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III. Themen der Sozialpsychologie Sozialer Einfluss

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Präsentation zum Thema: "III. Themen der Sozialpsychologie Sozialer Einfluss"—  Präsentation transkript:

1 III. Themen der Sozialpsychologie Sozialer Einfluss
1. Eingrenzung des Themas 2. Konformität / Mehrheitseinfluss Minderheitseinfluss Gruppenpolarisierung Gehorsam gegenüber Autoritäten 6. Bezug zu Grundprinzipien der SP © Gerd Bohner 2001

2 1. Eingrenzung des Themas
Sozialer Einfluss – sehr weiter Begriff Definition: Veränderung der Urteile, Meinungen, Einstellungen oder des Verhaltens einer Person durch Kontakt mit den Auffassungen einer oder mehrerer anderer Personen. Schließt im Prinzip die gesamte SP ein, mindestens aber die Themen Einstellungsänderung (vgl. 6. Sitzung) und die heute behandelten Punkte. Heutiger Schwerpunkt: Einflussprozesse in Gruppen Mehrheitseinfluss (Konformität) Minderheitseinfluss (Innovation) © Gerd Bohner 2001

3 2. Konformität / Mehrheitseinfluss
"Konformität" weitgehend synonym mit Mehrheitseinfluss; aber auch allgemeiner: Anpassung an die Position anderer Experimente zum "autokinetischen Effekt" (Sherif, 1935): Schätzung der scheinbaren Bewegung eines Lichtpunkts Bedingung 1, erst allein, dann in Gruppe: Verschiedene persönliche Normen konvergieren schnell auf gemeinsame Gruppennorm hin Bedingung 2, erst in Gruppe, dann allein: Früh herausgebildete Gruppennorm bleibt auch in den Einzelsitzungen erhalten Interpretation: Bei mehrdeutiger Reizsituation werden die Urteile der anderen als Bezugsrahmen verwendet. Ist sozialer Einfluss auch dann zu beobachten, wenn die Reizsituation eindeutig ist?  Experimente von Asch (z.B. 1956) © Gerd Bohner 2001

4 Versuchsaufbau bei Asch:
Angebliches Wahrnehmungsexperiment Aufgabe: Welche der drei Vergleichslinien (B1, B2 oder B3) hat dieselbe Länge wie die Referenzlinie A? A B Konformitätsbedingung: Mehrere Personen antworten nach-einander mündlich; nur eine echte Vp, alle anderen Vertraute des Vl, die in 12 (von 18) Durchgängen einmütig falsch antworten Kontrollbedingung: Vpn urteilen allein © Gerd Bohner 2001

5 Quelle: Smith & Mackie (2000)

6 Ergebnisse bei Asch (1956):
Fragestellungen in Folgestudien: normativer Einfluss (beruhend auf Wunsch nach Akzeptanz) oder informativer Einfluss (Glaube an Richtigkeit der Mehrheitsantworten; Deutsch & Gerard, 1955)? welche Rolle spielt die Größe der Gruppe? reduziert soziale Unterstützung die Konformität? © Gerd Bohner 2001

7 Ergebnisse im Überblick:
informativer Einfluss spielt eine Rolle: Effekt stärker, je mehr neutrale Durchgänge zuvor (DiVesta, 1959) aber normativer Einfluss ist bedeutsamer: Effekt stärker bei öffentlicher als bei privater Urteilsabgabe (Allen, 1965) Effekt stärker in kollektivistischen als in individualistischen Kulturen; in USA kleinere Effekte in jüngerer Zeit (Bond & Smith, 1996) Konformität wächst (in Grenzen) mit Größe der Mehrheit Asch (1951): gebremster Zuwachs, Max. ab etwa 3 Personen Unabhängigkeit der Urteile als separate Einflussgröße, z.B. 3 Zweiergruppen > 2 Dreiergruppen (Wilder, 1977) Soziale Unterstützung durch eine nichtkonforme Person kann Effekt drastisch reduzieren (Allen, 1975) © Gerd Bohner 2001

8 Einfluss sozialer Unterstützung
Fehlerrate sinkt auf 5.5% Auch wenn Konfident noch falschere Antworten gibt Auch wenn dessen Gerät ausfällt Auch wenn er sehbehindert ist Nicht wenn er zur Mehrheit überläuft © Gerd Bohner 2001

9 3. Minderheitseinfluss Ergebnisse zur sozialen Unterstützung zeigen, dass Widerstand gegen Mehrheitseinfluss möglich ist. Kann die Richtung des Einflusses auch umgekehrt werden? Historische Ereignisse sprechen dafür (z.B. Ökobewegung) Innovation sonst kaum möglich  Forschungsprogramm zum Minderheitseinfluss (Serge Moscovici) Grundthese: Da Minderheiten wenig Macht besitzen und kaum normativen Druck ausüben können, müssen sie die Mitglieder der Mehrheit zur inhaltlichen Auseinandersetzung anregen. Entscheidende Variable: Verhaltensstil synchrone Konsistenz (über Personen) diachrone Konsistenz (über die Zeit) © Gerd Bohner 2001

10 Schlüsseluntersuchung: "Umkehrung" des Asch-Paradigmas (Moscovici, Lage & Naffrechoux, 1969)
Cover Story: Studie zur "Farbwahrnehmung"; Beurteilung der Farbe und Helligkeit von 36 Dias; alle Dias sind blau Jeweils 4 echte Vpn und 2 Vertraute des Vl (die Minderheit); Kontrollbedingung ohne Einfluss Die Minderheit bezeichnet die Farbe der Dias als "grün" Variation im Verhaltensstil: konsistent: "Grün" bei allen 36 Dias (Exp. 1 und 2) inkonsistent: "Grün" bei 24 Dias, sonst "blau" (Exp. 3) 2 abhängige Variablen: öffentliche Urteile über die Farbe der Dias (Exp. 1 und 3) privater Test der Farbdiskrimination bei neuen Stimuli im Grenzbereich zwischen Grün und Blau (nur Exp. 2) © Gerd Bohner 2001

11 Ergebnisse von Moscovici, Lage & Naffrechoux (1969)
Indirektes Urteil: Verschiebung der Diskriminationsschwelle zugunsten "grün" ist signifikant Tendenziell ist der indirekte Effekt größer in den Gruppen, die keinen direkten Einfluss zeigen © Gerd Bohner 2001

12 Weitere Ergebnisse aus postexperimentellem Fragebogen
Kognitive Aktivität: Vpn versuchen aktiv, die Sichtweise der Minderheit zu übernehmen; Suche nach grünen Farbnuancen; kein bloßes Nachgeben auf der öffentlichen Urteilsebene Wahrnehmung der Mitglieder der Minderheit als weniger kompetent hinsichtlich Farbwahrnehmung ihrer Sache sicherer keine Unterschiede hinsichtlich Sympathie Moscovicis Interpretation Konsistenz als entscheidende Variable bestätigt Minderheitseinfluss nicht nur auf der öffentlichen Verhaltens-ebene, sondern private "Änderung der Norm" Reinterpretation von Befunden im Asch-Paradigma zur sozialen Unterstützung: auch dort scheint Konsistenz bedeutsamer als numerische Stärke © Gerd Bohner 2001

13 Folgestudien zum Verhaltensstil der Minderheit
Nemeth et al. (1974): Gezieltere Variation der Konsistenz Kontrollbedingung ohne Minderheit Minderheit sagt immer "grün" Minderheit sagt nach Zufall zu 50% "grün" / zu 50% "grün-blau" Minderheit sagt konsistent zu den 50% helleren Dias "grün" / zu den 50% dunkleren "grün-blau" Ergebnis: Signifikanter Einfluss nur bei der letzten Gruppe (vgl. Kelleys Attributionskriterium der Distinktheit) Mugny (1982): Studie zur Einstellungsänderung nach Minderheitseinfluss: Flexibilität vs. Rigidität im Argumentationsstil Ergebnis: Bei gleich hoher Konsistenz und identischen Positionen sind gemäßigt formulierte Minderheitsbotschaften wirksamer als kompromisslos formulierte. © Gerd Bohner 2001

14 Moscovicis Konversionstheorie (1980)
Grundannahme: Minderheiten und Mehrheiten erzeugen Konflikt auf verschiedenen Ebenen und lösen dadurch verschiedene Verarbeitungsprozesse aus. Einflussgruppe Mehrheit Minderheit Art des Konflikts sozial ("why do I not see or think like them?") inhaltlich ("how can they see what they see, think what they think?") Prozess sozialer Vergleich Validierung Ergebnis Anpassung ("compliance") Konversion ("conversion") Urteilsebene öffentlich, direkt privat, indirekt © Gerd Bohner 2001

15 Annahme analog zu Zweiprozesstheorien der Persuasion: Verarbeitung eher oberflächlich (bei Mehrheitseinfluss) oder eher aufwändig und detailliert (bei Minderheitseinfluss) Überprüfung erfordert Erfassung von Effekten auf verschiedenen Ebenen, z.B. öffentlich – privat (vgl. Moscovici, Lage & Naffrechoux, 1969) direkt – indirekt (z.B. Einstellung zum Zielthema "Schwule im Militärdienst" und ideologisch verwandtem Thema "Waffen-kontrolle" bei Alvaro & Crano, 1997) sofort – zeitversetzt in Anwesenheit – in Abwesenheit der Einflussquelle verbales Urteil – "Wahrnehmung" (?) © Gerd Bohner 2001

16 Zum letzten Punkt eine Studie von Moscovici & Personnaz (1980)
"Farbwahrnehmung" (wieder blaue Dias); Information, dass 82% (Mehrheit) oder 18% (Minderheit) die Dias als "grün" sähen; Vertraute des Vl antwortet konsistent "grün" Zwei abhängige Variablen: Urteil über die Farbe der Dias (direkt) Urteil über die Farbe des Nachbildes (indirekt) 4 Phasen: 1. Urteile (Dias und Nachbild) privat, vor Einfluss 2. Urteile (nur Dias) öffentlich, nach Einfluss durch die Vertraute 3. Urteile (Dias und Nachbild) privat, Vertraute anwesend 4. Urteile privat, Vp allein © Gerd Bohner 2001

17 Hypothese: Konversion zeigt sich in "veränderter Wahrnehmung", d. h
Hypothese: Konversion zeigt sich in "veränderter Wahrnehmung", d.h. Minderheit hat stärkeren Einfluss als Mehrheit auf Nachbildurteile in den Phasen 3 und 4 Zur Methode: Nachbild von blau ist gelb-orange, Nachbild von grün ist rot-violett; Vpn beurteilen Nachbild auf einer Skala von 1 = gelb bis 9 = violett © Gerd Bohner 2001

18 Ergebnisse von Moscovici & Personnaz (1980)
Quelle: Stroebe et al. (2002)

19 Interpretation und Kritik zu Moscovici & Personnaz (1980)
Studie hat heftige Diskussionen ausgelöst und zu mehr Forschung über Ebenen des Einflusses angeregt Trotz hypothesenkonformer Ergebnisse und konzeptueller Replikationen durch Personnaz mehrere Probleme, u.a. Unterschiede in Phase 1 – Randomisierungsproblem Alle unabhängigen Replikationsversuche durch andere Forschungsteams sind gescheitert In Replikationen ist der Effekt oft auch bei Mehrheitseinfluss zu beobachten – evtl. Folge von intensiverer Betrachtung der Dias (z. Überblick s. Martin, 1998) Fazit: "Nachbildeffekt" wahrscheinlich ein Artefakt! © Gerd Bohner 2001

20 Fazit zur Konversionstheorie: Ergebnisse einer Meta-Analyse (Wood et al., 1994)
Bestätigt Annahmen zu den relativen Effekten von Minderheiten im Vergleich zu Kontrollbedingungen: öffentlich: d = –.24a (N = 36) privat, direkt: d = –.34a (N = 63) privat, indirekt: d = –.58b (N = 23) Aber: Beim direkten Vergleich zwischen Minderheits- und Mehrheitsbedingungen ist der Mehrheitseinfluss größer: öffentlich: d = +.24a (N = 8) privat, direkt: d = +.28a (N = 18) privat, indirekt: d = –.05b (N = 12) © Gerd Bohner 2001

21 Andere Ansätze zum Minderheits- und Mehrheitseinfluss
Mathematische Modelle, die Ausmaß des Einflusses aus wenigen Parametern vorhersagen. Z.B. Latané & Wolf (1981): Einfluss als Funktion der Parameter Kraft (z. B. Status, Macht), Nähe (räumlich und zeitlich) und Anzahl der Gruppenmitglieder Kritik: sparsam, keine qualitative Differenzierung zwischen Mehrheit und Minderheit; aber keine Aussagen über psychologische Prozesse (wie z.B. versch. Einflussebenen) Theorie der sozialen Kategorisierung (Turner, 1981): Streben nach Konsens mit der Mehrheit einer Eigengruppe; die Gruppe vermittelt sozial geteilte Realität. Auch Minderheiten innerhalb der Eigengruppe können Einfluss ausüben, sofern sie prinzipiell die Normen der Gruppe nicht in Frage stellen Kritik: Empirische Belege, dass Ebene der Selbstkategorisierung eine Rolle spielt. Im Gegensatz zu Moscovici, da zu starker Konflikt zur Abwertung der Einflussgruppe führt und Einfluss reduziert. © Gerd Bohner 2001

22 Literatur zur Vertiefung des Themas:
Persuasionstheorien, z.B. HSM (Bohner, Moskowitz & Chaiken, 1995; De Vries et al., 1996): Minderheits- oder Mehrheitsstatus kann als Heuristik genutzt werden ("Konsens bedeutet Korrektheit") und ähnliche Effekte bewirken wie andere Heuristiken. Kritik: Im Einklang mit der generellen Überlegenheit von Mehrheiten in Meta-Analyse. Integrative Betrachtung: Konsens nur eine Heuristik unter anderen, keine speziellen Prozessannahmen für Minderheiten und Mehrheiten. Aber: Differenzierung zwischen Einflussebenen nicht ableitbar. Literatur zur Vertiefung des Themas: Erb, H.-P. & Bohner, G. (in Druck). Theorien zum sozialen Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten. In D. Frey & M. Irle (Hrsg.), Theorien der Sozialpsychologie (Band II, 2. Auflage). Bern: Huber. Link zum Manuskript auf der Website der AE Sozialpsychologie! © Gerd Bohner 2001

23 4. Gruppenpolarisierung
Moscovici et al., 1969 Urteile privat – in Gruppe – wieder privat: letztes Urteil extremer als erstes Erklärung 1: normativer Einfluss nach Festingers Theorie des sozialen Vergleichs (1954): Bedürfnis, Meinungen zu bewerten, positives Selbstbild dadurch, dass man sich von anderen abgrenzt – extremeres Urteil Experiment: bloße Kenntnis der Position anderer ohne Anhörung von anderen reicht aus, Gruppenpolarisierung hervorzurufen © Gerd Bohner 2001

24 Kennenlernen neuer Argumente stützt eigene Position
Erklärung 2: informativer Einfluss (stärker als normativer Einfluss, v.a. bei Sachfragen) Kennenlernen neuer Argumente stützt eigene Position Auch das mehrmalige Aussprechen einer Meinung erhöht Polarisierung (Verstärkung durch andere, Meinung mit der Zeit weniger elaboriert und weniger an Bedingungen geknüpft) © Gerd Bohner 2001

25 Gruppendenken In kohäsiven Gruppen dominiert Streben nach Konsistenz so, dass Realitätswahrnehmung eingeschränkt ist Gruppe ist von alternativen Informationsquellen isoliert Anführer favorisiert klar eine Position Inkonsistente Information wird ignoriert oder abgewertet Vorbehalte werden nicht geäußert Empirie: Effekte der Kohäsion nicht nachgewiesen © Gerd Bohner 2001

26 5. Gehorsam gegenüber Autoritäten
Einflussquelle hat höheren Status expliziter Druck wird ausgeübt Milgram, 1974: Lehrerrolle „zugelost“ – bei Fehlern des „Schülers“ waren Stromstöße zwischen 15 und 450 Volt zu erteilen, 62% gehorsam bis zum Schluss trotz Appellen des Schülers Situative Determinanten: Entfernung zum Opfer (30%) – Befehl per Telefon (21%) – Autorität auf Person mit gleichem Status übertragen (20%) – ungehorsame andere Teilnehmer anwesend (10%) © Gerd Bohner 2001

27 Ursachen Gehorsam wird verstärkt
Man erwartet, dass Autoritätspersonen vertrauenswürdig sind Menschen gleiten erst nach und nach in schlimmere Verhaltensweisen ab Abschieben von Verantwortung © Gerd Bohner 2001

28 6. Bezug zu Grundprinzipien der SP
Soziale Konstruktion der Realität: Gruppen konstruieren sozialen Konsens darüber, was als wahr und gut gilt. Universalität sozialer Einflüsse: Konformität selbst bei scheinbar eindeutigen "physikalischen Urteilen. Motive: Streben nach Kontrolle durch soziale Validierung am Konsens (informativer Einfluss); Verbindung mit anderen durch Konformität und Beachtung von Gruppennormen; Selbstwert wird durch Übereinstimmung mit der Eigengruppe (und Abgrenzung zu Fremdgruppen) geschützt. [Zum letzten Punkt mehr in der Sitzung über Intergruppenbeziehungen] © Gerd Bohner 2001

29 Verarbeitungsprinzipien:
Unterschiede in der Verarbeitungstiefe bei Moscovici als Folge des Konflikts mit Minderheiten bzw. Mehrheiten; in Persuasionstheorien prinzipiell anwendbar auf beide Arten von Einfluss. © Gerd Bohner 2001


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