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Der Ursprung der Kriege

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Präsentation zum Thema: "Der Ursprung der Kriege"—  Präsentation transkript:

1 Der Ursprung der Kriege
The Origin of War: The Evolution of a Male-Coalitional Reproductive Strategy Johan M.G. van der Dennen Nur eine rigorose evolutionäre Analyse kann das Entstehen und die Entwicklung des Phänomens Krieg befriedigend erklären. Diese Überzeugung wuchs im Laufe einer mehr als fünfundzwanzig Jahre dauernden Suche nach den Ursprüngen und Strategien von Krieg und Frieden bei „primitiven“ (vorstaatlichen) Völkern. Die Entdeckung von einer Art „primitiven Kriegs“ unter Schimpansen durch Jane Goodall bestärkte mich in dieser Überzeugung.

2 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Zuerst will ich klar stellen, worum es bei meiner evolutionären Herangehensweise an Krieg beim Menschen und Zwischengruppenaggression bei anderen sozialen Tierarten nicht geht.

3 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Hypertrophie der Aggression Ich werde nicht über eine Überdosis Aggression (Hypertrophie)...

4 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Hypertrophie der Aggression Aggressionsinstinkte nicht über Aggressionsinstinkte...

5 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Hypertrophie der Aggression Aggressionsinstinkte Todestrieb oder andere destruktive Neigungen nicht über Todestrieb oder andere destruktive Neigungen oder bösartige Beweggründe berichten...

6 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Hypertrophie der Aggression Aggressionsinstinkte Todestrieb oder andere destruktive Neigungen angeborenen Kriegstrieb Es geht auch nicht um „angeborenen Kriegstrieb“...

7 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Hypertrophie der Aggression Aggressionsinstinkte Todestrieb oder andere destruktive Neigungen angeborenen Kriegstrieb den schlechten (bösartigen) Mensch ... oder das christliche Bild, dass der Mensch seit dem Sündenfall nun einmal schlecht ist...

8 Der Ursprung der Kriege
Worum es nicht geht: Hypertrophie der Aggression Aggressionsinstinkte Todestrieb oder andere destruktive Neigungen angeborenen Kriegstrieb den schlechten (bösartigen) Mensch das sind nur quasi-Erklärungen menschlichen Verhaltens ... oder andere quasi-Erklärungen menschlichen Verhaltens.

9 Der Ursprung der Kriege
Krieg als einzigartige, kulturelle Erfindung Laut der Kulturellen-Inventions-Theorie (der orthodoxen Sichtweise) ist Krieg eine einzigartige „Erfindung“. Diese hing zusammen mit der agrikulturellen (landwirtschaftlichen) Revolution, dem Bevölkerungswachstum und der beginnenden Staatenbildung in Mesopotamien vor etwa 5000 Jahren. Davor soll das zielbewußte und gruppenweise zu Felde ziehen gegen Artgenossen also nicht vorgekommen sein. Das paßt aber jedoch nicht mit den viel älteren Abbildungen (10000 Jahre) von Kriegshandlungen zusammen, wie sie zum Beispiel in Australien gefunden wurden. Darüber hinaus scheint es evolutionär gesehen recht unwahrscheinlich, dass Menschengruppen anfangs in einem arkadischen Frieden lebten und plötzlich - out of the blue - einander massiv und organisiert bekriegen.

10 Der Ursprung der Kriege
Krieg als einzigartige, kulturelle Erfindung

11 Der Ursprung der Kriege
Krieg als einzigartige, kulturelle Erfindung Diese Fels-abbildung aus Australiens ‘Kakadu National Park’ ist zehn Tausend Jahre alt.

12 Der Ursprung der Kriege
Krieg als einzigartige, kulturelle Erfindung Diese Fels-abbildung aus Australiens ‘Kakadu National Park’ ist zehn Tausend Jahre alt. Aber sind das Jäger oder Krieger?

13 Der Ursprung der Kriege
Krieg als einzigartige, kulturelle Erfindung Diese Fels-abbildung aus Australiens ‘Kakadu National Park’ ist zehn Tausend Jahre alt. Aber sind das Jäger oder Krieger? Braucht ein Jäger ein Schild?

14 Der Ursprung der Kriege
Oder stammesgeschichtliche Kontinuität? Anstelle dieser populären Auffassung verfechte ich die Idee von evolutionärer (stammesgeschichtlicher) Kontinuität. Das heißt: es hat eine allmähliche Entwicklung stattgefunden von Raufereien zwischen Tiergruppen...

15 Der Ursprung der Kriege
Oder stammesgeschichtliche Kontinuität? Anstelle dieser populären Auffassung verfechte ich die Idee von evolutionärer (stammesgeschichtlicher) Kontinuität. Das heißt: es hat eine allmähliche Entwicklung stattgefunden von Raufereien zwischen Tiergruppen... Von Raufereien zwischen Tiergruppen

16 Der Ursprung der Kriege
Oder stammesgeschichtliche Kontinuität? … über mehr oder weniger gewalttätige Konflikte zwischen prähistorischen Gruppen Menschenartiger und Menschen... Über gewalttätige Konflikte zwischen prähistorische Gruppen

17 Der Ursprung der Kriege
Oder stammesgeschichtliche Kontinuität? … bis hin zu „echten“ Kriegen zwischen Stadtstaaten, Staaten, Reichen und Imperien. Bis hin zu ‘echten’ Kriege zwischen Staaten

18 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Fragen In diesem evolutionären Kontext gab es drei zentrale Probleme. Erstens: Warum kommt Krieg oder das nicht-menschliche Äquivalent davon (gewalttätiger und mehr oder weniger organisierter Wettbewerb zwischen Gruppen) nur bei Menschenartigen (Hominiden), bei mindestens einer Schimpansenart (Pan Troglodytes) und noch einer kleinen Anzahl Tieren vor, hier aber in viel geringerem und schwächerem (d.h. meistens nicht-tödlichem) Maße. Diese schwächere Form der Gruppenaggression sehen wir bei einigen Delfinen, sozialen Karnivoren, wie der Hyäne, und einer Anzahl Primaten (Affen und Menschenaffen), wie Makaken und Pavianen. (HIER IAB SHEETS ZEIGEN)

19 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Warum Krieg nur bei so wenigen Organismen? Fragen In diesem evolutionären Kontext gab es drei zentrale Probleme. Erstens: Warum kommt Krieg oder das nicht-menschliche Äquivalent davon (gewalttätiger und mehr oder weniger organisierter Wettbewerb zwischen Gruppen) nur bei Menschenartigen (Hominiden), bei mindestens einer Schimpansenart (Pan Troglodytes) und noch einer kleinen Anzahl Tieren vor, hier aber in viel geringerem und schwächerem (d.h. meistens nicht-tödlichem) Maße. Diese schwächere Form der Gruppenaggression sehen wir bei einigen Delfinen, sozialen Karnivoren, wie der Hyäne, und einer Anzahl Primaten (Affen und Menschenaffen), wie Makaken und Pavianen. (HIER IAB SHEETS ZEIGEN)

20 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Warum Krieg nur bei so wenigen Organismen? Warum diese Abwesenheit von Intergruppen-konkurrenz? Gleichzeitig wollen wir erklären, warum gewalttätiger Wettbewerb zwischen Gruppen bei anderen Primaten oder (Säuge-)Tieren im allgemeinen nicht vorkommt. Die auffallende Abwesenheit von gewalttätiger Intergruppenkonkurrenz bei diesen Tieren ist umso erstaunlicher, weil sie durchaus Aggressionsverhalten zwischen Individuen in ihrem Verhaltensrepertoire haben.

21 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Warum Krieg nur bei so wenigen Organismen? Warum diese Abwesenheit von Intergruppen-konkurrenz? Warum nur Männer als Krieger oder Soldat? Drittens ist es ein Problem, warum es ausschließlich oder vor allem Männer sind, die Krieg führen, sowohl bei Menschen als auch Schimpansen. Bei den meisten Primatengruppen und den sozialen Karnivoren sind es gerade die weiblichen Individuen, die sich mit viel ‚sound and fury‘ Geltung verschaffen. Mit anderen Worten: warum ist es ein sexuell dimorphes Verhalten? Das sind Fragen auf ultimativem Niveau, d.h. auf dem Niveau von Stammesgeschichte (Phylogenese) und Evolution.

22 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Warum Krieg nur bei so wenigen Organismen? Warum diese Abwesenheit von Intergruppen-konkurrenz? Warum nur Männer als Krieger oder Soldat? Auch zwei proximative Fragen: Darüber hinaus befasse ich mich mit einer Anzahl Fragen auf eher proximativem Niveau. Ultimative Erklärungen befassen sich mit evolutionären Faktoren. Proximative Erklärungen beschäftigen sich mit unmittelbaren Ursachen. Warum führen primitive Völker Kriege, obgleich das kumulative Resultat davon (die Kosten an Menschenleben und die Vernichtung von Ressourcen) so katastrophal ist, dass es kaum den Nutzen zu rechtfertigen scheint? Das ist die Frage nach der Kriegsgenese.

23 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Warum Krieg nur bei so wenigen Organismen? Warum diese Abwesenheit von Intergruppen-konkurrenz? Warum nur Männer als Krieger oder Soldat? Auch zwei proximative Fragen: Kriegsgenese (Warum werden Kriege geführt?) ... Und warum kämpfen Männer in Kriegen: was sind die Beweggründe des individuellen Kriegers oder Soldat? Das ist die Frage nach der Kampfmotivation.

24 Der Ursprung der Kriege
Drei zentrale Probleme: Warum Krieg nur bei so wenigen Organismen? Warum diese Abwesenheit von Intergruppen-konkurrenz? Warum nur Männer als Krieger oder Soldat? Auch zwei proximative Fragen: Kriegsgenese (Warum werden Kriege geführt?) Kampfmotivation (Warum kämpfen Männer?) ... Und warum kämpfen Männer in Kriegen: was sind die Beweggründe des individuellen Kriegers oder Soldat? Das ist die Frage nach der Kampfmotivation.

25 Der Ursprung der Kriege
Die zentrale These meines evolutionären Szenarios (Evolutionarios): Krieg entwickelte sich als Folge zunehmender Kooperation unter (einer Anzahl) Männern innerhalb von Gruppen zum Zwecke gewalttätigen Wettbewerbs zwischen Gruppen um Frauen und Territorien. Evolutionäre Kosten/Nutzen-Analyse Krieg entwickelte sich als Verhaltensstrategie, d.h. als Anpassung, die die ökologischen Bedingungen spezifiziert, unter denen sich Verhalten im Sinne einer evolutionären Kosten/Nutzen- Rechnung lohnt. Der Begriff „Strategie“ bezieht sich weder auf das Zwanghafte oder Unvermeidliche, das gewöhnlich auf „Instinkt“ zurückgeführt wird, noch auf unterschiedliche Grade von Freiheit – aber auch Unverbindlichkeit - die dem Begriff „angelernt“ anhaften. Die Struktur einer Strategie ist die einer notwendigen Bedingung: Wenn A dann x, wenn B dann y, und wenn C dann versuch doch mal z. Reproduktiver Erfolg ist das einzige Kriterium in dieser evolutionären Kosten/Nutzen-Rechnung. Frauen und Männer unterscheiden sich in der Art, wie sie ihren reproduktiven Erfolg optimieren können. Unter anderem deshalb ist die zentrale These meines evolutionären Szenarios (Evolutionario), dass sich Krieg sowohl bei Schimpansen als auch bei Hominiden als eine reproduktive Strategie (mit anderen Worten „elterliche Investitionsstrategie“) männlicher Koalitionen entwickelte. Oder genauer: Krieg entwickelte sich als Folge zunehmender Kooperation unter (einer Anzahl) Männern innerhalb von Gruppen zum Zwecke gewalttätigen Wettbewerbs zwischen Gruppen um Frauen und Territorien, zumindest gut zu verteidigende und relativ sichere Orte.

26 Der Ursprung der Kriege
Kriegerisches Verhalten ist eine Strategie die, wie auch jedes andere Verhalten, im Laufe der Evolution entwickelt wurde, um die Reproduktion zu optimieren. Fortpflanzungserfolg Kriegerisches Verhalten ist eine Strategie die, wie auch jedes andere Verhalten, im Laufe der Evolution entwickelt wurde, um die Reproduktion zu optimieren. In der modernen Evolutionslehre ist der reproduktive Erfolg des Individuums das einzige Kriterium. D.h. alle Eigenschaften und Verhaltensweisen einer Gattung können so verstanden werden, als ob sie sich entwickelt haben, um so viele Gene wie möglich weiterzugeben. In den meisten Fällen ist für die optimale Reproduktion keine Gewalt zwischen Individuen nötig und kommt deshalb auch nicht vor. Wenn doch Gewalt ausgeübt wird, äußerstenfalls bis zum Tod, dann sehen wir, dass es auf die eine oder andere Weise immer mit Paarung zu tun hat. Jeder hat schon mal in einem Naturfilm die spektakulären Zweikämpfe zwischen männlichen Rothirschen oder Mufflons gesehen oder die blutigen, häufig tödlichen Kämpfe männlicher See-Elefanten und anderen Meeressäugetieren um den Besitz eines Harems. Das spielt sich aber nur in der Paarungszeit ab.

27 Der Ursprung der Kriege

28 Der Ursprung der Kriege
Kriegerisches Verhalten ist eine Strategie die, wie auch jedes andere Verhalten, im Laufe der Evolution entwickelt wurde, um die Reproduktion zu optimieren. Selbst wenn es den Anschein hat, dass Männer um Vorherrschaft (Dominanz) oder Ausweitung ihres Territoriums kämpfen, geht es immer um die Erhöhung der Chancen auf reproduktiven Erfolg. Selbst wenn es den Anschein hat, dass Männer um Vorherrschaft (Dominanz) oder Ausweitung ihres Territoriums kämpfen, geht es genauer betrachtet immer um die Verfügbarkeit über Frauen, um die Erhöhung der Chancen auf reproduktiven Erfolg. Bei Männern also entweder um mehr Gelegenheiten zum paaren oder um mehr Frauen zum paaren. Hinter den Kulissen wird diese Reproduktions-Agressions-Lehre auch schon mal mit den Buchstaben WFOBWYCFOW bezeichnet, d.h. ‚Why fight over bananas when you can fight over women?‘.

29 Der Ursprung der Kriege
Frauen spielen in Konflikten zwischen Gruppen von Artgenossen um nahrungsreiches Gebiet die Hauptrolle. Sie haben den größten Nutzen an der Integrität oder Erweiterung ihres (Gruppen-) Territoriums; sie haben das Meiste zu verlieren. Weil sie aber „nur“ um Essen kämpfen und nicht um reproduktiven Erfolg, wie es männliche Schimpansen und Menschenartige tun, ist ihre Bereitschaft, sich aufzuopfern oder im Kampf eine tödliche Verwundung zu riskieren, gering. Das Ziel ist erreicht, wenn sich die andere Gruppe strategisch zurückzieht. Bei den meisten höheren Tierarten, vor allem den Primaten und sozialen Karnivoren, bilden die Frauen den stabilen, gruppenterritorialen Kern einer Gruppe. Sie leben, um es mit menschlichen Begriffen zu sagen, in Familiengruppen von miteinander verwandten Frauen mit ihren Jungen. Um diese kreisen die Männer individuell oder in Jungesellengruppen herum und versuchen sich Zugang zu einer oder mehrerer Frauen zu verschaffen. Je mehr Frauen sie wollen, umso mehr individuelle Kämpfe werden sie sich mit ihren Konkurrenten liefern müssen. Dies erklärt, warum bei vielen polygamen (oder genauer polygynen) Arten, die Männer physisch so viel größer sind als ihre weiblichen Artgenossen. Hier liegt auch häufig die Ursache für inter-individuelle Gewalt zwischen Männern. Frauen sind individuell wesentlich weniger offensiv aggressiv, da sie es nicht nötig haben, Männer zu verführen, sondern nur ihre eigene Position zu verteidigen brauchen. Das erklärt also, warum Frauen in Konflikten zwischen Gruppen von Artgenossen um nahrungsreiches Gebiet die Hauptrolle spielen. Sie haben den größten Nutzen an der Integrität oder Erweiterung ihres (Gruppen-) Territoriums; sie haben das Meiste zu verlieren. Weil sie aber „nur“ um Essen kämpfen und nicht um reproduktiven Erfolg, wie es männliche Schimpansen und Menschenartige tun, ist ihre Bereitschaft, sich aufzuopfern oder im Kampf eine tödliche Verwundung zu riskieren, gering. Das Ziel ist erreicht, wenn sich die andere Gruppe strategisch zurückzieht.

30 Der Ursprung der Kriege
Zwei Formen des Gruppenantagonismus: Formen des Gruppenantagonismus Eine „idealtypische“ Form des Gruppenantagonismus bei Primaten ist die „Schlacht“ einiger Pavian- und Makakenarten. Dabei sind Frauen, oder sogar hauptsächlich Frauen mit von der Partie. Eine zweite Form des Antagonismus zwischen Gruppen ist der „Überfall“ (lethal male raiding), wie er von - ausschließlich männlichen - Schimpansen praktiziert wird. Auch beim Menschen(männern) sind die am häufigsten vorkommenden Formen und Taktiken primitiven Krieges die (manchmal größtenteils ritualisierte) Schlacht und der viel tödlichere Überfall.

31 Der Ursprung der Kriege
Zwei Formen des Gruppenantagonismus: Die Schlacht (beim Menschen manchmal ritualisiert) Formen des Gruppenantagonismus Eine „idealtypische“ Form des Gruppenantagonismus bei Primaten ist die „Schlacht“ einiger Pavian- und Makakenarten. Dabei sind Frauen, oder sogar hauptsächlich Frauen mit von der Partie. Eine zweite Form des Antagonismus zwischen Gruppen ist der „Überfall“ (lethal male raiding), wie er von - ausschließlich männlichen - Schimpansen praktiziert wird. Auch beim Menschen(männern) sind die am häufigsten vorkommenden Formen und Taktiken primitiven Krieges die (manchmal größtenteils ritualisierte) Schlacht und der viel tödlichere Überfall.

32 Der Ursprung der Kriege
Der große Durchbruch in meinen Überlegungen über die Entstehung des Krieges kam, als Jane Goodhall weltbekannt machte, dass Schimpansen das gleiche Kriegsverhalten an den Tag legen wie Menschen. D.h., dass auch sie ab und zu in Gruppen ihre Artgenossen angreifen und bis zum Tode kämpfen. Bei nahezu allen (Säugetier-)Arten kommt Gewalt zwischen Individuen vor, und das geht meistens so weit, dass sie, falls nötig, einander töten, um das Ziel zu erreichen. Aber meistens muß es nicht so weit kommen. Bei den „höheren“ Tierarten kommt es sehr selten vor, dass sie, um ihr Ziel zu erreichen, gruppenweise Gewalt ausüben. D.h., dass sie sich organisieren, überlegen, eine Strategie beschließen und gemeinsam angreifen. Also Krieg führen. Goodall zeigte jedoch, dass Schimpansen dazu im Stande sind und inspirierte mich dazu, einmal nachzuforschen, bei welchen anderen Tieren ähnliches wohlüberlegtes aggressives Gruppenverhalten vorkommt und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich finden lassen. Beispiele des Schlachtes beim Menschen. Oben: Die Dani (Neuguinea). Unten: die Phalanx – die größte Erfindung in der Geschichte der ‘zivilizierten’ Kriegsführung.

33 Der Ursprung der Kriege
Zwei Formen des Gruppenantagonismus: Die Schlacht (beim Menschen manchmal ritualisiert) der „Überfall“ (lethal male raiding) (nur beim Menschen und Schimpansen – und viel tödlicher als die Schlachten)

34 Solche Abbildungen sind sehr selten, obgleich dieses heimtückisches Verhalten keine Seltsamkeit ist.
Beispiel eines Überfalls (lethal male raiding) von Timucua (Florida) Indianern (de Bry, ± 1590).

35 Der Ursprung der Kriege
Die ausgedehnte Spurensuche im Tierreich zeigte, dass solch ein aggressives Gruppenverhalten gegen Artgenossen nur bei sozialen Karnivoren, wie Hyänen und Wölfen, bei Delfinen und einigen (ungefähr vierzig bis fünfzig) Primaten vorkommt. Aber meistens sind es die Frauen, die so ein Verhalten aufweisen. Es beschränkt sich darauf, dass man sich in zwei Reihen zankend und prahlend, kreischend, kläffend und einschüchternd gegenübersteht, ab und zu mal einen Klaps oder Biss austeilt, gerade solange bis eine der Gruppen zum Rückzug bläst. So ein aggressives Verhalten bei Weibchen ist emotional stark geladen und dient dazu, die andere Gruppe zu verjagen. Zwischengruppenantagonismus bei weiblichen Makaken (Macaca mulatta). Beobachten Sie die zwei Kampflinien.

36 Der Ursprung der Kriege
Die ausgedehnte Spurensuche im Tierreich zeigte, dass solch ein aggressives Gruppenverhalten gegen Artgenossen nur bei sozialen Karnivoren, wie Hyänen und Wölfen, bei Delfinen und einigen (ungefähr vierzig bis fünfzig) Primaten vorkommt. Aber meistens sind es die Frauen, die so ein Verhalten aufweisen. Es beschränkt sich darauf, dass man sich in zwei Reihen zankend und prahlend, kreischend, kläffend und einschüchternd gegenübersteht, ab und zu mal einen Klaps oder Biss austeilt, gerade solange bis eine der Gruppen zum Rückzug bläst. So ein aggressives Verhalten bei Weibchen ist emotional stark geladen und dient dazu, die andere Gruppe zu verjagen.

37 Der Ursprung der Kriege
Nur bei ein paar Arten sieht man, dass Männer Gruppengewalt gebrauchen, dann aber sehr kühl und berechnend. Sie drehen nicht durch, versammeln sich und gehen zielbewußt und kaltblütig auf Patrouille, um im angrenzenden Territorium einer anderen Gruppe einzudringen und „den Feind“, sollte sich dieser als zahlenmäßig schwächer erweisen, zu überfallen und gräßlich zuzurichten. Nur bei ein paar Arten sieht man, dass Männer Gruppengewalt gebrauchen, dann aber sehr kühl und berechnend. Sie drehen nicht durch, versammeln sich und gehen zielbewußt und kaltblütig auf Patrouille, um im angrenzenden Territorium einer anderen Gruppe einzudringen und „den Feind“, sollte sich dieser als zahlenmäßig schwächer erweisen, zu überfallen und gräßlich zuzurichten...

38 Der Ursprung der Kriege
… Wenn es klappt, alle Männer der „feindlichen“ Gruppe zu eliminieren, wird ihr ehemaliges Territorium übernommen, inklusive der dort lebenden Frauen - und darum ging es. In meinem Buch The Origin of War gehe ich ausführlicher auf ultimative und soziobiologische Erklärungen für dieses evolutionär betrachtet außergewöhnliche Schimpansenverhalten und den unterstellten Zusammenhang zwischen Krieg und Jagen bei Schimpansen und Hominiden ein. Zwei Kasakela Männer inspizieren das ‘feindliche’ Revier. Beobachten Sie den Kontrast mit den Makakenweibchen.

39 Der Ursprung der Kriege
Hier ist noch ein Beispiel von Schimpansenmänner die zielbewußt und kaltblütig auf Patrouille gehen. Sie sind vielmehr auf der Hut als aggressiv oder zornig.

40 Der Ursprung der Kriege
Das nicht erklärte Phänomen weiblicher Migration zwischen Gruppen in der HUCHIBO (Humans, CHImps, BOnobos)-Gruppe (Bonobo oder Zwergschimpanse, Pan paniscus)... Menschliche Evolution Welche mögliche Rolle spielte Wettbewerb zwischen Gruppen und Krieg in der Evolution vom Australopithecus zum Homo sapiens sapiens, wie sich der heutige Mensch, ungehemmt durch falsche Bescheidenheit, gerne nennt? Wenigstens zwei Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen. Die Evolution des noch stets rätselhaften Phänomens der sexuellen Reproduktion (Amfimixis) hat zur Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bezüglich ihres potentiellen reproduktiven Erfolgs und elterlicher Investitions-Strategien geführt (wie wir schon gesehen haben). Zweitens gibt es das ebenfalls nicht erklärte Phänomen weiblicher Migration zwischen Gruppen in der HUCHIBO (Humans, CHImps, BOnobos)-Gruppe (Bonobo oder Zwergschimpanse, Pan paniscus).

41 Der Ursprung der Kriege
... wird für das Entstehen einer spezifisch männlichen Psychologie der Koalitionsbildung verantwortlich gemacht. Diese „koalitionäre Psychologie“ soll über die Verwandtenauswahl entstanden sein. Koalitionen zusammenarbeitender Männer bilden ein überlegenes Instrument im Wettbewerb zwischen Gruppen um Ressourcen. Für den reproduktiven Erfolg von Männern sind Frauen die letztendlich beschränkende „Ressource“. Bei allen anderen Primaten verlassen die Männer die Gruppe und die Frauen bilden die stabilen sozialen Kerne. Das System weiblicher Migration bei Menschen und Schimpansen (auch 'männliche Philopatrie' genannt) wird für das Entstehen einer spezifisch männlichen Psychologie der Koalitionsbildung verantwortlich gemacht. Diese „koalitionäre Psychologie“ soll über die Verwandtenauswahl entstanden sein. Koalitionen zusammenarbeitender Männer bilden ein überlegenes Instrument im Wettbewerb zwischen Gruppen um Ressourcen. Für den reproduktiven Erfolg von Männern sind Frauen die letztendlich beschränkende „Ressource“. Frauen und das durch sie bewohnte Territorium sind für die männlichen Koalitionen deshalb auch die äußerst heiß begehrten und heftig umkämpften „Preise“. So konnte ein evolutionär gesehen völlig neues ‚high-risk/high-gain‘-Verhalten für den reproduktiven Erfolg entstehen.

42 Der Ursprung der Kriege
Notwendige Bedingungen für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen sind gewesen: Zunehmender Wettbewerb Eine notwendige Bedingung für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen ist die Fähigkeit zur Kooperation und Koalitionsbildung zwischen verwandten Männern gewesen.

43 Der Ursprung der Kriege
Notwendige Bedingungen für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen sind gewesen: die Fähigkeit zur Kooperation und Koalitionsbildung ... Auch ein gewisses Maß an Ethno-Zentrismus war eine Bedingung/Voraussetzung.

44 Der Ursprung der Kriege
Notwendige Bedingungen für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen sind gewesen: die Fähigkeit zur Kooperation und Koalitionsbildung ein gewisses Maß an Ethno-Zentrismus ... Die Fähigkeit, mit einer Koalition aus mehreren Männern auf eine strategische Weise Gewalt im Dienste ihrer Fortpflanzung zu gebrauchen, erfordert ein hohes Maß sozialer Intelligenz.  

45 Der Ursprung der Kriege
Notwendige Bedingungen für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen sind gewesen: die Fähigkeit zur Kooperation und Koalitionsbildung ein gewisses Maß an Ethno-Zentrismus ein hohes Maß sozialer Intelligenz In der menschlichen Evolution führte die Domestizierung des Feuers zu der permanenten Möglichkeit, die großen und starken Raubtiere aus Höhlen zu vertreiben und von anderen bevorzugten Orten fernzuhalten. Der Mensch wurde die ökologisch dominante Art und hat nur noch seine Artgenossen zu fürchten.  

46 Der Ursprung der Kriege
Notwendige Bedingungen für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen sind gewesen: die Fähigkeit zur Kooperation und Koalitionsbildung ein gewisses Maß an Ethno-Zentrismus ein hohes Maß sozialer Intelligenz die ökologische Dominanz Ständig gut zu verteidigende und relativ sichere Plätze oder „Heimatstützpunkte“ führen zur Intensivierung des Wettbewerbs zwischen Gruppen um diese sicheren Plätze und zum Schutz von Frauen und Kindern durch männliche Koalitionen. Zunehmender Wettbewerb zwischen Gruppen führte zu einem Komplex einander verstärkender Faktoren.

47 Der Ursprung der Kriege
Notwendige Bedingungen für die Entstehung des Krieges in der Geschichte des Menschen sind gewesen: die Fähigkeit zur Kooperation und Koalitionsbildung ein gewisses Maß an Ethno-Zentrismus ein hohes Maß sozialer Intelligenz die ökologische Dominanz eine Ausleseprämie für größere Gruppen, für soziale Intelligenz und Kommunikation, für technologische Intelligenz (Waffentechnologie) und für Hypersozialität Es gibt eine Ausleseprämie für größere, eher geschlossene und ethnozentrische Gruppen, für soziale Intelligenz und Kommunikation/Sprachvermögen, für technologische Intelligenz (Waffentechnologie) und für Hypersozialität. All diese Faktoren tragen wiederum zur Intensivierung des mittlerweile bewaffneten und koordinierten Wettbewerbs zwischen Gruppen bei. Die hier vorgestellte evolutionäre Rekonstruktion ermöglicht es zu erklären, warum Krieg so spät in der Evolution entstand und warum das Phänomen auf einige hoch soziale und „gehirnige“ Arten beschränkt ist.

48 Der Ursprung der Kriege
Missverständnisse über Krieg Eine evolutionäre Theorie über (das Entstehen von) Krieg braucht keinesfalls zu implizieren dass Krieg eine universelle Erscheinung ist Missverständnisse über Krieg Eine evolutionäre Theorie über (das Entstehen von) Krieg braucht keinesfalls zu implizieren, dass Krieg eine universelle Erscheinung ist...

49 Der Ursprung der Kriege
Missverständnisse über Krieg Eine evolutionäre Theorie über (das Entstehen von) Krieg braucht keinesfalls zu implizieren dass Krieg eine universelle Erscheinung ist dass „Männer Krieg lieben“ (wie das Van Creveld immer wieder verkündigt) Missverständnisse über Krieg … dass „Männer Krieg lieben“ (wie das Van Creveld immer wieder verkündigt), oder dass – wie ein anderes weit verbreitetes Missverständnis lautet – die Menschheit zum Krieg verdammt ist. Sogar bei den kriegerischsten Völkern ist Friede der „Normalzustand“...

50 Der Ursprung der Kriege
Missverständnisse über Krieg Eine evolutionäre Theorie über (das Entstehen von) Krieg braucht keinesfalls zu implizieren dass Krieg eine universelle Erscheinung ist dass „Männer Krieg lieben“ (wie das Van Creveld immer wieder verkündigt) oder dass die Menschheit zum Krieg verdammt ist. Sogar bei den kriegerischsten Völkern ist Friede der „Normalzustand“. Missverständnisse über Krieg … Nahezu alle primitiven Gesellschaften verfügen über eine Reihe von Verfahren zur Ritualisierung und Mäßigung des Krieges und über diplomatische und friedenspolitische Manöver. Für junge Krieger ist Krieg führen häufig lohnend (Beute; Ehre, Ansehen und Status; Frauen), aber selten gilt das für die gesamte Gruppe. Es gibt deshalb auch viele Völker, die versuchen die hitzköpfigen jungen Krieger, die auf eigene Faust Überfälle begehen wollen, unter Kontrolle zu halten.

51 Der Ursprung der Kriege
Schließlich… Es ist wahrscheinlich nicht überflüssig deutlich zu machen, dass sich die Umstände, unter denen gewalttätiger Gruppenwettbewerb entstand und sich entwickelte, von unserer heutigen Zeit radikal unterschieden Es ist wahrscheinlich nicht überflüssig deutlich zu machen, dass sich die Umstände, unter denen gewalttätiger Gruppenwettbewerb entstand und sich entwickelte, von unserer heutigen Zeit radikal unterschieden. Niemand wird vermutlich behaupten, dass Krieg heute noch immer adaptiv ist. Einmal „erfunden“ und in vorgeschichtlichen und protogeschichtlichen Gesellschaften institutionalisiert kann Krieg als Instrument zur Verwirklichung ökonomischer (wirtschaftlicher) und politischer Ziele eingesetzt werden. Hierbei ist an Staatenbildung, Imperialismus, Raubzüge usw. zu denken. Aber gleichzeitig existieren die ursprünglichen Gründe für die Entstehung des Krieges, nämlich als eine elterliche Investitionsstrategie, schon langen nicht mehr...

52 Der Ursprung der Kriege
Schließlich… Es ist wahrscheinlich nicht überflüssig deutlich zu machen, dass sich die Umstände, unter denen gewalttätiger Gruppenwettbewerb entstand und sich entwickelte, von unserer heutigen Zeit radikal unterschieden Die moderne Waffentechnologie macht das Kosten/Nutzen-Verhältnis von Krieg durch massenhafte Vernichtung von Menschenleben und Ressourcen in zunehmendem Maße inakzeptabel … Die moderne Waffentechnologie macht das Kosten/Nutzen-Verhältnis von Krieg durch massenhafte Vernichtung von Menschenleben und Ressourcen in zunehmendem Maße inakzeptabel. Krieg ist kein alltägliches menschliches Phänomen, sondern ein Ausnahmezustand, der in dem Maße außergewöhnlicher werden wird, in dem die Nachteile schwerer wiegen als die Vorteile. Nur fanatische Fußballfans, hooligans und nutters – abermals Männer – können sich noch erlauben, „Krieg zu spielen“.

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