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Veröffentlicht von:Kathrin Nebel Geändert vor über 11 Jahren
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FICE-KONGRESS 2013 „Wege zur Inklusion – eine Herausforderung für uns alle!“
SOS-Kinderdorf Pinkafeld * Mobile Familienarbeit (MOFA) * Hermann-Gmeiner-Str. 6 * A-7423 Pinkafeld *
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„Auflage oder Freiwilligkeit – was hilft
„Auflage oder Freiwilligkeit – was hilft?“ ODER „Kann man Menschen zu ihrem Glück zwingen?“ SOS-Kinderdorf Pinkafeld * Mobile Familienarbeit (MOFA) * Hermann-Gmeiner-Str. 6 * 7423 Pinkafeld *
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Wer wir sind… Die Mobile Familienarbeit ist eine Einrichtung von SOS-Kinderdorf (Standort: Pinkafeld, Burgenland) und steht der Jugendwohlfahrt als Anbieter in der Unterstützung der Erziehung (gemäß § 28 des Burgenländischen Jugendwohlfahrtsgesetzes) zur Verfügung. Wir arbeiten ausschließlich im Auftrag der Jugendwohlfahrt. Die Arbeit der Mobilen Familienarbeit wird von 2 multiprofessionellen Teams (Team Süd und Team Nord) getragen. Seit März 2010 sind wir insgesamt auf 13 MitarbeiterInnen (ExpertInnen aus Sozialarbeit, Psychologie, Psychotherapie, Sozialpädagogik, Sonder- und Heilpädagogik, Erlebnispädagogik,…), 1 Sekretariatskraft und einer Leitung angewachsen. Die Mobile Familienarbeit gehört zu den Familienstärkungsprogrammen (Unterscheidung zu „Dauerhaftes Zuhause“) von SOS-Kinderdorf Österreich und bietet sowohl sozialpädagogische Familienhilfehilfe (SPFH, Einzelfallhilfe) wie auch aufsuchende Familienarbeit nach systemischen Ansätzen und Konzepten. Wir arbeiten in einem Triangel in enger Kooperation mit den zuständigen SozialarbeiterInnen als AuftraggeberInnen und den jeweiligen Familien/Kindern oder Jugendlichen.
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Was wir erreichen wollen…
Die Mobile Familienarbeit Burgenland begleitet, unterstützt und stärkt Kinder/Jugendliche und deren Eltern und Bezugspersonen in belastenden Lebenssituationen, um den Verbleib der Kinder/Jugendlichen bei Möglichkeit zu gewährleisten. Intensive Arbeit mit dem und im Herkunftssystem. Begrifflichkeiten: Arbeit mit sog. „unfreiwillig motivierten KlientInnen“ (vgl. Conen), „armen Familien“, Jugendamtsfamilien, Familien in Krisen, Randschichtfamilien, „Multiproblemfamilien“, „Families of the Slums“ (vgl. Minucchin),… Vielfalt der Krisen (Faktoren für Exklusion): Gewalt, Verwahrlosung, Grenzüberschreitungen (sexuelle Gewalt), Vernachlässigung, Paarproblematik, Rollenverschiebungen, Suchterkrankung, psychiatr. Diagnosen, Pubertätsproblematik (Schulverweigerung, Konflikte im Familiensystem,…), problematische Erziehungsstrategien („Einsperren“, überzogen unangemessene Regelwerke, Kindern sich selbst überlassen, Überforderung,…), Loyalitätskonflikte, Ablösungsproblematik, Patchworksituationen, Hygiene, finanz. Engpaß (Überschuldung, Arbeitslosigkeit,…)… Eine zentrale Aufgabe der Mobilen Familienarbeit in den einzelnen Arbeitsphasen ist, die Problemsicht der Jugendwohlfahrt für die betreffende Familie zu „übersetzen“ und die Problemeinschätzung der Familie ernst zu nehmen. Wir erarbeiten mit den begleiteten Familien ihre Fähigkeiten, Stärken, Kompetenzen und konstruktivere Problemlösungsstrategien. Die Jugendwohlfahrt setzt gegenüber der Familie entsprechende Vorgaben/Auflagen und gibt vor, was in einer Familie nicht passieren darf. Der Veränderungsdruck von Außen, sprich Jugendwohlfahrt, wird für die Begleitung in der Familie genutzt. Die Kontrolle bleibt bei der Jugendwohlfahrt und die Mobile Familienarbeit bietet die Hilfe an.
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...Fortsetzung Zentrale Ziele sind, die Sinnhaftigkeit von Symptomen bei Kindern und Jugendlichen aufgrund belastender Lebensbedingungen anzuerkennen und Veränderungsprozesse im Familiensystem zu initiieren. „Wir kennen die Absicht irgendeiner Handlung nicht a-priori, sondern wir sind auf die Erklärungen der KlientInnen angewiesen.“ Die Funktionsweise des Systems zu verstehen, unterschiedliche Sichtweisen herbeizuführen und die Eigenverantwortung der Veränderung bei der Familie zu belassen und zu stärken. Arbeit im Auftrag der Jugendwohlfahrt (oder gerichtlich angeordnet) kann gleichzeitig Kontrolle, „Unfreiwilligkeit“, Druck, „Zwang“ u./o. Auflage (als Zugangsmodell) heißen. Konzeptionelle Überlegungen: In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Arbeitsschwerpunkt auf der Förderung des einzelnen Kindes/Jugendlichen, währenddessen in der aufsuchenden Familienarbeit (vgl. M.L.Conen) auflagenbezogenen Kontrollkontext) die gesamte Familie in einen Veränderungsprozess im Sinne der Hilfe als Erziehung eingebunden wird. Die Mobile Familienarbeit entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Familie und Jugendwohlfahrt der Problemsituation angemessene und durchführbare individuelle Betreuungskonzepte (Vorgespräch, Erstgespräch, Orientierungsphase, Arbeitsphase(n)) und stellt in der Abschlussphase der Begleitung Überlegungen zur Sicherung des Erreichten an.
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Kontrollkontext entwickeln – Orientierungskompass
Kontrolle „Ich sehe das Kindeswohl gefährdet, es muss sich etwas ändern.“ „Für-Sorge“ 1. 2. Behörde Opfer der Probleme „Es gibt vieles, worunter wir leiden – wir können daran nichts ändern.“ Akteure der Lösung „Wir haben Probleme und wollen sie lösen.“ KlientIn 3. 4. Service „Ich sehe Probleme und will sie lösen helfen.“ „Vor-Sorge“ vgl. Mag. Susanne Glatzl-Pleesz & Mag. Meinrad Winge
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AuftraggeberIn (Kontrolle)
„Wie kann ich Ihnen helfen, uns und das JA wieder los zu werden“ (vgl. Conen) Trennung zw. Hilfe und Kontrolle (Trianglulierung-Detriangulierung) AuftraggeberIn (Kontrolle) KlientIn/ MOFA (Hilfe) Fam.
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Ausgangsituation: Fam. M. – Eine ganz gewöhnliche Familie
Bruder F., 19a Schwester I., 25a GMm, +2009 KM, 42a KV, 44a „Symptomträger“ H., 16,5a
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Transparenz und Selbstbestimmung (vgl. Aufsuchende Fam.Arbeit)
Auflage Zwang Hilfe „Harte Kern“ d. Probleme vgl. Mag. Susanne Glatzl-Pleesz & Mag. Meinrad Winge
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Abschlusssituation: Fam. M. – Eine ganz gewöhnliche Familie
GMm, +2009 KM, 43,5a KV, 45,5a Bruder F., 21a Schwester I., 26a „Symptomträger“ H., 18a
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Herausforderungen: „Fallen für Exklusion“
Fokus auf Kindeswohl Überweisungskontext: Hoffnungslosigkeit, Skepsis u. Resignation gg. Veränderungen von betreffenden Fam. Umgang mit fixen Ideen von Außen, was die Gründe dafür sind, dass sich Betreffenden so verhalten Arbeit im Triangel (unterschiedliche AuftraggeberInnen (Fam., Kostenträger, Arbeitgeber, andere HelferInnen,…), Freiwilligkeit, „Zwangskontext“, „Bewerbungsgespräch“, Eiertanz („es gibt da etwas, aber das kann ich nicht vor der Fam. sagen“), unerfüllbare Aufträge, „probieren´s halt einmal, aber ich glaube da geht eh nichts“, Instruktionsauftrag („sie müssen mit einem gelben Auto über die A1 nach Salzburg fahren“, Spionageauftrag („ein Auge auf die Fam. werfen“)…) „Viele Wege führen nach Rom“ Lineare Beschreibungen: Ursache-Wirkung-Zusammenhang Rückmeldung bei subjektiver Gefahreneinschätzung (Transparenz gg. Fam.) Verantwortung und soziale Kontrolle („wieviel übernehme ich davon, um nicht meine Neugier zu verlieren?“) „Zu viele Köche verderben den Brei“ (je schwieriger die Familie, desto mehr HelferInnen werden installiert) Instruktion: „ Wenn wir an instruktiven Interaktionen glauben, versuchen wir, Menschen dadurch zu verändern, indem wir sie lenken.“ (Zitat: G.Cecchin)
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…Herausforderungen: „Fallen für Exklusion“
Missverständnisse in der Arbeit mit system. Ansätzen (gem. Sprache entwickeln) Selbstverständlichkeit die leiblichen Eltern (Herkunftssystem) miteinzubinden und elternersetzende Tätigkeiten zu hinterfragen (Zutrauen in die Fähigkeiten der leibl. Eltern…) Gefahr in Aufsuchenden Tätigkeit, dass Fam. andere Lebenskonzepte aufgedrückt werden Defizitorientierung konstruktiv nutzen (hilfreich, um festzustellen, dass sich etwas zum Wohle d. Kindes ändern soll u. hinderlich, da es häufig den Blick auf Ressourcen versperrt) „Wir können nicht versprechen, dass es keine Probleme mehr gibt, sondern wir achten darauf, dass die Familien einen anderen Umgang damit bekommen.“ „Verführung der Weiterführung“ (Abschluss u. plötzlich zeigt Fam. Schwierigkeiten wie zu Beginn der Begleitung) Übertragungen von Fam.dynamiken im Helfersystem bedenken, Sog der Familie (EinzelberaterIn, Co-BeraterInnen) Unterschiedl. Verständnis von Hilfe (gem. Sprache entwickeln) Unterschiedl. Haltungen zw. Fremdunterbringung (elternersetzende Tätigkeit u. möglichst wenig Kontakt zu leiblichen Eltern, da diese eine Bedrohung f. die Ki./Jug. darstellen könnten) und aufsuchenden Tätigkeit (Eigenverantwortung stärken) Instruktion: „ Wenn wir an instruktiven Interaktionen glauben, versuchen wir, Menschen dadurch zu verändern, indem wir sie lenken.“ (Zitat: G.Cecchin)
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Ergebnisse: System. Haltungen entwickeln - Inklusion
HelferInnennetzwerk gewinnen Partizipation KlientInnen als ExpertInnen Individualität Selbstbestimmung Eigenverantwortlichkeit Verschiedenheit Vielfalt „Hilfe zur Selbsthilfe“ Systeme unter den Aspekten von sozialer Teilhabe (Inklusion und Exklusion) beobachten Einschließen möglichst aller Familienmitglieder in den Beratungskontext Lösungsorientierung Ressourcenorientierung Position des „Nicht-Wissens“ Wechselseitige Suche nach Verstehen und Erforschen des „Problems“ im Dialog Es gilt, nicht Ursachen zu finden, sondern Zusammenhänge zu erfinden und jedwedes Verhalten als Lösungsversuch anzuerkennen, auch wenn es noch so „verrückt“ erscheint. Wertschätzung, Respekt vs. Respektlosigkeit Veränderungsbereitschaft fördern Verstören des Systems Nachgehend Autonomieförderung Arbeit mit den Loyalitätsbindungen in der Herkunftsfamilie Zwangskontext nutzen Transparenz Neugierde im Verstehen fam.dynam. Prozesse Ad1) Die flexible Ortswahl (Hausbesuche, Beratungsgespräche an geeigneten Örtlichkeiten (Büro,…)) ermöglicht es, Familien, Beratungs- und Betreuungsangebote leichter bzw. überhaupt in Anspruch zu nehmen. Ad2) Es ist uns wichtig, unsere KlientInnen in ihrer Vielfältigkeit, Befindlichkeit und in ihrer Einzigartigkeit anzunehmen. Wir berücksichtigen die bisherigen Erfahrungen der Familien mit Helfersystemen, und haben Achtung gegenüber den Lebensumständen der Familien, die vor Ort sichtbar werden. (vgl. Conen) Ad3) Wir wollen die Familien in respektvoller Weise herausfordern, ihnen mit Ehrlichkeit und Offenheit gegenübertreten und bisherige Sichtweisen herausfordern. Ziel ist es in den zu begleitenden Familien zu allererst das Bedürfnis zur Veränderung zu wecken. Ad4) Bezeichnet eine Haltung der MOFA-MitarbeiterInnen, mit den Familien getroffene Vereinbarungen verbindlich einzufordern bzw. Verbindlichkeiten herzustellen. Ad5) Familien sind weitgehend autonome Systeme mit eigenen Gesetzen. Konkrete Veränderungsschritte können daher immer nur von den Familienmitgliedern selbst unternommen werden. MOFA arbeitet mit dem Ziel der Stärkung von Autonomie im Sinne einer gezielten Anregung der Selbstverantwortung. Ad6) Wir vertrauen auf die Fähigkeiten und Ressourcen der Familie anstehende Probleme konstruktiv bearbeiten zu können. Gerade in Krisensituationen scheinen derartige Potentiale nicht sichtbar zu sein. MOFA arbeitet daran, die vorhandenen Potentiale in Zusammenarbeit mit den Familienmitgliedern zu erschließen und zu aktivieren. Krisen werden als Entwicklungschancen und zum Finden angemessener Problemlösungen genutzt. Ad7) Wir nehmen Loyalitätsbindungen aus der Herkunftsfamilie ernst und arbeiten mit den daraus resultierenden Thematiken. Uns ist bewusst, dass Loyalitätsbindungen immer vor anderen Bindungen stehen. Die Mehrgenerationenperspektive unterstützt die Arbeit in der Herkunftsfamilie und bildet eine wesentliche Grundlage des Erziehungsverhaltens. Ad8) In der Arbeit im Zwangskontext bzw. mit KlientInnen, die unfreiwillig mit der MOFA arbeiten müssen, geht es darum die Zahl der Handlungsmöglichkeiten für die Betroffenen zu vergrößern. (v. Förster, 1985/ vgl. Conen) Es werden beide Sichtweisen, die des KlientIn und die des DSA als berechtigt in die Arbeit einbezogen. Die MOFA sieht sich hier als Unterstützer in der Kommunikation zwischen allen Beteiligten (Bsp.:„Wie kann ich ihnen helfen, mich wieder los zu werden.“ vgl. Conen) Ad9) Es ist unsere Aufgabe negative Einschätzungen und Prophezeiungen gegenüber der Herkunftsfamilie von Seiten anderer HelferInnen, HelferInnensystemen oder AuftraggeberInnen zu nutzen, vergangene Erfahrungen als Lösungsversuche zu verstehen und sie für eine hoffnungsvolle und konstruktive Zusammenarbeit zu gewinnen. Ad10) Die von uns betreuten Kinder, Jugendlichen und deren Bezugspersonen werden aktiv in den Veränderungsprozess (Zielfindung, Zielvereinbarungen, Umsetzung, Evaluation des Erreichten) eingebunden. Ad11) MOFA ist der Jugendwohlfahrt gegenüber grundsätzlich berichtspflichtig. Über diese Notwendigkeit hinaus hat die Familie das Recht auf den größtmöglichen Schutz der Privatsphäre. MOFA-MitarbeiterInnen sind verantwortlich für die Erstellung eines angemessenen Angebotes, für die entsprechende Methodenwahl, für die Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen Angebotes sowie für die verbindliche Arbeit an vereinbarten Arbeitsschwerpunkten und für die Beteiligten sinnvollen Zielen und die entsprechende Evaluierung.
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Zahlen, Fakten, Daten… Mit dem Angebot der Mobilen Familienarbeit erreichen wir derzeit im Burgenland über 80 Kinder und Jugendliche in gesamt rund 45 begleiteten Familien. In 33 Familien sind die MitarbeiterInnen in einem Co-BeraterInnen-System (2 Mofa-MitarbeiterInnen in einer Fam.) und in 12 Familien in der Einzelberatung/Einzelfallhilfe tätig sind. Durchschnittlich haben wir pro Jahr an die 30 Anfragen. Die durchschnittliche Beratungsdauer liegt bei 1 bis 1,5 Jahren. In 3 Fällen sind wir in der Einzelfallhilfe seit 3-6 Jahren tätig. Seit der Gründung der Mofa (02/2009) hat die Mofa über 120 Fam. abgeschlossen u. damit über 240 Ki. u. Jug. erreicht.
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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt: SOS-Kinderdorf Pinkafeld Mobile Familienarbeit Päd. Leitung: Mag. Thomas Kreiner Hermann-Gmeiner-Str. 6 7423 Pinkafeld Tel.: 03357/42452 Fax: 03357/ Mobil: 0676/
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