and places would aurally reveal that we are not literally completely beyond the modern modes of life that appeared in conjuncture with specific forms of industrial capitalism.” A. PRED 1997, S. 123 GKPD/04/02b/17d

11 Handlungstheorie versus Poststrukturalismus
SozGg0701/08 Handlungstheorie versus Poststrukturalismus Poststrukturalistische Ansätze der Geographie sind nicht mit der handlungszentrierten Sozialgeographie kompatibel. Poststrukturalismus Handlungstheorie Subjekt „Idee“ des Subjekts wird verworfen Gilt als „Motor“ des Geschehens Welt „Entsteht im Diskurs“ Wird im Handeln umgebaut Sprache „Gleiten des Sinns“, unendlicher Re-gress der Zeichen Ausdruck subjektiver Rationalität Materie Bedeutungslos aber auch: Aktanten Wird im Handeln verändert

12 Diskurstheorie und Dekonstruktion
Poststrukturalistische und kulturalistische Ansätze in der Geographie beziehen sich meist auf die Dis- kurstheorie von M. FOUCAULT. Man kann Diskurse als gesellschaftliche Praktiken der Bedeutungskonstitution und Weltdeutung an- sehen. In Diskursen werden durch kommunikative Praktiken Themen und gesellschaftliche „Gegen- stände“ konstituiert und Machtkonstellationen so- wie „Wahrheiten“ konstruiert und reproduziert. SozGg0701/09

13 Diskurstheorie und Dekonstruktion
Unter „Dekonstruktion“ versteht man meist eine Art Ideologiekritik, bei der die Konstitutionsbedin- gungen von Diskursen aufgedeckt werden. Bei der Diskursanalyse „… werden die Regeln und Strukturen, die Bedeutungs- und Sinnverkettungen, die dem Sprechen (und somit auch Denken) über die Welt zugrunde liegen, zum Untersuchungsgegenstand. Ein vornehmliches Ziel der Dis- kursanalyse ist es, die Kontingenz von Weltbildern, Normen und Wertvorstellungen aufzudecken, d. h. ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass unser Weltbild nur eine von vielen möglichen Arten ist „sich die Welt zu erzählen“. A. MATTISSEK, 2004, S. 306 SozGg0701/10

14 Diskurstheorie und Dekonstruktion
„Die vermeintliche Evidenz und Naturgegebenheit solcher diskursiv gebildeten Ansichten (Weltbilder) zu hinterfragen und die gesellschaftlichen Machtkämpfe im Ringen um „die Wahrheit“ aufzuzeigen, sind wichtige Aufgaben der Diskurs- analyse.“ A. MATTISSEK, 2004, S. 306 Beispiele aus der Geographie: Aktuelle Deutschland-Diskurse („Dekonstruktivistische Länderkunde“) G. WOLKERSDORFER, 2001, Politische Geographie und Geopolitik…, „Der Kampf der Diskurse – der raumbezoge- ne Konflikt um das sorbische Dorf Horno“ SozGg0701/11

15 Diskurstheorie und Dekonstruktion
In den deutschsprachigen Geistes- und Sozialwissenschaften lassen sich vereinfachend zwei Entwicklungsstränge der Dis- kursanalyse unterscheiden. Ansätze, die sich durch eine gewisse Nähe zu handlungs- theoretischen Zugängen auszeichnen. Sie gehen davon aus, „…dass Diskurse von Akteuren zur Beeinflussung von Meinungen und Handlungsweisen zur Durchsetzung eigener In- teressen mehr oder weniger bewusst eingesetzt werden…“ In engerem Sinne poststrukturalistische Diskurstheorien: kritisieren das Konzept des Subjekts, das nicht mehr als intentional handelndes EGO, sondern als „Knotenpunkt“ sprachlicher Netze angesehen wird. A. MATTISEK, 2004, S. 306/7 SozGg0701/12

16 Der „Cultural Turn“ in der Geographie
Ausdrückliche Gegenposition zur „traditionellen Kulturgeo- graphie“ (Konzentration auf Artefakte). Die „Neue Kulturgeographie“ ist kaum gegen die post- strukturalistischen Ansätze abzugrenzen. Bericht über eine Tagung zum Thema: Tagung „Neue Kulturgeographie in Deutschland. Themen, Methoden, Perspektiven“ , Januar 2004 !Notiz! SozGg0701/13

17 „Neue Kulturgeographie“ – Themen und Forschungsperspektiven I
Untersuchung sozialer Beziehungen in kultureller Hinsicht: Reflexion von Fragen der Identität (nationale, regionale und personale Identität), die Rolle des Körpers bei der Identitätskonstruktion, Betonung der Pluralität und Hybridität von Lebensformen. Semiotische und sozio-politische Interpretationen kultu- reller Repräsentationen: Beziehungen zwischen Massenkultur und Elitenkultur, soziale Differen- zierung durch künstlerische Medien, kulturelle Distinktionsstile in Kon- sumentenkulturen (BOURDIEU). Untersuchung von Alltagspraktiken als kulturelle Ausdrucks- formen: Kultur als „Sinnproduktion“ und „Bedeutungsgewebe“, Symbolordnungen der sozialen Alltagspraxis und ihre Durchdringung durch Macht. H. GEBHARDT, P. REUBER und G. WOLKERSDORFER, Hrsg., 2003, S. 5 SozGg0701/14

18 „Neue Kulturgeographie“ – Themen und Forschungsperspektiven I
Untersuchung der semiotischen Gestaltung von Landschaf- ten, Städten und Konsumwelten: Thematisiert werden Prozesse der Kulturalisierung der Stadtlandschaft in multi-ethnischen Städten, die Zeichensysteme von Konsumenten und Freizeitlandschaften etc. Kritische Auseinandersetzung mit der Konstruktion von „imaginären Geographien“: Raumimagination als Produkt des Kolonialismus etc. Zusammenhänge zwischen Kapitalismus, Postmoderne und Kultur: Die Stadt als „Ausbeutungsmaschine“, semiotische Systeme als Sozia- lisationsmedien etc. Analyse von Praktiken der Sinnzuschreibung etc. H. GEBHARDT, P. REUBER und G. WOLKERSDORFER, Hrsg., 2003, S. 5 SozGg0701/15


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