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Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln

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Präsentation zum Thema: "Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln"—  Präsentation transkript:

1 Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln
Ulrich Mehlem Uni Bielefeld SS 2007

2 Bitte um Mitarbeit Das Projekt: Atlas der Schriftsysteme sucht
Sprecher möglichst vieler verschiedener Sprachen, die bereit sind: - eine Fabel (der Nordwind und die Sonne) in ihre Sprache zu übersetzen (bzw. eine Übersetzung aus dem Internet zu beschaffen) - den mündlichen Text der Fabel im Tonstudio aufnehmen zu lassen Alle weiteren Informationen bei mir (Ulrich Mehlem) oder Rüdiger Weingarten!

3 Liste der bisher aufgenommenen Sprachen:
Arabisch Aserbaidschanisch Berberisch (Tashelhit, Tarifit) Bosnisch Bulgarisch Chinesisch (Mandarin) Deutsch (Neu, Frühneu, Mittel) Englisch Finnisch Griechisch (Neu) Georgisch Italienisch Japanisch Katalanisch Koreanisch Kurdisch (Kurmanci, Sorani) Latein Litauisch Madegassisch Niederländisch Persisch (Farsi) Polnisch Rumänisch Russisch Sinhala Thai Ukrainisch Vietnamesisch Wenn Sie - Muttersprachler/in einer anderen als der genannten Sprachen sind, - diese Sprache auch schreiben können, Melden Sie sich bitte!

4 Aus der 1. Sitzung: Beschreibungen des Bildes: - Schüler hat keinen Überblick über das Buch, in dem er liest, der Zeigestock muss ihn durch den Text führen - Es geht in dem Bild gar nicht um Sprache, sondern um Schrift als „tote“ Spra-che, ohne kommunikative Einbettung - Schüler und Lehrender kommunizieren gar nicht direkt; kein Blickkontakt - gedrückte / gebeugte Körperhaltung: Schüler scheint sich nicht wohl zu fühlen - Die Hand rechts im Bild hilft dem Schüler, indem sie das Buch hält.

5 Kritik des Lernens / sprachliches Lernen
Kritik des Lernens generell  Pädagogik Besondere Kritik sprachlichen Lernens: Widerspruch: Sprache als Gegenstand / Sprache als Medium. Um Sprache zu lehren, muss man schon Sprache benutzen.  Jeder Unterricht (Mathe, Sozialkunde…) braucht als Medium der Vermittlung Sprache – also ist jeder Fachunterricht auch Sprachunterricht?  Was leistet der Sprachunterricht über den Gebrauch von Sprache als Medium hinaus? (Schriftsprache / Reflexion über Sprache: „zweiter Spracherwerb“) – Wie schafft er seine Voraussetzungen (Sprache als Medium)?

6 Bedingungen sinnvollen Sprachunterrichts
Natürlicher Spracherwerb als Bezugspunkt: Sprache als lernbares System Verschiedene Arten sprachlichen Wissens Besonderheiten sprachlichen Lernens  Schaffung von Lernarrangements, in dem Lernen als selbst gesteuerter Prozess der Hypothesenbildung und –korrektur erfolgen kann /

7 Begriff der Sprache Maas 1976, S.9: „Was muss man jeweils unter Sprache verstehen, dass man diese Frage (KANN MAN SPRACHE LEHREN?) mit „ja“ oder „nein“ beantworten kann?“

8 2.1. Was ist eigentlich Sprache?
ein Mittel zur Kommunikation eine Menge von Symbolen, mit denen Sachverhalte bezeichnet werden eine Verbindung von Lauten, mit denen Gedanken ausgedrückt werden können ein System von Zeichen eine Möglichkeit, aktuell nicht Vorhandenes zu vergegenwärtigen

9 Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft
„Auf kognitiven Prozessen beruhendes, gesellschaftlich bedingtes, historischer Entwicklung unterworfenes Mittel zum Ausdruck bzw. Austausch von Gedanken, Vorstellungen, Erkenntnissen und Informationen sowie zur Fixierung und Tradierung von Erfahrung und Wissen.“ (S. 616)

10 Metzler Lexikon Sprache (Hg. Helmut Glück)
„Wichtigstes und artspezifisches Kommunikationsmittel der Menschen, das dem Austausch von Informationen dient sowie epistemische (die Organisation des Denkens betreffende), kognitive und affektive Funktionen erfüllt.“ S. 610

11 2.2. Wörter als Zeichen (Pinker S. 2)
Sprachliches Zeichen / Symbol: Realobjekt / „Referent“

12 „Die Beliebigkeit des Zeichens“ (Pinker S. 3)
Die Zuordnung von Klangfolge und Bedeu-tungsinhalt ist beliebig. (de Saussure) Platon: Dialog Kratylos (4. Jhdt. v. Chr.) „Kein Name eines Dinges gehört ihm von Natur (phýsei), sondern durch Anordnung und Gewohnheit (thései).“ (These des Hermogenes) zeigt sich in der unendlichen Vielfalt von Bezeichnungen für dasselbe Ding in den verschiedenen Sprachen der Welt. Lautsymbolik sind nur Randerscheinungen; auch Tierlaute klingen in den unterschiedlichen Sprachen verschieden: kireriki – cock-a-doodle-do - cocorico – ü-ürü-üüü

13 2.3. Das „mentale Lexikon“ (S.4)
Bestimmte sprachliche Ausdrücke werden in einem Bereich des Gehirns, dem mentalen Lexikon, fest gespeichert: Sie haben dort eine "feste Adresse". Mit dieser Adresse sind verschiedene Informationen über diesen Ausdruck verbunden. Hierzu gehören (u.a.): - die Lautfolge - die Bedeutung Welche Ausdrücke sind fertig im Lexikon gespeichert?

14 Im Lexikon stehen: alle Wörter, die keinen Formveränderungen (Flexion, Derivation, Komposition) unterliegen: nein, bis, vor… von irregulär gebildeten Wörtern müssen alle Formen gespeichert werden: bin, sind, war… alle Simplizia (einfache Wörter, Wurzeln / Stämme): Buch, groß, lauf(en)… komplexe Wörter, deren Bildungsprozess nicht mehr transparent ist: Donnerstag < Donars Tag; aber: Urlaubstag = Urlaub + s + Tag Morpheme für die Derivation und Flexion; -s (Genetiv, Fuge), -t (3.Pers.Sing) bestimmte Wortgruppen (s.u.)

15 Nicht wortförmige Einträge im Lexikon:
Wortgruppen, die häufig zusammen auftreten: Kollokationen: schallendes Gelächter, harmloses Vergnügen Phraseologismen: Die Sache hat Hand und Fuß. Redewendungen, Sprichwörter: Morgenstund hat Gold im Mund. Aller Anfang ist schwer.

16 2.4. Sprachliche Regeln Regeln bilden aus den Elementen des mentalen Lexikons neue komplexere Ausdrücke. Dieses System ist die (mentale) Grammatik einer Sprache: Jeder muttersprachliche Sprecher einer Sprache verfügt über sie, da er in seiner Sprache verständliche Äußerungen bzw. Sätze bilden kann. Durch Regeln gebildete Ausdrücke können sein: - Wörter (Flexion, Derivation, Komposition) - Phrasen (= Wortgruppen) - Sätze (Was noch?)

17 2.5. Generative Grammatik (S.5)
Kognitive Struktur, mit deren Hilfe aus der Kombination von Lexikoneinträgen sinnvolle Wörter und Sätze erzeugt (generiert) werden. Andere Arten von Grammatik: Deskriptive Grammatik: wissenschaftliche Beschreibung der Strukturen einer Sprache Normative Grammatik: Festlegung des korrekten, guten Sprachgebrauchs

18 2.6. Regeln der Syntax (S.6ff.)
greifen auf Wortartkategorien zurück (denen die Einzelworte im mentalen Lexikon zugeordnet werden) bilden aus einzelnen Wörtern zunächst Phrasen: Beispiel für eine Nominalphrase (NP) NP Det N eine Rose

19 „Phrasenstrukturregeln“
Regeln sind Zuordnungsvorschriften, die einem bestimmten Input einen Output zuweisen. Z.B. einer Phrasenkategorie (Input, links vom Pfeil) wird eine Abfolge von in ihr enthaltenen Phrasen- oder Wortartkategorien (Output, rechts vom Pfeil) zugeordnet: NP  Det, N In Worten: Eine Nominalphrase wird aus der Abfolge eines Determinierers und eines Nomens erzeugt. S  NP, VP In Worten: Ein Satz wird aus der Abfolge einer Nominalphrase und einer Verbalphrase erzeugt.

20 Weitere Phrasenstrukturregeln
Welche Regeln brauchen wir für die Analyse eines Satzes wie: 1. Die alternde Sopranistin krächzt. 2. Der Tenor und die alternde Sopranistin singen. Weitere Info zum Thema:

21 2.7. Rekursivität (S.11) Eine Regel ist rekursiv, wenn in ihrem Output ein Element erscheint, das bereits im Input enthalten war. Input: Elemente, z.B. a, b, c Zuordnungsvorschriften / Regeln: 1) a  ab 2) a  de 3) b  bc 4) c  fg Die Zuordnungsvorschrift weist einem bestimmten Input einen Output zu: a  ab . In Worten: Der Kategorie a (Input) wird die Abfolge der Elemente ab (Output) zugeordnet. In welchen der vier Fälle liegt Rekursivität vor?

22 Beispiel für mehrfach angewandte Regeln:
Wie kann der Ausdruck abbbb aus der Regel (1): a  ab abgeleitet werden? 1. Schritt: Regel (1) führt von a  ab 2. Schritt: Auf a in [ab] wird Regel (1) erneut angewandt: es ergibt sich: ab  abb 3. Schritt: auf [abb] wird Regel (1) erneut angewandt: es ergibt sich: abb  abbb 4. Schritt: auf [abbb] wird Regel (1) erneut angewandt: es ergibt sich: abbb  abbbb

23 Rekursivität in der Syntax (S. 11-12)
Eine VP (Verbalphrase) enthält selbst wieder einen Satz: „Ich behaupte, dass er lügt“: S NP VP N V S Konj NP VP N V Ich behaupte dass er lügt

24 Rekursivität von Regeln
[Stephen Brill hat erfahren, dass die Presse Erklärungen übernommen habe…] Ausgangspunkt der Analyse ist der Satz (S) S kann zunächst zerlegt werden in: S → NP (Stephen Brill) + VP (hat erfahren, dass die Presse Erklärungen übernommen habe) Die VP kann zerlegt werden in: VP → V (hat erfahren,) S (dass die Presse Erklärungen übernommen habe); es ergibt sich: S1 → NP + VP (V + S2) S erscheint also zweimal, im Input (links) und im Output (rechts). Die Regel kann also wiederholt angewandt werden: S2 → Konj (dass) + NP (die Presse) + VP (Erklärungen übernommen habe)

25 Produktivität der Regel
Eine Regel kann auf alle Lexikoneinträge angewendet werden, die die strukturellen Voraussetzungen erfüllen (z.B. der Wortartenkategorie) Die Produktivität einer Regel zeigt sich bei sogenannten Pseudoworttests (Tests mit Wörtern, die es nicht gibt, die aber typischen Wörtern der Sprache ähneln)

26 Die Pluralregel - Die Pluralform eines Nomens kann in das Nomen und ein Suffix zerlegt werden, das „Plural“ bedeutet: N PL N Suffix Mother -s

27 Produktivität der Pluralregel (Pseudoworttest) (s. 18f.)
Das ist ein Wug. Das ist ein Lund. Das ist eine Lase. Und dies sind zwei _____.

28 Regeln und Lexikon Durch Regeln erzeugte Formen stehen nicht im Lexikon. Vielmehr wird auf eine im Lexikon stehende Form einfach die Regel angewandt, um die Form zu erzeugen. Pseudoworttests beweisen, dass z.B. bei der Pluralbildung Regelanwendung und kein Rückgriff auf Lexikoneinträge vorliegt.

29 Zwei Mechanismen – einer zuviel? (S. 13, 17)
Lexikon ohne Regeln? (bekannte Gedanken = kurze Geräusche = Wörter; unbekannte Gedanken = lange Geräusche = Sätze) (S.17) Regeln ohne Lexikon? (völlig logisch konstruierte Sprache, „Abschaffung des Wortschatzes“ vgl. Wilkins) (S. 13) Irreguläre und reguläre Verben als Testfall (konstanter Input) für die Erforschung der jeweiligen Mechanismen!


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